und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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06.12.2012 Aufrufe

Elena Mannová Jahre nur noch alte Frauen die deutsche Tracht, die junge Generation zog die ungarische Mode vor. 14 Begeisterte Verkündung des ungarischen Patriotismus führte zum Verzicht auf das eigene Ethnonym auch bei den einfachen Bewohnern, die begannen, sich nicht mehr als Zipser Sachsen und nur mehr als Zipser zu bezeichnen, wie bei den Publizisten, die an Stelle des Begriffs „Ungarndeutsche” zunehmend den Begriff „Deutsch-Ungar” verwendeten. Das Bild des typischen Repräsentanten des Deutsch-Ungarn charakterisierte ein ausländischer Kommentator wie folgt: Er „kennt keinerlei centrifugale Tendenzen. [...] Gern und willig hat der Deutsche die politische Superiorität des magyarischen Volksstammes anerkannt und ihm die politische Führung des Landes überlassen. [...] Kein anderer Volksstamm des Landes lernt die ungarische Sprache so gerne als der Deutsche. [...] Und trotz alledem hat kein anderer Volksstamm von den Chauvinisten so viele und heftige Anfechtungen zu erleiden als gerade der Deutsche.” 15 Die Identifikation mit der Kategorie „Deutsch-Ungar” hat also in den Augen des Auslandsdeutschen eine Schutzfunktion. Die deutschsprachige Presse in Ungarn bezeichnete mit diesem Begriff auch das schichtspezifische Wunschbild des Bürgertums, dem die Assimilierung mit dem Ungarntum die politische und gesellschaftliche Emanzipation ermöglichte. Mehrere Kategorien der „Karpatendeutschen” Die Entstehung der Tschechoslowakei war in den Augen der deutschsprachigen Bewohner „tschechische Okkupation” ihrer ungarischen Heimat; auf die Slowaken blickten sie weiterhin von oben herab und hielten sie für eine „unkultivierte Masse” oder für „Hirten”; von den Magyaren distanzierten sie sich nach außen hin nicht vehement. Die Umstrukturierung der Wirtschaft in der Slowakei schwächte die wirtschaftliche Stellung vieler von ihnen. Tschechoslowakische Politiker hatten anfangs Interesse an ihrer Nationalisierung, um die promagyarischen Tendenzen zu begrenzen. Seit den 1920er Jahren wurden die Deutschen in der Slowakei zum Gegenstand von intensiver „deutscher Kulturarbeit” sudetendeutscher und (reichs)deutscher Aktivisten, deren Ziel es war „aus unseren Menschen wieder bewusste Kulturträger des Reichs zu machen [...]: Die Deutschen in der Slowakei aus dem Schatten jahrhundertelanger Versunken- und Vergessenheit emporzureißen und in ihnen den Geist des Schöpfertums ihrer Ahnen wieder lebendig werden zu lassen.” 16 14 HORVÁTHOVÁ 2002, 103, 106. 15 SCHWICKER 1881, 493–494. 16 FRIEDL 1941, 11. � 78 �

Kategorisierungen der deutschsprachigen Einwohner So begann man erst in der Zwischenkriegszeit ethnische Zeichenhaftigkeit zu pflegen (Eichenkränze, Trachten, Sonnenwendefeiern usw.), vor allem in der Umgebung der neu entstandenen Zweigstellen von überregionalen Verbänden (Kultur- und Sportverband). Ein Teil der älteren lokalen Vereine wurde deutschnational, ein Teil (vorwiegend in der Zips) blieb bei der promagyarischen oder national indifferenten Orientierung. Auch das Wahlverhalten zeugte von regionalen und hungarophilen Präferenzen, teilweise von Sympathien mit den Kommunisten. Die Karpatendeutsche Partei, seit 1935 von nationalsozialistischer Ideologie durchdrungen, erzielte lokale Erfolge (z. B. in Krickerhau/Handlová). Wie die Beispiele aus der Zips zeigen, wurden politische Aktivisten aus dem Ausland nicht eindeutig positiv angenommen. Bis in die 1940er Jahre hielten regionale Unterschiede und Spannungen an: die Parteileute in Hauerland drückten ihre Unzufriedenheit mit der Pressburger Leitung der Deutschen Partei (DP) aus; die Konflikte mit den magyarisierten Zipsern, sichtbar z. B. bei der Demonstration gegen die Ergebnisse des Wiener Abkommens bei der es zum Attentatversuch auf Franz Karmasin kam, 17 eskalierten weiter bis der Volksgruppenführer im August 1942 schließlich das Verbot der nicht ausreichend gleichgeschalteten Käsmarker Wochenschrift Karpathen-Post erreichte. Der Mythos des gemeinsamen deutschen Schicksals musste konstruiert, durchgesetzt und fixiert werden. Unerlässlich waren dafür Feindbilder – in Karmasins Interpretation waren es Juden, Freimaurer und die eigenen „Leute mit doppelten Herzen” (unentschieden, mit doppelter oder uneindeutiger Identität), die die „echten” Deutschen angeblich um Territorium, Arbeit und Vermögen brachten. Während Karmasin Anfang der 1940er Jahre die „lauwarmen” Deutschen und die Masse der Untätigen (also die Passivität eines Gruppenteils) kritisierte, drohte er 1943 den Unzufriedenen, Drückebergern und Feiglingen (was auf den internen Widerstand innerhalb der Gruppe hindeutet). Der Druck gegen die „inneren Feinde” wurde erhöht, symbolisches Abgrenzen der Deutschen Partei (DP) Loyalen mittels Hakenkreuzen, Grußformen, demonstrativer Teilnahme an öffentlichen Aktionen, und selbst die Vermittlung des Gefühls der existenziellen Bedrohung infolge der Bespitzlung des Parteinachrichtendienstes reichte nicht mehr aus. Wer sich abseits stellte, sollte bestraft werden. 1942 wurde sogar die Errichtung eines speziellen Arbeitslagers für Deutsche erwogen, ein Plan, der unrealisiert geblieben ist. Gleichwohl wurden im Rahmen der „Säuberung der Volksgruppe” über 600 so genannte asoziale und geistig zurückgebliebene Personen deutschen Ursprungs ins Reich abtransportiert. 17 SCHVARC 2007. � 79 �

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So begann man erst <strong>in</strong> der Zwischenkriegszeit ethnische Zeichenhaftigkeit<br />

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<strong>und</strong> hungarophilen Präferenzen, teilweise von Sympathien mit den Kommunisten.<br />

Die Karpatendeutsche Partei, seit 1935 von nationalsozialistischer Ideologie<br />

durchdrungen, erzielte lokale Erfolge (z. B. <strong>in</strong> Krickerhau/Handlová).<br />

Wie die Beispiele aus der Zips zeigen, wurden politische Aktivisten aus dem<br />

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Unterschiede <strong>und</strong> Spannungen an: die Parteileute <strong>in</strong> Hauerland drückten<br />

ihre Unzufriedenheit mit der Pressburger Leitung der Deutschen Partei (DP) aus;<br />

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im August 1942 schließlich das Verbot der nicht ausreichend gleichgeschalteten<br />

Käsmarker Wochenschrift Karpathen-Post erreichte.<br />

Der Mythos des geme<strong>in</strong>samen deutschen Schicksals musste konstruiert, durchgesetzt<br />

<strong>und</strong> fixiert werden. Unerlässlich waren dafür Fe<strong>in</strong>dbilder – <strong>in</strong> Karmas<strong>in</strong>s<br />

Interpretation waren es Juden, Freimaurer <strong>und</strong> die eigenen „Leute mit doppelten<br />

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1943 den Unzufriedenen, Drückebergern <strong>und</strong> Feigl<strong>in</strong>gen (was auf den <strong>in</strong>ternen<br />

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wurde erhöht, symbolisches Abgrenzen der Deutschen Partei (DP) Loyalen<br />

mittels Hakenkreuzen, Grußformen, demonstrativer Teilnahme an öffentlichen<br />

Aktionen, <strong>und</strong> selbst die Vermittlung des Gefühls der existenziellen Bedrohung<br />

<strong>in</strong>folge der Bespitzlung des Parte<strong>in</strong>achrichtendienstes reichte nicht mehr aus.<br />

Wer sich abseits stellte, sollte bestraft werden. 1942 wurde sogar die Errichtung<br />

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