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Netzwerk Südbaden - August 2015

Augustausgabe 2015

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Kultur<br />

Freiburger Art<br />

Sagen wir mal so. Wenn ein Geschäftsführer<br />

einer städtischen Gesellschaft Stadträte<br />

als „Taliban“ bezeichnet – das sind ja Killer<br />

im Namen Allahs – dann hat er nicht nur<br />

gegen den guten Stil verstoßen, er hat sich<br />

ziemlich unmöglich gemacht. Ob die später<br />

nachgereichte Entschuldigung die Sache<br />

heilt, ist ungewiss. Gewiss ist stattdessen etwas<br />

anderes: Die Freiburger Stadtbau, deren<br />

Allein-Geschäftsführer Ralf Klausmann für<br />

den skandalösen Taliban-Vergleich verantwortlich<br />

ist, bekommt einen weiteren Geschäftsführer.<br />

Das soll ein Architekt sein, ein<br />

Stadtplaner hat eine knappe Mehrheit des<br />

Gemeinderats von Freiburg jetzt befunden.<br />

Es ist dieselbe Mehrheit, die kürzlich gegen<br />

die Stimmen von Grünen, CDU und die des<br />

Oberbürgermeisters durchgesetzt hat, dass<br />

künftig 50 Prozent aller Neubauwohnungen<br />

in Freiburg Sozialwohnungen sein müssten.<br />

Dagegen ist diese Personalie natürlich eine<br />

Petitesse, die vor allem eines belegt: mit viel<br />

Ratio wird in Freiburg nicht Politik gemacht.<br />

Tatsächlich ist die Entscheidung für die Einsetzung<br />

eines Zweiten Geschäftsführers – den<br />

gab’s in früheren Stadtbau-Zeiten immer – so<br />

wenig sinnvoll wie der dämliche Ausraster des<br />

Geschäftsführers Klausmann mit dem unsäglichen<br />

Taliban-Vergleich. (Übrigens gegen<br />

Stadträte, die eben die Personalentscheidung<br />

für einen zweiten Stadtbau-Geschäftsführer<br />

forcierten) Tatsächlich braucht die von Ralf<br />

Klausmann wirtschaftlich bestens auf Vordermann<br />

gebrachte Stadtbau-Gesellschaft<br />

nichts weniger als einen zweiten Geschäftsführer.<br />

Die zu hundert Prozent stadteigene<br />

GmbH ist für rund 10.000 Wohnungen in<br />

Freiburg zuständig, sie ist auch Bauherr von<br />

Häusern und Wohnungen, deren Verkauf ein<br />

lukratives Geschäft für die Stadtbau – und<br />

für die Stadtkasse – bedeuten. Es sind wirtschaftliche<br />

Entscheidungen, so zu verfahren<br />

oder eben nicht und es liegt am Aufsichtsrat,<br />

solche Entscheidungen mitzutragen. Der<br />

technische Sachverstand ist innerhalb der<br />

Wohnungsgesellschaft vorhanden und es ist<br />

macht sicher Sinn, wenn sich die Stadtbau<br />

gelegentlich externer Städteplaner und Projektentwickler<br />

bedient. Aber vielleicht geht<br />

es gar nicht um die Sache, sondern um ein<br />

simples Machtspiel einer bunt gewürfelten<br />

Ratsmehrheit. Und natürlich darum, dass<br />

viele den kantigen Geschäftsführer Klausmann<br />

nicht mögen. Kommunalpolitik nach<br />

Freiburger Art halt … Jörg Hemmerich<br />

Bestsellerliste<br />

Belletristik<br />

Bannalec/Bretonischer Stolz<br />

1 Kiepenheuer & Witsch<br />

Hawkins/Girl on the train<br />

2 Blanvalet<br />

Spielman/Nur einen Horizont entfernt<br />

3 Krüger<br />

Sachbuch<br />

Todenhöfer/Inside IS – Einmal Hölle und zurück<br />

1 Bertelsmann<br />

Lüders/Wer den Wind sät<br />

2<br />

Beck`sche Verlagsbuchhandlung<br />

Bode/Die vergessene Generation<br />

3 Klett-Cotta<br />

Biographien<br />

Klemperer/Man möchte immer weinen und lachen...<br />

1 Aufbau<br />

Gottschalk/Herbstblond<br />

2 Heyne<br />

Sacks, Oliver/On the move. Mein Leben<br />

3 Rowohlt<br />

Regionales<br />

Fruchtgummi Schwarzwald – Mix<br />

1 takeaway Souvenirs<br />

Gaymann/Typisch Badisch<br />

2 Belser<br />

111 Orte in Freiburg, die man gesehen haben muss<br />

3 Emons<br />

Taschenbücher Belletristik<br />

McFarlane/Vielleicht mag ich dich morgen<br />

1 Droemer Knaur<br />

Seethaler/Der Trafikant<br />

2<br />

KEIN & ABER<br />

Simsion/Das Rosie-Projekt<br />

3<br />

Fischer<br />

DVDs<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Frau Müller muss weg<br />

Paramoun<br />

Das Salz der Erde<br />

Euro Video<br />

Downtown Abbey – Staffel 5<br />

Universal Pictures<br />

Klassik-CDs<br />

The Best of Anne-Sophie Mutter<br />

1 Deutsche Grammopho<br />

Bach/Violin Concertos – FBO<br />

2<br />

Helikon Harmonia Mundi<br />

Bach/Messe in h-moll - FBO<br />

3 Carus<br />

Hörbuch<br />

Kling/Die Känguru-Chroniken<br />

1 Hoerbuch Hamburg<br />

Kling/Die Känguru-Offenbarung<br />

2 Hoerbuch Hamburg<br />

Milne/Pu der Bär – Geburtstagsbox<br />

3 KEIN & ABER<br />

Zusammengestellt von der Buchhandlung Rombach,<br />

Freiburg<br />

Alle Titel – auch online – erhältlich unter<br />

www.buchhandlung-rombach.de<br />

Das Spitzenthema<br />

Der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle<br />

hat kürzlich dem Reporter der örtlichen<br />

Tageszeitung „Südkurier“ gesagt: „Wir steuern<br />

auf den Notfall zu“. Der Notfall: Immer<br />

mehr Flüchtlinge kommen derzeit nach<br />

Deutschland, es ist eine Pflichtaufgabe der<br />

Landkreise, sie unterzubringen. Konstanz<br />

ist zurzeit überall in Deutschland, überall<br />

das gleiche Thema. 650.000 Asylbewerber,<br />

so schätzt man, werden wohl 2016 in die<br />

Republik drängen. Sie werden nach einem<br />

bestimmten Schüssel verteilt, in dem verhältnismäßig<br />

kleinen Landkreis am See wird<br />

man dann wohl 2.400 Flüchtlinge aufnehmen<br />

müssen. Ob im Landkreis Breisgau-<br />

Hochschwarzwald, im Ortenaukreis oder<br />

im Kreis Lörrach: das Flüchtlingsproblem<br />

überlagert, auch emotional, viele anderen<br />

Probleme in der Regionalpolitik. Dabei<br />

schlagen sich gerade in <strong>Südbaden</strong> die Landkreise<br />

und Kommunen noch wacker. Noch<br />

gelingt es fast immer, einigermaßen vernünftige<br />

Quartiere für die Asylbewerber zu<br />

finden – der „Notfall“ wie ihn der Konstanzer<br />

Landrat prophezeit ist also wohl noch<br />

nicht eingetreten. Er würde bedeuten, dass<br />

sich das kommunale Leben empfindlich<br />

verändert, weil zum Beispiel Schulsporthallen<br />

mit Flüchtlingen belegt werden müssten.<br />

Aber es wird enger. Auch in Freiburg,<br />

wo auf dem Gelände der ehemaligen Polizeiakademie<br />

im Stadtteil St. Georgen eine<br />

Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge eingerichtet<br />

werden soll. In diesen Tagen hätte es<br />

eigentlich losgehen sollen, aber es klemmt.<br />

Aus ganz banalen Gründen: Container und<br />

Traglufthallen sind kaum noch zu haben –<br />

schon gar nicht für 1000 Menschen, die<br />

in der Freiburger Erstaufnahmestelle erwartet<br />

werden. Da den Stein der Weisen<br />

zu finden, erscheint fast unmöglich. Denn<br />

Fakt ist ja auch, dass der Wille der Bürger<br />

schon da ist, Menschen auf der Flucht aus<br />

unsicheren Ländern aufzunehmen, aber<br />

es fehlt die Phantasie, wie dies umgesetzt<br />

werden kann. Jammern, da muss man dem<br />

Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon<br />

beipflichten, Jammern hilft jedenfalls<br />

nicht. Ein „reiches Land“, eine „reiche<br />

Stadt“ müsse eine solche Herausforderung<br />

eben meistern. Es ist ja nicht nur eine Herausforderung<br />

für die Verantwortlichen in<br />

den Ämtern, es ist eine Herausforderung<br />

für jeden einzelnen Bürger in diesem freien<br />

Land. <br />

hem<br />

50<br />

netzwerk südbaden

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