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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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�enő �altenbach<br />

�spekte e<strong>in</strong>er multikulturellen �utonomie,<br />

oder „unfrisierte” �edanken<br />

über e<strong>in</strong> �onferenzthema<br />

Vor e<strong>in</strong>igen Jahren wurde ich zu e<strong>in</strong>er Konferenz e<strong>in</strong>geladen. Man fragte an, ob<br />

ich das Referat zum Thema „kulturelle Autonomie” übernehmen könnte. Da ich<br />

zugesagt hatte, begann ich nachzudenken: was könnte e<strong>in</strong> Jurist wohl e<strong>in</strong>em von<br />

Sprachlehrern dom<strong>in</strong>ierten Publikum zu dieser Thematik vortragen, ohne sich<br />

der Gefahr auszusetzen, entweder missverstanden zu werden oder se<strong>in</strong>e Zuhörer<br />

zu langweilen.<br />

Als ich dann die offizielle E<strong>in</strong>ladung erhielt, stellte ich mit Schrecken fest,<br />

dass den Organisatoren e<strong>in</strong> Druckfehler unterlaufen war. Der „neue” Titel lautete<br />

nämlich Aspekte e<strong>in</strong>er multikulturellen Autonomie. Was für e<strong>in</strong> pe<strong>in</strong>liches Missverständnis,<br />

war me<strong>in</strong> erster Gedanke. Aber dann, mit e<strong>in</strong>em Mal wurde mir klar,<br />

welch unerwartete Möglichkeiten sich aus dieser Perspektive ergaben.<br />

Betrachtet man nämlich die Geschichte der M<strong>in</strong>derheitenkonflikte wird deutlich,<br />

dass die Lösungsansätze gerade deswegen allzu oft zum Scheitern verurteilt<br />

waren, weil sie womöglich <strong>in</strong> falscher Richtung <strong>und</strong> unter Annahme falscher<br />

Ausgangsprämissen gesucht wurden.<br />

Das alles überragende Pr<strong>in</strong>zip hieß – <strong>und</strong> heißt auch heute – Selbstbestimmungsrecht<br />

der Nationen. Dabei stößt man sofort auf Def<strong>in</strong>itionsprobleme, denn<br />

es gibt ke<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong> anerkannten, e<strong>in</strong>deutigen Begriff der Nation. Vielmehr<br />

wird die Frage „Was macht e<strong>in</strong>e Nation aus?” sowohl <strong>in</strong> politischem als auch<br />

<strong>in</strong> wissenschaftlichem Kontext höchst unterschiedlich beantwortet. „Im S<strong>in</strong>ne<br />

Hegels”, so spottete Karl Popper, „ist die Nation e<strong>in</strong>e Anzahl von Menschen, die<br />

zusammengehalten s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Missverständnis <strong>in</strong> Bezug auf<br />

ihre Geschichte”. 1 Auch wenn man nicht so weit geht, ist es doch klar, dass das<br />

Selbstbestimmungsrecht der Nation im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Abstammungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>in</strong> Re<strong>in</strong>kultur nie <strong>und</strong> nirgendwo realisiert wurde. Es würde nämlich bedeuten,<br />

dass der ethnisch homogene ‚e<strong>in</strong>heitliche Nationalstaat’ die Regel <strong>und</strong> nicht<br />

die Ausnahme wäre. Die Wahrheit ist wie bekannt das Gegenteil. Es gibt nur<br />

‚e<strong>in</strong>heitliche’ Nationalstaaten, die immer wieder versuchen ihre multiethnischen<br />

1 POPPER 1958, 70; Zur Behandlung des Begriffs Nation <strong>in</strong> der neuesten ungarischen Fachlitera-<br />

tur GYŐRI SZABÓ 2006, 23–47.<br />

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