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Januar - März 2011 - Kulturwerk Schlesien

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NEUES AUS DEM OBERSCHLESISCHEN LANDESMUSEUM<br />

Erich Elsner: Ich lächle, leuchte, wandere ...<br />

Zu Ehren des 100. Geburtstages von Erich Elsner präsentiert das Oberschlesische Landesmuseum vom 27. Februar<br />

bis 17. April <strong>2011</strong> eine Sonderausstellung zum Leben und Werk des lange Zeit in Ratingen tätigen Künstlers.<br />

Erich Elsner wurde am 16. <strong>März</strong> 1911 im oberschlesischen<br />

Grunau, Kr. Neisse, geboren und lebte von 1958<br />

bis zu seinem Tod 1985 in Ratingen. Dazwischen liegen<br />

viele Stationen in seinem Leben und künstlerischen Wirken.<br />

Elsner zeichnete schon als Kind gern und viel. Nach<br />

der praktischen Tischlerlehre in Neisse erhielt er seine<br />

weitere Ausbildung von 1927 bis 1932 bei den bekannten<br />

Bildhauern Cirillo Dell'Antonio und Walter Volland an der<br />

Warmbrunner Holzschnitzschule im Riesengebirge. Dies<br />

war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Bildhauerei.<br />

Anschließend arbeitete er freischaffend in Neisse und<br />

wurde nach einem kurzen Studienaufenthalt in Paris<br />

1937/38 als Student an der Hochschule für Bildende Künste<br />

in Berlin aufgenommen. Dort studierte er bei Professor<br />

Paul Wynand, einem Rodin-Schüler, plastisches Arbeiten.<br />

Professor Wilhelm Tank unterrichtete ihn in Zeichnen<br />

und Anatomie. Weitere künstlerische Vorbilder waren die<br />

Bildhauer Georg Kolbe, Fritz Klimsch und Ernst Barlach.<br />

Im <strong>März</strong> 1946 kehrte Elsner aus der Kriegsgefangenschaft<br />

zurück und ließ sich in Windischeschenbach/Oberpfalz<br />

nieder. Ab 1948 war er wieder als freischaffender<br />

Bildhauer tätig. Neben verschiedenen plastischen Arbeiten<br />

entstanden in dieser Zeit viele Zeichnungen und Aquarelle.<br />

Außerdem befaßte Elsner sich intensiv mit Porträtstudien.<br />

Restaurierungsarbeiten in den Kirchen der Umgebung<br />

führten zu größeren Aufträgen, u. a. in Kirchen, an Schulen<br />

und öffentlichen Gebäuden. Den Anschluß an die internationalen<br />

Entwicklungen der Bildhauerkunst, von denen<br />

Deutschland in der NS-Zeit abgeschnitten war, vollzog Elsner<br />

in der konsequenten Weiterentwicklung in der Vorkriegszeit<br />

erworbener Ausdrucksmittel. So stand die<br />

menschliche Figur weiterhin im Mittelpunkt seiner bildhauerischen<br />

Arbeit. 1954 heiratete Elsner Ursula Pawlowsky.<br />

Aus beruflichen Gründen zog das Ehepaar<br />

1957/58 nach Ratingen, wo 1960 Sohn Thomas geboren<br />

wurde. Elsner begann seine ersten beiden Arbeiten zum<br />

Thema Mutter und Kind. 1966 bezog die Familie in Ratingen<br />

das Haus Am Waldrand 1, in dem sich seitdem auch<br />

das Atelier Elsners befand.<br />

Kubische Volumina<br />

Entwickelte Elsner gegen Ende der 1950er Jahre seine<br />

Figuren aus „kubischen“ Volumina mit verdichteter physischer<br />

Präsenz, so stieß er später auch zur abstrakten<br />

Formensprache vor. Die Assoziation an Gegenständliches<br />

spielte stets eine Rolle, z. B. in seinen beiden Hauptwerken:<br />

dem für den Rheinstahlkonzern geschaffenen „Triumphalen<br />

Dreieck” (1966) in Bottrop und dem „Dreiklang”<br />

(1969), einer Brunnenplastik für die Sparkasse Ratingen.<br />

Ein auffliegender Vogelschwarm inspirierte zur erstgenannten<br />

Arbeit. Der etwa zwei Meter hohen Ratinger<br />

Brunnenplastik liegen Strukturen vegetabilen Wachstums<br />

zugrunde. Für die neue Herz-Jesu-Kirche in Ratingen-Ost<br />

gestaltete Elsner Altar, Kreuz, Ambo und<br />

verschiedene Leuchter in Bronze, seinem<br />

bevorzugten Material seit<br />

Anfang der 1960er Jahre. Nachfolgend<br />

entstanden weitere<br />

maßgeblich Werke: fünf Wappen<br />

und eine Schrifttafel für die<br />

Gedenkstätte des Deutschen<br />

Ostens auf Schloß Burg im Bergischen<br />

Land (1975), die überlebensgroße<br />

Bronzeplastik des<br />

„Berggeistes Rübezahl“ in Goslar<br />

(1981/82), fünf Türgriffe in Bronze für<br />

die Stiftung Haus Oberschlesien in Ratingen<br />

(1982) und als letzter öffentlicher Auftrag die<br />

Bronzeplastik „Auffliegende Vögel“ für die Stadt Ratingen<br />

(1983). - Im <strong>März</strong> 1985 wurde Elsner Opfer eines Verkehrsunfalls,<br />

an dessen Folgen er am 23. April 1985<br />

starb.<br />

Dem Menschen zugewandt<br />

Erich Elsner schuf neben den Arbeiten für den „öffentlichen<br />

Raum“ eine große Zahl von Kleinplastiken, Reliefs,<br />

Vorstudien, Zeichnungen und sogenannten Kastenplastiken.<br />

Die Ausstellung zeigt Werke aus allen Schaffensperioden.<br />

Insbesondere die Kleinplastiken, die sich ganz überwiegend<br />

dem Menschen zuwenden, machen neben den<br />

großen Auftragsarbeiten einen wichtigen Teil des Lebenswerks<br />

des Bildhauers aus. Hier zeigt sich die besondere<br />

Fähigkeit Elsners, in der kleinen Form und auf das<br />

Wesentliche reduzierten Personen und Situationen einen<br />

ganz persönlichen, unverwechselbaren Ausdruck zu verleihen.<br />

Ein besonderer Dank gilt Thomas Elsner, durch den<br />

diese Ausstellung erst ermöglicht wurde. Weitere Informationen<br />

zum Künstler gibt es unter www.erich-elsner.de.<br />

Türgriff als „Wappen“<br />

in Bronze für die Stiftung<br />

Haus Oberschlesien<br />

in Ratingen<br />

(Hösel), 1982. Foto:<br />

Oberschlesisches<br />

Landesmuseum.<br />

Erich Elsner im Atelier<br />

mit dem Modell seiner<br />

großen Bronzeplastik<br />

des Berggeistes Rübezahl<br />

in Goslar, 1982.<br />

© Thomas Elsner.<br />

Schlesischer Kulturspiegel 46, <strong>2011</strong> 11

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