P E R S P E K T I V E - Dr. Loew
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E d i t o r i a l<br />
In den letzten Jahren nimmt die Zahl der juristischen Auseinandersetzungen,<br />
in die die <strong>Dr</strong>. <strong>Loew</strong> Sozialen Dienstleistungen involviert sind, beständig zu. Aus<br />
verschiedenen Gründen! Auch die Transaktionskosten stehen meiner Meinung<br />
nach nicht immer in gesunder Relation zum Streitgegenstand - und doch scheint<br />
vieles unvermeidbar!<br />
Wenn Du im Recht bist, kannst Du Dir leisten die Ruhe zu bewahren,<br />
und wenn Du im Unrecht bist, kannst Du Dir nicht leisten sie zu verlieren.<br />
Mahatma Gandhi<br />
Eine Lebensweisheit, die angesichts<br />
der immer häufiger werdenden Auseinandersetzungen<br />
auf den verschiedensten<br />
Ebenen absolut erstrebenswert<br />
ist.<br />
Unterschiedliche Interessenslagen,<br />
verschiedene Perspektiven auf einen<br />
Sachverhalt usw. - es gibt die mannigfaltigsten<br />
Gründe mit Personen<br />
und Gruppen in eine Auseinandersetzung<br />
gehen zu wollen oder zu<br />
müssen.<br />
In einer formalistischen, bürokratischen<br />
Gesellschaft wie der unseren,<br />
gehören Gerichts-, Schiedstellen<br />
und Mediationsverfahren zu<br />
dem Mittel der Wahl.<br />
Entscheidungsfindung über den neutralen<br />
Spruch eines <strong>Dr</strong>itten entbindet<br />
von der Verantwortung, selbst am<br />
Kompromissfindungsprozess beteiligt<br />
sein zu müssen, in dem es darum<br />
gehen sollte in einer Auseinandersetzung<br />
eine für alle Beteiligten<br />
vertretbare Mitte zu finden.<br />
Die juristische Streitfreudigkeit der<br />
Deutschen nimmt lt. destatis - zumindest<br />
vor Arbeits-, Verwaltungs-,<br />
und Sozialgerichten zu. Auch der<br />
konsequente Gang durch alle verfügbaren<br />
Instanzen ist zahlenmäßig<br />
steigend. (Strafrechtsverfahren, Finanzrechtsverfahren<br />
dagegen sind<br />
rückläufig!)<br />
Woran liegt das? Sind unsere Gesetze<br />
härter, die Arbeitsbedingungen<br />
schlimmer, die Verwaltungsakte willkürlicher<br />
geworden? Sind wir unrechtsempfindlicher<br />
geworden oder<br />
wurden mehr Rechtschutzversicherungen<br />
abgeschlossen?<br />
Warum erklagen sich Eltern bessere<br />
Schulnoten für ihr Kind, warum erstreiten<br />
sich Anwohner Nutzungsunterlassungen<br />
z.B. gegenüber Kindergärten,<br />
warum haben Arbeitsgerichte mit jeder<br />
Kleinigkeit aus dem Betriebsverfassungsgesetz<br />
zu tun etc. etc.?<br />
Warum sinkt der Mut zum „Aushandeln“?<br />
Warum werden Kleinigkeiten mit<br />
großen Emotionen zu Grundsatzfragen<br />
stilisiert? Warum geht die Akzeptanz für<br />
das Offensichtliche verloren? Gesunder<br />
Menschenverstand in der Kombination<br />
mit wertungsfreier Problemanalyse und<br />
objektiver Sachverhaltsbeschreibung<br />
müßte ausreichen, einen Großteil aller<br />
strittigen Angelegenheiten von Gerichten<br />
fern zu halten.<br />
„Recht haben“ und „Recht bekommen“<br />
ist wichtiger geworden, als ein Bemühen<br />
um Toleranz und Objektivität. Es<br />
scheint zunehmend Individuen oder<br />
Gruppen zu geben, die für ihre Eigendefinition<br />
die Abgrenzung zum anderen<br />
brauchen. So betrachtet ist ein Miteinander<br />
gar nicht gewünscht. Aber um<br />
wie viel tragfähiger und nachhaltiger<br />
wären miteinander getroffene und getragene<br />
Entscheidungen?<br />
Mir ist durchaus bewusst, dass nicht<br />
immer alles im Miteinander zu klären<br />
ist, wenn sich die eigene Problemsicht<br />
manifestiert hat und dann die<br />
objektive <strong>Dr</strong>ittmeinung die einzige Lösung<br />
darstellt.<br />
Behörden z.B. benötigen zur Legitimation<br />
bei interner Revision den „<strong>Dr</strong>ittentscheid“<br />
– der zumindest rein rechtlich<br />
neutral sein sollte – woher dann aber<br />
der Spruch „Vor Gericht und auf hoher<br />
See....“ kommt, kann ich mir auch nicht<br />
erklären!<br />
Doch manchmal werden Rechtsstellen<br />
aus reiner oppositioneller Lust heraus<br />
bemüht, und dann hab ich mit Gandhis<br />
Zitat echt große Mühe! Aber ansonsten<br />
klappt das mit der Ruhe bewahren<br />
ganz gut, vor allem wenn ein weiteres<br />
erfolgreiches Geschäftsjahr hinter uns<br />
liegt!<br />
Ich wünsche Ihnen allen einen<br />
schönen Jahresausklang<br />
Sandra <strong>Loew</strong> - Geschäftsführung<br />
<strong>Dr</strong>.<strong>Loew</strong> PERSPEKTIVE 2011 3