Möbel - Service - LWB
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„Das war Liebe auf den ersten Blick!“<br />
Weltmeisterin im Kanurennen: <strong>LWB</strong>-Mieterin Gesine Ruge<br />
Der Fototermin ist beendet. Während Gesine<br />
Ruge noch mit dem Fotografen plaudert,<br />
nimmt sie das Kanu von der Schulter und<br />
legt es auf dem Bootsplatz ab. Als sie das<br />
Paddel aus der Hand legt, wird eine lange<br />
Narbe auf ihrer Handfläche sichtbar. „Beugesehne<br />
durchtrennt“, kommentiert sie<br />
nüchtern. Die Kanutin gehört zu Deutschlands<br />
Spitzensportlern und trainiert in diesem<br />
Tagen für die Weltmeisterschaft-Qualifikation<br />
in Peking.<br />
Der Unfall passierte im letzten Jahr kurz vor<br />
der Weltmeisterschaft. „Mit einem Mal stand<br />
Olympia in den Sternen und meine Karriere<br />
auf dem Spiel“, erinnert sich die 22-jährige,<br />
„Ich musste mich schonen, durfte nicht mal<br />
einen Topflappen anfassen“, erzählt sie<br />
weiter. Acht Wochen lang konnte sie nicht<br />
trainieren. In einer Zeit, in der jeder Tag<br />
zählt, ist so ein extremer Trainingsausfall<br />
eigentlich nicht aufzuholen.<br />
„Ich habe es erstaunlicherweise doch in die<br />
Mannschaft zurückgeschafft und konnte<br />
zur Weltmeisterschaft nach Duisburg fahren,“<br />
so die Sportlerin. Doch nicht nur das.<br />
Gesine Ruge kam als Siegerin zurück. Mit<br />
ihrer Partnerin Judith Hörmann errang sie<br />
2007 olympisches Gold im Zweier Kajak<br />
über eintausend Meter. „Auf dem Siegertreppchen<br />
zu stehen, das war einfach nur<br />
Gänsehautfeeling. Den Sieg habe ich erst<br />
viel später realisiert.“<br />
In diesen Tagen nun dreht sich ihr Training<br />
um die Qualifikation für Peking, Mitte Juli<br />
sollen die Nominierungen feststehen. Um<br />
sich ein olympisches Boot zu sichern, muss<br />
Gesine Ruge unter die ersten sechs kommen.<br />
Dem sieht die junge Frau kämpferisch<br />
entgegen.<br />
„Ich versuche immer die Beste zu sein. Das<br />
war auch mein Anspruch in der Schule. Wenn<br />
jemand eine Eins hatte, wollte ich auch `ne<br />
Eins haben. Das ist eben mein Naturell.“<br />
Dafür hat Gesine Ruge, die eigentlich auch<br />
noch studiert (Sport und Englisch auf Lehramt),<br />
ein Urlaubssemester eingelegt. Sie<br />
sagt, bis zur Quali müsse sie den Kopf freihaben.<br />
Sie wohnt ganz in der Nähe vom Trainingsort,<br />
an der Klingerbrücke. Früher habe sie<br />
im Wohnheim gelebt, ohne eigenes Bad<br />
wohnzeit 4 / 2008<br />
und Küche. „Eine Wohnung ganz für mich,<br />
das ist voll der Luxus,“ so die Kanutin, „bei<br />
unserem harten Trainingsporgramm ist für<br />
mich ein Rückzugsort extrem wichtig.“<br />
Zum Kanusport kam die gebürtige Erfurterin<br />
mit 9 Jahren. „Es war Liebe auf den ersten<br />
Blick“, sagt sie begeistert. Es sei die Kombination<br />
aus Kraft- und Ausdauersport, die<br />
das Kanufahren für sie interessant mache.<br />
Selbst das aufwändige Training, meist mehrere<br />
Stunden täglich, habe ihr nie etwas<br />
ausgemacht. „Als Kind war es für mich ein<br />
Desaster, wenn ich nicht zum Training durfte,<br />
weil wir zum Beispiel die Oma besuchen<br />
mussten“, erinnert sich die Sportlerin, die<br />
bereits mit 13 Jahren erstmalig deutsche<br />
Meisterin wurde.<br />
Je länger man mit Gesine Ruge spricht, desto<br />
mehr fällt auf, dass sie eher von ihrer<br />
Mit-Menschen<br />
Leipziger Kanutin Gesine Ruge trainiert für Olympia. Foto: Bruno Griesel<br />
Zukunft sprechen möchte, von dem was sie<br />
will, als von ihren Erfolgen. Sie ist keine,<br />
die sich ausruht. Sie wirkt, trotz der über<br />
zwanzig Medailliensiege, bescheiden, stets<br />
konzentriert. Das macht sie symphatisch.<br />
Und wenn sie sagt, sie habe heute das<br />
Glück in Trainingslagern, wie etwa gerade<br />
in Kalifornien oder Spanien, in einem<br />
Wohnwagen nächtigen zu können, verblüfft<br />
sie. Schläft man als Weltmeister<br />
nicht in einem Hotel? Gesine Ruge muss<br />
lachen. „Nee, nee so ist das nicht. Früher<br />
war es sogar normal, dass wir gezeltet<br />
haben“, erklärt sie und fügt hinzu: „Und<br />
wenn`s eine Woche geregnet hat, hatten<br />
wir eben Pech. Man muss schon bisschen<br />
hart sein. Dieser Sport ist für mich irgendwie<br />
ein großes Abenteuer.“ s<br />
cl a u d i a li n d n e r<br />
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