und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)
und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927) und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)
Isabel Ströhle griffe spielen darauf an, dass nach Außen demonstrierte Loyalitäten nicht immer den inneren Haltungen der Menschen entsprachen und sich die Menschen meist mehrere öffentliche Gesichter zulegten, die je nach Anlass Anwendung fanden. Bereits Max Weber unterscheidet verschiedene Motivlagen für Fügsamkeit, die „rein aus Opportunitätsgründen geheuchelt”, „aus Eigeninteresse praktisch geübt“ „oder aus individueller Schwäche […] als unvermeidlich hingenommen werden” könne. 20 So konnte man sich z. B. durch die öffentliche Zurschaustellung und das Bekenntnis von Loyalität zum Staat entweder einen gewissen Freiraum eröffnen oder aber eine privilegierte Behandlung erwirken. Anhand einiger Beispiele soll hier die Mehrdeutigkeit von Verhaltensweisen veranschaulicht werden, mittels derer angesichts der Loyalitätsforderungen des BdKJ der individuelle Handlungsspielraum ausgelotet wurde. Den Hintergrund für die erste Szene bildet ein Treffen von Parteifunktionären mit Lehrkräften aus der Gemeinde Srbica im Jahre 1968. Dieses Treffen diente der Ermittlung der politischen Einstellung der Lehrer zur Demonstration am Vortag, auf welcher die Aufwertung des legalen Status Kosovos zu dem einer Republik gefordert worden war. Das Protokoll fasst zusammen: „ Auf einem zweiten Treffen mit Lehrkräften äußerte sich ein Lehrer negativ, indem er sagte, die Demonstranten des 27. November seien im Recht gewesen. Später hielten wir noch eine Versammlung mit den Sekretären der Organisation ab, auf welcher der Genosse zu Wort gebeten wurde, um sich zu korrigieren, doch auch dort begab er sich in ein Dilemma, weil er angab, sowohl die Entscheidungen des Provinz-Komitees [Kosovo behält den Status Provinz – I. S.] zu unterstützen als auch die Forderungen der Demonstranten [Kosovo erhält Republik-Status – I. S.].“ 21 Der besagte Lehrer sieht sich hier mit einer klaren Erwartungshaltung konfrontiert, die keinen Zweifel offen lässt, welches Verhalten das „richtige“ wäre. Als er gegen diese Erwartung verstößt, wird er von der ersten Sanktionierungsinstanz, der Befragung durch Parteigenossen, dazu angehalten, teilweise zu widerrufen. Letztlich fährt er sich jedoch in einer Position fest, in der klar wird, dass seine Loyalität nicht uneingeschränkt gegeben ist und er auch nicht dazu bereit ist, eine solche vorzugeben. Lehrer nahmen eine bedeutsame Vermittlerposition bei der ideologisch-politischen Bildung und Prägung des Nachwuchses ein, womit automatisch eine Erwartungshaltung der Partei einherging. Der Anspruch an Parteifunktionäre lag 19 BRUNNBAUER 2007, 29. 20 WEBER 1976, 123, zitiert nach LÜDTKE 1991, 12. 21 Lidhja e Komunistave të Jugosllavis, Komiteti Komunal i SK TI Serbis, Sërbicë, Proces për mbledhjen e mbajtun me datën 13. 12. 1968, 3. Arkivi i Kosovës, Fondi: Komiteti Krahinor Lidhja Komuniste të Kosovës, Fasz. 101. � 358 �
Zwischen Loyalität, Konformität und Illoyalität noch eine Stufe höher: Sie hatten die Werte der Partei nach Außen zu verkörpern und zu propagieren. Offenbar verhielten sich die Parteimitglieder in den Basisorganisationen Srbicas aber nicht immer konform, wie in folgender Passage deutlich wird: „Es sind immer wieder negative Verhaltensweisen zu Tage getreten, wie Unverantwortlichkeit in der Instandhaltung des staatlichen Eigentums, verschiedene Missbräuche, Diebstahl, Betrügereien, chauvinistische und nationalistische Ausbrüche, die unsere Aktivitäten und unsere Bemühungen für eine weiterreichende Entwicklung der sozialistischen Verhältnisse und die Bewahrung der Einheit unserer progressiven Kräfte und sozialistischen Gesellschaft erfolgreich unterlaufen. Einige Mitglieder des Bundes der Kommunisten, wie auch der Basisorganisationen, verharren noch immer in einer passiven Haltung gegenüber diesen Vorfällen […] oder solidarisieren sich mit den negativen Auswüchsen, als würden sie die Probleme nicht sehen oder bemerken, die vor ihren Augen in ihrem Umfeld oder der Gemeinschaft bestehen, zu der sie gehören oder in der sie arbeiten.” 22 An diesem Auszug wird besonders deutlich, dass zwar personell nicht zwischen Staat und Gesellschaft unterschieden werden kann, die staatliche Erwartungshaltung jedoch nicht mit dem gesellschaftlichen Normsystem korrespondiert. Während die Partei einerseits (Selbst-) Kritik an den Verhaltensweisen, Lebensformen und Weltansichten ihrer Funktionäre übte, deuten die Versammlungsprotokolle andererseits darauf hin, dass sie die konkurrierenden gesellschaftlichen Ordnungsstrukturen nicht nur zu transformieren suchte, sondern zu ihrer Herrschaftssicherung auch auf diese angewiesen war, bzw. trotz ihres Unbehagens gegenüber den existierenden Patronageverhältnissen davon profitierte. Vor allem wenn es um die Rekrutierung neuer Parteimitglieder ging, auf welche die Partei zur Verjüngung und Stärkung ihrer Basis dringend angewiesen war, zeigt sich, dass patriarchalische Loyalitäten zwar mit der Loyalität zur Partei in Konkurrenz standen, andererseits der Partei aber auch zu Gute kamen. Ein Phänomen, das die Partei als Mahala-Politik bezeichnete, war die Rekrutierung des jugendlichen Nachwuchses durch Parteimitglieder im eigenen – häufig auch durch patrilineare, verwandtschaftliche Beziehungen geprägten – Wohnviertel. Ein Mitglied des Kommunalkomitees von Srbica beschrieb diese Vorgehensweise wie folgt: „Viele unserer Organisationen sind durch Mahala-Politik geprägt und nehmen daher auch nur ungern Mitglieder aus anderen Mahalas auf.” 23 Des 22 Savez Komunista Jugoslavije, Opštinski Komitet SKS, Srbica, Zapisnik sa sastanka Opštinskog komiteta SKS, održanog dana 28. marta 1968 g., marta 1968 g. Raporti mbi vlerësimin e gjendjes politike në komunë, 11. Arkivi i Kosovës, Fondi: Komiteti Krahinor Lidhja Komuniste të Kosovës, Fasz. 101. 23 Savez Komunista Jugoslavije, Opštinski Komitet SKS, Srbica, Zapisnik sa II Sednice Opštinskog komiteta SKS u Srbici, 29. januara 1968 g., 12. Arkivi i Kosovës, Fondi: Komiteti Krahinor Lidhja Komuniste të Kosovës, Fasz. 101. � 359 �
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An diesem Auszug wird besonders deutlich, dass zwar personell nicht<br />
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22 Savez Komunista Jugoslavije, Opšt<strong>in</strong>ski Komitet SKS, Srbica, Zapisnik sa sastanka Opšt<strong>in</strong>skog komiteta<br />
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23 Savez Komunista Jugoslavije, Opšt<strong>in</strong>ski Komitet SKS, Srbica, Zapisnik sa II Sednice<br />
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