Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
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Aktionistisch: Frauen<br />
in der Neonaziszene<br />
Ring Nationaler Frauen<br />
Mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Ring Nationaler Frauen<br />
– Frauen in der NPD“ <strong>auf</strong> Bundesebene am 16. September 2006 versuchten<br />
Frauen aus der NPD, Frauenthemen strukturell zu besetzen und<br />
NPD-nahe Organisationen wie <strong>die</strong> Gemeinschaft Deutscher Frauen (GDF)<br />
zu binden. An dem Gründungstreffen des RNF in Sachsen-Anhalt nahm<br />
aus dem Berlin-Brandenburger Raum Stella Hähnel (geb. Palau) teil. Sie<br />
steht als damaliges Vorstandsmitglied der Bundes-NPD ebenso wie <strong>die</strong><br />
gesamte Führungsriege des RNF für <strong>die</strong> enge Anbindung des RNF an <strong>die</strong><br />
NPD, auch wenn sich der Ring offiziellen Verlautbarungen nach stets offen<br />
hält in Richtung der parteiungebundenen „Freien Kräfte“. Frauen und<br />
Mädchen sollen sanft an <strong>die</strong> männlich dominierte Neonaziszene heran<br />
geführt werden – <strong>die</strong> Partei soll sie dabei nicht verschrecken. Während<br />
der RNF offen in Richtung der Freien Kräfte wirbt, bleibt <strong>die</strong> Übernahme<br />
von Ämtern an eine Mitgliedschaft in der NPD gebunden.<br />
Mit Beschluss vom Bundesparteitag am 24. <strong>Mai</strong> 2008 ist der RNF fortan<br />
offizielle Unterorganisation der NPD und der Bundesvorsitzenden des RNF<br />
– seit der Gründung Gitta Schüssler (MdL Sachsen) – steht damit ein<br />
regulärer Sitz im derzeit wieder rein männlich besetzten NPD-Bundesvorstand<br />
zu.<br />
Bereits im Oktober 2006 soll sich <strong>die</strong> Berliner RNF Regionalgruppe<br />
gegründet haben. Für <strong>die</strong> Mitgliederwerbung zeichnete sich fortan Ruth<br />
Boose (NPD KV-1 Spandau) verantwortlich, welche sich wie ihre Berliner<br />
RNF Kollegin Stella Hähnel (geboren Palau und danach zeitweise Stella<br />
Schweigert) auch <strong>auf</strong> Bundesebene für den RNF engagiert. Die Regionalgruppe<br />
Berlin hielt sich mit Aktivitäten zurück, lediglich von Zeit zu Zeit<br />
veröffentlichten NPDlerinnen wie Manuela Tönhardt (Fraktionsvorsitzende<br />
der NPD in der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg) oder Stella<br />
Hähnel kurze Pressemeldungen im Namen des RNF Berlin. Dies änderte<br />
sich mit dem Hinzustoßen von Gesine Hennrich im Sommer 2008. Die<br />
zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes 4<br />
(Marzahn-Hellersdorf) begann <strong>die</strong> verschlafenen Strukturen des RNF Berlin<br />
zu beleben. Zwei weitere Regionalgruppen wurden ausgerufen. Neben<br />
ihr als Leiterin der Regionalgruppe 2 trat Hildegard Sippel als Leiterin<br />
der Regionalgruppe 3 <strong>auf</strong>. Verstärkt durch neue Mitglieder trat der RNF<br />
erstmals aktiv in der Berliner Öffentlichkeit <strong>auf</strong> und organisierte neben<br />
Infotischen auch in Reinickendorf und Lichterfelde Säuberungsaktionen<br />
in Berliner Parks und <strong>auf</strong> Spielplätzen. Beteiligt an den Aktionen des RNF<br />
ist immer wieder derselbe kleine Kreis von Frauen um Gesine Hennrich,<br />
so zum Beispiel Frau Berger aus Marzahn-Hellersdorf sowie Janina R.<br />
und Diana H.. Letztere beteiligten sich auch an Demonstrationen der NPD<br />
– wie zum Beispiel am 23. August 2008, wo <strong>die</strong> jungen Frauen des RNF<br />
<strong>die</strong> erste Reihe bildeten und sich gemeinsam mit dem Bundesparteivorsitzenden<br />
Udo Voigt ablichten ließen.<br />
Nachdem sich Aktivistinnen der Regionalgruppen 2 und 3 bereits mit<br />
einem Redebeitrag an einer RednerInnenveranstaltung der NPD am 19.<br />
Juli 2008 in Lankwitz beteiligt hatten, lud der RNF Berlin am 6. September<br />
2008 erstmals zu einer eigenen Saalveranstaltung in <strong>die</strong> Volkshochschule<br />
Berlin-Neukölln. Dort sprach Stella Hähnel zum Thema „Frauen in<br />
der nationalen Politik“ – eingeleitet wurde <strong>die</strong> Veranstaltung von ihrem<br />
Mann, dem Berliner NPD-Landesvorsitzenden Jörg Hähnel. Die Veranstaltung<br />
fand jedoch wenig Anklang bei Berlins rechten Frauen: Unter den 21<br />
BesucherInnen befanden sich gerade mal vier Frauen.<br />
Einen ähnlichen Beschluss wie <strong>die</strong> Bundes-NPD tätigte auch der Landesverband<br />
der NPD <strong>auf</strong> seinem am 7. Juni 2008 in der eigenen Bundesgeschäftsstelle<br />
veranstalteten Landesparteitag: Fortan solle <strong>die</strong> Vorsitzende<br />
des RNF Berlin auch <strong>auf</strong> einen regulären Sitz im Landesvorstand zählen<br />
18 F r a u e n<br />
GDF beim Heldengedenken am Volkstrauertag <strong>auf</strong><br />
dem Garnisionsfriedhof Columbiadamm<br />
fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />
können. Somit sitzt wie im Bundesvorstand auch in Berlin eine zweite<br />
Frau im Vorstand, neben Michaela Zanker als Beisitzerin. In Kraft treten<br />
konnte <strong>die</strong>ser Beschluss erst mit der Gründung eines Berliner Landesverbands<br />
des RNF am 19. September 2008. Dort wurde erwartungsgemäß<br />
Gesine Hennrich zur Landesvorsitzenden des RNF Berlin gewählt. Dass<br />
Hennrich <strong>die</strong>ses Amt nicht lange ausführen konnte, lag an Umstrukturierungsprozessen<br />
innerhalb des Bundes-RNF: Mit dem Beschluss der NPD,<br />
den RNF fortan als Unterorganisation zu akzeptieren, gab es <strong>die</strong> Pflicht<br />
einer jeden, sich als ordentliches Mitglied zu verpflichten. Dem, so <strong>die</strong><br />
RNF-Pressesprecherin Stella Hähnel, sei Hennrich im Nachgang der Bundesversammlung<br />
des RNF am 27. September in der Berliner Bundesgeschäftsstelle<br />
nicht nachgekommen und sei somit von sämtlichen Ämtern<br />
entbunden worden.<br />
Der RNF Berlin hatte also eine aktive Hochphase im Verl<strong>auf</strong> des Sommers<br />
2008 – <strong>die</strong>se war allerdings stark an <strong>die</strong> Person Gesine Hennrich<br />
gebunden und ist mit deren Austritt aus RNF und NPD zu Ende gegangen.<br />
Hennrich hingegen kündigte bereits eine Konkurrenz zum RNF in Berlin<br />
an und veröffentlichte <strong>auf</strong> der Seite des ihr wohlgesonnenen NPD-Kreisverbandes<br />
3 eine Mitteilung im Namen der Nationalen Aktiven Frauen<br />
Berlins (jetzt „Ex-K3“).<br />
Gemeinschaft Deutscher Frauen<br />
Die Gemeinschaft Deutscher Frauen (GDF) – eng verwoben mit der im<br />
Frühjahr <strong>2009</strong> verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) – zählt<br />
in Berlin-Brandenburg als <strong>die</strong> mitgliederstärkste und aktivste Regionalgruppe.<br />
In der Region hat sie nach eigenen Angaben ca 120 Mitglieder.<br />
Ähnlich wie <strong>die</strong> HDJ handelt es sich bei der GDF um eine selbsternannte<br />
Elite, lange Aufnahmeprozeduren von mehr als zwölf Monaten belegen<br />
<strong>die</strong>s. Die GDF hält sich bedeckt, Veranstaltungen <strong>die</strong>nen nicht der Selbstdarstellung<br />
nach außen, sondern dem Einschwören der Gemeinschaft der<br />
Frauen <strong>auf</strong> sich selbst. Selbst zu einer Faschingsfeier mit Kostümzwang<br />
in dem Hotel Arminiushalle (Berlin-Moabit) wurden im Februar 2007<br />
lediglich „vertrauenswürdige“ Kameraden eingeladen. Nur so ist es zu<br />
erklären, dass sie im Zuge des HDJ-Verbots nicht in den Fokus der Ermittlungen<br />
gerückt sind. Die personellen Überschneidungen sind hingegen<br />
nicht zu verkennen: Führende GDF-Aktivistinnen übernahmen leitende<br />
Aufgaben in der HDJ und bei deren Lagern.<br />
Aber auch <strong>die</strong> personellen Überschneidungen zur NPD sind nicht zu<br />
übersehen: Mit Stella Hähnel und Michaela Zanker haben zwei führende<br />
NPD-Frauen <strong>die</strong> GDF mit <strong>auf</strong>gebaut. Gegründet im Jahr 2000, gilt sie als