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BVT-Merkblatt zu Abwasser- und Abgasbehandlung

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Kapitel 3<br />

3.3.1.2 Mehrfachverwendung <strong>und</strong> Recyclingverfahren<br />

Es ist <strong>zu</strong> unterscheiden zwischen:<br />

� <strong>Abwasser</strong>, das direkt in der Produktion anfällt (z. B. Reaktionswasser, Destillate, Waschwasser, Filtrate),<br />

� <strong>Abwasser</strong>, das bei der Reinigung der Anlage oder Anlagenteilen anfällt (z. B. im Laufe von Wartungsarbeiten,<br />

bei Spülvorgängen bei Verstopfungen oder Produktverbackungen, bei der Reinigung von Mehrzweckanlagen<br />

aufgr<strong>und</strong> Kampagnenproduktion oder bei Produktwechsel).<br />

Spezifische Behandlungsschritte <strong>zu</strong>r Entfernung störender Inhaltsstoffe können die Effizienz einer Rückführungsmaßnahme<br />

verbessern. So können <strong>zu</strong>m Beispiel die Neutralisation, Strippung oder Filtration von Prozesswasserströmen<br />

die Wiederverwendung von Wasser ermöglichen, z. B. als Rohwasser oder für die<br />

Brauchwasserversorgung. Die Wiederverwendung von Prozesswasser (<strong>zu</strong>bereitetes Wasser, Mutterlaugen) ist<br />

dann möglich, wenn Inhaltsstoffe, wie Nebenprodukte oder Salze, die nachfolgenden Produktionsschritte nicht<br />

nachteilig beeinflussen. Tatsächlich können bei mehrstufigen Produktwäschen einzelne Waschwässer häufig für<br />

vorhergehende Waschschritte verwendet werden.<br />

Zusätzlich <strong>zu</strong>r Reduktion der <strong>Abwasser</strong>belastung hat die Wiederverwendung von Wasch- <strong>und</strong> Spülwasser sowie<br />

von Wasser aus der Anlagenreinigung den Vorteil der Produktrückgewinnung <strong>und</strong> der Ausbeuteerhöhung, soweit<br />

das Wasser unmittelbar in den Produktionsprozess rückgeführt wird. Dies erfordert Einrichtungen <strong>zu</strong>r Erfassung,<br />

<strong>zu</strong>m Ausgleich oder Speicherung von <strong>Abwasser</strong>, was ein begrenzender Faktor sein kann.<br />

3.3.1.3 Indirekte Kühlung von Dämpfen<br />

Zur Kühlung oder Kondensation von Dämpfen wird das Eindüsen von Wasser in die Gasphase praktiziert. Allerdings<br />

fallen durch den direkten Kontakt von Wasser <strong>und</strong> Dampf große <strong>Abwasser</strong>mengen an, die mit den in<br />

der Dampfphase enthaltenen Verunreinigungen belastet sind. Durch die Einführung von Oberflächen-<br />

Wärmetauschern anstelle solcher Kondensatoren/Kühlern mit Wassereindüsung wird der Anfall belasteter<br />

Kühlwasserströme vermieden, da die Schadstoffe im Kondensat verbleiben. Auf diese Weise führt die indirekte<br />

Kühlung/Kondensation <strong>zu</strong> Wassereinsparungen. Um einen Anhaltspunkt für das Einsparpotenzial <strong>zu</strong> geben sei<br />

angeführt, dass <strong>zu</strong>r Kühlung von einer Tonne Dampf auf 35°C (diese Temperatur wird im Allgemeinen als maximale<br />

Einleitungstemperatur akzeptiert) ungefähr 27m 3 Wasser erforderlich sind. Bei der indirekten Kühlung<br />

wird diese Menge in einem Kühlwasserkreislauf geführt [cww/tm/82], wobei nur die Verdampfungsverluste<br />

ergänzt werden.<br />

Die Wassereinsparung kann durch verschleppte Partikel, sublimierte Stoffe, Kristalle oder Verbackungen Beläge<br />

auf den Wärmetauscheroberflächen bilden oder die Zwischenräume zwischen den Wärmetauscherflächen<br />

verstopfen, sodass eine regelmäßige Wartung erforderlich ist.<br />

Es gibt allerdings auch Prozesse, bei denen eine Umstellung auf Indirektkühlung nicht geeignet ist<br />

[cww/tm/82]:<br />

� Für die Kristallisation kann es erforderlich sein, eine flüssige organische Phase intensiv mit warmem oder<br />

heißem Wasser intensiv <strong>zu</strong> verrühren, um anschließend die Mischung durch Zugabe von Eis oder kaltem<br />

Wasser sehr schnell unterhalb der Erstarrungstemperatur ab<strong>zu</strong>kühlen (‚Temperaturschock’). Das Ziel dieser<br />

Vorgehensweise ist es, eine filtrierbare Suspension ohne Klümpchen oder Klumpen <strong>zu</strong> erhalten.<br />

� Ein anderes Beispiel ist die Diazotierung von Aminen. Bei diesem Prozess wird die Temperatur durch Zugabe<br />

von Eis auf einem konstant niedrigen Niveau gehalten, um die thermische Zerset<strong>zu</strong>ng der Diazoniumverbindung<br />

oder ihre Ablagerung auf Anlagenteilen <strong>zu</strong> vermeiden, was sonst ein beträchtliches Explosionsrisiko<br />

bedeuten würde.<br />

� Ein weiteres Beispiel ist das Quenchen von heißen Abgasströmen. Dabei wird in das Abgas kaltes Wasser<br />

eingedüst, um dessen Temperatur so wirksam <strong>und</strong> schnell <strong>zu</strong> erniedrigen, dass Reaktionen von Abgasinhaltsstoffen<br />

vermieden werden (z. B. Rekombinationsreaktionen im Rauchgas aus Verbrennungsprozessen,<br />

die <strong>zu</strong>r Bildung von PCDD oder PCDF führen) <strong>und</strong> gleichzeitig Schadstoffe (z. B. HCl) reduziert werden.<br />

54 <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abgasbehandlung</strong>

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