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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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E<strong>in</strong>fache Leute<br />

Ehegericht des Erzbistums Kalocsa vom 1. Juni 1824 bezeichnete er Kathar<strong>in</strong>a<br />

als e<strong>in</strong>e Person mit „abgr<strong>und</strong>tiefen, schrecklichen Liebschaften” („<strong>in</strong>fernales<br />

amores”), die <strong>in</strong> Csátalja vielfache Liebschaften gehabt hatte. Vermutlich hatte<br />

er e<strong>in</strong>ige Monate zuvor auch schon den gleichen Standpunkt e<strong>in</strong>genommen, was<br />

schließlich dazu führte, dass Kathar<strong>in</strong>a vor dem erzbischöflichen Konsistorium<br />

klagte, das daraufh<strong>in</strong> zwei Untersuchungen über den Fall e<strong>in</strong>leiten ließ, e<strong>in</strong>e im<br />

November 1823, die andere im Januar 1824. E<strong>in</strong> Charakteristikum <strong>in</strong> den Ehegerichten<br />

zur besseren Wahrheitsf<strong>in</strong>dung war das Befragen von Zeugen sowie die<br />

E<strong>in</strong>reichung schriftlicher Zeugnisse. Nur Letztere, nicht aber die Protokolle der<br />

Zeugenbefragung s<strong>in</strong>d neben der Klageschrift von Bartholomäus Sujer erhalten<br />

geblieben. Die wenigen Dokumente geben gleichwohl e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick davon, wie<br />

sehr das Private <strong>und</strong> Intime <strong>in</strong> die Öffentlichkeit gezerrt wurde <strong>und</strong> geeignet war,<br />

Bartholomäus <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e ganze Familie erheblich zu bedrängen. Offensichtlich<br />

sah zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Teil der Dorföffentlichkeit nicht <strong>in</strong> der Schwängerung der jungen<br />

Frau, sondern <strong>in</strong> der Weigerung, diese zu heiraten, e<strong>in</strong>en Tabubruch <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Verletzung hergebrachter sozialer Normen. Mit der Untersuchung des Falles beauftragt<br />

wurden die Pfarrer der benachbarten Siedlungen Waschkut (ung. Vaskút)<br />

<strong>und</strong> Dautova (ung. Dávod). 43 Sie sche<strong>in</strong>en ihren Auftrag gründlich ausgeführt zu<br />

haben, doch die Befragungen <strong>und</strong> Zeugnisse führten offensichtlich zu massiven<br />

verbalen <strong>und</strong> körperlichen Angriffen sowie zur öffentlichen Bloßstellung von<br />

Bartholomäus Sujer <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Familie. Denn Bartholomäus glaubte den Lebenswandel<br />

der Dienstmagd zu kennen <strong>und</strong> beschuldigte mehrere andere Männer,<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>timen Umgang mit Kathar<strong>in</strong>a Bauer gehabt zu haben. Dies alles<br />

half ihm aus Mangel an Beweisen nichts. So wurde er am 8. Juli 1824 wegen<br />

„Ehebruch <strong>und</strong> Unzucht” verpflichtet, an Kathar<strong>in</strong>a Bauer 12 Gulden Strafe zu<br />

zahlen. Vermutlich wäre Sujer neben der Strafe auch zu Unterhaltskosten verpflichtet<br />

worden, wenn das im Januar 1824 geborene K<strong>in</strong>d, das auf den Namen<br />

Johann getauft worden war, nicht schon am 8. Februar 1824 gestorben wäre.<br />

Bartholomäus Sujer hatte sich mit se<strong>in</strong>en Aussagen zweifellos Fe<strong>in</strong>de gemacht,<br />

<strong>in</strong>dem er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bedrängnis <strong>und</strong> im Versuch, die Bestrafung abzuwenden, Details<br />

über weitere Beziehungen von Kathar<strong>in</strong>a Bauer preisgab <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Verhalten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> besseres Licht zu rücken versuchte. So gestand er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Klageschrift<br />

e<strong>in</strong>, dass er <strong>in</strong>sbesondere die Aussage über Andreas Bayer nie hätte machen<br />

sollen, weil er sich so zahlreiche Gegner gemacht habe. Er beklagte „Vorwürfe,<br />

Verhöhnungen, schlimme Beschimpfungen <strong>und</strong> sehr bissige Sticheleien” („opprobia,<br />

subsannationes, <strong>in</strong>sultationes sarcasticae, scomataque mordacissima”),<br />

43 In der fraglichen Zeit war Franciscus Bisics Pfarrer von Dávod (1821–1825), Antonius Markovics<br />

Pfarrer von Vaskút (1823–1853), vgl. LAKATOS 2002, 175, 313.<br />

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