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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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E<strong>in</strong>fache Leute<br />

„jene spreizte die Be<strong>in</strong>e ause<strong>in</strong>ander, <strong>in</strong>dem sie den e<strong>in</strong>en Fuß aus dem Bett<br />

hängen ließ <strong>und</strong> den anderen gegen die Wand streckte, <strong>und</strong> forderte e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich<br />

die Berührung des Liebhabers.” Zudem habe Bayer geprahlt, dass er vier Nächte<br />

<strong>in</strong> den Armen von Kathar<strong>in</strong>a verbracht habe <strong>und</strong> er wisse, wie trotz aller Berührungen<br />

„ke<strong>in</strong> männlicher Samen verstreut werde.” Über Josef Bischof berichtete<br />

er, dass dieser die junge Frau ebenfalls „unermüdlich” aufgesucht habe. Schon<br />

morgens sei er zu ihr gekommen, als sie die Kühe molk <strong>und</strong> hätte sie „getröstet” –<br />

<strong>und</strong> dies im Wechsel mit e<strong>in</strong>em weiteren Liebhaber. Pikant an der ganzen Geschichte<br />

war, dass Kathar<strong>in</strong>a zu dieser Zeit Dienstmagd im Hause des kürzlich<br />

verstorbenen Anton Sujer war – <strong>und</strong> damit im Elternhaus des beschuldigten Bartholomäus<br />

Sujer. Dieser Umstand wirft ke<strong>in</strong> besonders günstiges Licht auf die Familie<br />

Sujer. Umso mehr fühlte sich Bartholomäus Sujer bemüßigt, Kathar<strong>in</strong>a <strong>in</strong> e<strong>in</strong> noch<br />

schlechteres Licht zu rücken. So sei sie „e<strong>in</strong>e Person mit e<strong>in</strong>em allen überaus bekannten<br />

Körper”, denn sie sei die e<strong>in</strong>zige Frau, die <strong>in</strong> den Kellern der umliegenden<br />

Besitzungen Unzucht getrieben habe. 47 Auch habe sie sich gerühmt, sie hätte mit<br />

ihm, wie behauptet „mehr als h<strong>und</strong>ertmal geschlafen” <strong>und</strong> wertvolle Geschenke<br />

(Rosenkranz, Halsketten, Kerzen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en ganzen Sack Zucker) erhalten.<br />

Offensichtlich konnte Bartholomäus Sujer die Zweifel des Ehegerichtes<br />

h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er angeblichen Unschuld auch mit e<strong>in</strong>em wenig überzeugenden<br />

Attest nicht ausräumen, das eher nach e<strong>in</strong>er Auftragsarbeit aussieht <strong>und</strong> das vom<br />

Richter, den Geschworenen des Dorfes <strong>und</strong> dem Notar unterschrieben war; dar<strong>in</strong><br />

stand u. a. , dass sie „ihn zur Unzucht reitzend anlokte”, als er „<strong>in</strong> der Schnittzeit,<br />

an der Stallthüre se<strong>in</strong>es väterlichen Hauses, <strong>in</strong> der Nacht schlief ”, er aber habe<br />

die „geule Werber<strong>in</strong> am Kopf ” ergriffen <strong>und</strong> verprügelt.<br />

Und die „Hauptperson” des Skandals <strong>und</strong> Dorfgeschwätzes – Kathar<strong>in</strong>a Bauer?<br />

Die Dienstmagd stand <strong>in</strong> der sozialen Hierarchie der Dorfgeme<strong>in</strong>schaft ganz<br />

unten. Sie hatte kaum etwas zu verlieren, aber den <strong>in</strong> den „Skandal” <strong>in</strong>volvierten<br />

Familien drohte die soziale Ächtung. Das erklärt die überschäumenden Reaktionen,<br />

denn es g<strong>in</strong>g um den Verlust der sozialen Stellung. Kathar<strong>in</strong>a Bauer war das<br />

schwächste Glied <strong>in</strong> der Kette der dörflichen Akteure, sie kam wohl aus e<strong>in</strong>em<br />

anderen Dorf <strong>und</strong> war ohne Rückhalt durch e<strong>in</strong>e eigene Familie. 48 E<strong>in</strong>e Schwester<br />

von ihr lebte <strong>in</strong> Gara, wie aus e<strong>in</strong>em „Zeugnis” hervorgeht. Doch ganz alle<strong>in</strong> stand<br />

sie offensichtlich nicht. Denn Barholomäus Sujer schrieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Klageschrift,<br />

dass se<strong>in</strong>e Widersacher<strong>in</strong> Elisabeth Bischof „die eifrigste Beschützer<strong>in</strong> der so oft<br />

47 Vermutlich s<strong>in</strong>d hier die e<strong>in</strong>samen, auf der Gemarkung liegenden We<strong>in</strong>keller geme<strong>in</strong>t, die e<strong>in</strong><br />

ungestörtes Stelldiche<strong>in</strong> ermöglichten.<br />

48 E<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong> stehende Frau aus e<strong>in</strong>em anderen Dorf <strong>und</strong> ohne wirtschaftliche Ressourcen galt<br />

wenig. Von ihr wurde soziale Anpassung <strong>und</strong> Unterordnung erwartet.<br />

�<br />

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