06.12.2012 Aufrufe

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Man sagt nicht teniser sondern tenisač”<br />

29: „Sie verbessern mich. Aber ich kann mich nicht ents<strong>in</strong>nen was genau‚<br />

viršle’ zum Beispiel. Jetzt habe ich mich er<strong>in</strong>nert.”<br />

32: „Stimmt, zum Beispiel‚ viršla’.”<br />

29: „ Aber das ist ke<strong>in</strong> bosnisches Wort. Das ist e<strong>in</strong> deutsches Wort.”<br />

32: „Soll es halt e<strong>in</strong> deutsches Wort se<strong>in</strong>. Aber, auch die Serben verwenden es.<br />

Er [der Vater – B. N.] geht <strong>in</strong>s Geschäft <strong>und</strong> verlangt dort nach ‚viršle’ <strong>und</strong> das<br />

Mitten im Krieg.”(39, 30, 32/A 182/48–183/7) 14<br />

E<strong>in</strong> Kroatischlehrer erzählt, er sei „angeeckt”, wenn er füher<br />

„…ich weiß nicht vor wie vielen Jahren, im Café, sagte ’teniser’; ich weiß sehr<br />

gut, dass es ’tenisač heißt, logisch. Aber ich sagte ’teniser’. Egal weshalb.<br />

Aber dann verbessern mich die Fre<strong>und</strong>e aus der Schule, sie s<strong>in</strong>d sauer im<br />

Café. Was heißt hier ’teniser’, das ist serbisch. Man muss ’tenisač’ sagen.…”<br />

(X/A 43/2–5)<br />

Die Anpassungsforderungen beziehen sich nicht nur auf formelle Sprechweisen,<br />

sondern auch auf nicht-standardsprachliche Varietäten. Sie richten sich<br />

vor allem an Sprecher, die aus anderen Landesteilen Kroatiens oder aus anderen<br />

Regionen des früheren Jugoslawien <strong>in</strong> die kroatische Hauptstadt gezogen s<strong>in</strong>d.<br />

Bestimmte Verwendungsweisen regionaler Varietäten werden als ‘fremd’ <strong>und</strong><br />

damit nicht selten als ‘falsch’ erkannt. So gehören die sprachlichen (<strong>und</strong> sozialen)<br />

Anpassungsanforderungen der Zagreber Mehrheitsgesellschaft <strong>und</strong> – damit<br />

verb<strong>und</strong>en – die Anpassungsbereitschaft der ‘Zugezogenen’ zu den Aspekten,<br />

die immer wieder <strong>in</strong> den Gesprächen thematisiert werden. E<strong>in</strong> <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

typischer <strong>und</strong> mehrfach beobachteter sprachlicher Verhaltenstopos ist<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Unsensibilität für die Belange der ‘anderssprachigen’ Neu-Zagreber.<br />

E<strong>in</strong>e aus Bosnien stammende Kriegsvertriebene berichtet:<br />

„…Es war Krieg <strong>und</strong> wenn sie gehört haben, dass du so sprichst, dann hat<br />

sie das an das Serbentum er<strong>in</strong>nert. An die Serben, an serbische D<strong>in</strong>ge, <strong>und</strong> es<br />

war Krieg. Es gab die Okkupation, <strong>und</strong> da habe ich mich bemüht, so schnell<br />

wie möglich diese Sprechweise zu ändern. Denn ich b<strong>in</strong> gekommen um zu<br />

studieren. Gerade ’92 kam ich um zu studieren <strong>und</strong> gerade da f<strong>in</strong>g der Krieg<br />

an, so dass ich gleichzeitig auch Flüchtl<strong>in</strong>g geworden b<strong>in</strong>. Ich konnte nicht<br />

nach Bosnien zurück, war ja umz<strong>in</strong>gelt, so dass ich mich <strong>in</strong>tensiv bemüht<br />

habe me<strong>in</strong>e Sprechweise zu ändern, so schnell es halt geht. Das war ja nicht<br />

gerade willkommen, es war ja Krieg <strong>und</strong> so. Klar, da gab es Flüchtl<strong>in</strong>ge […]<br />

14 Neben der Wortentlehnung viršla ‚Wurst’, ‚Würschtl‘ ‚Bockwurst‘, kann man <strong>in</strong> Zagreb auch<br />

den Austriazismus ekstravuršt sowie die Bezeichnung poli-salama antreffen.<br />

�<br />

285<br />

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!