n HOZ: Honorarordnung verabschiedet n Hartmannbund: Rein ins ...
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foto: photocase.coM © Unseen<br />
Prof. Dr. Gerd<br />
Habermann<br />
Freiheit reiheit<br />
Über<br />
foto: zKn-archiv<br />
Individuelle Freiheit ist das<br />
wichtigste Element einer<br />
»offenen Gesellschaft«<br />
und sie bedeutet: Freiheit<br />
von willkürlichem Zwang<br />
durch andere Menschen.<br />
Zwang meint dabei, das Handeln<br />
eines Menschen dem Willen<br />
eines anderen zu unterwerfen<br />
und zwar nicht für<br />
dessen eigene Ziele, sondern<br />
für die Ziele des anderen. Auch<br />
eine freie Gesellschaft kann ein Minimum<br />
an Zwang nicht entbehren. Freilich<br />
nur zu dem Zweck: die Freiheit aller<br />
zu sichern gegen jene, die die allgemeinverbindlichen<br />
Normen des Zusammenlebens<br />
durch willkürliche Gewalt,<br />
Betrug oder Raub durchbrechen.<br />
Dies ist der liberale Freiheitsbegriff. Sozialisten<br />
und Sozialpolitiker haben, um<br />
ihre Umverteilungen und E<strong>ins</strong>chränkungen<br />
der Vertragsfreiheit zu legitimieren,<br />
diesen Freiheitsbegriff umgedeutet.<br />
Er bedeutet nun so viel wie<br />
»Freiheit von Mangel und Not« oder gar<br />
»Freiheit von Furcht«. Diese »neue Freiheit«<br />
soll uns aus dem Zwang der Umstände,<br />
die uns alle nur eine begrenzte<br />
Wahl der Lebensgüter zur Verfügung<br />
stellen (wenn auch für den einen mehr<br />
als für den anderen), befreien. »Freiheit«<br />
wird also als Versorgtsein verstanden,<br />
als Macht oder Wunscherfüllung.<br />
Nach dieser Logik ist der wohlver-<br />
Sozialisten und Sozialpolitiker haben, um ihre<br />
Umverteilungen und E<strong>ins</strong>chränkungen der Vertragsfreiheit<br />
zu legitimieren, den Freiheitsbegriff umgedeutet<br />
sorgte Kettenhund im Bauernhof frei,<br />
der wilde Fuchs, im ständigen Kampf<br />
um seinen Lebensunterhalt, unfrei; der<br />
kümmerlich dahinlebende Almbauer<br />
ist unfrei, der wohlversorgte Sklave dagegen<br />
frei. »Frei« sind nach diesem Verständnis<br />
auch Kinder und Gefängnis<strong>ins</strong>assen,<br />
die ja jederzeit gut versorgt<br />
sind. Man kann aber frei und gleichzeitig<br />
arm und unglücklich sein, ja selbst<br />
hungern müssen.<br />
So lockt man die Bürger unter irreführenden<br />
Freiheitsparolen in die soziale<br />
Knechtschaft, denn man soll nie<br />
vergessen, dass unser Wohlfahrtsstaat<br />
mit seiner Staatsversorgung für alle<br />
(Wilhelm Röpke spricht von »komfortabler<br />
Stallfütterung«) immer auch ein<br />
Zwangsstaat sein muss, der den Menschen<br />
die Freiheit nimmt, die Form ihrer<br />
Lebensvorsorge selber zu wählen und<br />
zu diesem Zweck auch ihre Eigentumsfreiheit<br />
mehr oder weniger sozialisiert.<br />
Denken wir daran, dass der deutsche<br />
Facharbeiter bei realistischer Rechnung<br />
nur noch ein Drittel Netto hat (seine<br />
Kollegen in den USA und Japan haben<br />
dagegen noch zwei Drittel). Ein Teil dessen,<br />
was die Regierung ihm im Namen<br />
von Freiheit oder gar so genannter sozialer<br />
Gerechtigkeit weggenommen hat,<br />
bekommt er freilich auf Antrag zurück.<br />
Man hätte es ihm natürlich gleich in der<br />
Tasche lassen können, so könnte er die<br />
Erziehung und Ausbildung seiner Kin-<br />
der selber bezahlen und für sein Alter<br />
selber vorsorgen. Aber was sollen dann<br />
diejenigen tun, die dieses Geschäft besorgen?<br />
Das »Soziale« stellt inzwischen<br />
den größten Posten des Bundeshaushalts<br />
dar. Hätten die Bürger »mehr Netto«,<br />
hätten die Politiker wahrscheinlich<br />
nachmittags frei.<br />
Nicht zu vergessen ist eine neue,<br />
weitgehende Freiheitse<strong>ins</strong>chränkung<br />
in echtem Sinn durch die Antidiskriminierungsgesetzgebung.<br />
Hier wird das<br />
Urrecht zum Beispiel der freien Auswahl<br />
der Mitarbeiter durch den Zwang,<br />
gewisse Gruppen zu bevorzugen, eingeschränkt.<br />
Freilich dies nicht im Namen<br />
der »Freiheit«, sondern im Namen<br />
der Gleichheit. Auch der Gleichheitsbegriff<br />
einer freien Gesellschaft ist hier<br />
umgedeutet: es geht nicht um die<br />
Gleichheit vor dem Gesetz, die sich mit<br />
viel sonstiger Ungleichheit verträgt,<br />
sondern um die faktische Gleichheit<br />
im Sinne gleicher Möglichkeiten, um<br />
Gleich macherei.<br />
Abschließend: Wozu haben wir eigentlich<br />
unsere Freiheit im rechtverstandenen<br />
Sinn? Wir haben sie, um mit<br />
unseren Mitteln, mit unseren Kenntnissen,<br />
Ansichten und Begabungen<br />
aus unserem Leben etwas Erfreuliches<br />
zu machen, etwas, was uns gefällt und<br />
dann wahrscheinlich auch den anderen<br />
nützlich ist. Prof. Dr. Gerd Habermann<br />
ASU l<br />
2 | 2007 · ZKN mit teiluNgeN · 95