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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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Elena Mannová<br />

wesentlich an der Bildung des nationalen Marktes beteiligt <strong>und</strong> glaubte se<strong>in</strong>e<br />

eigenen sozioökonomischen Chancen nur über e<strong>in</strong>e Abkoppelung von Österreich<br />

realisieren zu können. Die deutsche Sprache erschien ihm dabei eher h<strong>in</strong>derlich.<br />

In Folge der Umwertung ihrer Lebensperspektiven wurden die deutschsprachigen<br />

Bürger Teil der ethnischen sozialen Gruppe der „Ungarn”. 4 Obwohl das Bürgertum<br />

ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche soziale Konfiguration darstellte <strong>und</strong> auch nicht die Mehrheit<br />

der deutschen Bevölkerung bildete, g<strong>in</strong>gen die mentalen Repräsentationen der<br />

„Deutschen” gerade von diesem Bild aus.<br />

Diskurse über die Deutschen <strong>in</strong> Ungarn fanden vor dem territorialen <strong>und</strong><br />

sozialen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> statt. Alle <strong>in</strong>ternen sowie externen, damaligen <strong>und</strong> auch<br />

späteren Beobachter registrierten die geographische Zerstreutheit <strong>und</strong> die<br />

Unterschiede zwischen der lokalen <strong>und</strong> regionalen Identität der Pressburger, der<br />

Bewohner des deutschen Raums um Deutschproben (Nemecké, heute Nitrianske<br />

Pravno) <strong>und</strong> Kremnitz (Kremnica), der Zipser <strong>und</strong> der Nieder Zipser Gründler/<br />

Mantaken. Gleichzeitig konstatierten sie e<strong>in</strong>hellig den gravierenden Unterschied<br />

zwischen der deutschsprachigen städtischen <strong>und</strong> dörflichen Bevölkerung.<br />

Der Assimilierungsdruck von oben richtete sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf die nichtmagyarische<br />

Intelligenz <strong>und</strong> Stadtbevölkerung. Das ländliche Gebiet, das im<br />

Gr<strong>und</strong>e weniger an den gesamtstaatlichen Markt angeschlossen war, blieb<br />

deutsch. Mischehen galten als Ausnahmefälle <strong>und</strong> wurden meist nur dann publik,<br />

wenn die Töchter von reichen Bauern magyarischen Beamten heirateten. Auch im<br />

letzten Viertel des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts war die Alltagssphäre, <strong>in</strong> der es notwendig<br />

war, zwischen den „nationalen” Optionen zu unterscheiden, eng begrenzt: die<br />

meisten Bewohner ländlicher Gebiete konnten nicht wählen, sie hatten ke<strong>in</strong>e Mittel<br />

<strong>und</strong> Zeit für Verbandsaktivitäten oder zum Bücherlesen, im Volksschulwesen<br />

wurden noch die Sprachen der nicht-magyarischen Bewohner verwendet. In den<br />

Städten h<strong>in</strong>gegen waren ethnisch gemischte Ehen relativ häufig, die Bewohner<br />

kommunizierten <strong>in</strong> mehreren Sprachen, die Eltern schickten aus pragmatischen<br />

Gründen K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> anderssprachige Schulen <strong>und</strong> zum Ferienaustausch. In<br />

den Augen e<strong>in</strong>es Pädagogen aus Deutschland stellte die Mehrsprachigkeit des<br />

privaten wie öffentlichen Lebens e<strong>in</strong>en „unglücklichen Utraquismus” dar: „… <strong>in</strong><br />

oberungarischen Städten können viele Leute ihre Muttersprache <strong>und</strong> Nationalität<br />

nicht bestimmen; man könnte sie def<strong>in</strong>ieren als Slovaken, die deutsche Namen<br />

haben <strong>und</strong> gern Ungarn se<strong>in</strong> möchten.” 5<br />

Als schrittweise ab Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts die wachsende Industrialisierung<br />

<strong>und</strong> Migration als nichtnationale Kategorien zweitrangig wurden, begann der<br />

4 ASCHAUER 1992, 65–66.<br />

5 SCHWAB 1865, 359.<br />

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