Netzwerk Südbaden - August 2015
Augustausgabe 2015
Augustausgabe 2015
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kultur<br />
Freiburger Art<br />
Sagen wir mal so. Wenn ein Geschäftsführer<br />
einer städtischen Gesellschaft Stadträte<br />
als „Taliban“ bezeichnet – das sind ja Killer<br />
im Namen Allahs – dann hat er nicht nur<br />
gegen den guten Stil verstoßen, er hat sich<br />
ziemlich unmöglich gemacht. Ob die später<br />
nachgereichte Entschuldigung die Sache<br />
heilt, ist ungewiss. Gewiss ist stattdessen etwas<br />
anderes: Die Freiburger Stadtbau, deren<br />
Allein-Geschäftsführer Ralf Klausmann für<br />
den skandalösen Taliban-Vergleich verantwortlich<br />
ist, bekommt einen weiteren Geschäftsführer.<br />
Das soll ein Architekt sein, ein<br />
Stadtplaner hat eine knappe Mehrheit des<br />
Gemeinderats von Freiburg jetzt befunden.<br />
Es ist dieselbe Mehrheit, die kürzlich gegen<br />
die Stimmen von Grünen, CDU und die des<br />
Oberbürgermeisters durchgesetzt hat, dass<br />
künftig 50 Prozent aller Neubauwohnungen<br />
in Freiburg Sozialwohnungen sein müssten.<br />
Dagegen ist diese Personalie natürlich eine<br />
Petitesse, die vor allem eines belegt: mit viel<br />
Ratio wird in Freiburg nicht Politik gemacht.<br />
Tatsächlich ist die Entscheidung für die Einsetzung<br />
eines Zweiten Geschäftsführers – den<br />
gab’s in früheren Stadtbau-Zeiten immer – so<br />
wenig sinnvoll wie der dämliche Ausraster des<br />
Geschäftsführers Klausmann mit dem unsäglichen<br />
Taliban-Vergleich. (Übrigens gegen<br />
Stadträte, die eben die Personalentscheidung<br />
für einen zweiten Stadtbau-Geschäftsführer<br />
forcierten) Tatsächlich braucht die von Ralf<br />
Klausmann wirtschaftlich bestens auf Vordermann<br />
gebrachte Stadtbau-Gesellschaft<br />
nichts weniger als einen zweiten Geschäftsführer.<br />
Die zu hundert Prozent stadteigene<br />
GmbH ist für rund 10.000 Wohnungen in<br />
Freiburg zuständig, sie ist auch Bauherr von<br />
Häusern und Wohnungen, deren Verkauf ein<br />
lukratives Geschäft für die Stadtbau – und<br />
für die Stadtkasse – bedeuten. Es sind wirtschaftliche<br />
Entscheidungen, so zu verfahren<br />
oder eben nicht und es liegt am Aufsichtsrat,<br />
solche Entscheidungen mitzutragen. Der<br />
technische Sachverstand ist innerhalb der<br />
Wohnungsgesellschaft vorhanden und es ist<br />
macht sicher Sinn, wenn sich die Stadtbau<br />
gelegentlich externer Städteplaner und Projektentwickler<br />
bedient. Aber vielleicht geht<br />
es gar nicht um die Sache, sondern um ein<br />
simples Machtspiel einer bunt gewürfelten<br />
Ratsmehrheit. Und natürlich darum, dass<br />
viele den kantigen Geschäftsführer Klausmann<br />
nicht mögen. Kommunalpolitik nach<br />
Freiburger Art halt … Jörg Hemmerich<br />
Bestsellerliste<br />
Belletristik<br />
Bannalec/Bretonischer Stolz<br />
1 Kiepenheuer & Witsch<br />
Hawkins/Girl on the train<br />
2 Blanvalet<br />
Spielman/Nur einen Horizont entfernt<br />
3 Krüger<br />
Sachbuch<br />
Todenhöfer/Inside IS – Einmal Hölle und zurück<br />
1 Bertelsmann<br />
Lüders/Wer den Wind sät<br />
2<br />
Beck`sche Verlagsbuchhandlung<br />
Bode/Die vergessene Generation<br />
3 Klett-Cotta<br />
Biographien<br />
Klemperer/Man möchte immer weinen und lachen...<br />
1 Aufbau<br />
Gottschalk/Herbstblond<br />
2 Heyne<br />
Sacks, Oliver/On the move. Mein Leben<br />
3 Rowohlt<br />
Regionales<br />
Fruchtgummi Schwarzwald – Mix<br />
1 takeaway Souvenirs<br />
Gaymann/Typisch Badisch<br />
2 Belser<br />
111 Orte in Freiburg, die man gesehen haben muss<br />
3 Emons<br />
Taschenbücher Belletristik<br />
McFarlane/Vielleicht mag ich dich morgen<br />
1 Droemer Knaur<br />
Seethaler/Der Trafikant<br />
2<br />
KEIN & ABER<br />
Simsion/Das Rosie-Projekt<br />
3<br />
Fischer<br />
DVDs<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Frau Müller muss weg<br />
Paramoun<br />
Das Salz der Erde<br />
Euro Video<br />
Downtown Abbey – Staffel 5<br />
Universal Pictures<br />
Klassik-CDs<br />
The Best of Anne-Sophie Mutter<br />
1 Deutsche Grammopho<br />
Bach/Violin Concertos – FBO<br />
2<br />
Helikon Harmonia Mundi<br />
Bach/Messe in h-moll - FBO<br />
3 Carus<br />
Hörbuch<br />
Kling/Die Känguru-Chroniken<br />
1 Hoerbuch Hamburg<br />
Kling/Die Känguru-Offenbarung<br />
2 Hoerbuch Hamburg<br />
Milne/Pu der Bär – Geburtstagsbox<br />
3 KEIN & ABER<br />
Zusammengestellt von der Buchhandlung Rombach,<br />
Freiburg<br />
Alle Titel – auch online – erhältlich unter<br />
www.buchhandlung-rombach.de<br />
Das Spitzenthema<br />
Der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle<br />
hat kürzlich dem Reporter der örtlichen<br />
Tageszeitung „Südkurier“ gesagt: „Wir steuern<br />
auf den Notfall zu“. Der Notfall: Immer<br />
mehr Flüchtlinge kommen derzeit nach<br />
Deutschland, es ist eine Pflichtaufgabe der<br />
Landkreise, sie unterzubringen. Konstanz<br />
ist zurzeit überall in Deutschland, überall<br />
das gleiche Thema. 650.000 Asylbewerber,<br />
so schätzt man, werden wohl 2016 in die<br />
Republik drängen. Sie werden nach einem<br />
bestimmten Schüssel verteilt, in dem verhältnismäßig<br />
kleinen Landkreis am See wird<br />
man dann wohl 2.400 Flüchtlinge aufnehmen<br />
müssen. Ob im Landkreis Breisgau-<br />
Hochschwarzwald, im Ortenaukreis oder<br />
im Kreis Lörrach: das Flüchtlingsproblem<br />
überlagert, auch emotional, viele anderen<br />
Probleme in der Regionalpolitik. Dabei<br />
schlagen sich gerade in <strong>Südbaden</strong> die Landkreise<br />
und Kommunen noch wacker. Noch<br />
gelingt es fast immer, einigermaßen vernünftige<br />
Quartiere für die Asylbewerber zu<br />
finden – der „Notfall“ wie ihn der Konstanzer<br />
Landrat prophezeit ist also wohl noch<br />
nicht eingetreten. Er würde bedeuten, dass<br />
sich das kommunale Leben empfindlich<br />
verändert, weil zum Beispiel Schulsporthallen<br />
mit Flüchtlingen belegt werden müssten.<br />
Aber es wird enger. Auch in Freiburg,<br />
wo auf dem Gelände der ehemaligen Polizeiakademie<br />
im Stadtteil St. Georgen eine<br />
Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge eingerichtet<br />
werden soll. In diesen Tagen hätte es<br />
eigentlich losgehen sollen, aber es klemmt.<br />
Aus ganz banalen Gründen: Container und<br />
Traglufthallen sind kaum noch zu haben –<br />
schon gar nicht für 1000 Menschen, die<br />
in der Freiburger Erstaufnahmestelle erwartet<br />
werden. Da den Stein der Weisen<br />
zu finden, erscheint fast unmöglich. Denn<br />
Fakt ist ja auch, dass der Wille der Bürger<br />
schon da ist, Menschen auf der Flucht aus<br />
unsicheren Ländern aufzunehmen, aber<br />
es fehlt die Phantasie, wie dies umgesetzt<br />
werden kann. Jammern, da muss man dem<br />
Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon<br />
beipflichten, Jammern hilft jedenfalls<br />
nicht. Ein „reiches Land“, eine „reiche<br />
Stadt“ müsse eine solche Herausforderung<br />
eben meistern. Es ist ja nicht nur eine Herausforderung<br />
für die Verantwortlichen in<br />
den Ämtern, es ist eine Herausforderung<br />
für jeden einzelnen Bürger in diesem freien<br />
Land. <br />
hem<br />
50<br />
netzwerk südbaden