BVT-Merkblatt zu Abwasser- und Abgasbehandlung

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Kapitel 1 Die wichtigsten Luftschadstoffe bei chemischen Prozessen und bei der Energieversorgung sind: � Kohlendioxid, � Schwefeloxide (SO 2, SO 3) und andere Schwefelverbindungen (H 2S, CS 2, COS), � Stickoxide (NOx, N2O) und andere Stickstoffverbindungen (NH3, HCN), � Halogene und ihre Verbindungen (Cl2, Br2, HF, HCl, HBr), � Verbindungen aus unvollständiger Verbrennung, wie CO und C xH y, � flüchtige organische Verbindungen (VOC, Volatile Organic Compounds) und Organo-Silicium- Verbindungen, die Stoffe mit kanzerogenem Potential enthalten können, � Feststoffe (wie Staub, Ruß, Alkali, Schwermetalle) mit möglichen kanzerogenen Eigenschaften. 1.2 Umwelt-Management im Hinblick auf Abwasser und Abgas Das Umwelt-Management gewinnt als Teil des gesamten Managementsystems zunehmend an Bedeutung. Es beinhaltet die Organisationsstruktur, die Verantwortlichkeiten, Handlungsweisen, Verfahrensvorschriften, Arbeitsabläufe und Mittel, um die Umweltziele des Unternehmens zu entwickeln, zu implementieren, zu erreichen, zu überprüfen und zu überwachen. Im Hinblick auf Abwasser und Abgas stellt es die Regeln für deren Einbeziehung bei der Konzeptfindung, der Planung, der Bewertung, dem Design, dem Bau, dem Betrieb und der Wartung eines chemischen Betriebs auf; d. h. es stellt eine Strategie dar, wie allen an das Abwasser und/oder das Abgas gestellten Anforderungen entsprochen werden kann. Es leistet Hilfe z. B. bei: � der Berücksichtigung möglicher Einwirkungen auf die Umwelt bei der Planung neuer Produktionen oder der Erweiterung bereits bestehender Produktionen, � der Entscheidung über den geplanten Fertigungsprozess, � der Entscheidung über die Einführung produktionsintegrierter Maßnahmen, � der Entscheidung über den Produktionsweg, � der Entscheidung bei der Wahl des Entsorgungsweges, � der Entscheidung über den Einsatz einer zentralen oder dezentralen Behandlung bzw. Minderungsmaßnahme, � der Entscheidung über das Verfahren zur Minimierung der Umweltbelastung, � den Entscheidungen über die Schaffung einer geeigneten Infrastruktur bzw. zur Änderung einer bestehenden sowie über die Verbesserung der Abwasser- und/oder Abgasqualität, � der Bewertung der verschiedenen Behandlungsstrategien bezüglich ihrer medienübergreifenden Auswirkungen (cross-media effects), � der Entscheidung zur Vermeidung von flüchtigen Emissionen durch Ersatz oder Modifizieren älterer Ausrüstungen, wenn diese zu hohen Leckageraten tendieren, � der Entscheidung über den Einsatz eines Leckage Detektions- und Instandsetzungsprogramms (Leak Detection and Repair, LDAR). Wie man aus den wenigen oben aufgeführten Beispielen ersehen kann, liegt der Sinn des Umweltmanagements im Treffen von Entscheidungen zwischen mehreren Optionen unter Betrachtung der jeweiligen besonderen Situation. Und es hat - selbstverständlich - zu tun mit Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähgikeit. Die wichtigste Frage, bei deren Beantwortung das Umweltmanagement Hilfestellung gibt, ist: Wie kann man einen komplexen Standort betreiben und seinen Bedarf an Versorgung mit Ressourcen und Entsorgung von Abfällen sicherstellen, und dies gleichzeitig mit den geringstmöglichen Auswirkungen auf die Umwelt als Ganzes, mit der höchstmöglichen Wirtschaftlichkeit und ohne Qualitätsverlust? Die Beantwortung dieser Frage ist eine der Aufgaben in Kapitel 4 zu den BVT-Schlussfolgerungen. Will man die von Abwasser und/oder Abgas ausgehenden Einwirkungen auf die Umwelt möglichst gering halten, dann ist es die Aufgabe des Betreibers, eine umfassende und integrierte Umweltstrategie zu entwickeln. Zur Entwicklung dieser Strategie muss man sich zu den folgenden Punkten Gedanken machen: � Wasser wird immer mehr zu einem wertvollen Gut, so dass die Rückführung von behandeltem Abwasser, sofern in besonderen Situationen möglich und notwendig, zunehmend an Bedeutung gewinnt. Somit liegt der Zweck einer Abwasserbehandlung darin, sowohl Wasser rückzuführen oder rückzugewinnen, als auch die Einleitqualität zu verbessern. Das Ergebnis solch einer umfassenden Abwasserstrategie mag letztendlich Standort spezifisch und damit nur für diese konkrete Situation anwendbar sein. Allerdings folgt die Herangehensweise an dieses Ergebnis in der Regel dem in den Kapiteln 2 und 4 beschriebenen Weg. 4 Abwasser- und Abgasbehandlung

Kapitel 1 � Obwohl Luft keine sich verringernde Ressource darstellt, so ist ihre Reinheit lebenswichtig (Stichworte sind z. B. Klimaveränderung und Abbau der Ozonschicht). Deshalb sind größere Anstrengungen zu unternehmen, die Freisetzung von Schadstoffen in die Atmosphäre zu vermeiden und sie stattdessen wieder in den Produktionsprozess zurück zu führen oder sie anderweitig am Standort einzusetzen. � Im Gegensatz zum Abwasser gibt es beim Abgas wesentliche Bestandteile - namentlich nicht abgeleitetes Abgas -, die einer Behandlung nicht zugänglich sind. Ihrer kann man nur mit Vermeidungstechniken Herr werden. Das Management von Leckverlusten bezieht sich auf Detektion, Quantifizierungsmethoden, Materialauswahl, Organisation und vorbeugende Wartungsmaßnahmen. � Bei Planung und Design eines Fertigungsprozesses sollte das erste Ziel die Vermeidung von in die Umwelt zu entlassenden Abfallstoffen sein. Dies wird unterstützt durch die Wahl einer "sauberen Technologie" und von "sauberen Rohstoffen". � Bei Planung und Design eines Abgasbehandlungssystems ist die Entscheidung für Verfahren mit oder ohne Wasserverbrauch (z. B. Nasswäsche, Biofiltration, Wasserkühlung) ein wichtiger Faktor, besonders in Regionen, in denen Wasserknappheit herrscht. � Wenn - wie in der Regel der Fall - eine vollständige Vermeidung von Abfallstoffen nicht machbar ist, folgt als nächster Schritt seine Minimierung, und zwar nicht nur bezüglich seines Volumens, sondern auch bezüglich seiner Auswirkung durch gefährliche Stoffe, die dann eventuell im Produktionsprozess ersetzt werden müssten. � Wenn alle Maßnahmen zur Minderung von Abfallstoffen getroffen sind, so folgt als nächster Schritt die Behandlung des unvermeidlichen Anfalls von Abfallstoffen durch Einsatz eines Behandlungssystems mit der größtmöglichen Wirksamkeit zur Minimierung der Gesamtauswirkungen auf die Umwelt. Die Wahl dieses Behandlungssystems basiert auf der Bewertung: ­ seiner Wirksamkeit, ­ seines Energiebedarfs, ­ seines Platzbedarfs, ­ der möglichen Erzeugung von Abgasen oder Abwasser, Abfall und Lärm, ­ seines Ressourcenverbrauchs, ­ seiner Investitionskosten, ­ seiner störenden Auswirkungen auf andere Betriebseinheiten und Sicherheitseinrichtungen, ­ seiner Wartungsanforderungen. � Die Qualität des Mediums (Luft, Wasser, Boden), in das der Industriestandort seine Abfallstoffe entlässt, kann dergestalt sein, dass spezielle und schärfere Anforderungen an die Qualität des Abwassers und/oder des Abgases gestellt werden müssen. Aktionsplanung ist nur ein Teil des Umweltmanagements. Der nächste und bedeutendere Schritt ist ein Prozess der kontinuierlichen Verbesserung der gegebenen Situation, d. h. alle die verschiedenen Stufen und Schritte müssen im Laufe der Zeit wieder und wieder durchgeführt werden. Dies wird in der Regel unterstützt durch die Umweltpolitik einer Firma für alle ihre Standorte sowie die Gesetzgebung der EU-Mitgliedsstaaten. Die Grundlage für ein Umweltmanagement - oder Abwasser- und Abgasmanagement -, bezogen auf die Behandlung von Abfallstoffen, ist, dass die Einleitung von Schadstoffen in ein Behandlungssystem, dass nicht für die Beseitigung dieser Schadstoffe geeignet ist, vermieden oder wenigstens auf ein Minimum reduziert werden muss. Die Möglichkeiten, ein Umweltmanagement einzuführen oder anzuwenden, sind unterschiedlich für neue und bestehende Anlagen. Bei neuen Anlagen können vorbeugende Minderungsmaßnahmen, die Behandlung von getrennten Abfallstoffströmen und/oder prozessintegrierte Maßnahmen schon in der Planungsphase der Anlage erfolgreich in Betracht gezogen werden. Bei bestehenden Anlagen kann das Nachrüsten in bestehende Einrichtungen hinein und bei vorgegebener Infrastruktur technische und organisatorische Schwierigkeiten und höhere Kosten nach sich ziehen. Allerdings sind die Herangehensweise und das Prinzip - möglicherweise nicht das Ergebnis - eines Umweltmanagements, wie sie in diesem Dokument vorgeschlagen werden, für neue und bestehende Anlagen grundsätzlich gleich. Abwasser- und Abgasbehandlung 5

Kapitel 1<br />

� Obwohl Luft keine sich verringernde Ressource darstellt, so ist ihre Reinheit lebenswichtig (Stichworte<br />

sind z. B. Klimaveränderung <strong>und</strong> Abbau der Ozonschicht). Deshalb sind größere Anstrengungen <strong>zu</strong> unternehmen,<br />

die Freiset<strong>zu</strong>ng von Schadstoffen in die Atmosphäre <strong>zu</strong> vermeiden <strong>und</strong> sie stattdessen wieder in<br />

den Produktionsprozess <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> führen oder sie anderweitig am Standort ein<strong>zu</strong>setzen.<br />

� Im Gegensatz <strong>zu</strong>m <strong>Abwasser</strong> gibt es beim Abgas wesentliche Bestandteile - namentlich nicht abgeleitetes<br />

Abgas -, die einer Behandlung nicht <strong>zu</strong>gänglich sind. Ihrer kann man nur mit Vermeidungstechniken Herr<br />

werden. Das Management von Leckverlusten bezieht sich auf Detektion, Quantifizierungsmethoden, Materialauswahl,<br />

Organisation <strong>und</strong> vorbeugende Wartungsmaßnahmen.<br />

� Bei Planung <strong>und</strong> Design eines Fertigungsprozesses sollte das erste Ziel die Vermeidung von in die Umwelt<br />

<strong>zu</strong> entlassenden Abfallstoffen sein. Dies wird unterstützt durch die Wahl einer "sauberen Technologie" <strong>und</strong><br />

von "sauberen Rohstoffen".<br />

� Bei Planung <strong>und</strong> Design eines <strong>Abgasbehandlung</strong>ssystems ist die Entscheidung für Verfahren mit oder ohne<br />

Wasserverbrauch (z. B. Nasswäsche, Biofiltration, Wasserkühlung) ein wichtiger Faktor, besonders in Regionen,<br />

in denen Wasserknappheit herrscht.<br />

� Wenn - wie in der Regel der Fall - eine vollständige Vermeidung von Abfallstoffen nicht machbar ist, folgt<br />

als nächster Schritt seine Minimierung, <strong>und</strong> zwar nicht nur bezüglich seines Volumens, sondern auch bezüglich<br />

seiner Auswirkung durch gefährliche Stoffe, die dann eventuell im Produktionsprozess ersetzt werden<br />

müssten.<br />

� Wenn alle Maßnahmen <strong>zu</strong>r Minderung von Abfallstoffen getroffen sind, so folgt als nächster Schritt die<br />

Behandlung des unvermeidlichen Anfalls von Abfallstoffen durch Einsatz eines Behandlungssystems mit<br />

der größtmöglichen Wirksamkeit <strong>zu</strong>r Minimierung der Gesamtauswirkungen auf die Umwelt. Die Wahl<br />

dieses Behandlungssystems basiert auf der Bewertung:<br />

­ seiner Wirksamkeit,<br />

­ seines Energiebedarfs,<br />

­ seines Platzbedarfs,<br />

­ der möglichen Erzeugung von Abgasen oder <strong>Abwasser</strong>, Abfall <strong>und</strong> Lärm,<br />

­ seines Ressourcenverbrauchs,<br />

­ seiner Investitionskosten,<br />

­ seiner störenden Auswirkungen auf andere Betriebseinheiten <strong>und</strong> Sicherheitseinrichtungen,<br />

­ seiner Wartungsanforderungen.<br />

� Die Qualität des Mediums (Luft, Wasser, Boden), in das der Industriestandort seine Abfallstoffe entlässt,<br />

kann dergestalt sein, dass spezielle <strong>und</strong> schärfere Anforderungen an die Qualität des <strong>Abwasser</strong>s <strong>und</strong>/oder<br />

des Abgases gestellt werden müssen.<br />

Aktionsplanung ist nur ein Teil des Umweltmanagements. Der nächste <strong>und</strong> bedeutendere Schritt ist ein Prozess<br />

der kontinuierlichen Verbesserung der gegebenen Situation, d. h. alle die verschiedenen Stufen <strong>und</strong> Schritte<br />

müssen im Laufe der Zeit wieder <strong>und</strong> wieder durchgeführt werden. Dies wird in der Regel unterstützt durch die<br />

Umweltpolitik einer Firma für alle ihre Standorte sowie die Gesetzgebung der EU-Mitgliedsstaaten.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für ein Umweltmanagement - oder <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Abgasmanagement -, bezogen auf die Behandlung<br />

von Abfallstoffen, ist, dass die Einleitung von Schadstoffen in ein Behandlungssystem, dass nicht für<br />

die Beseitigung dieser Schadstoffe geeignet ist, vermieden oder wenigstens auf ein Minimum reduziert werden<br />

muss.<br />

Die Möglichkeiten, ein Umweltmanagement ein<strong>zu</strong>führen oder an<strong>zu</strong>wenden, sind unterschiedlich für neue <strong>und</strong><br />

bestehende Anlagen. Bei neuen Anlagen können vorbeugende Minderungsmaßnahmen, die Behandlung von<br />

getrennten Abfallstoffströmen <strong>und</strong>/oder prozessintegrierte Maßnahmen schon in der Planungsphase der Anlage<br />

erfolgreich in Betracht gezogen werden. Bei bestehenden Anlagen kann das Nachrüsten in bestehende Einrichtungen<br />

hinein <strong>und</strong> bei vorgegebener Infrastruktur technische <strong>und</strong> organisatorische Schwierigkeiten <strong>und</strong> höhere<br />

Kosten nach sich ziehen. Allerdings sind die Herangehensweise <strong>und</strong> das Prinzip - möglicherweise nicht das Ergebnis<br />

- eines Umweltmanagements, wie sie in diesem Dokument vorgeschlagen werden, für neue <strong>und</strong> bestehende<br />

Anlagen gr<strong>und</strong>sätzlich gleich.<br />

<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abgasbehandlung</strong> 5

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