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BVT-Merkblatt zu Abwasser- und Abgasbehandlung

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Kapitel 2<br />

Bei Chemiestandorten können Maßnahmen <strong>zu</strong>r Emissionsreduktion am besten für solche Prozesse umgesetzt<br />

werden, bei denen ein optimales Verhältnis von Umweltnutzen <strong>und</strong> Kosten erreicht wird. Bei bestehenden Anlagen<br />

könnten nicht optimale Eliminationsraten für untergeordnete Emissionsströme mit nicht bedeutenden<br />

Frachten toleriert werden, wenn dafür die Anstrengungen auf diejenigen Ströme konzentriert werden, die bedeutende<br />

Frachten aufweisen. Dadurch werden die Emissionen <strong>und</strong> die Umweltauswirkung insgesamt reduziert.<br />

2.2.1.2.1 Gesamtabwasserbewertung (WEA)<br />

<strong>Abwasser</strong>einleitungen werden üblicherweise auf der Basis von physikalischen <strong>und</strong> chemischen Eigenschaften,<br />

wie CSB, BSB, abfiltrierbare Stoffe, pH-Wert <strong>und</strong> Konzentrationen für spezifische gefährliche Stoffe bewertet<br />

<strong>und</strong> reglementiert. Diese Eigenschaften liefern eine solide Gr<strong>und</strong>lage für die Überwachung von Abwässern, die<br />

relativ wenige <strong>und</strong> gut charakterisierte Schadstoffe mit wohl definierten <strong>und</strong> verstandenen toxikologischen Eigenschaften<br />

enthalten. Es ist jedoch manchmal sehr schwierig, die Umweltrelevanz von komplexen <strong>und</strong> sich<br />

ändernden Abwässern auf der Gr<strong>und</strong>lage ihrer Zusammenset<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> ihrer physikalischen <strong>und</strong> chemischen Eigenschaften<br />

<strong>zu</strong> bewerten.<br />

Die Gesamtabwasserbewertung ist eine Methodik <strong>zu</strong>r Beurteilung von komplexen <strong>Abwasser</strong>strömen <strong>und</strong> wird<br />

<strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong>r Verwendung von Leit- <strong>und</strong> Summenparametern wie CSB, AOX oder EOX verwendet. Das Ziel<br />

besteht darin, den möglichen gefährlichen Charakter von Abwässern <strong>zu</strong> bewerten. Die Überwachung wäre un<strong>zu</strong>reichend,<br />

wenn man sich nur auf die chemischen Hinweise durch diese Summenparameter oder auf die für<br />

individuelle Chemikalien festgelegten Grenzwerte verlässt. Die Gesamtabwasserbewertung stellt ein <strong>zu</strong>sätzliches<br />

<strong>und</strong> vielleicht ein sogar direkteres Mittel <strong>zu</strong>r Bewertung von möglichen Auswirkungen von Abwässern auf<br />

die aquatische Umwelt <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>und</strong> spielt möglicherweise eine <strong>zu</strong>nehmende Rolle bei der Regelung von<br />

Abwässern, indem sie vielleicht herkömmliche Ansätze <strong>zu</strong>r Bewertung des <strong>Abwasser</strong>s im Rahmen der Überwachung<br />

<strong>und</strong> der Risikobeurteilung ergänzt <strong>und</strong> möglicherweise ersetzt. Die Zusammenarbeit <strong>und</strong> das gegenseitige<br />

Verständnis von Genehmigungsbehörde <strong>und</strong> Einleiter sind <strong>zu</strong>r Sicherstellung einer geeigneten <strong>und</strong> angemessenen<br />

Überwachung von komplexen <strong>Abwasser</strong>einleitungen essenziell.<br />

Die biologischen Testmethoden <strong>und</strong> Bioassay-Verfahren werden für die Bewertung der Gesamtabwassertoxizität<br />

verwendet, z. B. Fisch-, Algen-, Bakterien- <strong>und</strong> Krebstier-Biotests. Ihr Vorteil im Vergleich <strong>zu</strong> chemischen<br />

Analysen von einzelnen Stoffen ist die Bestimmung der toxischen Eigenschaften von Wasserproben in einer<br />

integrierten Art <strong>und</strong> Weise. Wechselwirkungen, die in Anwesenheit von verschiedenen Schadstoffen auftreten,<br />

werden damit direkt erfasst. Mit biologischen Testmethoden kann die Umweltrelevanz eines komplexen <strong>Abwasser</strong>s<br />

bestimmt werden. Dies ist normalerweise schneller <strong>und</strong> kostengünstiger als die aufwändige chemische<br />

Charakterisierung <strong>und</strong> vereinfacht dadurch die rechtliche Regelung. Sie erfassen einen Bereich von Stoffen <strong>und</strong><br />

liefern Ergebnisse, die sehr leicht interpretiert werden können. Außerdem kann auf die Effizienz der <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />

hinsichtlich der Elimination toxischer Stoffe geschlossen werden.<br />

Die Wahl der Bioassay-Verfahren <strong>und</strong> die Wahl des Versuchsplans hängen von der Anwendung ab, d. h. ob die<br />

Ergebnisse für die Gefahrenabschät<strong>zu</strong>ng, Überwachung oder für die Feststellung der Einhaltung von Anforderungen<br />

verwendet werden. Bioassay-Verfahren für verschiedene Anwendungen dürften verschiedene Anforderungen<br />

haben.<br />

Es liegt sehr viel Erfahrung <strong>zu</strong> akuten Toxizitätsmessungen vor <strong>und</strong> es bestehen zwei Verfahrensweisen, die<br />

üblicherweise <strong>zu</strong>r Beurteilung von Toxizitätsdaten eingesetzt werden:<br />

� Beim ECx/LCx-Ansatz wird eine statistische Analyse der Daten eingesetzt, wobei mindestens fünf Datenpaare<br />

für die Konzentration/Wirkung zwischen 0 <strong>und</strong> 100 % Wirkung benötigt werden.<br />

� Der LID-Ansatz (kleinste Verdünnung ohne Effekt) besteht in der Verdünnung des Original-<br />

<strong>Abwasser</strong>stroms bis <strong>zu</strong> einem Verdünnungsgrad, bei der keine Effekte mehr beobachtet werden, d. h. der<br />

Ansatz ist dem 1/NOEC äquivalent. Es ist keine Konzentrations-Wirkungs-Beziehung erforderlich, wodurch<br />

das Testverfahren einfacher ist. Eine statistische Beurteilung <strong>und</strong> Vertrauensbereiche sind jedoch<br />

nicht verfügbar.<br />

Die Gesamtabwasserbewertung (GAB) liefert durch Einsatz von chemischen, physikalischen <strong>und</strong>/oder biologischen<br />

Verfahren Informationen <strong>zu</strong> Abwässern <strong>und</strong> ihrem Potenzial für biologische Effekte. Die Methodik der<br />

GAB zielt auf die Bestimmung möglicher schädlicher Effekte von Abwässern ab <strong>und</strong> benutzt im Gr<strong>und</strong>e die<br />

gleichen Wirkparameter, die beim stoffbezogenen Ansatz Verwendung finden:<br />

<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abgasbehandlung</strong> 21

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