06.12.2012 Aufrufe

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Karl-Peter Krauss<br />

genannten Dirne” sei. Immerh<strong>in</strong> handelte Kathar<strong>in</strong>a klug, als sie sich wegen ihrer<br />

Schwangerschaft vermutlich an den Ortspfarrer wandte, der die ehegerichtliche<br />

Untersuchung e<strong>in</strong>leitete, nachdem sich Sujer geweigert hatte, Kathar<strong>in</strong>a zu heiraten.<br />

Über die Motive des Dienstmädchens, Umgang mit so vielen Männern zu<br />

haben, lassen sich nur Spekulationen anstellen, da die Aussagen der Beteiligten<br />

nicht überliefert s<strong>in</strong>d. Doch e<strong>in</strong>e Aussage <strong>in</strong> der Klageschrift von Sujer spricht<br />

dafür, dass sie ke<strong>in</strong>eswegs immer selbstbestimmt handelte. Denn sie war es, dem<br />

sie ihre Beziehung zu Andreas Bayer gestanden hatte; ihm hatte sie „verzweifelt”<br />

gestanden, dass sie sich dem Bayer zwar zwei Tage h<strong>in</strong>gegeben habe, sich dann<br />

aber angeblich verweigerte. War sie auf der Suche nach e<strong>in</strong>er festen Beziehung?<br />

Dafür spricht auch, dass sie schließlich den Sohn ihres damaligen Dienstherrn als<br />

Vater ihres K<strong>in</strong>des benannte, obwohl sie mehrere Beziehungen <strong>in</strong> der fraglichen<br />

Zeit hatte. Für dieses Handeln sprechen handfeste soziale Gründe. Damit wäre<br />

sie Bäuer<strong>in</strong> geworden, was e<strong>in</strong>en sozialen Aufstieg bedeutet hätte. Welche Folgen<br />

ihre dem Ehegericht vorgebrachte Klage schließlich hatte, konnte die junge Frau<br />

wohl kaum abschätzen: Im Oktober <strong>und</strong> November 1823 wurden mehrere „ Attestate”<br />

oder <strong>in</strong> der heutigen Sprache Dienstzeugnisse über sie e<strong>in</strong>geholt, die sie<br />

kompromittierten. Umfänglich war besonders das „ Jurament Zeigniß! ” des Josef<br />

Schmidt aus Waschkut, der sie der Untreue, des Stehlens, Herumstreunens <strong>und</strong><br />

der „Unzucht” bezichtigte. 49 Kurz <strong>und</strong> bündig charakterisierte der Schulmeister<br />

Johann Sommer aus Gara ihr Verhalten: „Zeugnuß. Dessen gegenwärtiges Weibs<br />

Person Kathar<strong>in</strong>a Baur<strong>in</strong>, welche bey mir zwey Jahre <strong>in</strong> Dienst Gestanden ist<br />

<strong>und</strong> sich so weid hat aufgeführet als folget; <strong>in</strong> die Geschenk Häußer 50 war sie<br />

öfters die Erste auch öfters die letzte Sig.[natum] Gara d[en] 5t[en] 8ber [1]823.”<br />

Die Darlegungen des Georg Matheis g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die gleiche Richtung: „Zeigniß.<br />

Von der Kathar<strong>in</strong>a Bauer<strong>in</strong> ihr Aufführung von Riggiza [Kunbaja], Sie hat sich<br />

schon <strong>in</strong> Riggiczaer Wirtshäuser mit alle Buben neben Thraus abgeben, auch <strong>in</strong><br />

Garaer Wirtshaus, hätte ich sie selbst kenen haben, wenn ich hätte mögen, Ich<br />

bezeuger Georg Matheis von Riggicza.”<br />

49 „ Jurament Zeigniß! Ich Joseph Schmidt von Waschkut 40 Jahre alt, bezeige mit Aufrichtigen<br />

Gewißen daß die Katar<strong>in</strong>a Bauer<strong>in</strong> bey mir 4 Wochen als Dienst Magd gestanden ist, <strong>und</strong> hat<br />

solcher zeit ihre aufführung zugebracht wie folget! 1mo Ist Sie ohne me<strong>in</strong> Wißen <strong>und</strong> erlaubniß<br />

alle Nächte <strong>in</strong> allen Wirtshäusern Herum Flangirt. […]. 2do Wahr sie mir untreu, so gar hat sie<br />

mir S.[alva] V.[enia] daß Schwe<strong>in</strong>e Fleisch gestohlen <strong>und</strong> mit Ihren Schlechten Anhang verzehrt,<br />

<strong>und</strong> die Pe<strong>in</strong>er [Knochen] unter den Kasten gesteckt […]. 3tio Sagte Sie zu me<strong>in</strong>en Sohn ich bleibe<br />

nicht mehr bei euch, weil de<strong>in</strong> Vater mir ke<strong>in</strong>e gute Redten giebt <strong>und</strong> nicht mit den Burschen<br />

halten darf. Sie ist e<strong>in</strong>mal Schlecht wo unter dem Fürmament ke<strong>in</strong> Schlechter Gebohren ist,<br />

darum war Sie nur 4 Wochen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Haus. Waschkut den 15ten 9bris [1]823.“<br />

50 Schenkhäuser.<br />

�<br />

60<br />

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!