50 jahre mercedes 300sls rennsportwagen usa - Mercedes-Benz ...
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VORWORT<br />
Liebe Clubmitglieder und Freunde des 300 SL,<br />
pünktlich zu einem hoffentlich goldenen und sonnigen Herbst<br />
werden wir Ihnen mit dem zweiten Bulletin im Jubiläumsjahr<br />
des 300 SL Roadsters hoffentlich wieder neue Eindrücke ver-<br />
mitteln und viel Freude bereiten. Es ist für mich immer wieder<br />
erstaunlich, wie unsere fleißigen Clubmitglieder mit neuen Ge-<br />
schichten, Bildern und Informationen das Clubjournal zu einem<br />
lebendigen und interessanten Dokument z<strong>usa</strong>mmenführen.<br />
Auch das vorliegende Bulletin hat eine Fülle von Informationen<br />
rund um den legendären 300 SLS aufbereitet. Mich persönlich<br />
verbindet eine besondere Leidenschaft mit diesem Roadster, den<br />
ich in verschiedensten Fahrerlehrgängen auf der kontrollierten<br />
„letzten Rille“ bewegt habe. Besonders die Nordschleife auf<br />
dem Nürburgring ist mit abgespulten 20.000 km nicht mehr aus<br />
meinem Gedächtnis zu streichen. Ich möchte behaupten, dass<br />
auch aktuelle Seriensportwagen nicht in der Lage sind, die Tor-<br />
turen einer solchen Belastung in der Art und Weise zu bestehen,<br />
wie das dem SLS gelingt!<br />
Nachdem unsere schöne Jubiläumsveranstaltung in Stuttgart<br />
mit großer internationaler Beteiligung auch schon wieder einige<br />
Monate hinter uns liegt, bereiten wir uns langsam auf die näch-<br />
ste Jubiläumsveranstaltung vor. Im kommenden Jahr wollen wir<br />
das 30jährige Clubjubiläum in Kassel begehen. Leider ist es<br />
nicht möglich, den von den Clubmitgliedern gewünschten Him-<br />
melfahrtstermin für unser nächstes Jahrestreffen anzubieten.<br />
Leider sind die zwei Hotels, die uns in Kassel aufnehmen kön-<br />
nten, über Himmelfahrt bereits ausgebucht. Nach Rücksprache<br />
mit der Niederlassung findet das Jahrestreffen nun vom 19. bis<br />
22. Juni 2008 statt. In Vorbereitung auf unser Jubiläumstref-<br />
fen, möchte ich vor allem unsere Gründungsmitglieder bitten,<br />
in ihren persönlichen Reservaten nach zeithistorischen Doku-<br />
menten jeglicher Art zu fahnden und uns diese zukommen zu<br />
lassen.<br />
Mit den besten Wünschen für schöne Herbstausfahrten grüßt<br />
herzlichst,<br />
Ihr Thomas Rosier<br />
Präsident des MB 300SL Club Deutschland<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leser des BULLETIN-Magazins,<br />
Nicht immer gibt es Jubiläums<strong>jahre</strong> wie 2007, in dem sich der<br />
Geburtstag des Roadsters wie auch der des 300SLS zum <strong>50</strong>sten<br />
Male jährt. Wenn nun unser Bulletin diesmal noch umfang-<br />
reicher ist wie die letzte Ausgabe, so hat es wieder mit diesem<br />
Umstand zu tun. Unserem Clubmitglied York Seifert gebührt<br />
größter Dank, dass er zum Jubiläum des 300SLS Fakten und Fo-<br />
tos ausgegraben hat, die bisher im Verborgenen geschlummert<br />
haben. Bei seinen zahlreichen Besuchen im Archiv hat er Fotos<br />
gefunden, die noch nie veröffentlicht worden sind, so dass diese<br />
Ausgabe des Bulletins als bislang umfangreichste Dokumenta-<br />
tion zum Thema 300SLS betrachtet werden kann. Viel Spaß<br />
beim Lesen,<br />
Ihr Hans Kleissl<br />
Chefredakteur MB 300SL Magazin “Bulletin”
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 300SL Club e.V.<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur: Hans Kleissl<br />
Redakteure: Vanessa Fast-Kleissl , Dr. York Seifert<br />
Adresse: Klostergut, 82398 Polling<br />
E-mail der Redaktion: bulletin-redaktion@web.de<br />
LAYOUT<br />
Vanessa Fast-Kleissl<br />
HERAUSGEBER<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 300SL Club e.V.<br />
CLUB-ADRESSE<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 300SL Club e.V.<br />
Ammerländer Heerstraße 166-176<br />
26129 Oldenburg<br />
Sekretäriat Präsidium: Freya Belonio<br />
Telefon: 0049 (0) 441 7707-2100<br />
Telefax: 0049 (0) 441 7707-2101<br />
E-mail: info@<strong>mercedes</strong>benz300sl-club.de<br />
Internet: www.<strong>mercedes</strong>benz300sl-club.de<br />
DER VORSTAND:<br />
Präsident: Thomas Rosier<br />
Schriftführer: Heinz Schmersal<br />
Abtlg. Technik & Rennsport: Hans Kleissl<br />
Abtlg. Events & Messen: Erich Bertagnolli und Michael Rapp<br />
BANKVERBINDUNG<br />
Bremer Landesbank<br />
Konto-Nr.: 3014 232 005, BLZ: 290 <strong>50</strong>0 00<br />
Clubbeitrag EURO 180,-<br />
Aufnahmebegühr EURO 1<strong>50</strong>,-<br />
USt.-IdNr. DE 170 479 553<br />
Geschäftsjahr 1. Januar bis 31. Dezember<br />
Bild diese Seite: Die “Boxenluder” der Fifties vor dem MB 300SLS<br />
Bild Rückseite Umschlag von Hans-Georg Bosch<br />
Redaktionsschluss für BULLETIN 3/07: 10.11.07<br />
INHALT BULLETIN 2 - 2007<br />
Vorwort / Editorial<br />
Inhalt<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Mercedes</strong> 300SLS<br />
- Rennerfolge als Marketinginstrument<br />
- Die Geburtsstunde der beiden SLS<br />
- Die Namensgebung der SLS<br />
- Die Entstehungsgeschichte der SLS<br />
- Äußeres Erscheinungsbild der SLS<br />
- Der Hattrick von Paul O´Shea<br />
- Auflistung der Rennen der SLS<br />
- Das Ende des Rennsportengagement von<br />
Daimler-<strong>Benz</strong><br />
- Der Verbleib der beiden 300 SLS Spezial-<br />
Roadster<br />
- Vorsicht Verwechslungsgefahr<br />
- Der Stern des 300SL verblasst langsam am<br />
Rennsporthimmel<br />
- Wiederauferstehung des Rennsports mit dem<br />
300SL<br />
- Die Modelle des MB 300SLS<br />
300SL Club Jahrestreffen - Stuttgart<br />
Der AVD Oldtimer Grand Prix am Nürburgring<br />
Meilenwerk Stuttgart - Der Startschuss<br />
Gab es noch eine andere Mille Miglia?<br />
<strong>Mercedes</strong> Ersatzteil-News<br />
Events 2007/2008<br />
Das Kürzel SL einmal anders interpretiert<br />
Rabatte mit der <strong>Mercedes</strong> Club Card<br />
Seite Seite<br />
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Deuvet News<br />
Die anderen MB Clubs Deutschland<br />
Kleinanzeigen<br />
Mitglieder<br />
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54<br />
55<br />
55<br />
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<strong>50</strong> JAHRE<br />
MERCEDES 300SLS<br />
RENNSPORTWAGEN USA<br />
RENNERFOLGE ALS MARKETINGIN-<br />
STRUMENT<br />
Ende 1952 war es der enorm imageträchtige Doppelsieg der<br />
W194 bei der Carrera Panamericana, der für die nötige Publi-<br />
city und immense Begehrlichkeiten nach einer Straßenvariante<br />
des 300SL vor allem im fernen Amerika sorgte. Dieser Sieg war<br />
von eminenter wirtschaftlicher Bedeutung, denn er eröffnete der<br />
gesamten deutschen Exportindustrie wieder den Zugang zu den<br />
durch den Krieg verloren gegangenen amerikanischen Märkten.<br />
Generalimporteur Max Hoffmann - bereits 1953 Geburtshelfer<br />
für den Serienflügeltürer - hatte für den amerikanischen Markt<br />
auch eine offene Variante vom 300SL gefordert, um sein verwöhn-<br />
tes Klientel zufrieden zu stellen. Der geschickte Marketingex-<br />
perte versprach dem <strong>Mercedes</strong>-Vorstand wiederum den Absatz<br />
größerer Stückzahlen in Amerika. Auch das Flügeltürencoupé<br />
wurde ja zum weitaus größten Teil nach Übersee exportiert. Dr.<br />
Nallinger unterstrich in einer Vorstandssitzung Anfang Oktober<br />
1955: „ Wenn wir an unserer Absicht, Herrn Hoffmann zu un-<br />
terstützen, festhalten wollen, bleibt nichts anderes übrig, als den<br />
Roadster zu bauen.“ Zwar hatte sich <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Ende 1955<br />
offiziell nach zwei überaus erfolgreichen Jahren (1954 und 1955)<br />
aus dem Rennsport zurückgezogen. Eine werksseitige Presseer-<br />
klärung konstatierte denn auch: „Die <strong>Mercedes</strong>-Ingenieure sind<br />
der Meinung, dass eine weitere Rennbeteiligung keine entschei-<br />
denden Erkenntnisse mehr für den Serienwagenbau bringt.“<br />
Paul O´Shea mit einer Freundin bei dem Rennen in Cumberland, 1956
Paul O´Shea war Sportwagenmeister 1955/56 in den USA.<br />
Sicher blieb aber auch die Kostenfrage und der schwere Unfall<br />
von Pierre Levegh, der sich 1955 beim 24- Stunden-Rennen von<br />
Le Mans ereignete und ihn sowie über 80 weiteren Menschen<br />
das Leben kostete, nicht ohne Einfluss auf diese Entscheidung.<br />
Die Verlockung, durch einen neuerlichen Triumph des in Ameri-<br />
ka so erfolgreichen Paul O’Shea, der bereits Sportwagenmeister<br />
der Rennserie des S.C.C.A (Sports Car Club of America) in den<br />
Jahren 1955 und 1956 auf dem Flügeltürer wurde, für die kom-<br />
mende Saison 1957 einen Verkaufspromotor für die Einführung<br />
der Roadstervariante des 300SL im lukrativen amerikanischen<br />
Markt zu schaffen, war jedoch enorm. So lud man bereits im<br />
Oktober 1956 O’Shea zu Testfahrten mit dem Roadster- Pro-<br />
totyp auf die Solitude, den Nürburgring und den Hockenheim-<br />
ring ein, um das Potential des Fahrzeuges für die amerikanische<br />
Rennserie auszuloten. Paul O’Shea zeigte sich von den Fahrei-<br />
genschaften äußerst beeindruckt und bat um Werksunterstüt-<br />
zung für die kommende Saison. Am 28. November 1956 gab es<br />
Paul O’Shea 1956 im 300 SL Prototyp auf der Solitude, neben ihm<br />
Rudolf Uhlenhaut und Victor Gross<br />
eine erweiterte Vorstandssitzung mit den Herren Giese, Hundt,<br />
Nebauer und Uhlenhaut mit dem einzigen Tagesordnungspunkt:<br />
„Die zukünftige Beteiligung der Daimler-<strong>Benz</strong> AG an Sportver-<br />
anstaltungen“. Mit 6 zu 3 Stimmen wurde beschlossen, zwei<br />
300SL Roadster in den USA an Rennen teilnehmen zu lassen,<br />
Sportveranstaltungen in Europa wurden dagegen abgelehnt.<br />
Mochte das Werk aussichtsreiche Privatteams zwar nach wie vor<br />
noch mit finanziellem und materiellem Aufwand und natürlich<br />
dem nötigen Know-How unterstützen, so war dies jedoch in<br />
keinster Weise mit einem Werkseinsatz zu vergleichen.<br />
DIE GEBURTSSTUNDE DER BEIDEN SLS<br />
Die nunmehr Ende November 1956 von Daimler-<strong>Benz</strong> be-<br />
schlossene Unterstützung von Paul O’Shea und George Tilp<br />
als Team in der amerikanischen Sportwagenmeisterschaft zum<br />
Zeitpunkt des Auslaufens der Produktion des Coupés und dem<br />
beginnenden Serieneinstand des Roadsters war somit die Ge-<br />
burtsstunde der beiden 300 SLS. Diese beiden Roadster sollten<br />
in den USA aber nicht nur für den Typ 300SL, sondern darüber<br />
hinaus auch für alle anderen Daimler-<strong>Benz</strong>-Erzeugnisse Wer-<br />
bung machen.<br />
DIE NAMENSGEBUNG DER SLS<br />
Parallel hierzu setzte Daimler-<strong>Benz</strong> auf eine Öffentlichkeitsar-<br />
beit der ganz besonderen Art:<br />
Bereits im Sommer 1956, also ungewöhnlich früh, der Roadster<br />
wurde schließlich erst im März 1957 auf dem Genfer Automo-<br />
bilsalon vorgestellt, erlaubte Karl Wilfert, Leiter der Design-<br />
abteilung, dem amerikanischen Fotojournalisten David Douglas<br />
Duncan (DDD), der über beste Beziehungen zur Presseabteilung<br />
von Daimler–<strong>Benz</strong> verfügte, Zutritt und Einblick in seine sonst<br />
so streng behütete Abteilung. Nicht nur hier, sondern vor allem<br />
bei den im Juni durchgeführten Testfahrten des Roadster-Pro-<br />
totyps, z<strong>usa</strong>mmen mit Flügeltürern durch die Schweizer Alpen,<br />
wurde diesem Gelegenheit zu beeindruckenden Fotoaufnahmen<br />
am Stilfser Joch gegeben. Hintergrund war ein PR-Coup, wie<br />
er bis dahin noch nicht gelandet worden war. DDD publizierte<br />
nämlich bereits am 12. Oktober 1956 im „Collier’s Magazin“,<br />
Lektüre der vornehmlich Schönen, Schnellen und Reichen in<br />
Amerika, eben jener Zielgruppe, die man mit einer offenen Vari-<br />
ante des so erfolgreichen 300 SL ansprechen und locken wollte,<br />
einen Bericht über den zukünftigen Roadster. Als solcher wurde<br />
die Cabriovariante mit Vorstandsbeschluss vom 7. Februar 1957<br />
später offiziell benannt, trotz fehlender typischer Roadstermerk-<br />
male wie Steckscheiben und Notverdeck. Ein Roadster galt<br />
5
Links: Collier’s Magazin, Oktober 1956. Oben: 300SL oder 300SLS ?<br />
besonders unter kalifornischem Himmel als das ideale Fahrzeug<br />
für die sonnenverwöhnte amerikanische Klientel. In seinem<br />
Exklusivbericht mit dem Titel „The Secret SLS“ rollt Duncan<br />
nicht nur den roten Teppich für die Markteinführung des 300<br />
SL Roadsters aus, sondern wird indirekt auch zum Namensge-<br />
ber für die später entstandenen zwei Rennversionen des 300 SL<br />
Roadsters, obwohl der von Duncan am Stilfser Joch fotografierte<br />
und von Karl Wilfert pilotierte erste Roadsterprototyp tatsäch-<br />
lich nicht viel mit den Rennversionen gemein hatte. Die Bezeich-<br />
nung SLS „Super Light Special“ führte oft zu Verwirrung und<br />
Verwechslungen. Im angelsächsischen Sprachraum war später<br />
auch schon mal von Super Light Spyder oder in anderen Pub-<br />
likationen auch von Super Leicht Sport die Rede.Tatsächlich<br />
war die Bezeichnung SLS eigentlich nur hier und da werksin-<br />
tern gebräuchlich, denn auf dem Heckdeckel kam sie als Typen-<br />
schild jedenfalls nicht zum Ausdruck, dieses entsprach dem<br />
Serienemblem.<br />
DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER<br />
BEIDEN SLS<br />
Am 21. Dezember 1956 wird der Auftrag zur Montage zweier<br />
Kunden-Rennsportwagen 300SLS gegeben, die näheren An-<br />
gaben hierzu von der Termingruppe Versuch waren: Es sollte<br />
zum einen der Roadster Prototyp Nummer 2 (Versuchswagen<br />
300SL/2 (Roadster)) aus der Versuchsabteilung zerlegt, überholt,<br />
erleichtert und wieder z<strong>usa</strong>mmengebaut werden. Dieser 2. Pro-<br />
totyp hatte bereits die moderne Eingelenkpendelachse. Wesentli-<br />
che Teile waren voraussichtlich nicht aufzugeben. Zum anderen<br />
musste ein zweiter Wagen vom Bestellbüro des Versuchs komplett<br />
neu „aufgegeben“ (<strong>Mercedes</strong>-Jargon) werden, mit Ausnahme<br />
des Rahmens und des Motors, die aus der Vorentwicklung be-<br />
reits vorhanden waren. Der Dringlichkeit wegen wurden hierfür<br />
Teile, die bereits für zwei Roadster-Ausstellungswagen vorge-<br />
sehen und aufgegeben worden waren, hergenommen. Weiterhin<br />
Heckansicht des original 300SLS (1957) sowie 5o Jahre später der werkseigenen Rekonstruktion (2007)<br />
sollten zu den 3 Alubenzintanks (1 als Reserve) mit 94 Liter Fas-<br />
sungsvermögen für Langstreckenrennen noch 3 60l- Z<strong>usa</strong>tztanks<br />
gefertigt werden. Dies sollte sich später wie beim Langstrecken-<br />
rennen in Elkhart Lake, Wisconsin noch als enormer Vorteil er-<br />
weisen. Dort musste nämlich z.B. die hubraumstarke Corvette<br />
schon nach 22 Runden zum Tanken, wohingegen der SLS erst<br />
in der 62. Runde (nach halber Renndistanz) zum Tankstopp an<br />
die Boxen fuhr. Prompt errang O’Shea hier den 2. Platz in seiner<br />
Klasse. Am 10. Januar wurden außer dem Dauerlaufmotor und<br />
den vier Ersatzmotoren M198 mit Aluminiumblocks und – Zy-<br />
linderköpfen (die Serie musste hierauf noch über 5 Jahre warten)<br />
folgende Hinterachsradsätze für die 3 Hinterachsen (wiederum<br />
1 als Reserve) aufgegeben:<br />
1: 4,11 , 1: 3,89 , 1: 3,64 , 1: 3,42 und 1: 3,25. Mit den<br />
verschiedenen Hinterachsübersetzungen sollte der große Vorteil<br />
der Konkurrenz wie Jaguar, Maserati, Ferrari und Porsche, die<br />
mit 5-Ganggetrieben antraten, ein wenig ausgeglichen werden.<br />
7
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Am 7. Februar erfolgte die Bestellung von Kupplungsgehäusen<br />
aus Elektron, Tanks aus Aluminiumblech, Lenksäulen aus Alu-<br />
minium, Leichtmetallstoßdämpfern (Fichtel & Sachs), Rennwa-<br />
genlenkrädern, kurzen Auspuffanlagen für seitlichen Austritt<br />
sowie lange Anlagen wie bei der Serie mit Austritt am Heck.<br />
Die SLS wurden mit Bremsgeräten mit verstärkter Wirkung vom<br />
Typ T<strong>50</strong>/12 der Firma Teves ausgerüstet. Die Gewichtserspar-<br />
nis bei den Bremsen belief sich vor allem durch Alu-Radbrems-<br />
zylinder (statt Grauguss) sowie durch Bremsträgerplatten aus<br />
Leichtmetall auf 5,3kg gegenüber der Serie, also eine Ersparnis<br />
von über 36%. Auch der Wasserbehälter wurde in der Größe um<br />
die Hälfte reduziert und aus Aluminium gefertigt. Neben diesen<br />
zahlreichen unterschiedlichen Maßnahmen zur Gewichtsreduk-<br />
tion bei der Mechanik trug natürlich auch die komplett aus Alu-<br />
minium gefertigte Karosserie zur Gewichtsersparnis von insge-<br />
samt 337kg bei. Fahrfertig, das heißt mit Werkzeug, Ersatzrad<br />
und vollgetankt (immerhin allein 100kg Kraftstoffgewicht)<br />
brachten die beiden SLS jeweils gerade noch 1040kg auf die<br />
Waage. Im Vergleich hierzu wiegt ein normaler Serienroadster<br />
1420kg, mit demontierter Heizung und Stoßstangen, vergleich-<br />
bar den SLS, immer noch 1377kg. Allein beim Motorgewicht<br />
ließen sich gegenüber der Serie (240kg) bei den SLS (185kg) 61kg<br />
Gewicht einsparen. Das Trockengewicht der SLS, d.h. ohne<br />
Reserverad, Öl, Wasser, Brennstoff, Werkzeug und Fahrer lag<br />
gerade noch bei 900kg, im Vergleich dazu liegt es bei der Serie<br />
bei 1237kg. Der Gewichtsreduktion war das Hauptaugenmerk<br />
gewidmet worden, um in der neuen Rennsaison gegen Boliden<br />
wie Maserati 300S, Jaguar D-Type, Chevrolet Corvette SS, Por-<br />
sche RS, Ferrari 7<strong>50</strong> Monza oder Aston Martin DB 3S, also<br />
reinrassigen Spezialsportwagen, bestehen zu können. Entgegen<br />
der häufig veröffentlichten Auffassung hatte nicht nur der Wagen<br />
No. 2, sondern beide (!!) SLS eine im Werk Sindelfigen gefertigte<br />
Aluminiumkarosserie! Dies geht zum einen aus einer Aktennotiz<br />
der Versuchsabteilung vom 8.4.1957 von Rudolf Uhlenhaut her-<br />
vor. Hierin heißt es wörtlich: „Die gemeinsamen Bemühungen<br />
für die beiden (!!) 300SL-Roadster-USA, das Gewicht so weit wie<br />
möglich zu senken, waren sehr erfolgreich. Das Gewicht fahr-<br />
fertig konnte gegenüber dem Serienroadster um 337kg gesenkt<br />
werden.“ Zum anderen belegt dies auch das Antwortschreiben<br />
von Victor Gross an Alfred Neubauer auf dessen Schreiben<br />
vom 10.7.1957 mit dessen Wunsch des Starts der beiden SLS<br />
in der Klasse C der „Production Cars“: „ ..... unsere beiden (!!)<br />
werkseigenen Fahrzeuge können infolge der Aluminium-Karos-<br />
serie nie in der `Production Cars` Kategorie laufen. Da hier<br />
die vor jedem Rennen stattfindenden technischen Inspektionen<br />
sehr genau genommen werden und alles genauestens untersucht<br />
wird, kommt die Sonderausstattung unserer (!!) Wagen bald an’s<br />
Tageslicht ...“. Schließlich belegen die Frachtpapiere der beiden<br />
SLS mit den Ersatzteilen und der Rechnungsstellung an Daimler-<br />
<strong>Benz</strong> of North America vom 8.4.1957 eindeutig und zweifelsfrei,<br />
dass beide SLS identisches Gewicht hatten: So wies Kiste DBU<br />
200370/15 mit Sportwagen No. 1 mit einem Bruttogewicht von<br />
2135kg sowie einem Nettogewicht von 935kg exakt das gleiche<br />
Gewicht wie Kiste DBU 200370/16 mit Sportwagen No. 2 auf.<br />
Es erscheint auch absolut unlogisch, eines von zwei Fahrzeugen<br />
mit einem Gewichtshandicap zu versehen, war man sich doch<br />
bewusst, dass die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den z.T. viel<br />
stärkeren Rennboliden vor allem durch eine Gewichtsreduktion<br />
gewährleistet werden muss. Man wollte zudem beide Wagen be-<br />
liebig von Rennen zu Rennen untereinander austauschen, um<br />
stets ein fahrbereites und vor allem zuverlässiges Rennauto am<br />
Start zu haben. Das setzte absolute Gleichwertigkeit beider SLS<br />
voraus!<br />
Bilder rechte Seite:<br />
Großes Bild oben links:<br />
Jaguar D- Armada als schärfste Konkurrenten der beiden SLS<br />
Rechte Spalte von ganz oben und Bild darunter:<br />
Jaguar XK SS und C- Modelle<br />
Bild links unten:<br />
Ferrari 625TRC<br />
Bild Mitte:<br />
Porsche 5<strong>50</strong>RS<br />
Bild Mitte unten:<br />
Widersacher Carroll Shelby´s Maserati 300S<br />
Bild rechts unten und das darüber:<br />
Carroll Shelby´s Maserati 4<strong>50</strong>S und Ferrari 2000ccm
Bilder linke Seite:<br />
Großes Bild:<br />
Aston Martin DB 3 S<br />
Bild oben links:<br />
Chevrolet Corvette<br />
Bild oben Mitte:<br />
Lister- Bristol<br />
Bild oben rechts:<br />
Veritas mit Fiat V8<br />
Bild diese Seite<br />
Bild oben Mitte:<br />
Eingelenkpendelachse mit mittig über dem Differential liegender<br />
Ausgleichsfeder, die bewirkt, dass bei weicherer Grundabstimmung<br />
der Federn beim gleichzeitigen Einfedern beider Räder eine Verhär-<br />
tung und somit eine Stabilisierung eintritt.<br />
Bild oben rechts:<br />
Motor des 300SLS, deutlich erkennbar der Aluminiumansaug-<br />
trichter<br />
Das Fügeltürencoupe hatte sich zum Ende seiner Rennkarriere<br />
ja besonders wegen seiner veralteten Zweigelenkpendelachse als<br />
nicht mehr so konkurrenzfähig erwiesen. Beim Roadster ver-<br />
schlechterte das höhere Gewicht sowie die aerodynamisch un-<br />
günstigere Form zusätzlich die Wettbewerbschancen. So war die<br />
moderne Eingelenkpendelachse, die von Uhlenhaut in seiner<br />
Denkschrift vom 1.12.1952 bereits für die Weiterentwicklung des<br />
300SL vehement gefordert, aber vor dem Roadster leider nur<br />
bei dem `53er Prototyp verwirklicht und aus Kostengründen<br />
dem Serienflügeltürer zeitlebens verwehrt blieb, für die beiden<br />
SLS und deren verbesserten Fahreigenschaften unerlässlich, um<br />
überhaupt gegen die geballte Rennwagenkonkurrenz antreten zu<br />
können. Neben der Gewichtsreduktion und dem deutlichen Plus<br />
beim Fahrverhalten war der dritte Baustein auf dem Weg zum<br />
Erfolg natürlich auch die Leistungssteigerung. So konnte die<br />
Motorleistung auf 225 PS gesteigert und mit einer noch nach-<br />
zuliefernden Nockenwelle um weitere 10 PS auf 235 PS erhöht<br />
werden. Laut Rennbericht über Watkins Glen von Victor Gross<br />
an Direktor Neubauer vom 10. Juli 1957 verzichtete man jedoch<br />
auf den Einsatz der neuen Steuerwellen, weil: „Unsere Motoren<br />
haben mit der 227PS-Steuerwelle besseren Anzug und bessere<br />
Endleistung.“ Dieses Leistungsplus erscheint auf den ersten Blick<br />
nur recht marginal und wenig beeindruckend. Vergegenwärtigt<br />
man sich jedoch, dass die serienmäßigen 300SL-Motoren nur<br />
echte 160 bis 200 PS auf die Straße brachten, handelt es sich<br />
bei der Leistungserhöhung um eine Steigerung im Vergleich zur<br />
Serie von mindestens 20-25 Prozent. Unter diesem Aspekt kann<br />
also wirklich von Leistungssteigerung gesprochen werden! Die<br />
SLS Motoren (in die USA gingen letztlich drei, die Einsatzmo-<br />
toren PS13 und PS15 sowie der Reservemotor PS14) hatten eine<br />
erleichterte Kurbelwelle und das Lagerspiel befand sich an der<br />
oberen Toleranzgrenze. Sie durften nur mit Kraftstoff der Qua-<br />
lität OZ 100 (Golden ESSO) gefahren werden. In der Rennserie<br />
des S.C.C.A. kamen im Gegensatz zu Europa Brennstoffe der<br />
Qualität 99-103 ROZ zum Einsatz. Die Motoren in beiden<br />
SLS liefen die gesamte Rennsaison bis zum Schluss ohne jede<br />
Beanstandung, obwohl sie wegen des fehlenden 5. Ganges z.T.<br />
sehr hoch bis zu 7000U/min ausgedreht werden mussten, um<br />
konkurrenzfähig zu sein gegen die teilweise wesentlich stärkeren<br />
Motoren der zumeist reinrassigen Rennwagen wie 3,8l Jaguar<br />
D, 4,5l Ferrari, 4,9l Maserati und sogar 5,4l Chevrolet Corvette.<br />
Im Allgemeinen wurde nach den Rennen der äußerst saubere,<br />
nicht verölte Motor- sowie Innenraum der SLS bewundert.<br />
Darüber hinaus verzichtete man auf einen Kühlerventilator,<br />
installierte stattdessen einen großen Aluminiumansaugtrichter<br />
hinter der Frontöffnung verbunden mit einer aus Alublechen ver-<br />
11
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schweißten Konstruktion, die die Alugusskrümmer ersetzte und<br />
eine vereinfachte Konstruktion des Luftmengenschiebers trug.<br />
Für die nötige Verzögerung sorgten nach wie vor die bewährten<br />
Trommelbremsen. Bei längeren Rennen hatten diese sogar<br />
Vorteile gegenüber den Scheibenbremsern wie bei Aston Mar-<br />
tin und Jaguar. Diese mussten Ausfälle auf Rennstrecken, wo viel<br />
gebremst werden musste, durch Überhitzung des Bremssystems<br />
hinnehmen. Da der Meldeschluss für die `57er Rennserie des<br />
S.C.C.A bereits Anfang 1957 war, die Serienproduktion aber<br />
erst im Februar anlaufen sollte, konnte die aus Homologations-<br />
gründen geforderte Zahl von 1<strong>50</strong> produzierten und wohlgemerkt<br />
auch verkauften Serienwagen als Voraussetzung zum Start in<br />
der Klasse C „Standard Production“ nicht vorgewiesen werden.<br />
Deswegen war nur ein Start in der Kategorie D „ Special-<br />
Sports- Car “ möglich und so mussten Alfred Neubauer und<br />
Karl Kling (Betreuer seit 1956 für Privatkunden) an den SLS<br />
mehr modifizieren als ursprünglich geplant war. Sie „mussten“<br />
sehr viel modifizieren, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein<br />
und „durften“ mehr modifizieren, weil sie in der offenen Sport-<br />
wagenklasse keinen restringenten Regelungen unterworfen<br />
waren. Am 29. März sowie am 2. April waren schließlich die<br />
beiden 300SLS fertiggestellt und wurden nach Probefahrten am<br />
Samstag, den 30.3. und am Mittwoch, den 3.4. auf dem Hock-<br />
enheimring (Wagen No.1 mit einem km- Stand von 6084km und<br />
Wagen No.2 mit einem km-Stand von 222km) noch im April<br />
nach New Jersey verschifft, wo sie am 26. April von Victor Gross<br />
und O’Shea mit dem Lastwagen von Geo Tilp am Pier wohl-<br />
behalten abgeholt wurden. Der Zoll hatte weder die Kisten mit<br />
den Wagen noch die mit den Ersatzteilen geöffnet. Noch am<br />
gleichen Tage konnte man auf den Wunsch von Herrn Tilp ei-<br />
nen Motor probelaufen lassen. Tilp zeigte sich nicht nur von der<br />
Technik, sondern auch von der äußerst ansprechenden Form<br />
der beiden <strong>Mercedes</strong>- Rennwagen begeistert („Er freute sich wie<br />
ein Kind vor Weihnachten!“ – Zitat Victor Gross).<br />
ÄUßERES ERSCHEINUNGSBILD DER SLS<br />
Im Großen und Ganzen war es erwünscht, dass sich die Renn-<br />
versionen optisch möglichst nah an der Serienvariante orien-<br />
tierten (serienmäßige Felgen, serienmäßiges Armaturenbrett<br />
sowie Chromzierrat), um zum einen Anzeichen für eine zu<br />
offensichtliche Werksbeteiligung von Daimler-<strong>Benz</strong> zu vermei-<br />
den und zum anderen dem amerikanischen Publikum einen<br />
möglichst präzisen Eindruck von dem zu vermitteln, was da auf<br />
dem US- Markt, dem wichtigsten Absatzmarkt der Welt, einge-<br />
führt und möglichst gut verkauft werden sollte. Die auffälligsten<br />
Unterschiede zum „biederen“ Serienmodell waren die fehlenden<br />
Stoßfänger vorn und hinten, obwohl diese Variante in den frühen<br />
Prospekten für den Roadster auch durchaus noch für die Serie be-<br />
worben wurde. Dann fällt sofort die fehlende große (und schwere)<br />
Windschutzscheibe ins Auge. Sie wurde ersetzt wahlweise durch<br />
zwei flache unterschiedliche Rennscheiben aus Plexiglas. Die<br />
eine mögliche Variante wies eine ganz kleine Scheibe nur vor<br />
dem Fahrer mit beidseitig befestigten runden Rückspiegeln auf<br />
und war mit einer Beifahrersitzabdeckung kombiniert, war also<br />
für den Einmannbetrieb konzipiert. Diese Scheibe wurde nach<br />
ersten Fahrversuchen in Lime Rock, Connecticut Ende April<br />
unter Rennbedingungen wegen der Sichtverhältnisse an Wagen<br />
1 noch etwas verkleinert und der Rückspiegel auf die Cockpitab-<br />
deckung in die Mitte versetzt. Gegen Ende der Rennsaison wur-<br />
den ähnliche Veränderungen auch an Wagen 2 vorgenommen.<br />
Die zweite Variante sollte den Zweimannbetrieb ermöglichen<br />
und verfügte über eine zwar ebenso flache, jedoch deutlich brei-<br />
tere Rennscheibe zum Schutz von Fahrer und Beifahrer. Diese<br />
kam bei den Rennen des S.C.C.A aber nicht zum Einsatz, weil<br />
hier immer nur allein gefahren wurde.<br />
Bilderklärungen:<br />
Bild Hintergrund diese Seite:<br />
Frühe Verkaufsprospekte mit „sportlicher“ Version ohne Stoß-<br />
stangen<br />
Bilder gegenüberliegende Seite:<br />
Bild links:<br />
SLS als Einsitzer mit kleiner Scheibe und Beifahrersitzabdeckung<br />
bei Auslieferung<br />
Bild Mitte:<br />
Wagen 1 mit Rückspiegel auf Cockpitabdeckung<br />
Bild rechts aussen:<br />
Wagen 2 mit Spiegel an der Windschutzscheibe rechts.
Auch der verkürzte, noch vor dem Fahrersitz unter den Lüftungsöffnungen auf der rechten Seite aus-<br />
tretende Auspuff sorgte nicht nur für eine beeindruckende Optik, sondern durch den fehlenden End-<br />
schalldämpfer auch für den sonoren Ton beim Laufen der Motoren der beiden Rennsport-SL. Dieses<br />
Detail führte beim ersten Rennen in Cumberland, Maryland bei der technischen Abnahme am 18.5.1957<br />
noch zu Problemen. Herr Gross konnte die Herren bei der Abnahme jedoch davon überzeugen, dass dies<br />
für den Fahrer keine Gefahr bedeutet, weil die Rohre ja auf der dem Fahrersitz gegenüberliegenden Seite<br />
enden. Sicherheitshalber führte man jedoch bei den folgenden Rennen immer das gerade lange Auspuff-<br />
rohr mit. Im Innenraum erinnerte das bereits erwähnte abnehmbare Rennsportlenkrad sowie die ab-<br />
gespeckten Rennschalensitze an vergangene glorreiche Jahre des <strong>Mercedes</strong>-Rennsports. Das Armaturen-<br />
brett hingegen entstammte der Serie. Ein weiteres besonders imponierendes Stilelement der beiden SLS<br />
war der demontierbare Überrollbügel hinter dem Fahrersitz, der laut US-Reglement vorgeschrieben, also<br />
bei den Rennen des S.C.C.A obligat war.<br />
In den USA wurden schließlich noch folgende Veränderungen vorgenommen, die das äußere Erschei-<br />
nungsbild betrafen:<br />
Neben den bereits oben erwähnten Modifikationen an Rennscheibe und Rückspiegel erfolgte die:<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Demontage der für die Rennstrecke unnötigen Kennzeichenbeleuchtung, die Befestigungsbohrungen<br />
hierfür in der Karosserie blieben sichtbar. Lediglich bei Wagen 2 wurden diese im Zuge der Unfall-<br />
reparatur nach dem Heckschaden von Fort Worth verschlossen.<br />
Schaffung von zwei Lüftungsöffnungen in der Bugschürze für bessere Belüftung der Bremsen bei<br />
beiden Wagen<br />
Demontage der Bugverzierung mit dem <strong>Mercedes</strong>-Stern im Laufe der Saison<br />
13
Bild ganz oben:<br />
Wagen 2 mit Rückspiegel an Windschutzscheibe, Lüftungsöffnungen<br />
für Bremsen, fehlender Bugverzierung und verschiedensten<br />
Blessuren vom Rennbetrieb<br />
Bild oben:<br />
Fehlende Kennzeichenbeleuchtung, nur noch rechter Außenspiegel<br />
(Wagen 2)<br />
Linke Seite - Rechte Spalte - Bild oben:<br />
SLS als Zweisitzer mit breiter Rennscheibe und ohne zusätzliche<br />
Abdeckung. Beide Scheiben waren integriert in eine vinylbezogene<br />
Cockpitabdeckung mit zentraler Lufthutze.<br />
Linke Seite - Rechte Spalte - Bild Mitte:<br />
Cockpitabdeckung hier mit Persenning für Beifahrersitzabdeckung<br />
Linke Seite - Rechte Spalte - Bild unten: Demontierbarer Überrollbügel<br />
Beifahrerseite mit Austritt des Rennauspuffs<br />
Im Vordergrund Wagen 2 mit inzwischen auch versetztem Rückspiegel und ohne<br />
erkennbare Bohrungen für Kennzeichenbeleuchtung<br />
15
16<br />
F<br />
Bild oben links: Innenaufnahme Zweisitzer / Bild oben rechts: Innenaufnahme Einsitzer<br />
Bild unten links: Extra angefertigtes abnehmbares Vierspeichen-Rennlenkrad / Bild unten rechts: SLS mit Bügel
ür manchen unverständlich mag erscheinen, dass (zumindest<br />
optisch) die serienmäßigen Felgen mit Bolzenbefestigung (Liefer-<br />
umfang 15 Stück, hier jedoch aus Aluminium), nicht aber die<br />
sonst im Rennsport häufig üblichen Rudgefelgen (Zentralver-<br />
schlüsse zum schnelleren Radwechsel) zum Einsatz kamen. Diese<br />
waren jedoch in der Rennserie des S.C.C.A völlig unnötig, da<br />
Radwechsel im Laufe einer Renndistanz laut Reglement sowieso<br />
nicht erlaubt waren. Es war aber trotzdem erwünscht, dass ein<br />
Wagen auch auf Rudgebefestigung der Räder umgerüstet werden<br />
könne. Die entsprechenden Umbauteile für jede Hinterachse und<br />
die Laufräder (8 Stück) wurden somit auch in die USA geliefert.<br />
In allen Rennen wurden fast ausschließlich Conti-Reifen „Ren-<br />
ner“ gefahren, mit denen es keinerlei Schwierigkeiten gab sow-<br />
ohl auf trockener als auch auf nasser Fahrbahn. Die ebenso ver-<br />
schleißarmen Firestone-Reifen kamen wegen ihrer Regenun-<br />
tauglichkeit nur beim ersten Rennen in Cumberland zum Einsatz.<br />
Reifenprobleme gab es lediglich bei einzelnen Flugplatzrennen<br />
(vor allem in Palm Springs) aufgrund der sehr rauhen Fahrbahn-<br />
beläge, was zu extremen Verschleiß führte, mit diesen Problemen<br />
hatten dort aber alle Teams in gleicher Weise zu kämpfen. Die<br />
Farbgebung der beiden SLS war sowohl bezüglich Lackierung,<br />
beide waren silber, als auch die Innenausstattung (Sitze, vinyl-<br />
bezogene Cockpitabdeckung sowie die Beifahrersitzabdeckung)<br />
identisch, also bei beiden Fahrzeugen dunkelrot. Alle verfüg-<br />
baren Farbaufnahmen zeigen diese silberrote Farbkombination!<br />
Es wäre zwar auch durchaus denkbar gewesen, dass einer der<br />
beiden Wagen eine dunkelblaue Innenausstattung aufgewie-<br />
sen hat (fast alle heutigen Nachbauten einschließlich der Re-<br />
konstruktion von <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> selbst bemächtigten sich ja<br />
fälschlicherweise dieser Farbkombination). Ähnliche Unter-<br />
scheidungsmerkmale ansonsten identischer Rennwagen kennen<br />
wir ja bereits von den W194 Werksrennwagen sowie von den<br />
beiden Uhlenhautcoupés, die ja ebenfalls mit roter und blauer<br />
Innenausstattung versehen wurden. Allerdings war es im Fall<br />
O’Shea wohl eher erwünscht, die Fahrzeuge beliebig von Ren-<br />
nen zu Rennen auszutauschen, ohne dass es besonders auffiel.<br />
Tatsächlich waren also beide Wagen auch äußerlich praktisch<br />
identisch und nur an Feinheiten (der unterschiedlichen Spiegel-<br />
Farbkombination: außen silber und innen rot Der SLS in Eagle Mountain, Texas<br />
befestigung) zu unterscheiden. Bei Wagen 1 wurde die Front-<br />
scheibe bereits bei ersten Probefahrten in Lime Rock verkleinert<br />
und der Spiegel statt an der Scheibe mittig auf der Cockpitab-<br />
deckung befestigt. Bei Wagen 2 wurde die Spiegelbefestigung am<br />
Spiegel rechts zunächst belassen und nur der linke Rückspiegel<br />
demontiert. Wagen 2 erhielt nach Reparatur des Unfallschadens<br />
von Fort Worth eine etwas hellere Lackierung (helleres silber), auf<br />
den Schwarzweißaufnahmen ist dies aber als Unterscheidungs-<br />
kriterium wertlos. Auch die Startnummern auf beiden Wagen<br />
waren identisch!! Eine Unterscheidung der Fahrzeuge bei immer<br />
ein und dem selben Fahrer war hier nicht erforderlich und wohl<br />
auch nicht erwünscht. Es gab zwar später zur Mitte der Rennsai-<br />
son Bestrebungen von Herrn Victor Gross noch einen zweiten<br />
Fahrer bei den Rennen des S.C.C.A einzusetzen (hier wurden<br />
vor Allem Phil Hill (Ferrari) und Dick Thompson (Jaguar) an-<br />
visiert), was aber von Alfred Neubauer entschieden zurückgewie-<br />
sen wurde. Dieser vermutete als Folge bald heruntergewirt-<br />
schaftete Wagen mit möglichen Ausfällen aufgrund mangelnder<br />
Betriebssicherheit. Darüber hinaus würde ein zweiter Fahrer<br />
17
18<br />
zu Rivalitäten führen, die erwiesenermaßen immer wieder zu<br />
Misserfolgen führen. Außerdem war alle Konzentration auf<br />
den Gewinn der Meisterschaft durch O’Shea gesetzt worden,<br />
den Gewinn des dritten Titels in Folge. Eine Zuerkennung des<br />
Meistertitels einem anderen Fahrer könne dann nicht mehr<br />
als der Erfolg von <strong>Mercedes</strong> gewertet werden, weil ein solcher<br />
Fahrer die ersten Punkte auf einem anderen Fabrikat gesam-<br />
melt hätte. Es blieb also bei O’Shea als einzigem Fahrer auf<br />
<strong>Mercedes</strong> SLS. Einzige Ausnahme war das Langstreckenren-<br />
nen in Elkhart Lake am 7./8. September, wo die Statuten des<br />
S.C.C.A. einen Fahrerwechsel vorschreiben. Hier wurde für die<br />
erste Hälfte des Rennens Dr. Richard Thompson (sonst Jaguar-<br />
fahrer) verpflichtet, bevor dann O’Shea das Steuer übernahm.<br />
Bild rechts oben:<br />
Wagen 1 mit Spiegelbefestigung auf der Cockpit-<br />
abdeckung<br />
Bild rechts unten:<br />
Wagen 2 mit Spiegel an der Windschutzscheibe<br />
Bild unten links:<br />
1. Juni 1957: erste Fotos des SLS vor dem Einsatz in<br />
Eagle Mountain, Texas. Zu sehen ist die Original-<br />
farbkombination mit rotem Interieur. Heute jedoch<br />
sind blaues Leder und silberner Lack eine sehr gern<br />
verwendete Farbkombination bei den SLS- Nach-<br />
bauten, auch von MB.
O’Shea Sportwagenmeister 1957, hier in Watkins Glen, New York, mit Lorbeerkranz des Klassensiegers.<br />
19
20<br />
DER HATTRICK VON PAUL O`SHEA<br />
Tatsächlich enttäuschte Paul O’Shea, übrigens zu einem<br />
monatlichen Salär von 1000 US- Dollar (Kurs damals ca. 1:4),<br />
das in ihn gesetzte Vertrauen nicht und gewann nach 1955 und<br />
1956 nun auch 1957, unterstützt von einem Mechanikerteam<br />
(Herr Bunz und Herr Grupp) aus Deutschland, erneut überle-<br />
gen den Titel des amerikanischen Sportwagenmeisters in der<br />
Kategorie D, wenngleich es zunächst nicht danach aussah. So<br />
schrieb Alfred Neubauer noch am 10.07.1957 an Victor Gross<br />
von Daimler-<strong>Benz</strong> of America: „In Anbetracht der geringen<br />
Erfolge unseres 300SL Roadsters in der unbeschränkten Klasse<br />
überlegen wir hier, ob es nicht zweckmäßig wäre, den Wagen ab<br />
20.8.1957 in der Kategorie der „Production Cars“ starten zu las-<br />
sen.“ Dies war jedoch für die laufende Saison nicht mehr möglich<br />
und außerdem hätten die SLS wegen ihrer Aluminiumkaros-<br />
serie niemals in der Kategorie der Serienwagen starten dürfen!<br />
Obwohl Paul O’Shea tatsächlich bei den zur Meisterschaft des<br />
S.C.C.A. gewerteten Rennen nur einen Gesamtsieg errang,<br />
dafür aber regelmäßig auf den vorderen Rängen landete (fünf<br />
Klassensiege und acht 2. Plätze), beendete er am 17. November<br />
1957 in Riverside, Kalifornien mit dreimal so vielen Punkten die<br />
Meisterschaft wie sein direkter Verfolger in seiner Klasse Car-<br />
roll Shelby auf Maserati, der spätere Erbauer der legendären<br />
Shelby Cobra. Mit 11400 Punkten erreichte O’Shea mit seinen<br />
beiden zuverlässigen SLS die Höchstpunktzahl aller Fahrer, die<br />
bei nationalen Sportwagenrennen des S.C.C.A teilgenommen<br />
hatten. Diesen Umstand hatte er einmal der hohen Standfestig-<br />
keit aber auch der geradezu phantastischen Kurvenlage der SLS<br />
sowohl bei trockenem Wetter als auch bei strömendem Regen<br />
zu verdanken. Dies wurde auch von der Konkurrenz allgemein<br />
zugegeben und auch über Lautsprecher bei den einzelnen Ver-<br />
anstaltungen ständig betont. An zweiter Stelle mit ca. 9<strong>50</strong>0 Punk-<br />
ten lag Walt Hansgen auf einem 3,8l Jaguar D. Während andere<br />
Konkurrenzfahrzeuge manchmal infolge verschiedenster Pro-<br />
bleme (Jaguar zum Beispiel mit den Zylinderkopfdichtungen, Kol-<br />
benbrennern und den Ventilen, Maserati mit Getriebebrüchen<br />
und Brüchen der Gelenkwellen, Ferrari mit Getriebebrüchen<br />
und Problemen mit der Getriebesynchronisation sowie Porsche<br />
mit ständigen Vorderachsproblemen sowie Kolbenbrennern und<br />
Kurbelwellenbrüchen) und z.T. wegen Motorüberholungen eini-<br />
gen Rennen des S.C.C.A fernbleiben mussten, konnte Daimler-<br />
<strong>Benz</strong> dank der hohen Standfestigkeit jedes Rennen beschicken.<br />
Das erste Rennen war für den 3.-5. Mai 1957 in Danville, Vir-<br />
ginia vorgesehen, musste aber wegen Unwetters mit Verwüstung<br />
der Rennstrecke abgeblasen werden. Letztendlich hatte O’Shea<br />
mit beiden Fahrzeugen insgesamt an allen 22 Rennen der Sai-<br />
son teilgenommen und war 18 mal in die Wertung gekommen,<br />
16 Rennen zählten zur Punktmeisterschaft des S.C.C.A, zwei<br />
mal fiel er durch technische Probleme aus (1x verölte Mitneh-<br />
merscheibe in der Kupplung und 1x Bruch eines Zahnes des<br />
3. Ganges im Getriebe) und zweimal durch Unfälle (jeweils<br />
in Führung liegend), verursacht durch andere Fahrzeuge. In<br />
Fort Worth, Texas war nach dem Gesamtsieg O‘Sheas im er-<br />
sten Rennen im Anschluss beim 2. Rennen Wagen 2 betroffen.<br />
Hier erfolgte ein „Abschuss“ durch den stark impulsiven Car-<br />
roll Shelby auf Maserati 300S durch Auffahrunfall auf den<br />
führenden O’Shea. Dabei wurde das Heck des SLS beschädigt<br />
mit Riss im Rahmen und Verbeulen des Tanks. Der zweite<br />
Unfall ereignete sich in Thompson, Connecticut, ebenfalls im<br />
zweiten Rennen nach dem Klassensieg (2. Gesamt) im Ren-<br />
nen davor. Hier war nun Wagen 1 durch die Kollision mit dem<br />
beim Überholversuch ins Schleudern geratenen Porsche 5<strong>50</strong>
RS betroffen, wodurch es zur unschönen Kaltverformung des<br />
rechten Vorderkotflügels und der Beifahrertür des SLS kam.<br />
Bilder:<br />
Linke Seite: Bild links oben: SLS vor Jaguar D / Bild Mitte und<br />
unten: Unfallschäden der Konkurrenz<br />
Diese Seite Bilder Hintergrund und rechts oben: 6./7. Juli - Trium-<br />
phaler Gesamtsieg in Watkins Glen, der Stadt im Staat New York, in<br />
der das erste Autorennen in den USA überhaupt stattfand<br />
Diese Seite Bild unten: 22./23. Juni - Erster Ausfall durch technischen<br />
Defekt (verölte Kupplung) in Elkhart Lake<br />
Hier die Auflistung aller 22 Rennen, an denen<br />
die SLS (1957) teilnahmen:<br />
Ort Datum Anzahl Strecke Platzierung Punkte für<br />
Rennen Klasse Gesamt S.C.C.A<br />
1. Cumberland, Maryland<br />
2. Fort Worth, Texas<br />
3. Lime Rock, Connecticut<br />
4. Elkhart Lake, Wisconsins<br />
5. Watkins Glen, New York<br />
6. Marlboro, Md.<br />
7. Danville, Virginia<br />
8. Montgomery, New York<br />
9. Thompson, Connecticut<br />
10. Elkhart Lake, Wisconsins<br />
11. Watkins Glen, New York<br />
12. Bridgehampton, New York<br />
13. Danville, Virginia<br />
14. Palm Springs, Californien<br />
15. Monterey Pebble Beach<br />
16. Riverside, Californien<br />
18. -19. Mai<br />
01. - 02. Juni<br />
08. - 09. Juni<br />
22. - 23. Juni<br />
06. - 07. Juli<br />
13. - 14. Juli<br />
03. - 04. Aug.<br />
17. - 18. Aug.<br />
30. 08. - 2.09.<br />
07. - 08. Sept.<br />
20. - 23. Sept.<br />
28. - 29. Sept.<br />
26. - 27. Okt.<br />
02. - 03. Nov.<br />
09. - 10. Nov.<br />
16. - 17. Nov.<br />
1<br />
2<br />
1<br />
1<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
Flugplatz<br />
Flugplatz<br />
Bahn<br />
Bahn<br />
Bahn<br />
Bahn<br />
Bahn<br />
Flugplatz<br />
Bahn<br />
Bahn<br />
Bahn<br />
Bahn<br />
Bahn<br />
Flugplatz<br />
Bahn<br />
Bahn<br />
2. 4. 800<br />
1.Kl.1.Ges/ Unfall 1000<br />
2. 7. 800<br />
-- - Ausfall ----- -<br />
1. 1. -<br />
1. 3. 1000<br />
1. 5. 1000<br />
2. 4. 800<br />
1.Kl.2.Ges./ Unfall 1000<br />
2. 4. 800<br />
1. 3. 1000<br />
2. 7. 800<br />
--- - Ausfall ----- -<br />
2. 7. 800<br />
2. 3. 800<br />
2. 9. 800<br />
Punkte Gesamt 11400<br />
21
22<br />
Für An- und Abmarschwege zu und von den Rennen wurden<br />
vom O’Shea/ Tilp- Team ca. 42000km zurückgelegt. Zwischen-<br />
station für Fahrzeuge und Ersatzteile war meist die Fabrik<br />
von George Tilp in New Jersey. Zu den Rennen wurden die<br />
Fahrzeuge meistens geschleppt, hin und wieder auch mit Geo<br />
Tilps Lastwagen transportiert und einmal wegen Unwetters und<br />
Unbefahrbarkeit der Zufahrtswege nach Fort Worth, Texas, sogar<br />
geflogen. Meistens wurden zu den einzelnen Rennen nur Wagen<br />
1 oder Wagen 2 transportiert, nicht jedoch beide gleichzeitig.<br />
Nach Denville, Virginia wurden jedoch beide Wagen überführt,<br />
weil dort die Klasse D Modified nur sehr dünn besetzt war, so-<br />
dass man nach den Regeln des S.C.C.A in der nächst höheren<br />
Klasse hätte starten müssen. Hier war also vorgesehen, das ein-<br />
zige Mal gleichzeitig mit beiden SLS an den Start zu gehen.<br />
Den zweiten SLS hätte Harry Carter fahren sollen, der sonst<br />
auf 300SL Flügel in der Klasse der Production Cars antrat.<br />
Durch Ausfall des einzig in der Klasse noch gemeldeten Austin-<br />
Healey wurde das Vorhaben aber zunichte gemacht. Wegen des<br />
Getriebeschadens im anschließenden Rennen, dem letzten an<br />
der Ostküste, der sehr kurzfristig behoben werden musste wegen<br />
des kurz darauf stattfindenden Rennens in Palm Springs, wollte<br />
man für die letzten drei Rennen in Kalifornien kein Risiko einge-<br />
hen und nahm immer beide Wagen zu den Veranstaltungen mit.<br />
Von diesen Rennen stammen auch die seltenen Fotos, auf denen<br />
beide SLS gemeinsam abgebildet sind. Die Zahl der Zuschauer<br />
bei den einzelnen Rennen lag zwischen 15.000 und 85.000.<br />
Die bestbesuchten Plätze waren Watkins Glen, New York, Peb-<br />
ble Beach/ Monterey, Kalifornien und Riverside, Kalifornien.<br />
Bild Hintergrund oben und Bild unten:<br />
17. August: Start und Rennen in Montgomery, 2. Platz in der Klasse,<br />
4. Platz im Gesamtclassement
Bildreihe unten:<br />
2. September: Nach Klassensieg und 2. Gesamtplatz im ersten Ren-<br />
nen in Thompson die Chronologie des Unfalls im 2. Rennen: Por-<br />
sche RS kommt in Bedrängnis und ins Schleudern und verursacht<br />
den Unfall mit dem SLS<br />
Bild oben und rechts:<br />
23. September: Startaufstellung in Watkins Glen:<br />
SLS hinter 2 Jaguar D, Ferrari 375 MM, Jaguar XK<br />
SS und Maserati 300S, 1. Klasse, 3. Gesamt, nach<br />
dem Rennen viel bestaunt und umlagert: <strong>Mercedes</strong><br />
Spezialroadster<br />
23
24<br />
8. September: 6-Stunden-Rennen in Elkhart Lake: 2. Klasse,<br />
4. Platz im Gesamtclassement
Der Renntransporter von Geo Tilp, der auch als Aussichtsplattform diente<br />
27. Oktober: Zweiter technischer Ausfall der Saison nach der Hälfte des Rennens<br />
(Getriebeschaden)<br />
17. November: letztes Rennen der ‚57er Rennsaison in Riverside, 2ter in Klasse DM<br />
#<br />
Transport via fester Verbindungsstange hinter einem Zugfahrzeug auf eigener Achse<br />
25
26<br />
Letztendlich machte O’Shea 1957 als erneuter Sportwagen-<br />
meister tatsächlich den Titel- Hattrick perfekt. Er wurde von 1955<br />
bis 1957 dreimal hintereinander USA-Champion. Dass ein Fa-<br />
brikat in drei aufeinander folgenden Jahren den Meistertitel er-<br />
ringen konnte, war in der Geschichte des amerikanischen Au-<br />
tomobilsports bis dahin nie erreicht worden und von unschätz-<br />
barem Wert für Daimler-<strong>Benz</strong> bezüglich der Werbewirksamkeit<br />
im heiß umkämpften amerikanischen Markt. Das eigentliche Ziel,<br />
das man mit dem Einsatz der beiden SLS in den USA im Auge<br />
hatte, die Werbung für Produkte der Marke Daimler-<strong>Benz</strong> sowie<br />
Starthilfe für die Roadster-Einführung wurde also voll erfüllt.<br />
Bild rechte Seite:<br />
Meist startete O‘Shea mit der Startnummer 30, einmal aber auch<br />
mit der 38 (in Elkhart Lake – 22./23.Juni).<br />
DAS ENDE DES RENNSPORTENGAGE-<br />
MENTS VON DAIMLER-BENZ<br />
Es gab Überlegungen, den 300SLS auch noch in der `58er Sai-<br />
son in den USA einzusetzen. Auch einer Homologierung ab<br />
1.1.1958 als Serienfahrzeug stand mit <strong>50</strong>0 hergestellten Exem-<br />
plaren bis zum 1.11.1957 für die neue Rennsaison nichts mehr<br />
im Wege. Aber dann spricht der Briefwechsel zwischen Alfred<br />
Neubauer und Heinz Hoppe vom Oktober 1957 über den SLS<br />
doch eine deutliche Sprache: „Wir haben den stetig wachsenden<br />
Erfolgsanteil der Type Grand Tourisme (2<strong>50</strong> GT) der Firma Fer-<br />
rari genau verfolgt .... .... gleichzeitig hat sich dies nicht nach-<br />
teilig auf den Verkauf unseres 300SL für den Normalgebrauch<br />
ausgewirkt, für welche Verwendung dieser Typ ursprünglich nur<br />
gedacht war. Wir stellen fest, dass Herr Paul O’Shea in den USA<br />
Eine der seltenen Aufnahmen mit beiden SLS z<strong>usa</strong>mmen auf einem Bild<br />
zwar voraussichtlich wiederum in seiner Kategorie USA- Cham-<br />
pion wird, jedoch kam unser Wagen oft auf die weiter hinten<br />
liegenden Plätze zu liegen, so dass natürlich die sehr wichtige<br />
optische Wirkung eines Erfolges bei den einzelnen Veranstaltun-<br />
gen verloren gehen musste. Z<strong>usa</strong>mmengefasst bin ich persönlich<br />
gegen eine weitere Beteiligung in den USA. Von unserer Marke,<br />
die vor einigen Jahren noch alle Meisterschaften für sich er-<br />
ringen konnte, werden naturgemäß Gesamtsiege verlangt und<br />
ich schließe mich der Meinung an, dass die jetzigen Erfolge nicht<br />
geeignet erscheinen, eine Überlegenheit der <strong>Mercedes</strong>-Ben-<br />
Erzeugnisse nachzuweisen.“ Ein Engagement in Sportwagen-<br />
rennen in den USA wollte man dann doch eher der Kundschaft<br />
überlassen, Daimler-<strong>Benz</strong> wollte sich einfach nicht weiter enga-<br />
gieren und auch nicht das gewonnene positive Renommee aufs<br />
Spiel setzen. Eine gewisse Rolle hat bei der Entscheidungsfindung<br />
sicher aber auch die Kostenfrage gespielt sowie die Tatsache, dass
28<br />
die Hubraumgrenze in der Klasse C „Production Cars” für die<br />
kommende Saison auf 3,5 Liter angehoben werden sollte. Mehr<br />
ließ sich laut Neubauer aus dem Roadster aber für die Zukunft<br />
nicht mehr herausholen. Dieser Typ war einfach an seine Grenz-<br />
en gelangt. Am 23. Oktober 1957 stellte Alfred Neubauer<br />
schließlich fest: „Aus unseren Ausführungen resultiert, dass Herr<br />
Paul O’Shea als Fahrer aus unseren Diensten ausscheiden wird<br />
und die Mechaniker nach Stuttgart zurückberufen werden. Herr<br />
Prof. Nallinger, Herr Uhlenhaut und ich sind jedoch alle der An-<br />
sicht, daß die Spezial-Roadster in den USA zu einem möglichst<br />
guten Preis verkauft werden sollten und an Liebhaber, die damit<br />
an Rennen nicht teilnehmen.“ Durch das Schreiben von Di-<br />
rektor Neubauer an Herrn Hoppe von Daimler-<strong>Benz</strong> of North<br />
America vom 31. Oktober 1957 wurde dies dann auch offiziell<br />
besiegelt, worin es wörtlich heißt: „Unter Bezugnahme auf mein<br />
Schreiben vom 23.d.Mts. kann ich Ihnen mitteilen, dass Herr<br />
Professor Nallinger und der Vorstand den Beschluss gefasst<br />
haben, eine Rennbeteiligung mit den beiden Spezialroadstern<br />
in Art von 1957 nicht fortzusetzen.“ Hiermit war nun das Ende<br />
von O’Shea‘s Rennsportengagement auf <strong>Mercedes</strong> besiegelt. Er<br />
wechselte 1958 auf Ferrari und wurde nur 1960 noch einmal<br />
auf der Rennstrecke auf einem <strong>Mercedes</strong> gesichtet, hier diente<br />
ihm ein fast serienmäßiger 300SL Roadster als Ersatzfahrzeug.<br />
Bilder linke Spalte:<br />
Bild oben:<br />
O´Shea mit der Startnummer 38<br />
Bild Mitte und unten:<br />
Diesmal mit der Startnummer 30 auf der Rennstrecke<br />
Hintergrundbild diese Seite: O’Shea in Sebring 1960 auf einem<br />
serienmäßigen Roadster (das letzte Mal mit einem <strong>Mercedes</strong>)<br />
DER VERBLEIB DER BEIDEN MB SLS<br />
SPEZIAL-ROADSTER<br />
Aus einem Brief an Direktor Neubauer vom 27. August 1957<br />
von Victor Gross, der für die USA-Renneinsätze vor Ort verant-<br />
wortlich war, geht hervor: „Wir haben vor einigen Tagen, wie<br />
Sie bereits wissen werden, einen Wagen für $ 5.000,- verkauft,<br />
den zweiten wollen wir demnächst versuchen, für $ 6.000,- oder<br />
mehr zu verkaufen.“<br />
Seitdem verliert sich jede Spur der beiden letzten 300SL, die<br />
mit Werksunterstützung und dem Know-How einer legendären<br />
Rennabteilung einen wichtigen Titel nach Stuttgart gefahren<br />
hatten! Eine unbestätigte andere Version (von amerikanischer<br />
Seite) geht davon aus, dass Daimler-<strong>Benz</strong> letztlich doch noch den<br />
Auftrag dazu gab, die Fahrzeuge vor Ort zu schreddern und zu<br />
verschrotten. Ähnliches Schicksal ist ja nun leider schon anderen<br />
bedeutenden Fahrzeugen der Rennsportgeschichte widerfahren,<br />
denken wir bitte nur mal an den legendären Renntransporter<br />
aus den <strong>50</strong>er Jahren. Was würden wir heute alle (<strong>Mercedes</strong>-<br />
<strong>Benz</strong> selbst eingeschlossen) darum geben, wenn man diesen fa-<br />
talen Fehler der Vergangenheit rückgängig machen könnte. Aber<br />
aus damaliger Sicht stellen sich eben gewisse Entscheidungen<br />
in einem anderen Licht dar. Vielleicht ist es ja aber auch ganz<br />
anders und die beiden SLS führen versteckt in irgendwelchen<br />
Sammlungen bis heute einen Dornröschenschlaf oder wiederum<br />
eine andere Version: Sie fristen bis dato nach einem damaligem<br />
Rückbau zur zivilen Sraßenversion unerkannt ein Froschdasein,<br />
um nur darauf zu warten, bei irgendeiner anstehenden Restau-<br />
ration plötzlich wieder wachgeküsst zu werden. Für diejenigen,<br />
die sich an der Prinzensuche beteiligen wollen, hier die Fahr-<br />
gestell-Nummern der beiden 300 SLS: Wagen 1 (intern auch
SLS 1 oder USA I genannt): 84 67 19 8106 / 2 mit Motor Nr.<br />
198 980/ 6<strong>50</strong> 0345 (intern PS 15 genannt) und Wagen 2 (SLS<br />
2 oder USA II): 84 42 62 0070 / 1 mit Motor Nr. 198 980/ 6<strong>50</strong><br />
0344 (PS 13)!!<br />
Bild rechts oben: Prototyp No. 1 in Monza 1956 mit Karl Kling und<br />
Alfred Neubauer / Bild Mitte: Prototyp No. 1 Anfang der 8oer Jahre/<br />
Bild unten: Prototyp No. 1 beim 300 SL- Treffen 2007<br />
VORSICHT VERWECHSLUNGSGEFAHR<br />
1. Nicht verwechselt werden dürfen die verschollenen SLS<br />
zum einen mit dem ersten Roadster-Prototyp, der bei Restaura-<br />
tionsarbeiten von Scott Grundfor (Scott Restorations Los Ange-<br />
les) in den USA in den frühen 80er Jahren aufgetaucht ist und<br />
zeitweise in seinem äußeren Erscheinungsbild etwas an die SLS<br />
erinnerte. Dieser weist alle besonderen Merkmale des ersten Pro-<br />
totyps auf, die im Bericht zu <strong>50</strong> Jahre Roadster im letzten Bul-<br />
letin schon ausführlich beschrieben wurden. Dieses ist auch das<br />
Fahrzeug, was von David Douglas Duncan am Stilfser Joch so<br />
beindruckend fotografiert wurde und über das „Collier’s Maga-<br />
zin“ indirekt auch zum Namensgeber der SLS wurde. Zweifels-<br />
freier Hinweis, dass es sich nicht um einen der verschollenen SLS<br />
handelt, ist neben den eindeutigen Vorserienmerkmalen des 1.<br />
Prototyps natürlich die Fahrgestellnummer! Der Roadsterpro-<br />
totyp Nr. 1 hat niemals an einem Rennen teilgenommen, auch<br />
wenn er 1956 bei Erprobungsfahrten ausreichend Gelegenheit<br />
hatte, die verschiedensten Rennstrecken kennen zu lernen.<br />
Heute befindet sich der Wagen in italienischer Sammlerhand.<br />
2. Für Verwirrung und häufige Falschinterpretation durch<br />
verschiedenste Autoren sorgen zum anderen immer wieder die<br />
Werksaufnahmen von einem weißen SLS-ähnlichen Fahrzeug<br />
mit fester Beifahrerabdeckung, kleiner Scheibe, jedoch Serien-<br />
sitzen, Serienlenkrad und ohne Überrollbügel, das darüber-<br />
hinaus eine Stahlkarosserie besaß. Das Fahrzeug hat viele Merk-<br />
male der Serienversion wie den Talbotspiegel auf dem linken<br />
Vorderkotflügel, Serienauspuff und eindeutig zu sehen sind auch<br />
die Öffnungen für die Stoßstangenhalterungen. Dieses Fahrzeug<br />
hat zudem eine Straßenzulassung, die die beiden nach USA ge-<br />
lieferten SLS nie hatten. Außerdem stammen die Aufnahmen<br />
vom Dezember 1957, wurden also zu einem Zeitpunkt aufgenom-<br />
men, als die Sportwagenmeisterschaft in den USA schon längst<br />
gelaufen war. Darüber hinaus taucht genau dieses Fahrzeug<br />
rückgerüstet zur „zivilen Straßenversion“ bei Werbeaufnahmen<br />
zur Skiweltmeisterschaft in Bad Gastein 1958 mit Toni Sailer<br />
wieder auf. Bei diesem Fahrzeug handelt es sich also lediglich<br />
um eine weitere Wettbewerbsversion des 300 SL Roadsters<br />
oder auch nur um einen Versuchsträger von <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong>,<br />
der für Erprobungen und u.U. auch für Geschwindigkeitsmes-<br />
sungen herangezogen werden sollte. Bekanntermaßen gab es<br />
1958 solche Messfahrten. Vielleicht diente dieses Fahrzeug auch<br />
den Erprobungen im Z<strong>usa</strong>mmenhang mit einem zunächst noch<br />
in Erwägung gezogenen zukünftigen Einsatz in den USA in der<br />
Klasse „Produktion Cars“, die ja Serienzustand, also u.a. auch<br />
die Stahlkarosserie vorschrieb (s.o.). Über den Verbleib dieses<br />
Fahrzeuges können keine näheren Angaben gemacht werden.<br />
29
30<br />
Bilder diese Seite:<br />
Werksaufnahmen betitelt mit:<br />
„Sportwagen für USA“ vom<br />
Dezember 1957<br />
3. Dieser weißen Wettbewerbsversion und auch den O’Shea-<br />
SLS sehr ähnlich ist eine weitere Sportversion des 300 SL Road-<br />
sters (ebenso in die USA ausgeliefert worden). Es handelt sich<br />
dabei um einen schwarzen Roadster im Renntrim mit Rudgefel-<br />
gen und ebenfalls fester Beifahrersitzabdeckung für den Renn-<br />
einsatz, über den bereits im vorletzten Bulletin ausführlich<br />
berichtet wurde. Dieser Wagen wurde zwar als Wettbewerbs-<br />
version bei <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> geordert, aber mit der ausdrück-<br />
lichen Maßgabe einer jederzeit möglichen Rückrüstung zur<br />
Straßenversion. Es ist das Siegerfahrzeug von Mr. Arthur Pate-<br />
man vom Gran Prix von Macao von 1957, der werksseitig unter<br />
Leitung von Rudolf Uhlenhaut rennmäßig hergerichtet wurde<br />
mit Modifkationen an Motor, Federn und Stoßdämpfern sowie<br />
mit Z<strong>usa</strong>tztank. Das Fahrzeug befindet sich nach möglichen<br />
Umwegen über Japan heute in deutscher Hand und trägt eben-<br />
falls inzwischen wieder das zivile Kleid eines Serienroadsters.
Siegerfahrzeug des GP von Macao 1957 - Feste Beifahrerabdeckung und<br />
Rennscheibe ähnlich den beiden SLS<br />
4. Darüber hinaus gab es ein Fahrzeug, das auch gerne als O‘Shea<br />
SLS angesehen wird, sich aber doch in wesentlichen Punkten<br />
von diesen unterscheidet. So war es als Zweisitzer konzipiert,<br />
hatte also keine Beifahrersitzabdeckung, war weiß und mit vie-<br />
len Sponsorenaufklebern versehen (Mobilgas), hatte eine auffäl-<br />
lige Hutze hinter dem Fahrersitz, europäische Frontscheinwerfer<br />
mit roter Abdeckung sowie Rudgeverschlussfelgen. Details wie<br />
Serien-Talbotrückspiegel und Nummernschildhalterung hin-<br />
ten sprechen dafür, dass es sich um einen Umbau eines Serien-<br />
roadsters handelte. Dieser Wagen wurde von Mark Brown ge-<br />
fahren und war Vorbild für ein 1/24- Modell der Firma CMC.<br />
5. Außerdem gibt es noch eine Aufnahme von einem Rennen in<br />
den USA von einem SLS-ähnlichen Fahrzeug mit serienmäßigen<br />
Sitzen und einem auffallend großen und breiten Überrollbügel,<br />
zu dem aber keinerlei nähere Angaben gemacht werden können.<br />
(siehe dazu Bild unten links: Startnummer 12 bei einem Rennen in<br />
den USA)<br />
Ein weiteres Wettbewerbsfahrzeug (Mark Brown) mit großer SLS- Ähnlichkeit<br />
31
32<br />
6. Den Laien nun gänzlich verwirren werden schließlich die seit<br />
Anfang der neunziger Jahre immer wieder auf Renn- und Old-<br />
timerveranstaltungen auftauchenden „SLS- Typen“. Es handelt<br />
sich hierbei entweder um jene Rekonstruktion von Daimler-<br />
Chrysler selbst aus dem Jahre 1995/96 oder um Nachbauten der<br />
verschiedensten SL-Restaurationsbetriebe, die allesamt auf Ba-<br />
sis des Serienroadsters entstanden sind und den SLS-Fahrzeu-<br />
gen von damals nachempfunden wurden.<br />
Bild rechts: HK SLS Nr.8 von Martin Tobian, Retromobile 2007<br />
Bild obere Reihe links: Früher SLS-Nachbau aus den USA von John<br />
Olson, 1991 in Elkhart Lake, Wisconsin<br />
Bild obere Reihe Mitte: 300SL- Treffen Karlsruhe 1998: SLS Nach-<br />
bauten von HK-ENGINEERING (links) und vom <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
Classic Center (rechts) / Bild obere Reihe rechts: SLS-Nachbau von<br />
Bennie Valkenburg bei den Classic Days in Salzburg<br />
Bild unten links: 3 SLS von HK-ENGINEERING beim Testen in<br />
Oschersleben: Hans Kleissl, Thomas Rosier und Uli Clauss vor<br />
ihren Autos / Bild unten rechts: Der Autor in dem SLS Nachbau<br />
Nr.7 von HK ENGINEERING in Oschersleben
6. Zu guter Letzt sei hier der Vollständigkeit halber wegen<br />
der Namensgleichheit in diesem Z<strong>usa</strong>mmenhang noch der so<br />
genannte Porter-SLS erwähnt. Dieser hat nun überhaupt nichts<br />
mit den beschriebenen O’Shea SLS zu tun, ist in Wirklichkeit<br />
auch gar kein 300SL Roadster. Vielmehr handelt es sich dabei<br />
um den durch Chuck Porter ebenfalls in den späten <strong>50</strong>er Jahren<br />
in den USA zu Ruhm gelangten Rennwagen, der 1956 aus einem<br />
verunfallten 300SL-Flügeltürer entstanden ist und von Jack Sut-<br />
ton, einem emigrierten Engländer, in <strong>50</strong>00 Arbeitsstunden mit<br />
einer den damaligen Werks-Rennwagen (300 SLR)-ähnlichen<br />
Aluminiumkarosserie versehen wurde. Dieser Wagen ist eben-<br />
falls wieder zurück in Deutschland und befindet sich nach einer<br />
Totalrestauration durch HK-ENGINEERING im Besitz unseres<br />
Clubmitgliedes Dr. Klaus Lehr, der hierzu eine hervorragende<br />
eigene Website unterhält ( www.<strong>mercedes</strong><strong>300sls</strong>-porter.de).<br />
Bild oben: SLS des MB-Museums bei den Classic Days 2007 in Salz-<br />
burg mit dem DTM- Rennfahrer Roland Asch am Steuer / Bild rechts<br />
oben: Der Porter- SLS mit Chuck Porter damals in den <strong>50</strong>ern. / Bild<br />
rechts unten: Der Autor im Porter- SLS in Oschersleben<br />
DER STERN DES 300SL VERBLASST<br />
LANGSAM AM RENNSPORTHIMMEL<br />
In der offenen Version konnten 1957 der erwähnte Gesamtsieg<br />
von Pateman beim GP von Macao sowie der Gesamtsieg von<br />
Santos und Huertas bei dem Rennen Caracas-Cumana-Cara-<br />
cas in Venezuela errungen werden. Mit den beiden O’Shea SLS<br />
beendete Daimler-<strong>Benz</strong> sein halbamtliches Engagement in den<br />
USA. Gemessen am Gewinn der S.C.C.A- Meisterschaft 1957<br />
verblassen jedoch die Erfolge der 300SL in Europa. Mit Coupés<br />
errangen Zeller und Daetwyler beim Großen Preis von Wien die<br />
Plätze 1 und 2. Beim 1000km-Rennen vom Nürburgring wur-<br />
den bei den Gran Turismo über 1,6l sogar die ersten vier Plätze<br />
und bei der Tulpen-Rallye sowie der Fernfahrt Lüttich-Rom-<br />
Lüttich (Schlesser) jeweils Rang zwei belegt. Auch bei der Ral-<br />
lye Espana fuhren Andres und Portoles noch einen Gesamtsieg<br />
heraus. Danach sah es aber für die Rennsportbeteiligung der<br />
300SL immer düsterer aus. Es gab zwar noch einige Achtungs-<br />
erfolge wie der Gesamtsieg von Cotton / Simon bei der Rallye<br />
Neige è Glace, die Siege von Crone / Pömöller in der GT- Klasse<br />
über 2,6l bei der Rallye Sestriere 1958, von Cotton / Leclère bei<br />
der Rallye Mont Blanc-Iseran bei den Gran Turismo über 1,6l<br />
sowie von Marheinecke bei der Internationalen Rallye Ostsee -<br />
Travemünde bei den GT und Spezialtourenwagen über 2000ccm<br />
im selben Jahr. 1959 konnte das Team Monteverdi / Stangl in der<br />
Eifel in der Klasse Turismo bis 3l den 3.Platz erringen, hinter<br />
zwei Ferrari versteht sich. Überhaupt sahen sich die <strong>Mercedes</strong><br />
immer mehr Heerscharen von Ferraris gegenüber. Das Duell<br />
rot gegen silber war damals schon genauso aktuell wie heute.<br />
1960 belegten Meerstein / Nöcker noch einmal Rang 2 im Ge-<br />
samtklassement bei der Rallye Bad Homburg. Das gleiche Re-<br />
sultat erzielte jener Nöcker noch einmal beim GP von Deutsch-<br />
land bei den Gran Turismo über 2l hinter Jo Schlesser auf Ferrari.<br />
Auch 1960 wurde Filmschauspieler Dr. Gunther Philipp un-<br />
ter dem Pseudonym Constantine noch Österreichischer GT-<br />
Meister in der Klasse über 1600ccm. Selbst bei kleineren Ver-<br />
anstaltungen war in der Folgezeit jedoch die Übermacht der<br />
Ferrari und Porsche so groß geworden, dass gute Resultate<br />
nur noch mit viel Glück möglich wurden. Der 300SL ver-<br />
blasste von nun an immer mehr am Rennsport-Sternenhimmel.<br />
33
34<br />
WIEDERAUFERSTEHUNG DES RENN-<br />
SPORTS MIT DEM 300 SL<br />
Zu Rennsport-Lorbeer in jüngerer Zeit gelangten die 300SL<br />
wieder ab der Rennsaison 1995, hier vor allem als „SLS“.<br />
Mit diesen Fahrzeugen errang HK-RENNSPORT folgende<br />
Erfolge:<br />
1000km- Rennen, Nürburgring<br />
GTM- Lauf, Zolder<br />
GTM- Lauf, Salzburgring<br />
Eiffel-Ardennen-Cup, Nürburgring<br />
Carrera Panamericana, Mexico<br />
Preis der Stadt Stuttgart, Hockenheimring<br />
GTM- Lauf, Zolder<br />
GTM- Lauf, Most (Tschechien)<br />
GTM- Lauf, Colmar (Luxembg.)<br />
Eiffel- Klassik, Nürburgring<br />
1999 gab es dann einen Einbruch bei den nationalen Rennaktivitäten wegen Bemängelung der Alu-Karosserien der SLS durch die<br />
nationale Sportbehörde (DMSB).<br />
Nennenswerte Erfolge im Ausland waren in der Folgezeit:<br />
La Carrera Panamericana, Mexico<br />
Goodwood Revival, Fordwater Trophey<br />
Historic Festival, Monterey Laguna Seca<br />
Und seit letztem Jahr auch wieder national:<br />
AvD Oldtimer Grand Prix, Nürburgring<br />
1997<br />
1997<br />
1997<br />
1997<br />
1997<br />
1998<br />
1998<br />
1998<br />
1998<br />
1998<br />
1999<br />
2002<br />
2004<br />
2006<br />
Rechte Spalte - Bild oben:<br />
Die SLS führern in Luxemburg<br />
Rechte Spalte - Bild Mitte:<br />
Sieg von HK am Hockenheimring<br />
Rechte Spalte - Bild unten:<br />
Sieg am Salzburgring<br />
1. Klasse Michael Kühn / HK<br />
2. Klasse Hans Kleissl<br />
Gesamtsieg Hans Kleissl/ Michael Kühn<br />
2. Klasse Helmut Reis<br />
1. Klasse Georg Distler<br />
Gesamtsieg Hans Kleissl/ Helmut Reis<br />
3. Klasse Hans Kleissl<br />
1. Klasse Hans Kleissl<br />
1.u.2.Gesamt Hans Klessl/Rolf Meyer<br />
1.u.2.Klasse Kühn/ Becker/ Kleissl<br />
1.Klasse, 3. Gesamt Hans Kleissl<br />
2. Gesamt Graham Scott<br />
7. Gesamt Hans Kleissl<br />
1.Klasse/ 6.Gesamt Hans Kleissl
Harald Becker Karussell auf dem Nürburgring 35
36<br />
Hans Kleissl und Klaus Lehr gefolgt von Uli Clauss bei der Carrera Panamericana 1999<br />
Die deutschen Rennfahrerteams mit ihren SLS bei der Carrera Panamericana in Mexico<br />
Harald Becker im SLS auf dem Nürburgring
DIE MODELLE DES MB 300SLS<br />
Modelle der 300SLS-Rennwagen gibt es in verschiedenen<br />
Maßstäben und aus den unterschiedlichsten Materialien. Es sind<br />
entweder Einzelstücke oder Kleinserienmodelle, die in meist nur<br />
geringen Stückzahlen produziert wurden. Das größte Modell im<br />
Maßstab 1:10 ist aus Holz und stammt von einem Holzschnitzer<br />
aus Kanada. Das 1:18-Modell ist ein Umbau auf Basis eines Bu-<br />
rago-Roadsters. In 1:24 gibt es drei verschiedene Modelle: einen<br />
aus einem Kunststoff-Kit entstandenen Umbau sowie ein limi-<br />
tiertes Metallfertigmodell der Firma CMC sowie ein Holzmo-<br />
dell wiederum aus Kanada im gleichen (angenäherten) Maßstab.<br />
Das 1:43-Modell stammt von der Firma Top Modell, es han-<br />
delt sich um einen Resine-Kit aus einer Kleinserie. Im kleinsten<br />
Maßstab von 1:87 (HO Eisenbahn) brachte die Firma Morem<br />
verschiedene Metallmodelle heraus, alles Kleinserienmodelle,<br />
teils Vorserienmodelle und Einzelstücke und schließlich auch<br />
das Jubiläumsmodell unseres Clubs zum 20jährigen Jubiläum in<br />
Karlsruhe. Schließlich soll für den MBMC im nächsten Jahr noch<br />
ein hochwertiges Handarbeitsmodell aus Metall von der Firma<br />
Tin Wizzard im Maßstab 1:43 produziert werden. Vorbestel-<br />
lungen hierfür können beim Autor oder beim <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
Modellauto Club (MBMC) direkt aufgegeben werden (Lothar<br />
Jaques, Tel: 02162-3<strong>50</strong>280).<br />
Rechte Spalte:<br />
Bild oben: Umbauten in den Maßstäben 1:18, 1:24 und 1:43<br />
Bild Mitte: CMC- Modelle in 1:24<br />
Bild unten: Kanadische Holzmodelle<br />
Diese Spalte:<br />
Bild oben: 1:87- Modelle der Firma Morem<br />
Bild unten: Kleinserien- Ba<strong>usa</strong>tz aus Resine in 1:43<br />
Literatur- und Quellennachweis:<br />
Karl Ludvigsen <strong>Mercedes</strong>- <strong>Benz</strong> 300SL Gullwings and<br />
Roadster<br />
Dennis Adler <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 300SL<br />
Dieter Günther / Klaus Hübner Das große <strong>Mercedes</strong>-SL-Buch<br />
Thomas Imhof <strong>Mercedes</strong> SL vom „Flügeltürer“ zum<br />
SL der 90er Jahre<br />
Markus Bolsinger <strong>50</strong> Jahre <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 300SL<br />
Rober Nitske <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 300SL<br />
John R. Ohlson Collecting the <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> SL 1954-93<br />
Günther Engelen / Mike Riedner Vom Rennsport zur Legende<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Faszination SL 300SL Roadster (W198 II)<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Faszination SL 300SL Coupé (W198 I)<br />
Motor Klassik und <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 300SL<br />
Daimler-<strong>Benz</strong>: Mitteilungen aus dem Archiv:<br />
300SL-Dokumentation<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Portrait einer Weltmarke Ingo Seiff<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Classic Heft 01 2007<br />
MBMC Journal Heft 4- 2006, Bericht von Hajo Lütke<br />
<strong>Mercedes</strong> 300SL Club Bulletin 3/ 2006, Bericht von Martin Semm<br />
<strong>Mercedes</strong> Enthusiast February 2006 Issue 52<br />
Website und Fotos von Gunter Klug www.mb300sl.de<br />
Website von Dr. Klaus Lehr www.<strong>mercedes</strong><strong>300sls</strong>-porter.de<br />
Website von Gien Motorsport www.racingsportscars.com<br />
Ich möchte mich besonders bei dem <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Archiv,<br />
vor allem bei Dr. Beckmann und Herrn Heintzer für die Er-<br />
laubnis zu den wiederholten umfangreichen Recherchen im<br />
Archiv, für deren gute Z<strong>usa</strong>mmenarbeit sowie bei Frau Feifel,<br />
Herrn Schuster und Herrn Langer für die Zurverfügungstel-<br />
lung der vielen Werksaufnahmen als auch bei Herrn Knecht<br />
und Herrn Goldbach für die Ermöglichung der Fotoaufnahmen<br />
des 300SLS aus den „Heiligen Hallen“ bedanken! Des Weiteren<br />
möchte ich Hajo Lüttke und Roland Rittmann meinen Dank<br />
aussprechen für die Überlassung der SLS-Modelle aus deren<br />
Sammlungen für die Fotoaufnahmen sowie Gunter Klug und<br />
Wilfried Steer für die Bereitstellung von Fotos und Prospekten.<br />
Dr. York Seifert<br />
37
300SL CLUB JAHRESTREFFEN-STUTTGART<br />
“In diesem Jahr des <strong>50</strong>. Geburtstages des 300 SL Roadster lade<br />
ich Sie ganz herzlich in die Geburtsstadt unseres Klassikers nach<br />
Stuttgart ein.” So beginnt das Einladungsschreiben vom alten<br />
und neu gewählten Vorstand Thomas Rosier. Die Vorzeichen<br />
des Treffens waren nicht so rosig. Die Pläne mussten mehrere<br />
Male verändert werden, da gleichzeitig ein “Megaevent”, der<br />
Stuttgarter Marathonlauf, die halbe Stadt und insbesondere die<br />
Region um das Daimler-Werk in Untertürkheim lahmzulegen<br />
drohte. Wie immer schafften die Organisatoren den Spagat in<br />
bewährter Form und der Termin konnte gehalten werden. Der<br />
neue Managing Director des <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong>-Museums, Michael<br />
Bock, und der Niederlassungsleiter Michael Huber haben alles<br />
getan, was möglich war, um die Freunde der schönsten Karos-<br />
serien der Welt zu bewirten, ja zu pflegen. Selbst der Wettergott<br />
war den von weither angereisten Mitgliedern des wohl einma-<br />
ligen Automobilclubs hold. Es regnete wie aus” Eimern”, aber<br />
vornehmlich in der Nacht oder am Abend während alle “SL-<br />
Fanatiker” sich in den wiederkehrenden Diskussionen um die<br />
Formen, Farben, Ausstattungen und Restaurierungserfahrungen<br />
ihrer “Lieblinge” verloren. Die Internationalität der angereisten<br />
Mitglieder übertraf selbst das schon legendäre Hamburger Tref-<br />
fen bei weitem. Mit insgesamt 145 Autos, eingeschlossen dabei<br />
25 Mitglieder aus Belgien, den Niederlanden und Luxemburg.<br />
Die treuen Freunde aus Großbritannien, Dänemark und Italien<br />
sowie die nahezu jedes Jahr anreisende Crew aus den Vereinigten<br />
Staaten trugen maßgeblich zur exzellenten Stimmung auf der<br />
Schifffahrt den Neckar hinauf und stromabwärts bei. Viele neue<br />
Clubmitglieder versuchten zaghaft die ersten Bekanntschaften<br />
zu schließen, nachdem Thomas schon recht heiser versuchte<br />
hatte, jeden einzelnen über das Schiffmikrofon vorzustellen, aber<br />
in der allgemeinen Bier- und Weinstimmung kaum eine Chance<br />
hatte, Gehör zu finden. Insbesondere unsere skandinavischen<br />
Freunde fühlten sich in dem, in eine finnische Sauna verwan-<br />
delten Buffetraum zunehmend wohl. Nachdem ein Freund<br />
startete, das Handtuch zu schwingen und nach einem Aufguss<br />
schrie, war das Glück vollkommen. Statt Fichtennadelaufguss<br />
gab es ebenso rustikal wie heiß Schweinebraten, Würstchen und,<br />
damit unsere Kollegen aus Großbritannien und den USA nicht<br />
enttäuscht mit einem falschen Image von Deutschland ausreisen<br />
mussten - die Bestätigung: (Sauer)-Kraut. Auf die Frage an alt-<br />
gediente Mitglieder : “ Was gab es Neues auf der Mitglieder-<br />
versammlung?” kam stets die Antwort: “Nichts Besonderes. Fi-<br />
nanzen ok, Vorstände bestätigt, Stimmung klasse.” - Weiter so.<br />
Am Freitag dann endlich - SL-Fahren über die Schwäbische<br />
Alb Richtung Heilbronn und das wunderschöne schon 10<strong>50</strong><br />
urkundlich erwähnte Schloss Liebenstein. Leichter Regen als wir<br />
ankommen stört überhaupt nicht, da eine riesige Scheune mit<br />
fantastischem Buffet als Auffangbecken aller Fans dient. Aber<br />
was machen die Organisatoren mit uns? Sie fragen tatsächlich<br />
die über viele Wochen in allen SL-Büchern abgedruckten, meist<br />
überlesenen technischen Details ab und bewerten auch noch die<br />
falschen Antworten mit Strafpunkten. Dies kann der sonst ruhige<br />
SL-Fan, der lässig damit leben kann, dass ihn ein Turbo-Porsche<br />
auf der Strecke überholt, nicht auf sich sitzen lassen. Alugewichts-<br />
differenz des Motors - au Backe, war das nicht 60 kg? Wie ist<br />
die spezifische Gewichtsdifferenz zwischen Alu und Gusseisen?<br />
Sind die Aggregate mitberechnet? Die ersten zocken bereits auf<br />
dem Blackberry. Leider ist der Erfolg nur mittelmäßig, denn<br />
Daimler hat <strong>Benz</strong> nie treffen können. Hier steht es schwarz auf<br />
weiß: Der eine war schon tot, als der andere auf dem Höhepunkt<br />
39
40<br />
seiner Karriere stand . Ha, ich wusste dies war eine Fangfrage!<br />
Aber was ist mit diesem verdammten Alu-Motor? Noch<br />
drei Minuten bis zur Abfahrt. “Physik fünf - setzen.” hör ich<br />
meinen Lehrer auf der Penne sagen. Dejàvu!! Der Blick auf<br />
den Nachbarn hilft nur bedingt. Der hat das falsche Kreuz<br />
gemacht - wohl vom Gegenüber abgeschrieben. Die “Kienle-<br />
Söhne” müssen herhalten und Clubveteran von Pein schweigt<br />
genüsslich. Verdammt! “Relax!”, sagen die Frauen uns ge-<br />
genüber, “esst mal erst euren Nachtisch - es geht doch<br />
hier um nichts!” Mein Gott! Die haben nichts verstanden.<br />
Wir verlieren uns in Erdbeeren mit Schlagsahne - solche Erd-<br />
beeren gibt es nur in Deutschland zum Reinsetzen. Mittlerweile<br />
sind alle Fragen beantwortet. Du gibst mir eine Antwort, ich dir<br />
die andere - man hilft sich - man ist ja im selben Club. Am Nach-<br />
mittag geht es zu AMG in Affalterbach, mitten in der “schwä-<br />
bischen Pampa”. Wie kann man hier ein Werk aufmachen?<br />
Die Mechaniker der heißesten Motoren stehen zaghaft am ab-<br />
gesperrten Parkplatz und lauschen dem Surren der anschwe-<br />
benden Flugeltürer. So viele haben sie noch nie auf einem Platz<br />
gesehen. Ehrfürchtig nähert man sich, die Pause reicht gerade,<br />
um einen schnellen Blick zu wagen. Da kommen auch schon die<br />
Guides und spalten uns in verschiedene Gruppen. Innenaus-<br />
bau und Motoren vom Feinsten. Kaum Geräusche und es fehlt<br />
nur noch das einer sagt “Schwester, den Kolben bitte”, bevor<br />
der schwarzgekleidete mit weißen Gazehandschuhen ausgestat-<br />
tete Mechaniker die letzten Teile zur Vollendung des Motors<br />
einsetzt. “Assembly at its best.” Der Barbecueabend in der Nie-<br />
derlassung ist nett arrangiert. Als Herr Huber den Spruch ziti-<br />
ert “Sag mir, welches Auto du fährst, und ich sag dir ... usw.”,<br />
geht uns das runter wie der 2004er Grauburgunder aus dem<br />
Badenland. Feucht-fröhliches Ende und es gießt in Strömen - in<br />
der Speiseröhre und draußen. Die Fahrt zum “Neuen Schloss”<br />
am Sonnabend findet bei strahlendem Sonnenschein statt. Wir<br />
stehen mit unseren Fahrzeugen auf dem Schlossplatz und las-<br />
sen sie bestaunen - aber wir sind nicht allein. Ein ganzer Trupp<br />
an alten Käfern, Maseratis, Porsches, Ferraris, DKWs und Fiats<br />
hilft den Eindruck zu verwischen, es gäbe in Stuttgart nur Daim-<br />
ler-<strong>Benz</strong>. Peter Kraus fühlt sich in seinem Kienle-Sponsorwagen<br />
wohl und erzählt Stories von der Silvretta Classic und seinen ei-<br />
genen Oldtimern recht nett und unklompliziert. Da, aus dem<br />
Nichts, erscheint die berühmte Frau Mittwoch von Motor Klas-<br />
sik, der Dreh- und Angelpunkt aller Wartelistenfans der berühm-<br />
testen Wettfahrten, um ein paar Fotos von den Anwesenden<br />
zu machen. Nein, weit gefehlt - doch nicht von uns - der Peter<br />
ist’s, der Peter. Und Peter ist in seinem Element: stehend, lieg-<br />
end, knieend, lächend, schmunzelnd, das Haar kurz gestriegelt.<br />
“Klack, klack,klack”, die Digitalkameras der Profis ahmen das<br />
Geräusch des Spiegelreflexes nach. Einige Fans nähern sich und<br />
fragen artig nach einem Autogramm - meist ältere Semester.<br />
Gott sei Dank - die Fotografen sind weg, ebenso Frau Mittwoch<br />
- der Peter ist wieder der “normale” Peter. Ist eben “Business<br />
- Showbusiness, let’s face it.” Am Nachmittag splittet sich die<br />
Gruppe: <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong>-Museum für die, die es noch nicht ken-<br />
nen, Klaus Kienle lädt in seinen Restaurationsbetrieb ein oder<br />
die Stadtrundfahrt steht zur Auswahl. Das <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong>-Mu-<br />
seum ist ein Highlight nicht nur der Architektur, sondern auch<br />
der deutschen Automobilgeschichte. Historische Zeitreise durch<br />
Politik, Gesellschaft und Technik des Automobils, gepaart mit<br />
geschmackvollem Aufbau der schönsten Automobilkarosserien,<br />
die das Land zu bieten hat. Man kann sich kaum sattsehen und<br />
braucht viel Zeit. Selbst Hans Kleissl lässt sich den Besuch von<br />
Kienle Automobiltechnik nicht entgehen. Man kann ja noch da-<br />
zulernen. Die Besucher sind beeindruckt von der Präzision, der<br />
Sauberkeit der Restaurationswerkstätten und von den Preisen<br />
- perfekte Organisation. Der Galaabend im <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong>-<br />
Museum stellt den krönenden Abschluss der Jahrestagung dar.<br />
Die Enthüllung des SLR Cabrios zu <strong>50</strong>0 Tsd. Euro erscheint<br />
im Lichte der auf dem Werkshof stehenden eigenen Wagen im<br />
Bereich der Entscheidungsoptionen und löst Träume und Bestel-<br />
lungen aus. Die mit viel Spaß und Applaus bedachte Einlage von<br />
Peter Kraus als Dankeschön an die Mitgliedsgemeinde weckt alte<br />
Jugendträume und lässt dann die Hüftathrose für ein paar Mi-<br />
nuten vergessen. Die Ansprache der belgischen Clubmitglieder<br />
unter Leitung von Karel de Kegel, die Freude und der ausge-<br />
drückte Dank für die Einladung ist ein Highlight ebenso wie die<br />
emotionale Danksagung der amerikanischen Freunde der 300<br />
SL Gullwing Group von Amerika, die jedes Jahr mit steigender<br />
Zahl über den Ozean fliegen, um in “Good old Germany” dabei<br />
zu sein. Die Siegerehrung ist geprägt von knappen Ergebnissen.<br />
Gewonnen hat mit einem Vorsprung von ... Punkten ... aus ....<br />
Bei uns waren es die Getriebevarianten - fanden wir nicht im<br />
Blackberry. Unser Nachbar hatte vier - es waren fünf. Sonst hät-<br />
ten wir den 23. Platz belegt. Nächstes Mal singe ich auch auf der<br />
Bühne - das hilft. Den Organisatoren kann man in Anbetracht<br />
der logistischer Hürden nur ein Kompliment machen, ebenso<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> (wie es jetzt wieder heißt) für die Gastfreund-<br />
schaft und Unterstützung, aber noch wichtiger für die ausge-<br />
strahlte schwäbische Herzlichkeit: “Mir gäbe nixx” - weit gefehlt .<br />
Thanks, Dank u wel, Merci, Tak und herzlichen Dank!<br />
Dr. Jürgen Wettke<br />
(Bilder von Andreas Meiniger, Dr. Wettke, & Dr. Seifert )
36 34 44
DER AVD OLDTIMER GRAND PRIX AM<br />
NÜRBURGRING<br />
Erstmals haben die Verantwortlichen vom <strong>Mercedes</strong> Classic<br />
Center dieses Jahr für unseren Club die <strong>Mercedes</strong> VIP Lounge<br />
im ersten Stock am Ende der Boxengasse geöffnet. Von dort<br />
hatte man auf dem Balkon eine tolle Aussicht auf den Start<br />
und die erste Kurve. Dafür herzlichen Dank an Michael Bock.<br />
Obwohl es Freitag Morgen noch sehr neblig war und sämt-<br />
liche Trainingsrunden abgesagt wurden, klarte das Wetter am<br />
Wochenende auf. Die vielen Clubmitglieder, die zum Zusehen<br />
gekommen waren, konnten so bei schönstem Sonnenschein<br />
ein wunderbares Wochenende am Nürburgring verbringen.<br />
Im Sprintrennen am Sonntag waren unter ca. <strong>50</strong> Rennwagen<br />
und GTs bis Baujahr 1961 drei 300SL-Fahrzeuge vertreten:<br />
der Rennflügeltürer von HK-ENGINEERING mit Michael<br />
Kühn am Steuer, Georg Nolte mit seinem 300SLS und Dr.<br />
Klaus Lehr auf seinem 300SLS Special, der inzwischen wie<br />
original damals in den <strong>50</strong>ern mit einem Kompressor versehen<br />
war. Alle 300SL-Fahrzeuge konnten sich gut platzieren. Der<br />
Rennflügel kam auf Platz 1 der GT-Fahrzeuge und Platz 6 im<br />
Gesamtklassement, Dr. Klaus Lehr kam auf Platz 13. Viele<br />
der angereisten Clubmitglieder nahmen mit ihrem 300SL am<br />
Demonstrationslauf für die klassischen <strong>Mercedes</strong>-Autos teil<br />
und hatten viel Spaß daran die Rennstreckenluft zu schnup-<br />
pern.<br />
Foto: Dr. Klaus Lehr in seinem MB 300SLS Special<br />
Foto links oben: Fliegender Start / Foto links unten: Rennen<br />
Foto Mitte: In der Box / Foto rechts unten: Start zum Sonderlauf<br />
37 35 45
46<br />
MEILENWERK STUTTGART<br />
Startschuss für den dritten Standort in Deutschland<br />
Das Konzept Meilenwerk bietet ein Forum für Fahrkultur,<br />
besonders jenen, für die Oldtimer und Liebhaberfahrzeuge<br />
mehr sind als nur praktische Fortbewegungsmittel. Die Meilenwerke<br />
führen Spezialisten, Technikbegeisterte, Ästheten und<br />
Nostalgiker rund um das rostigste Hobby der Welt unter einem<br />
Dach z<strong>usa</strong>mmen. Im Meilenwerk können Oldtimer und Liebhaberfahrzeuge<br />
bei professionellen Anbietern ge- und verkauft,<br />
restauriert und gewartet werden. Auch können Oldtimer-Stellplätze<br />
gemietet werden. Das stilvolle Ambiente bietet zudem<br />
Gastronomie-, Event- und Clubbereiche. Vier Jahre nach der<br />
Eröffnung des ersten Meilenwerks in Berlin und knapp ein Jahr<br />
nach Eröffnung des zweiten Meilenwerks in Düsseldorf fiel am<br />
15. Juli 2007 der Startschuss für das dritte Meilenwerk in der<br />
Region Stuttgart. Der Investor Andreas Dünkel ist eine Kooperation<br />
mit dem Meilenwerk-Initiator Martin Halder eingegangen<br />
und hat für die Dünkel Investment GbR die Hangars<br />
des 80 Hektar großen denkmalgeschützten Flughafenareals bereits<br />
erworben. Halder ist bei diesem Projekt nicht nur Ideengeber,<br />
sondern als Geschäftsführender Gesellschafter der Branded<br />
Bricks GmbH auch Kooperationspartner und Lizenzgeber der<br />
Marke Meilenwerk. »Wie Berlin und Düsseldorf wird es in dem<br />
über 15.000 qm großen Meilenwerk Region Stuttgart ein Komplett-Angebot<br />
für Klassiker-Freunde geben.« »Das hochwertige<br />
Leistungsangebot, das stilvolle Ambiente der denkmalgeschützten<br />
Gebäude und der facettenreiche Mietermix werden auch das<br />
Meilenwerk Region Stuttgart zur ersten Adresse für Oldtimer<br />
und Liebhaberfahrzeuge in der Region machen,« ist sich Meilenwerk-Initiator<br />
Martin Halder sicher. Besonderes Highlight wird<br />
das angeschlossene Hotel sein, so dass Oldtimerfreunde in Stuttgart<br />
zukünftig nach einem Event oder auf der Weiterfahrt ihrer<br />
Oldtimerreise im Meilenwerk nächtigen können«. Baubeginn<br />
wird Herbst 2007 sein. Eröffnung wird im Frühjahr 2009 sein.<br />
Die Gebäude des ehemaligen denkmalgeschützten Flughafens<br />
mit großer historischer Tradition bieten ein mindestens ebenso<br />
beeindruckendes Ambiente wie das ebenfalls denkmalgeschützte<br />
Straßenbahndepot in Berlin und der denkmalgeschützte Ringlokschuppen<br />
in Düsseldorf. Infos: www.meilenwerk.de
48<br />
GAB ES NOCH EINE ANDERE MILLE<br />
MIGLIA?<br />
Seit 30 Jahren, also seit 1977, gibt es die uns allen über Presse-<br />
berichte und manchmal auch durch persönliches Erleben bekann-<br />
te Mille Miglia: hochkarätige Sportwagen dominieren, meist<br />
in Rot. Gelegentlich erinnert man sich an herausragende Siege<br />
bei der ursprünglichen MM von 1927 – 1957, wie z.B. den le-<br />
gendären Sieg von Stirling Moss auf dem MB 300 SLR 1955.<br />
Aber das war eine ganz andere Mille Miglia als heute. Zweimal<br />
habe ich als junger Student die „Original-Mille Miglia“ erlebt –<br />
zunächst vor allem angezogen von den MB 300 SL-Prototypen,<br />
die damals bei vielen Einsätzen unglaublich erfolgreich waren:<br />
1952 hatten Kling/Klenk den 2. Platz bei der MM erreicht.<br />
Was war die ursprüngliche Idee der 4 „Erfinder“ 1927 ?<br />
Man wollte einmal die Zuverlässigkeit der damals noch recht<br />
gebrechlichen Fahrzeuge zu verbessern helfen und zum anderen<br />
auf die Unzulänglichkeit des meist aus Schotterstraßen beste-<br />
henden italienischen Straßennetzes aufmerksam machen.<br />
So entstand das damals längste Straßenrennen Brescia-Rom-<br />
Brescia über rd. 1600 km (= 1000 Meilen) non stop auf Bestzeit.<br />
Sehr viel mehr Fahrzeuge als heute nahmen teil: z.B. 1955 waren<br />
es 534 Wagen, deren Start sich über 10,5 Stunden hinzog ! 2007<br />
waren es 375, die in etwas über 2 Stunden auf den Weg gebracht<br />
wurden. Auch das Teilnehmerfeld war ein völlig anderes, denn so<br />
genannte Spezial-Tourenwagen (meist Limousinen) dominierten.<br />
1955 gab es z.B. 20 Klassen aufgeteilt in Spezial-Tourenwagen,<br />
Gran Tourismo und Sportwagen, diese wiederum nach Hubraum-<br />
klassen bis <strong>50</strong>0, 7<strong>50</strong>, 1100, 1300, 1<strong>50</strong>0, 1600, 2000, über 2000 ccm.<br />
19<strong>50</strong> waren von 382 Startern 116 Topolinos (Nachkriegszeit !),<br />
nur 204 Wagen erreichten das Ziel. Warum: Man „frisierte“<br />
Motor und Fahrwerk so gut man konnte – nicht immer konnte<br />
Foto: Die Mille Miglia 1955 ging als eines seiner größten Rennen<br />
in der Historie ein. Mit der Startnummer 722, vergeben nach der<br />
Startzeit um 7 Uhr 22, gingen der 25jährige Stirling Moss und sein<br />
Beifahrer Denis Jenkinson am Sonntag, den 1. Mai 1955 im <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
300 SLR Rennsportwagen in Brescia an den Start. Um<br />
17 Uhr 29, also nach exakt zehn Stunden, sieben Minuten und 48<br />
Sekunden, überquerten sie die Ziellinie und stellten damit den bis<br />
heute gültigen Streckenrekord über die 1000 Meilen auf - Durchschnittsgeschwindigkeit:<br />
157,65 km/h. Überglücklich feierten Moss<br />
(rechts) und Jenkinson (links neben ihm mit Brille) mit dem Team<br />
(Oberingenieur Uhlenhaut links) den Gesamtsieg und den neuen<br />
Streckenrekord.<br />
man es gut – und hörte auch einfach auf, wenn Technik oder<br />
Müdigkeit störten. Die Porsche-Mannschaften der <strong>50</strong>er Jahre<br />
waren zeitweise frustriert, wenn sauschnelle Giulettas vor-<br />
beischossen – aber nicht lange, denn spätestens bis Rom waren<br />
die Hauptgegner ausgefallen und es kam zu den vielen Por-<br />
sche-Klassensiegen. Ich erinnere mich gut an eine Nacht 1955<br />
südlich Brescia, in der die Flotte der ab 23.00 Uhr gestarteten<br />
Tourenwagen endlos vorbeizog, bis endlich am frühen Morgen<br />
die großen, berühmten Sportwagen erschienen – weit vorab<br />
durch faszinierende Geräusche „erhörbar“. Natürlich stand bzw.<br />
lagerte man an schwierigen Kurvenfolgen. Oder die Rückkehr<br />
von der Dauerregen-MM 1956: Ich stand in Brescia am Krei-<br />
sel mit Kopfsteinpflaster bei der Cavalcavia, als Bauer/Grupp<br />
auf der MB 220 a Limousine derart um die Biegung schos-<br />
sen, dass die Räder einer Seite ca. <strong>50</strong> cm in der Luft waren.<br />
Es hat sich gelohnt. Sie wurden Klassensieger und 25. gesamt.<br />
Was blieb gleich? Die Atmosphäre mit unglaublich vielen be-<br />
geisterten Zuschauern an den Straßen durch Italien, auch selbst<br />
erlebt durch 4malige Teilnahme an der jetzigen MM.<br />
Dr. Werner Heyde
Exklusive Momente – exklusiv für Mitglieder.<br />
Die <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> ClubCard.<br />
� Als echter Klassiker gilt die respektable<br />
Anzahl im Original erhaltener und bestens<br />
gepflegter Automobile mit dem guten<br />
Stern. In erster Linie stehen dafür die Mitglieder<br />
unserer Clubs und deren Engagement für<br />
diese Zeitzeugen der Geschichte, sowie die<br />
Pflege unserer Tradition im Automobilbau.<br />
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Dafür wollen wir uns bei Ihnen bedanken –<br />
mit der <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> ClubCard. Exclusiv<br />
und nur für die Mitglieder unserer autorisierten<br />
Clubs weist diese Karte Sie als Botschafter<br />
unserer Marke aus. Dabei liegen die<br />
individuellen Vorteile klar auf der Hand,<br />
jederzeit über Ihren persönlichen Code abrufbar.<br />
MERCEDES ERSATZTEIL-NEWS<br />
- REIFEN FÜR MB 300 SL - W198 I+II<br />
Durch die Z<strong>usa</strong>mmenarbeit des <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Classic Cen-<br />
ters mit dem Reifenhersteller Dunlop können Fahrer eines 300<br />
SL zukünftig auf originalgetreuen aber qualitativ hochwertigen<br />
Reifen fahren. Während bisher Reifen aus aktuellen Produk-<br />
tionslinien verwendet werden mussten und durch ihre breitere<br />
sowie flachere Bauweise den originalgetreuen Eindruck trübten,<br />
gehört dieses Problem mit dem Dunlop SP Sport D 8 nun der<br />
Vergangenheit an, da die neuaufgelegten Reifen mit einem<br />
Höhe/Breite-Verhältnis von 82% den authentischen Look wie-<br />
derherstellen. Die Optik erinnert an die Vergangenheit und ak-<br />
tuelle Prüfverfahren/Qualitätsstandards bilden die Grundlage<br />
zur Qualitätssicherung. Geschwindigkeiten bis zu 240 km/h be-<br />
einträchtigen die sichere Bodenhaftung nicht. Zu Bauzeiten des<br />
300 SL waren Diagonalreifen der Größen 6.<strong>50</strong>-15 und 6.70-15<br />
Extra-Super-Sport vorgesehen, welche heutzutage nur noch be-<br />
dingt straßentauglich sind. Das Blockprofil des Dunlop SP Sport<br />
D 8 mit der markanten Mittelrippe überträgt souverän die An-<br />
triebs- und Bremskräfte auf die Straße und garantiert hervorra-<br />
gende Drainage-Eigenschaften. Erhältlich beim Classic-Center.<br />
- STECKSCHEIBEN 300SL COUPÉ<br />
Konstruktionsbedingt können die Scheiben nicht geöffnet wer-<br />
den. Es ist jedoch möglich, an heißen Tagen einfach die Scheiben<br />
mit Hilfe eines Hebels aus dem Rahmen zu entnehmen. Diese<br />
Scheiben sind ab sofort wieder erhältlich. Ursprünglich als Ein-<br />
scheibensicherheitsglas konzipiert, wird die Neuauflage nach<br />
modernsten Standards mit Verbundscheibensicherheitsglas<br />
gefertigt. Fahrer- und Beifahrerscheibe sind in einer begrenzten<br />
Stückzahl aufgelegt und ausschließlich im <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Clas-<br />
sic Center erhältlich. : Tel.: +49-(0)711/17-8 40 40<br />
41 49
<strong>50</strong><br />
EVENTS 2007/2008<br />
(vorläuige Liste - viele Veranstaltungen haben noch kein genaues Datum bekannt gegeben)<br />
Jochpass Memorial, Hindelang 18.10. – 21.10.2007<br />
La Carrera Panamericana, Mexico 26.10. – 01.11.2007<br />
Retro Classics, Stuttgart<br />
14.03. – 16.03.2008<br />
Maroc Classic, Marokko<br />
15.03. – 22.03.2008<br />
Techno Classica, Essen<br />
26.03. – 23.03.2008<br />
300 SL Club Frühjahrsausfahrt, Italien April 2008<br />
Mille Miglia, Italien<br />
Mai 2008<br />
Kitzbüheler Alpenrallye, Kitzbühel Mai/Juni 2008<br />
Gaisbergrennen, Salzburg<br />
Juni 2008<br />
MB 300 SL Club Jahrestreffen 19.06. - 22.06.2008<br />
Le Mans , Frankreich<br />
11.07. – 13.07.2008<br />
Silvretta Classic, Österreich<br />
Juli 2008<br />
Pfaffenwinkel Classic, Schongau Juli 2008<br />
MVC Sommerausfahrt, München Juli 2008<br />
Schloss Dyck Classic Days, Jüchen August 2008<br />
AVD Oldtimer Grand Prix, Nürburgring August 2008<br />
ADAC Sounds of Speed, Salzburg August 2008<br />
3.intern. VP Bank Classic, Arosa August/ Sept 2008<br />
Goodwood Revival, England<br />
August/Sept. 2008<br />
MB Classic Days, Salzburg,<br />
September 2008
52<br />
Das Kürzel SL einmal anders interpretiert<br />
Als „Spende für Lebenshilfe“ legt Guido Hommel dieses Kürzel<br />
heuer schon zum 8. Mal auf seine ganz eigene Weise aus. Star<br />
der 13. Oldtimer-Spendenaktion ist nämlich wie schon so oft,<br />
dieses Jahr wieder einmal ein SL, und zwar ein silberner 190SL,<br />
der zudem im Rahmen unseres diesjährigen 300SL-Club-<br />
Jahrestreffens in Stuttgart von vier Rennfahrergrößen sowie<br />
von Rockstar Peter Kraus auf der Motorhaube signiert wurde.<br />
Unser mit viel Elan und finanziellem Einsatz engagiertes<br />
Clubmitglied Guido Hommel (ClimAir) unterstützt nunmehr<br />
schon seit acht Jahren durch die Spende des Hauptpreises mit<br />
seiner in Okarben in Hessen ansässigen weltweit führenden<br />
Firma für Windabweiser und Sonnenschutzsysteme nahezu<br />
Guido Hommel in seinem gestifteten 190SL<br />
aller Autohersteller die allgemeinnützige Lebenshilfe Giessen<br />
e.V.. Durch seine Hilfe, die vieler anderen und vielleicht auch<br />
durch Ihre Spende wird die Unterstützung und Betreuung<br />
von 1700 geistig und physisch mehrfach behinderten Men-<br />
schen mit insgesamt 28 Einrichtungen wie Kindergärten, inte-<br />
grativer Schule, Werkstätten und Wohnheimen erst möglich.
Mit einer Spende von 5,00 Euro oder natürlich gerne auch<br />
mehr können auch Sie Ihren ganz persönlichen Beitrag zu die-<br />
ser großartigen Aktion leisten. Einfach beiliegendes Überwei-<br />
sungsformular ausfüllen (Name und Adresse bitte nicht verges-<br />
sen!) und schon nehmen Sie als „Zuckerl“ auch noch an einer<br />
Verlosung mit vielen wertvollen Preisen teil, allen voran des hier<br />
gezeigten wunderschönen 190SL aus dem Jahre 1960 im Wert<br />
von 65.000,- Euro. Wäre das nicht der richtige Zweitwagen für<br />
Ihre Frau oder auch eine tolle Überraschung für Ihre Tochter<br />
oder Ihren Sohn? Es winken aber auch noch viele weitere reiz-<br />
volle Preise wie ein Alfa Romeo GTR Bertone Junior von 1969,<br />
ein Fiat Topolino Belvedere, Bj. 1954, eine 81er BMW R65, ein<br />
VW Käfer von 1971 und ein Wochenende für 2 Personen in Sta-<br />
de sowie zahlreiche kleinere Preise. Nicht nur Peter Kraus, der<br />
mit einem 300SL auch an unserer diesjährigen Rallye rund um<br />
Stuttgart teilnahm, unterstützte durch seine Signatur diese Ak-<br />
tion, sondern auch mit ihren Autogrammen die allseits bekann-<br />
ten <strong>Mercedes</strong>-Rennfahrergrößen Hans Herrmann, Hans Klenk,<br />
Eugen Böhringer und Eberhard Mahle, die allesamt auch auf<br />
300SL-Fahrzeugen Rennerfolge verbuchen können. Ich hoffe<br />
auf eine rege Spendenresonanz und wünsche Ihnen für die Ver-<br />
losung viel Glück!!<br />
Dr. York Seifert<br />
Bild rechts: von links nach rechts - Peter Kraus, Hans Herr-<br />
mann, Hans Klenk, Eugen Böhringer und Eberhard Mahle.<br />
53
54<br />
RABATTE MIT DER MB CLUB-CARD<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Club-Shop eröffnet<br />
Mehr als 300 Artikel der <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Collection können<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> ClubCard-Besitzer im neuen Online-Shop<br />
unter www.<strong>mercedes</strong>-benz-club-collection.com vergünstigt be-<br />
stellen. Modelle, Uhren, Pins und vieles mehr können Sie nun<br />
rund um die Uhr kaufen. (Beispielsweise: Das Weihnachtskugel-<br />
Set mit 4 Kugeln, jede mit anderem Oldie-Motiv. Die von in-<br />
nen handbemalten Glaskugeln zeigen in diesem Jahr Motive<br />
von original <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Weihnachtskarten aus den <strong>50</strong>er<br />
Jahren. Preis: 20,00 Euro plus 7,<strong>50</strong> Euro Versand.) Adresse für<br />
Bestellungen: Mail: classic.collection@daimlerchrysler.com<br />
oder im Internet: www.<strong>mercedes</strong>-benz.com/classic-center<br />
Ermäßigungen bei Museen und Hotels<br />
Für unsere Clubmitglieder bietet die ClubCard ermäßigte<br />
Eintritte für zahlreiche Museen und Hotels.<br />
Händler-Rabattliste<br />
Dereit räumen Ihnen über 200 Händler mit der <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
ClubCard einen Rabatt auf Ersatzteile ein. (Z.B. für Oldtimer-<br />
und Weißwandreifen: www.oldtimerreifen-moeller.de)<br />
Viele neue Partner<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> ClubCard-Inhaber können sich über neue Part-<br />
ner-Programme freuen. (Autozubehör, Autovermietungen, DB<br />
Autozug, Automessen und viele andere)<br />
Mehr Infos zu sämtlichen Vergünstigungen:<br />
www.<strong>mercedes</strong>-benz-clubs.com<br />
DEUVET NEWS<br />
Swizöl ist neuer DEUVET Card Partner und neues<br />
Fördermitglied des DEUVET<br />
Den Deuvet gibt es seit 1976. In den vergangenen Jahrzehnten<br />
hat sich die Interessenvereinigung als Kompetenzzentrum für alle<br />
automobilbegeisterten Enthusiasten entwickelt und unterstützte<br />
somit Eigentümer klassischer Automobile bei der Erhaltung<br />
ihrer ‚rollenden Schätze’. Mit derselben Kontinuität und Hin-<br />
gabe engagiert sich das kleine Schweizer Traditionsunternehmen<br />
Swizöl für Eigentümer klassischer und aktueller Automobile,<br />
wenn es um die perfekte Pflege geht. Es entstand die Fördermit-<br />
gliedschaft von Swizöl, damit sich Deuvet-Mitglieder auch im<br />
Hinblick auf automobile Pflege besonders gut aufgehoben füh-<br />
len. Swizöl, eine seit 1930 bestehende Schweizer Wachsmanu-<br />
faktur in Familienhand mit Sitz in Fällanden, CH, bietet für die<br />
anspruchsvollsten Perfektionisten, Automobilenthusiasten und<br />
Connaisseure ein komplettes Pflegeprogramm für ihr automo-<br />
biles Investment, unter anderem auch mit speziell abgestimmten<br />
Pflegeprodukten für Lackierungen, Leder, Kunststoffe, Interi-<br />
eurhölzer und Edelmetalle.<br />
Ab sofort : Sonderkonditionen für Deuvet Mitglieder<br />
Deuvet Mitglieder erhalten auf Ihre Bestellungen einen Ra-<br />
batt von 10%. Über den e-shop der offiziellen swizöl webpage<br />
www.swizol.de können Sie unter Angabe der BonusCard<br />
Nummer bestellen. Erst mehr Informationen? Dann fordern Sie<br />
das fast schon legendäre Swizöl Anwender Handbuch oder das<br />
individuell erstellte Wachsrezept speziell für Ihr Automobil an:<br />
http://www.swizol.com/D/DE/KontaktHandbuch.htm<br />
DIE ANDEREN MB-CLUBS DEUTSCHLAND<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Veteranenclub von Deutschland e.V.<br />
www.mvconline.de - mvcd@t-online.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 190SL Club<br />
www.<strong>mercedes</strong>-benz190sl-club.de - f.erbeck@<strong>mercedes</strong>-benz190sl-<br />
club.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Interessengemeinschaft e.V.<br />
www.mbig.de - info@mbig.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> SL Club Pagode e.V.<br />
www.sl-club-pagode.de - holger.widenmeyer@sl-club-pagode.de<br />
Verein der Heckflossenfreunde e.V. /MB-Strich-Acht IG<br />
www.<strong>mercedes</strong>clubs.de - stuempfig@<strong>mercedes</strong>clubs.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> R/C 107 SL Club Deutschland e.V.<br />
www.107sl-club.de - j.kreuer@rt-42.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Kompressor Club e.V.<br />
info@kompressor-club.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> W123-Club e.V.<br />
www.w123-club.de - w123info@aol.com<br />
Unimog-Club Gaggenau e.V.<br />
www.unimog-club-gaggenau.de<br />
peter.rebsdat@unimog-club-gaggenau.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> S-Klasse-Club<br />
www.mb-w-126-club.de - info@mb-w-126-club.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> R129 SL-Club e.V.<br />
www.129sl-club.de - president@129sl-club.de<br />
MBMC <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong>-Modellauto-Club e.V.<br />
www.mbmc.de - info@mbmc.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> SLK-Club e.V.<br />
www.slk-club.de - info@slk-club.de
KLEINANZEIGEN<br />
BIETE<br />
Kurbelwelle<br />
Herr van den Hazel möchte eine fabrikneue 300 SL Kur-<br />
belwelle verkaufen. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:<br />
Patrick van den Hazel, Tel: +49-(0) 721-37 28 203 / e-mail:<br />
Patrick.vandenHazel@Kazenmaier.de<br />
SUCHE<br />
300SL für zeitlich begrenzte Museums-Ausstellung<br />
Das Deutsche Technikmuseum Berlin plant für die Zeit vom<br />
8. November 2007 bis 16. März 2008 die Sonderausstellung<br />
“Neustart - mobil ohne Öl? “. Die 1000qm große Ausstellung<br />
beschäftigt sich mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zuku-<br />
nft der Automobilität. Schlaglichtartig sollen dabei verschiedene<br />
Epochen beleuchtet werden. Für den Bereich 1960, der sich<br />
schwerpunktmäßig mit der Massenmotorisierung in Europa<br />
beschäftigt, würden wir als herausragendes Exponat gerne<br />
das Traumauto dieser Zeit zeigen: den <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 300<br />
SL. Da unser Museum selber keinen 300 SL besitzt, würden<br />
wir ihn gerne ausleihen. Falls Sie Ihr Fahrzeug zur Verfü-<br />
gung stellen wollen, nehmen Sie bitte direkt mit dem Projekt-<br />
leiter Herrn Bernd Lüke Kontakt auf. Sie erreichen ihn un-<br />
ter der Rufnummer 030 90254-285 / e-mail: lueke@dtmb.de<br />
MITGLIEDER<br />
Wir bgrüßen unsere neuen MB 300SL Club - Mitglieder:<br />
Gerd Sehne, Ehningen<br />
Thomas Schlytter-Henrichsen, Königstein<br />
Peter Esser, Regensburg<br />
Volker Claas, Harsewinkel<br />
Elisabeth Petrasch, Dornbirn, Österreich<br />
Heiko Hartwig, Eschborn<br />
Die Club-Mitgliedschaft beendet haben:<br />
Frank Ostendorf, Oldenburg<br />
van Pelt, Gerard, Rijsenhout, Holland<br />
Michael Kahlow, Hattersheim<br />
Dr. Werner Adamczyk, Gräfelfing<br />
Der Club trauert um sein Mitglied<br />
Artur Faude, Furtwangen (verstorben am 24.07.2007)<br />
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