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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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Vlatko Stojanov<br />

offenbart. Gerade B<strong>in</strong>dungen, die auf klientelistischen Verhältnissen beruhen,<br />

machen deutlich, dass für die Bevölkerung nicht alle<strong>in</strong> die ethnische Identität<br />

handlungsweisend ist. Allerd<strong>in</strong>gs zeigt die Verflechtung dieser Netzwerke <strong>in</strong> die<br />

ethnopolitischen Strukturen deutlich, wie sehr sie Identitätspolitik untermauern<br />

können. Diese B<strong>in</strong>dungen werfen auch e<strong>in</strong> fragliches Licht auf die Loyalität der<br />

Mehrheitsbevölkerung zu den staatlichen Institutionen. Das darf nicht außer Acht<br />

gelassen werden, wenn M<strong>in</strong>derheiten der Vorwurf der Illoyalität entgegengebracht<br />

wird.<br />

Dass im vorliegenden Fall die Illoyalität der Albaner im Vergleich zu der der<br />

Makedonen als gravierender betrachtet wird, liegt allerd<strong>in</strong>gs nicht alle<strong>in</strong> daran,<br />

dass vor allem die Mehrheitsgruppe die Deutungshoheit über loyales Verhalten<br />

hat. Die Illoyalitäten der ethnischen Makedonen s<strong>in</strong>d auch deswegen nicht so<br />

präsent, weil sie den makedonischen Staat nicht so offensichtlich unterm<strong>in</strong>ieren,<br />

während der Vorwurf albanischer Illoyalität mit dem Vorwurf des Sezessionismus<br />

<strong>und</strong> damit der Gefährdung des Staates verb<strong>und</strong>en ist. Hier wird der partikularistische<br />

Charakter loyaler B<strong>in</strong>dungen deutlich: wenn man sich der albanischen<br />

Gruppe als loyal erweist, kann man dann gleichzeitig dem makedonischen Staat<br />

gegenüber loyal se<strong>in</strong>?<br />

Dennoch bestimmt vor allem die Bevölkerungsmehrheit, welche M<strong>in</strong>derheitengruppe<br />

als loyal angesehen wird, <strong>und</strong> welche nicht. Kle<strong>in</strong>ere M<strong>in</strong>derheiten <strong>in</strong><br />

Makedonien (Roma, Türken) gelten als loyaler als die Albaner. Dass sich dies<br />

nicht unbed<strong>in</strong>gt im Verhalten der Mehrheit dieser Gruppen gegenüber widerspiegelt,<br />

steht auf e<strong>in</strong>em anderen Blatt. 37 Zugleich kann argumentiert werden, dass die<br />

makedonischen Albaner die loyalsten der Region s<strong>in</strong>d: selbst vor den Verfassungsänderungen<br />

nach 2001 war die Zustimmung zu staatlichen Institution weder im<br />

Kosovo noch <strong>in</strong> Albanien so hoch wie <strong>in</strong> Makedonien. 38<br />

Der Vorwurf illoyalen Verhaltens wird <strong>in</strong> Makedonien beständig sowohl<br />

von makedonischer Seite, aber auch von albanischen Politikern ihren eigenen<br />

Kontrahenten gegenüber aufrecht gehalten. Diese Strategie ist machtpolitisch <strong>in</strong><br />

ethnisch separierten Gesellschaften durchaus s<strong>in</strong>nvoll, um den Stimmenanteil<br />

im eigenen Lager zu erhöhen. Die Folge ist aber, dass die Bevölkerung damit<br />

ständig polarisiert wird. Dies fördert ke<strong>in</strong>eswegs die Loyalität der Bürger zu den<br />

politischen Institutionen, allgeme<strong>in</strong>e Politikverdrossenheit macht sich breit. Dass<br />

gerade Regierungsparteien durch <strong>in</strong>transparente Absprachen die Institutionen<br />

dann selbst umgehen, verstärkt diese Entwicklung nur noch.<br />

37 So wurden z.B. im Jahre 2001 bei den Ausschreitungen gegen Albaner auch die kle<strong>in</strong>eren M<strong>in</strong>derheiten<br />

<strong>in</strong> Mitleidenschaft gezogen. Vgl. HELSINKI KOMITEE 2001.<br />

38 FRČKOSKI 2000.<br />

�<br />

380<br />

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