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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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E<strong>in</strong>leitung<br />

�lbert �. �eiterer<br />

�itteleuropäische �evölkerungen?<br />

�ngarn <strong>und</strong> �sterreich<br />

Politische Mechanismen, <strong>in</strong>sbesondere dynastische Verb<strong>in</strong>dungen, führten im<br />

Spätfeudalismus zur Agglomeration von Ländergruppen, welche <strong>in</strong> der Moderne<br />

schlichtweg nicht haltbar waren. Seit 1526 bildete e<strong>in</strong> Länderkonglomerat, zu<br />

welchen das heutige Österreich <strong>und</strong> Ungarn, hier <strong>in</strong>begriffen die heutige Slowakei<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> nicht unerheblicher Teil Rumäniens, gehörten, e<strong>in</strong>en Staat, der strukturell<br />

höchst disparat war. Vormoderne Staaten waren stets Anhäufungen oft sehr<br />

unterschiedlicher regionaler Bevölkerungen. Für den Habsburgerstaat wird dies<br />

besonders augenfällig demonstriert: Die Hajnal-L<strong>in</strong>ie, 1 die Grenze zwischen den<br />

nordwesteuropäischem Heiratsmuster <strong>und</strong> dem südlichen <strong>und</strong> östlichen Typ, g<strong>in</strong>g<br />

quer durch diese Agglomeration. Westlich davon wurde spät geheiratet, <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

erheblicher Teil der Bevölkerung durfte ke<strong>in</strong>e Familie gründen. Östlich davon<br />

traten Menschen bald nach der Geschlechtsreife <strong>in</strong> die Ehe, <strong>und</strong> Ehelosigkeit war<br />

ungern gesehen. 2 Übrigens ließen sich bis vor Kurzem noch Spuren dieser Grenze<br />

<strong>in</strong>nerhalb Österreichs nachweisen, <strong>und</strong> die Heiratsmuster im Burgenland <strong>und</strong> im<br />

östlichen Niederösterreich waren anders als im westlichen Teil. 3<br />

Doch die Hajnal-L<strong>in</strong>ie war mehr als nur e<strong>in</strong>e technische Grenze zwischen<br />

zwei Heiratsordnungen. Sie schied zwei Zonen mit unterschiedlichen demographischen<br />

Regimen, auch wenn diese als solche nicht sonderlich homogen waren.<br />

Diese demographischen Areale wiederum waren Ausdruck verschiedener Strukturen<br />

des sozialen Lebens. Als aber Ende des 19. <strong>und</strong> im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert Modernisierungsprozesse<br />

begannen, führte dies nur teilweise zu e<strong>in</strong>er Konvergenz. Die<br />

Installierung von Nomenklatura-Regimen, die nach dem Zweiten Weltkrieg diese<br />

Wandelprozesse mit autoritären Mitteln weiterzutreiben versuchten, hat zwar<br />

zuerst e<strong>in</strong>en kräftigen Modernisierungsimpuls gegeben. Sie hat aber schließlich<br />

den Wandel nachhaltig gebremst. Demographisch hat sie e<strong>in</strong> eigenes Regime<br />

aufgebaut, das sich <strong>in</strong> den meisten Indikatoren erkenntlich von den westlichen<br />

Charakteristiken unterschied. Der rapide demographische Konvergenzprozess<br />

1 HAJNAL 1965; HAJNAL 1982.<br />

2 Für das spätere Ungarn vgl. KULCSÁR 2007.<br />

3 Vgl. REITERER 1990, 72 ff.<br />

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