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BVT-Merkblatt zu Abwasser- und Abgasbehandlung

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Kapitel 4<br />

<strong>BVT</strong> für das Sammeln von <strong>Abwasser</strong><br />

Ein geeignetes <strong>Abwasser</strong>sammelsystem ist für eine wirksame Verringerung <strong>und</strong>/oder Behandlung von <strong>Abwasser</strong><br />

von essentieller Bedeutung. Über dieses System werden die <strong>Abwasser</strong>ströme in die <strong>zu</strong>gehörige Behandlungsvorrichtung<br />

geleitet, <strong>und</strong> es wird verhindert, dass sich verschmutztes <strong>Abwasser</strong> mit nicht verschmutztem<br />

vermischt.<br />

<strong>BVT</strong> ist:<br />

� Trennung von Prozessabwasser von nicht verschmutztem Niederschlagswasser <strong>und</strong> anderen nicht verunreinigten<br />

<strong>Abwasser</strong>strömen. Dadurch werden sowohl die behandlungsbedürftige Wassermenge als auch die<br />

hydraulische Belastung vor Zuleitung in die Behandlungsanlagen minimiert <strong>und</strong> der Kosten-Leistungs-Grad<br />

der Behandlungsvorrichtungen gesteigert. Sollten bestehende Standorte noch nicht über ein Trennsystem<br />

verfügen, so sollte dieses - <strong>zu</strong>mindest teilweise - installiert werden, wenn größere Änderungen am Standort<br />

vorgenommen werden;<br />

� Trennung von Prozessabwasser entsprechend seiner Schadstofffracht: organisches <strong>Abwasser</strong> von anorganischem<br />

<strong>Abwasser</strong>, das keine oder nur eine unbedeutende organische Belastung enthält, oder von <strong>Abwasser</strong><br />

mit unbedeutender Verschmut<strong>zu</strong>ng. Dadurch wird sichergestellt, dass in eine Behandlungsanlage nur die<br />

Schadstoffe gelangen, für die die Anlage geeignet ist.<br />

� Überdachung von verschmut<strong>zu</strong>ngsgefährdeten Flächen (z. B. durch Überfüllen oder Leckagen), sofern dies<br />

machbar ist. Es verhindert, dass Niederschlagswasser auf diese Flächen fällt <strong>und</strong> sich mit den Schadstoffen<br />

mischt. Dies würde ansonsten die Menge an behandlungsbedürftigem <strong>Abwasser</strong> erhöhen.<br />

� separate Entwässerung verschmut<strong>zu</strong>ngsgefährdeter Flächen einschließlich Pumpensumpf <strong>zu</strong>m Auffangen<br />

von Leckage- oder Überlaufverlusten (s. Abschnitt 3.3.4.4). Sie verhindert die Ableitung des durch Produktverluste<br />

verunreinigten Niederschlagswassers. Das getrennt aufgefangene Niederschlagswasser wird<br />

nach entsprechender Überwachung freigegeben. Entsprechend dem Ergebnis der Überwachung wird es<br />

entweder direkt in das Entwässerungssystem für unverschmutztes Niederschlagswasser oder in eine geeignete<br />

Behandlungsanlage abgeleitet.<br />

� Nut<strong>zu</strong>ng oberirdischer Kanäle für Prozessabwasser innerhalb des Industriestandorts zwischen dem Ort des<br />

<strong>Abwasser</strong>anfalls <strong>und</strong> der/den Endbehandlungsanlage/n. Sollten die klimatischen Bedingungen oberirdische<br />

Kanäle nicht <strong>zu</strong>lassen (Temperaturen erheblich unter 0 °C), stellt eine Ableitung über <strong>zu</strong>gängliche unterirdische<br />

Kanäle eine geeignete Alternative dar. Beide Systeme ermöglichen eine einfache <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Leckagedetektion, die Durchführung von Wartungsarbeiten <strong>und</strong> Optionen für die Nachrüstung neuer Anlagenteile<br />

in bestehenden Anlagen. Viele Standorte der chemischen Industrie verfügen noch immer über unterirdische<br />

<strong>Abwasser</strong>kanäle, <strong>und</strong> der sofortige Bau eines neuen Kanalsystems ist in der Regel nicht finanzierbar.<br />

Allerdings kann diese Maßnahme schrittweise im Zuge größerer Umbaumaßnahmen an den Produktionsanlagen<br />

oder dem Kanalsystem realisiert werden;<br />

� der Einbau von Rückhaltekapazitäten für Betriebsstörungen <strong>und</strong> Löschwasser entsprechend den Ergebnissen<br />

einer Risikobewertung. Man kann eine, zwei oder auch alle der im folgenden aufgeführten Möglichkeiten<br />

auswählen:<br />

­ dezentrale Rückhaltung für Betriebsstörungen, nach Möglichkeit nahe an der Produktionsstätte <strong>und</strong><br />

groß genug, um Stofffreiset<strong>zu</strong>ngen in den Kanal <strong>zu</strong> verhindern, während der Prozess kontrolliert heruntergefahren<br />

wird;<br />

­ zentrale Rückhaltung, um <strong>Abwasser</strong> von Betriebsstörungen <strong>zu</strong> sammeln, das bereits in das <strong>Abwasser</strong>netz<br />

gelangt ist, anstatt es in die zentrale <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage <strong>zu</strong> leiten (s. Abschnitt 3.3.3).<br />

Obwohl verschiedene Arten von Rückhaltesystemen betrieben werden, die als <strong>BVT</strong> betrachtet werden<br />

können, so sind die sichersten Systeme diejenigen, bei denen der Tank erst beim Auftreten einer Betriebsstörung<br />

geflutet wird (s. Abbildung 3.2), oder bei denen zwei Tanks abwechselnd befüllt werden<br />

(s. Abbildung 3.1);<br />

­ Rückhaltung für Löschwasser, entweder isoliert oder in Verbindung mit örtlichen Auffangmöglichkeiten.<br />

Die Erfahrung hat gezeigt, das Löschwasser in tausenden von Kubikmetern anfallen kann (z. B.<br />

über 15.000 m 3 hoch kontaminiertem Löschwasser). Die Rückhaltekapazität muss also groß genug sein,<br />

um damit fertig <strong>zu</strong> werden <strong>und</strong> sowohl das Oberflächenentwässerungs- als auch das <strong>Abwasser</strong>system <strong>zu</strong><br />

schützen;<br />

­ Ableitungssystem für gefährliche <strong>und</strong> entzündliche Stoffe, um sie z. B. aus dem Brandbereich <strong>zu</strong> entfernen.<br />

<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abgasbehandlung</strong> 277

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