und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)
und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927) und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)
Elena Mannová Gruppengeschichte nicht die narrativen Traditionen aus der Zeit des ungarischen Königreichs reproduzieren, die auf protonationalem Regionalismus und staatlichen Patriotismus gründeten, und die die Geschichte der Deutsch-Ungarn nicht mit Deutschland und dem deutschen Volk verbanden. Erst die volkskundlichen Forschungen in den 1920–1940er Jahren schufen nationale Bilder von Deutschen in der Slowakei, die sich aus den Vorstellungen der reinen Volkskultur und des biologisch gesunden Volkes speisten, und die später vom rassistischen Prinzip der nationalen Souveränität des Volkes beeinflusst wurden. Viele deutsche Bewohner identifizierten sich mit dieser Vorstellung der nationalen Sozialgruppe, da sie ihnen das Gefühl der Sicherheit in Krisenzeiten vermittelte und während des autoritären Slowakischen Staates auch einen gewissen Profit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das karpatendeutsche Narrativ in erster Linie von den Historikern der Vertriebenenverbände in Westdeutschland entfaltet, mit Unterstützung einiger Politiker. Aus ihrer Sicht verband die deutsche Gemeinschaft in der Slowakei zur Zwischenkriegszeit das Gefühl der Zweitrangigkeit („sie litten als Minderheit”); nach 1938 machte sie den Schritt von der diskriminierten Minorität zur „Volksgruppe”, für die das Hakenkreuz die Nationalität symbolisieren sollte, und nicht den Nationalsozialismus. Die karpatendeutschen Autoren folgen bei ihrer Interpretation der Zeit 1938–1945 zwei Grundlinien. Einerseits betonen sie die „eiserne Umklammerung” des importierten Nationalsozialismus, der den Deutschen in der Slowakei aufgezwungen wurde und ihrer Mentalität nicht entsprach. Andererseits argumentieren sie mit den Befürchtungen um das Volk, sie beschreiben den Kampf gegen den Apparat des Staatsvolkes, die Enttäuschung über den Kompetenzverlust der deutschen Selbstverwaltungsinstitutionen während des Slowakischen Staates (Staatssekretariat, Abteilungen von einigen Ministerien), die Feindlichkeit der slowakischen Bevölkerung auf der lokalen Ebene und die zunehmend antideutsche Haltung seit 1943. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei wollen sie „nur die Chance genutzt haben”. 21 Diese Erzählweise bietet die Möglichkeit der Identifikation mit der sozialen Gruppe auf Grund der Schuldabweisung und der Nostalgie nach der verlorenen Heimat. Seit Beginn der 1990er Jahre begannen sich auch die slowakischen karpatendeutschen narrative Strukturen herauszubilden. Sie übernehmen den Kanon der österreichischen und deutschen Landsmannschaften, gegründet auf dem deutschen Beitrag für die wirtschaftliche und vor allem kulturelle Entwicklung der Slowakei. Im Einklang mit der heutigen pro-europäischen Rhetorik und dem 21 Siehe z. B.. MELZER 1996, 17, 25f. � 82 �
Kategorisierungen der deutschsprachigen Einwohner nostalgischen Rückblick auf die „guten” vorkommunistischen Zeiten wird das Bild von „800 Jahren freundlichen Zusammenlebens im Herzen Europas” fixiert. Der Mitverantwortung für die tragischen Ereignisse von 1939–1945 wird in dieser Minoritätsgeschichte geringere Aufmerksamkeit gewidmet, mehr Raum wird der vorher tabuisierten karpatendeutschen Opfergeschichte der Jahre 1944–1946 gegeben. 22 Dieses Narrativ hat nur mehr wenige Adressaten. Laut autobiographischen Erzählungen, die Zuzana Búriková in Schwedler (Švedlár) in der Zips gesammelt und analysiert hat, verstehen die heutigen Deutschen die Kategorie „wir” nicht ausschließlich ethnisch, sondern auch lokal und territorial; bezogen auf den Zeitraum vor 1945 unterscheiden sie zwischen Reichsdeutschen und Volksdeutschen. Die eigene Gruppe bezeichnen sie mit „wir”, „unsere”, „eigene”, selten verwenden sie das Ethnonym. Ihr Selbstbild reflektiert die Veränderung der politischen Lage: nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die bis dahin privilegierte Minorität als Teil des Volkes wahrgenommen, das den Krieg führte und verlor. Reaktion auf das slowakische Stereotyp des Deutschen in der Nachkriegsära („Faschist = Deutscher = Mörder”) war die Distanzierung der Bewohner von Schwedler vom Nazismus und die Betonung von Einfachheit und Armut. 23 Dies steht im Kontrast zum üblichen älteren slowakischen Heterostereotyp des reichen Deutschen 24 und betont die Tatsache, dass so genannte „charakteristische ethnische Merkmale” nicht stabil sind, sondern sich nach gegebener Situation ändern. Dem statischen Begriff „Deutsche in der Slowakei”, der bei der wissenschaftlichen Analyse verwendet wurde, fehlt die konkrete chronologische Einzigartigkeit; er bezeichnet imaginäre Kollektive auf unterschiedlichen Integrations- und Emanzipationsstufen – von den deutschen Ungarn, über Deutsch-Ungarn, Deutsche in der Slowakei bis zu den Karpatendeutschen. Wie dennoch deutlich geworden sein sollte, hat sich das Bewusstsein der Gruppenexistenz sehr differenziert herausgebildet und sind in den genannten Kategorien nach innen heterogene, nach außen nicht genau begrenzte Gruppierungen erfasst. 25 22 PÖSS 2002. 23 BÚRIKOVÁ 2000. 24 Vgl. MACHAJDÍKOVÁ 2004. 25 Die Vorbereitung dieses Beitrags wurde von der wissenschaftlichen Agentur VEGA unterstützt, Projektnummer 2/7181/27. � 83 �
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Elena Mannová<br />
Gruppengeschichte nicht die narrativen Traditionen aus der Zeit des ungarischen<br />
Königreichs reproduzieren, die auf protonationalem Regionalismus <strong>und</strong> staatlichen<br />
Patriotismus gründeten, <strong>und</strong> die die Geschichte der Deutsch-Ungarn nicht<br />
mit Deutschland <strong>und</strong> dem deutschen Volk verbanden. Erst die volksk<strong>und</strong>lichen<br />
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<strong>in</strong> der Slowakei, die sich aus den Vorstellungen der re<strong>in</strong>en Volkskultur <strong>und</strong> des<br />
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(„sie litten als M<strong>in</strong>derheit”); nach 1938 machte sie den Schritt von<br />
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Nationalität symbolisieren sollte, <strong>und</strong> nicht den Nationalsozialismus. Die karpatendeutschen<br />
Autoren folgen bei ihrer Interpretation der Zeit 1938–1945 zwei<br />
Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ien. E<strong>in</strong>erseits betonen sie die „eiserne Umklammerung” des importierten<br />
Nationalsozialismus, der den Deutschen <strong>in</strong> der Slowakei aufgezwungen<br />
wurde <strong>und</strong> ihrer Mentalität nicht entsprach. Andererseits argumentieren sie mit<br />
den Befürchtungen um das Volk, sie beschreiben den Kampf gegen den Apparat<br />
des Staatsvolkes, die Enttäuschung über den Kompetenzverlust der deutschen<br />
Selbstverwaltungs<strong>in</strong>stitutionen während des Slowakischen Staates (Staatssekretariat,<br />
Abteilungen von e<strong>in</strong>igen M<strong>in</strong>isterien), die Fe<strong>in</strong>dlichkeit der slowakischen<br />
Bevölkerung auf der lokalen Ebene <strong>und</strong> die zunehmend antideutsche Haltung<br />
seit 1943. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei wollen sie „nur die Chance<br />
genutzt haben”. 21 Diese Erzählweise bietet die Möglichkeit der Identifikation mit<br />
der sozialen Gruppe auf Gr<strong>und</strong> der Schuldabweisung <strong>und</strong> der Nostalgie nach der<br />
verlorenen Heimat.<br />
Seit Beg<strong>in</strong>n der 1990er Jahre begannen sich auch die slowakischen karpatendeutschen<br />
narrative Strukturen herauszubilden. Sie übernehmen den Kanon<br />
der österreichischen <strong>und</strong> deutschen Landsmannschaften, gegründet auf dem<br />
deutschen Beitrag für die wirtschaftliche <strong>und</strong> vor allem kulturelle Entwicklung<br />
der Slowakei. Im E<strong>in</strong>klang mit der heutigen pro-europäischen Rhetorik <strong>und</strong> dem<br />
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