BVT-Merkblatt zu Abwasser- und Abgasbehandlung
BVT-Merkblatt zu Abwasser- und Abgasbehandlung BVT-Merkblatt zu Abwasser- und Abgasbehandlung
Kapitel 3 3.3.4.2.10 Ionenaustausch Beschreibung Beim Ionenaustausch werden unerwünschte oder gefährliche ionische Abwasserinhaltsstoffe durch ein Ionenaustauscherharz entfernt und durch eher akzeptable Ionen ersetzt. Sie werden dort vorübergehend zurückgehalten und danach mit einer Regenerierflüssigkeit (oder Rückspülung) freigesetzt. Die Einrichtungen eines Ionenaustauschers bestehen für gewöhnlich aus: � einem senkrechten zylindrischen Druckbehälter mit korrosionsbeständiger kunstharzhaltiger Auskleidung, der das Harz, für gewöhnlich als gepackte Säule mit mehreren möglichen Konfigurationen, enthält, � einem Regelventil und Rohrleitungssystem, das den Abwasserstrom und die Regenerierlösung an die richtigen Stellen leitet, � einem System zur Regenerierung des Harzes, bestehend Regeleinrichtungen für das Auflösen und die Verdünnung von Salzen. Entweder am oberen Ende oder am Boden des Behälters befindet sich ein Verteilersystem für den Zulauf und sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des zulaufenden Abwassers und verhindert so, dass im Harzbett Strömungskanäle ausgehöhlt werden. Es dient auch der Sammlung des Rückspülwassers. Allgemein gebräuchliche Ionenaustauscher bestehen aus makroporösen Kunstharzkörnern mit kationischen oder anionischen funktionellen Gruppen, wie: � starksauren Kationenaustauschern (SAC), die starke Laugen neutralisieren und Neutralsalze in ihre entsprechenden Säuren umwandeln, � schwachsauren Kationenaustauschern (WAC), die in der Lage sind, starke Laugen zu neutralisieren und zur Enthärtung eingesetzt werden, � stark basischen Anionenaustauschern (SBA), die starke Säuren neutralisieren und Neutralsalze in ihre entsprechenden Laugen umwandeln, � schwach basischen Anionenaustauschern (WBA), die starke Säuren neutralisieren und für partielle Demineralisierung eingesetzt werden. Der Verfahrenszyklus des Ionenaustausches umfasst: � den eigentlichen Ionenaustauschprozess, � die Rückspülstufe, einschließlich der Entfernung der angesammelten Partikel und Auflockerung des Ionenaustauscherharzbettes, � die Regenerierstufe, bei der ein geringes Volumen einer hoch konzentrierten Lösung eingesetzt wird, um das Ionenaustauscherharz mit dem entsprechenden Ion wieder zu sättigen und die unerwünschten Ionen mit der Regenerierlösung freizusetzen, � die Verdrängung oder Langsamspülung mit langsam fließendem Wasser. Dabei wird die Regenerierlösung aus dem Harz verdrängt, � die Schnellspülung, bei der die verbliebenen Spuren der Regenerierlösung, einschließlich evtl. Resthärte, aus dem Harz entfernt werden. Für die Regenerierchemikalien sind Lagerungseinrichtungen erforderlich. Anwendung Ionenaustausch wird eingesetzt zur Entfernung störender ionischer und ionisierbarer Stoffe aus dem Abwasser, z. B.: � kationischer oder anionischer Schwermetallionen, z. B. Cr 3+ oder Cadmium und Cadmiumverbindungen bei geringen Zulaufkonzentrationen, CrO4 2- auch bei hohen Zulaufkonzentrationen, � ionisierbarer anorganischer Verbindungen, wie H 3BO 3, � löslicher, ionischer oder ionisierbarer organischer Verbindungen, z. B. Carbonsäuren, Sulfonsäuren, einige Phenole, salzsaure Amine, quaternäre Amine, Alkylsulfate und organisches Quecksilber können eliminiert werden. 116 Abwasser- und Abgasbehandlung
Kapitel 3 Ionenaustausch ist als end-of-pipe Behandlung anwendbar. Sein größter Wert liegt jedoch in seinem Potential für die Rückgewinnung. Er wird häufig als integriertes Verfahren bei der Abwasserbehandlung eingesetzt, z. B. um Spülwasser und Prozesschemikalien zurückzugewinnen. Typische Zulaufkonzentrationen liegen zwischen 10 und 1000 mg/l. Um Verstopfungen zu vermeiden, sollten im Zulauf weniger als 50 mg/l suspendierte Partikel vorhanden sein. Als Vorbehandlung sind deshalb Schwerkraft- oder Membranfiltration geeignet. Anwendungsgrenzen and Beschränkungen: Grenzen / Beschränkungen Ionenkonzentration hohe Ionenstärke kann Aufquellen der Harzpartikel verursachen Temperatur thermische Grenzen von Anionenharzen im allgemeinen in der Nähe von etwa 60 °C Korrosive Medien Salpetersäure, Chromsäure, Wasserstoffperoxid, Eisen, Mangan, Kupfer können die Harze schädigen Störende Verbindungen anorganische Verbindungen wie Eisenniederschläge oder organische Verbindungen, wie Aromaten, können irreversibel an das Harz adsorbiert werden Vorteile und Nachteile Vorteile Nachteile � Im Prinzip können alle Ionen und ionisierbaren Stoffe aus wässrigen Flüssigkeiten eliminiert werden. � Betrieb erfolgt bei Bedarfs relativ unempfindlich gegenüber Zulaufschwankungen. � Hoher Wirkungsgrad möglich. � Rückgewinnung wertvoller Stoffe möglich. � Rückgewinnung von Wasser möglich. � Große Vielfalt von speziellen Harzen verfügbar. Erreichbare Emissionswerte / Wirkungsgrade � Vorgeschaltete Filtration notwendig. � Fällung, Adsorption und Bakterienaufwuchs führen zu Fouling auf der Oberfläche des Harzes. � Störung durch konkurrierende Ionen im Abwasser. � Verschleiß der Harzpartikel durch Regenerierung oder mechanische Einflüsse. � Die aus der Regenerierung resultierenden Solen und Schlämme müssen behandelt oder entsorgt werden. Für die Ionen typische erreichbare Ablaufkonzentrationen liegen im Bereich von 0,1 – 10 mg/l, bei Zulaufkonzentrationen von 10–1000 mg/l. Parameter Konzentration [mg/l] Elimination [%] Ion im Ablauf 0,1–10 80–99 Kupfer Nickel Kobalt Zink Chrom(III) Chrom(VI) Eisen Sulfat Nitrat 1 [cww/tm/128] Medienübergreifende Wirkungen Bemerkungen 1 Zulaufkonzentrationen von 10–1000 mg/l Die Regenerierung der Ionenaustauschharze führt zu einem geringen Volumen einer konzentrierten Säure oder Salzlösung, welche die vom Harz zurückgehaltenen Ionen enthält. Diese angereicherte Flüssigkeit muss gesondert behandelt werden, um diese Ionen, z. B. Schwermetalle, durch Fällung zu entfernen. Abwasser- und Abgasbehandlung 117
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Kapitel 3<br />
3.3.4.2.10 Ionenaustausch<br />
Beschreibung<br />
Beim Ionenaustausch werden unerwünschte oder gefährliche ionische <strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffe durch ein Ionenaustauscherharz<br />
entfernt <strong>und</strong> durch eher akzeptable Ionen ersetzt. Sie werden dort vorübergehend <strong>zu</strong>rückgehalten<br />
<strong>und</strong> danach mit einer Regenerierflüssigkeit (oder Rückspülung) freigesetzt.<br />
Die Einrichtungen eines Ionenaustauschers bestehen für gewöhnlich aus:<br />
� einem senkrechten zylindrischen Druckbehälter mit korrosionsbeständiger kunstharzhaltiger Auskleidung,<br />
der das Harz, für gewöhnlich als gepackte Säule mit mehreren möglichen Konfigurationen, enthält,<br />
� einem Regelventil <strong>und</strong> Rohrleitungssystem, das den <strong>Abwasser</strong>strom <strong>und</strong> die Regenerierlösung an die richtigen<br />
Stellen leitet,<br />
� einem System <strong>zu</strong>r Regenerierung des Harzes, bestehend Regeleinrichtungen für das Auflösen <strong>und</strong> die Verdünnung<br />
von Salzen.<br />
Entweder am oberen Ende oder am Boden des Behälters befindet sich ein Verteilersystem für den Zulauf <strong>und</strong><br />
sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des <strong>zu</strong>laufenden <strong>Abwasser</strong>s <strong>und</strong> verhindert so, dass im Harzbett Strömungskanäle<br />
ausgehöhlt werden. Es dient auch der Sammlung des Rückspülwassers.<br />
Allgemein gebräuchliche Ionenaustauscher bestehen aus makroporösen Kunstharzkörnern mit kationischen oder<br />
anionischen funktionellen Gruppen, wie:<br />
� starksauren Kationenaustauschern (SAC), die starke Laugen neutralisieren <strong>und</strong> Neutralsalze in ihre entsprechenden<br />
Säuren umwandeln,<br />
� schwachsauren Kationenaustauschern (WAC), die in der Lage sind, starke Laugen <strong>zu</strong> neutralisieren <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r<br />
Enthärtung eingesetzt werden,<br />
� stark basischen Anionenaustauschern (SBA), die starke Säuren neutralisieren <strong>und</strong> Neutralsalze in ihre entsprechenden<br />
Laugen umwandeln,<br />
� schwach basischen Anionenaustauschern (WBA), die starke Säuren neutralisieren <strong>und</strong> für partielle Demineralisierung<br />
eingesetzt werden.<br />
Der Verfahrenszyklus des Ionenaustausches umfasst:<br />
� den eigentlichen Ionenaustauschprozess,<br />
� die Rückspülstufe, einschließlich der Entfernung der angesammelten Partikel <strong>und</strong> Auflockerung des Ionenaustauscherharzbettes,<br />
� die Regenerierstufe, bei der ein geringes Volumen einer hoch konzentrierten Lösung eingesetzt wird, um<br />
das Ionenaustauscherharz mit dem entsprechenden Ion wieder <strong>zu</strong> sättigen <strong>und</strong> die unerwünschten Ionen mit<br />
der Regenerierlösung frei<strong>zu</strong>setzen,<br />
� die Verdrängung oder Langsamspülung mit langsam fließendem Wasser. Dabei wird die Regenerierlösung<br />
aus dem Harz verdrängt,<br />
� die Schnellspülung, bei der die verbliebenen Spuren der Regenerierlösung, einschließlich evtl. Resthärte,<br />
aus dem Harz entfernt werden.<br />
Für die Regenerierchemikalien sind Lagerungseinrichtungen erforderlich.<br />
Anwendung<br />
Ionenaustausch wird eingesetzt <strong>zu</strong>r Entfernung störender ionischer <strong>und</strong> ionisierbarer Stoffe aus dem <strong>Abwasser</strong>,<br />
z. B.:<br />
� kationischer oder anionischer Schwermetallionen, z. B. Cr 3+ oder Cadmium <strong>und</strong> Cadmiumverbindungen bei<br />
geringen Zulaufkonzentrationen, CrO4 2- auch bei hohen Zulaufkonzentrationen,<br />
� ionisierbarer anorganischer Verbindungen, wie H 3BO 3,<br />
� löslicher, ionischer oder ionisierbarer organischer Verbindungen, z. B. Carbonsäuren, Sulfonsäuren, einige<br />
Phenole, salzsaure Amine, quaternäre Amine, Alkylsulfate <strong>und</strong> organisches Quecksilber können eliminiert<br />
werden.<br />
116 <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abgasbehandlung</strong>