Amtsblatt der Stadt Bergneustadt
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Lage, Herkunft und Bedeutung<br />
alter Bach- und Flurnamen in<br />
<strong>Bergneustadt</strong><br />
- Folge 5 – von Werner Lenz<br />
H A G ( E N ) / H A C H /<br />
H A ( H ) N / H A I N<br />
Wortstamm:<br />
Althochdeutsch: hac/hagan = Dornengesträuch/Gebüsch/Wald<br />
- Altsächsisch:<br />
hago = Weideplatz - Mittelhochdeutsch:<br />
hag/hagen = Gebüsch/Wald/Umzäunung/<br />
Gehege - Mittelnie<strong>der</strong>deutsch: hage = Hecke<br />
- Westfälisch: hegge = Waldstreifen/<br />
Gebüschrand (‚Fuhr’) – Neustädter Platt:<br />
ha(h)n/hach = Berg/Fläche/Gelände mit gleichen<br />
Merkmalen - Im Neustädter Sprachraum<br />
war <strong>der</strong> Bergriff Wald kaum gebräuchlich<br />
und wurde stets (!) durch Berg ersetzt.<br />
„Wir gehen in den Berg.“<br />
Sprachraum:<br />
Gesamter deutscher Sprachraum sowie<br />
Flan<strong>der</strong>n und die Nie<strong>der</strong>lande.<br />
Merkmale und Bedeutung:<br />
Die Wortwurzel hac bedeutet ursprünglich<br />
‚stechen’, ‚schneiden’, ‚abtrennen’ und ‚abschlagen’<br />
(‚abhacken/abhauen’). Hieraus<br />
entwickelte sich mit Doppelsinn eine mit<br />
Dornengesträuch (-gestrüpp), nie<strong>der</strong>em<br />
Buschwerk o<strong>der</strong> einer Hecke abgegrenzte /<br />
ausgegrenzte Teilfläche eines Platzes, Ortes,<br />
Waldes o<strong>der</strong> einer Flur. Über Zeit und<br />
Sprachwandel, sowie über Nutzungs- und<br />
Besitzwechsel hinweg, entstanden aus<br />
Wortzusammensetzungen engere Bezeichnungen<br />
(Namen) für Hecke, Gebüsch, für<br />
lichten Wald (Berg), für Hack-/Hauberg und<br />
für Kahlflächen. Beson<strong>der</strong>s sorgfältig abgegrenzte<br />
(umhegte) und geschützte kleinere<br />
Flächen mit vielfältiger Nutzung wurden zum<br />
Gehege. Durch Wortzusammenziehung<br />
(Kontrahierung) von hagen/hach und ha(h)n<br />
zu hain entstand die (oft romantische) Bezeichnung<br />
für ein meist kleineres Wäldchen<br />
mit gepflegtem Hochwaldbestand. (Literatur).<br />
In unserer Heimatstadt wurde auf dem<br />
Wiedenbruch <strong>der</strong> Kaiser-Wilhelm-Hain als<br />
Eichenhochwald angelegt.<br />
In Zusammensetzungen wurden die Wortwurzeln<br />
sowohl als Grund- wie auch als<br />
Bedeutungswörter zur Beschreibung von<br />
Merkmalen verwendet.<br />
Die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes für<br />
Siedler und auch für die späteren ‚städtischen’<br />
Ackerbürger war über Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg<br />
eine wichtige Lebensgrundlage. Im Wald (in<br />
den Bergen) wurde das Bauholz für Haus und<br />
Hof, das Brennmaterial für den heimischen<br />
Herd sowie Holz für Geräte und Einrichtungen<br />
gewonnen. Früchte, Beeren und Honig<br />
waren lange Zeit eine willkommene Nahrungsergänzung.<br />
Das freie Jagdrecht auf Nie<strong>der</strong>wild<br />
füllte die Fleischtöpfe. Die Eckern <strong>der</strong><br />
Buchen dienten <strong>der</strong> Ölgewinnung, die<br />
Eichenkämpde <strong>der</strong> Schweinemast.<br />
Der Schälwald lieferte für die örtlichen Lohmühlen<br />
die Rinde junger Eichen zur Herstellung<br />
von Gerberlohe. Die zur Eisenverhüttung<br />
notwendige Holzkohle wurde<br />
aus Schälstangen und an<strong>der</strong>en Hölzern in<br />
Meilern sorgfältig ‚gegart’. Als mit dem ausklingenden<br />
Mittelalter und in den folgenden<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ten <strong>der</strong> Bedarf an Holzkohle<br />
ständig stieg und <strong>der</strong> Handel sich immer<br />
mehr ausweitete, wurde die einst sinnvolle<br />
Blick über Hackenberg und Knollen mit Rengsetal.<br />
Nutzung zum Raubbau am Wald und musste<br />
durch strenge landesherrliche Verordnungen<br />
eingeschränkt o<strong>der</strong> gar zeitweise ganz unterbunden<br />
werden.<br />
Diese Kurzbetrachtung weist uns auf Sinn<br />
und Herkunft <strong>der</strong> Namensentwicklung mit<br />
ihrer jeweils individuellen Bedeutung hin<br />
und hilft über das ‚Auf und Ab’ von Leben<br />
und Werden hinweg aus den Wortwurzeln<br />
heraus gewandelte Eigennamen zu verstehen<br />
und einzuordnen.<br />
Beispiel für Bedeutungsvielfalt: In einer Urkunde<br />
von 1724 wird <strong>der</strong> Kauf eines ‚örthgen<br />
Hachberges in <strong>der</strong> HACHTEMICKE’ dokumentiert.<br />
Hier bedeutet ‚hach’ sowohl Hau<br />
als auch Wald. Die Urkunde beschreibt also<br />
einen HAUBERG in den benachbarten Wäl<strong>der</strong>n<br />
eines BERGBACHES.<br />
Vorkommen:<br />
KNOLLENHAHN<br />
Lage:<br />
Diese Waldfläche am Nordhang unterhalb <strong>der</strong><br />
Höhe des KNOLLEN (451 m ü. NN) und oberhalb<br />
des RENGSETALES liegt am Höhenweg<br />
von HACKENBERG zur Ortschaft HÖH. Bemerkenswert<br />
auf diesem Weg ist <strong>der</strong> ‚SPRIN-<br />
GER’ (quellen-ähnlicher, zeitweiser Wasseraustritt)<br />
in fast höchster Lage AUF DEM<br />
BEUL (Natürlicher artesischer Brunnen).<br />
Bedeutung: KNOLLENHAHN = Wald /<br />
Waldfläche am Hang des KNOLLEN als einer<br />
abgerundeten (markanten) Erhebung/<br />
Bergkuppe. Vermutlich erfolgte auch hier –<br />
wie vielerorts – ob nach Besitzteilungen o<strong>der</strong><br />
kleinräumigeren Nutzungen eine zuordnende<br />
Namenserweiterung.<br />
IM HUPPERT(Z)HAGEN<br />
Lage:<br />
Diese Waldfläche finden wir am Nord-Westhang<br />
<strong>der</strong> SALT (E ) MERT / SALZMERT vor<br />
dem Tal <strong>der</strong> KORTEMICKE mit dem Weg<br />
vom LÄNGSTEN / LÄNGESTEN und aus<br />
dem KLEIN-WIEDENESTER HOF zur<br />
BOCKEMÜHLE.<br />
Merkmale und Bedeutung:<br />
Laut Urkunde von 1725 verkauft ein Adam<br />
Huppert im benachbarten NIETENBERG ein<br />
Malterscheid Hagberges an Chr.<br />
Noremberg. A. Huppert ist also Waldbesitzer<br />
und somit kann die Sippe Huppert/Huppertz<br />
als Namensgeber angenommen werden.<br />
Hier handelt es sich offensichtlich um eine<br />
jüngere Flurbezeichnung.<br />
Bedeutung: IM HUPPERT (Z) HAGEN =<br />
Wald o<strong>der</strong> Berg des Huppert.<br />
MELKENHAHN<br />
Lage:<br />
Dieser weitgehend unbekannte Flurname<br />
bezeichnet eine Teilfläche innerhalb des weit<br />
ausgedehnten STENTENBERGS (s. dort)<br />
oberhalb des heutigen Schützenhauses.<br />
Bedeutung: We<strong>der</strong> Lage noch sonstige<br />
Merkmale lassen Zusammenhänge, Herkunft<br />
o<strong>der</strong> Deutungen zu.<br />
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