Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
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Peter Schmidt vom<br />
„Neuschwabenland“<br />
Reichsregierung von Wolfgang Ebel (der-reichskanzler.de) sitzen bzw.<br />
saßen beide in Berlin (Steglitz und Zehlendorf). Berliner Reichsbürger und<br />
deren Mitstreiter <strong>die</strong> immer wieder durch Volksverhetzung u.ä. <strong>auf</strong>fallen<br />
(hier aber keine weitere Erwähnung finden) sind zum Beispiel Andreas<br />
Kischka, Wolfgang Hackert, Dirk Reinicke, Iwan (Wanja) Götz, Karl-Heinz<br />
Panteleit und Klaus Krusche.<br />
Kommissarische Reichsregierungen<br />
Die Ur-Kommissarische Reichsregierung (KRR) mit Sitz im gutbürgerlichen<br />
Zehlendorf wurde bekannt durch Haftbefehle (inklusive Todesstrafe),<br />
welche sie großzügig und ungefragt verschickte. Neben ihrem<br />
Chef Wolfgang Gerhard Günter Ebel, traten Marina Werner, Ingrid<br />
Hedwig Anna Schlotterbeck, Rolf Schlotterbeck, Stefan Brand, Klaus<br />
Weichhaus, Christian Samter, Uwe Bradler, Frank Uwe Kaleta, Prof. Dr<br />
Wolfgang Herbert Schmidt, Gela Johanna Ingeborg Becker, Reinhold<br />
Hubert Rautz, Wolfgang Martin, Ulrich Schneider und Heiko Fischer für<br />
<strong>die</strong>ses Grüppchen <strong>auf</strong>, das nach taz-Informationen mehr als 100 Männer<br />
und Frauen um sich geschart haben soll. Über Gründe für den Zul<strong>auf</strong><br />
lässt sich spekulieren. Als beispielsweise ein Bürger aus Sophienhof<br />
in Nordthüringen für einen geplanten Umbau seines Bungalows keine<br />
Baugenehmigung bekam, wandte er sich an <strong>die</strong> „Reichsregierung“, <strong>die</strong><br />
ihm <strong>die</strong> Bescheinigung ausstellte. Als der Vizechef des zuständigen Bauordnungsamtes<br />
den Umbau stoppen wollte, erhielt er einen Haftbefehl<br />
des „Deutschen Reiches“. Fälle wie <strong>die</strong>se finden sich immer wieder, das<br />
reicht von nicht akzeptierten Strafzetteln, über eine erteilte Grabungsgenehmigung<br />
für <strong>die</strong> Suche nach dem Bernsteinzimmer und dem „Reichspostschatz“,<br />
bis zu ungewollten Zwangsversteigerungen. Wegen des<br />
Bungalowumbaus in Thüringen durchsuchte <strong>die</strong> Berliner Polizei auch mal<br />
erfolglos <strong>die</strong> Wohnung von Ebel wegen der Straftat des „Siegelbruches“.<br />
Ermittlungen wegen Amtsanmaßung und Titelmissbrauch blieben stets<br />
ohne Konsequenzen. Mittlerweile gibt es zig weitere sich gegenseitig in<br />
Frage stellende Reichsregierungen in der ganzen Republik. Nachdem<br />
Ebel von anderen Reichsbürgern „ausgeschaltet“ wurde, befindet sich<br />
eine „Provisorische Amtssitzaußenstelle“ seiner Berliner Reichsregierung<br />
im brandenburgischen Bronkow.<br />
Reichsbürger Union<br />
Edelwald Gerfried Runhardt Sander ist Sprecher der Berliner Reichsbürger-Union.<br />
Weitaus spannender als <strong>die</strong> Arbeit <strong>die</strong>ser Union ist hier der<br />
<strong>Back</strong>ground von Sander. Seit 1967 arbeitet er in Berlin als selbständiger<br />
Rechtsanwalt. Zwischen 1976 und 2005 war er auch als Notar tätig. Er<br />
vertrat zahlreiche Neonazis wie Rudolf Kendzia, Frank Schwerdt oder<br />
Richard Miosga, sowie deren jeweilige Organisationen, war Gründungsmitglied<br />
und juristischer Vertreter des Hoffmann von Fallersleben-Bildungswerkes<br />
e.V., betrieb <strong>die</strong> Eintragung der Nationalen e.V. in das<br />
Vereinsregister und vertrat deren Angelegenheiten. Er half den neonazistischen<br />
Vortrag-Buch-Reise (VBR-Verlags GmbH für politische Bildung<br />
e.V.) zu gründen, in dem das Neonaziheft Berlin-Brandenburger Zeitung<br />
erschien.<br />
Seine Funktionen im Prüfungsausschuss für Bürovorsteher der Anwaltskammer<br />
Berlin und als Vorstandsmitglied des Referendarverbandes Berlin<br />
nutzte er, um angehende Juristen politisch zu beeinflussen. Beispielsweise<br />
war der Rechtsanwalt Carsten Pagel, der Anfang der 90er Jahre<br />
Berliner Fraktionsvorsitzender der Republikaner (REP) war, während <strong>die</strong>-<br />
14 N e o n a z i s t i s c h e P a r a l l e l w e l t e n<br />
fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />
Gerd Walther (NPD und „Reichsbürger“) „Reichskanzler“ Wolfgang Ebel Iwan Götz (u.a. „Volks-Bundesrath“) Eckart Pohl („Runder Tisch Berlin“)<br />
ser Zeit als Assessor in Sanders Kanzlei beschäftigt. Sander selbst war im<br />
Landesschiedsgericht der Berliner REPs. Als <strong>auf</strong> Initiative Rudolf Kendzias<br />
im Jahre 1991 der Landesvorstand der Berliner REPs zurücktrat, folgte<br />
ihm Sander nicht, sondern blieb weiter als Landesschiedsgerichtsvorsitzender<br />
bei den REPs. Auch der Bundesführer der Wiking-Jugend Wolfram<br />
Nahrath wurde als Assessor von Sander ausgebildet. Nachdem Sanders<br />
Sohn Ansgar Notar geworden war, stellte Runhardt seine Tätigkeit ein.<br />
Seine Anwaltskanzlei betreibt heute sein Sozius Matthias Lies, doch Runhardt<br />
Sander ist dort weiterhin tätig und unterstützt etwa <strong>die</strong> revanchistische<br />
Preußische Treuhand.<br />
Raues Klima im Reich<br />
In Berlin wird <strong>die</strong> KRR-Landschaft langsam dünner. Die zunächst euphorischen<br />
MitstreiterInnen zahlen oft bitteres juristisches Lehrgeld für ihren<br />
Unfug oder werden von an deren Mitgliedern finanziell ausgenommen<br />
- der mangelnde Zusammenhalt wird hier häufig und gerne beklagt. Wer<br />
was <strong>auf</strong> sich hält im Reichsbürger-Gewerbe, hat es zudem nicht leicht;<br />
schnell wird man hier als Jude, Spitzel und Verräter enttarnt. Dr. Stoll<br />
(NSL) werfen andere Verschwörungstheoretiker vor, zu DDR-Zeiten SED-<br />
Kreisvorsitzender Berlin-Marzahn/Nord und nach der Wende Mitglied<br />
der Deutsche Volksunion (DVU) gewesen zu sein. Der Berliner Klaus<br />
Weichhaus gilt mittlerweile als Jude und Verräter, da er sich nach Namibia<br />
abgesetzt hat. Weichhaus wiederum hatte zuvor seine Mitstreiter als<br />
angebliche VS-Agenten enttarnt. Im Dezember 2006 war er in seinem<br />
Büro von Kastius und dem mittlerweile verstorbenen Reichsbürger<br />
Bernhard Heldt „überfallen“ und abgesetzt worden. Kastius selbst wurde<br />
zum Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Nationalversammlung<br />
(Sitz in Remscheid) in Berlin Schönberg. Sein grotesker Vorwurf:<br />
Weichhaus habe als „Jude“ <strong>die</strong> Nationalversammlung mit Ableger in<br />
Berlin dazu missbraucht, Holocaustleugnung zu begehen. Mit seinem<br />
Rechtsanwalt Schäffner, der illegal an der Büroadresse einen Büroraum<br />
betrieben hätte, wäre er ohne Erlaubnis ins Büro der Nationalversammlung<br />
eingezogen. Auch Heldt wurde kurz nach seinem Tod im Juni 2007<br />
von seinen alten Wegbegleitern öffentlich als Jude, Verräter und Kleinkrimineller<br />
enttarnt. Er habe <strong>die</strong> Reichsbürger Norbert Steinbach und<br />
Kögel angezeigt und fälschlicher Weise behauptet, er sei der Gründer<br />
der Nationalversammlung und somit berechtigt, eine neue Verfassung<br />
auszurufen. Im März 2008 flog (nach Kastius‘ Angaben) der „Reichskanzler“<br />
Ebel aus dem Reichsregierungsanwesen in Berlin Zehlendorf.<br />
Er habe bei Reichsbürgern Gelder abgezockt und dabei mit Weichhaus<br />
- sein Reichspropagandaminister – unter einer Decke gesteckt. Er wurde<br />
„von der deutschen Nationalversammlung entfernt“. Sein Fehler: „Hat er<br />
doch tatsächlich gedacht, sich den größten Feind des deutschen Volkes,<br />
den USA, als Verbündeten auszusuchen“. Viele Reichsdeutsche betreuen<br />
esoterische, gesundheitliche oder subpolitische Nebenprojekte. Der im<br />
November 2008 ausgewanderte „Reichsdeutsche“ Weichhaus betreut<br />
aus Namibia u.a. das Internetprojekt <strong>die</strong>-ganzheitlichen.de der Berliner<br />
Tierärztin Dr. Barbara Kahler. Thomas Patzlaff beschäftigt sich ebenfalls<br />
mit „ganzheitlichen Themen“ (www.tun-ist-der-weg-zum-erfolg.de), und<br />
Peter Schmidt bekämpft mit anderen <strong>die</strong> „AIDS-Lüge“ u.a. im Offenen<br />
Kanal Berlin (OKB).<br />
Lexikon: www.krr-faq.net und eso-watch.com