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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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Boris Neusius<br />

Normen <strong>und</strong> typisierenden Zuschreibungen e<strong>in</strong>hergeht. Immerh<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t<br />

sprachliche Anpassung für die meisten Befragten e<strong>in</strong>e mehr oder weniger nichth<strong>in</strong>terfragte<br />

Notwendigkeit zu se<strong>in</strong>. Diese Strategie der sprachlichen Anpassung<br />

ist notwendig, denn gebraucht man die ‘falschen’ Verwendungsweisen, wirkt dies<br />

nicht selten als Affront, da die ‘falsche’ Sprachverwendung nicht nur als Normverstoß<br />

bzw. Fehler bewertet werden kann, sondern auch als H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e<br />

‘falsche’ Herkunft, Zugehörigkeit oder mangelnde Ges<strong>in</strong>nung. Deutlich zeigt sich<br />

dies, wenn man die Äußerungen der Befragten zur Verwendung des Grußwortes<br />

zdravo betrachtet:<br />

„…wenn Du „zdravo” sagst, dann schauen Dich alle an: „Hm, e<strong>in</strong> Serbe”.<br />

Na gut. Es ist nicht ganz so, aber alle sagen: „Man spricht nicht so, sag doch<br />

„bog”. Denn „bog” ist so e<strong>in</strong> Grußwort, das sich <strong>in</strong> den letzten drei, vier Jahren<br />

verbreitet hat.” (IX/A 47/43–45)<br />

„…Das s<strong>in</strong>d so spezifische Wörter, die mit der Zeit unerwünscht wurden oder<br />

die man nicht vorbehaltlos verwendet. Sagen wir mal das Wort „zdravo”, ich<br />

[...] ich verwende dieses Wort nie auf der Strasse. Ich will doch nicht mit<br />

irgendjemanden polemisieren, nur weil der der Me<strong>in</strong>ung ist, das dürfe man<br />

nicht sagen”<br />

I: „Sie haben sich angepasst?”<br />

„ Ja ich habe mich angepasst. Ja, ja.” (3/A 60/42–48)<br />

So erfolgt sprachliche Anpassung an die Umgebung durch Selbstbeobachtung,<br />

Selbstkorrektur <strong>und</strong> konvergentes Sprachverhalten, aber auch durch Beobachtung<br />

der Sprechweisen Anderer, der sozialen Umgebung <strong>und</strong> – daraus resultierend –<br />

durch verstärkte Anpassungsanforderungen <strong>in</strong> Form von Korrekturverhalten gegenüber<br />

der sozialen Umgebung. Diese Betrachtungsweise fordert die Ersetzung<br />

‘falscher’ Gebrauchsweisen durch ‘richtige’ Entsprechungen. Entscheidend ist<br />

dabei, dass dem ‘Gegenüber’ klar wird, dass se<strong>in</strong>e Sprechweise nicht akzeptiert<br />

wird. In den Interviews werden daher immer wieder die erlebten Fremdkorrekturen<br />

angesprochen. Im Folgenden e<strong>in</strong> Auszug aus e<strong>in</strong>em Familiengespräch:<br />

29: „Ich versuche mich gerade zu er<strong>in</strong>nern, wann ihr mich verbessert. Das<br />

passiert gewöhnlich dann, wenn ich irgendwelche Wörter verwende, wenn ich<br />

nicht genug konzentriert b<strong>in</strong>. Wenn da zum Beispiel Sport läuft. Ich kann mich<br />

ja nicht er<strong>in</strong>nern, aber ich sage was <strong>und</strong> ihr reagiert darauf. Dass man auf<br />

Kroatisch so <strong>und</strong> so spricht. Ihr merkt das ja gar nicht, das macht ihr ja auch<br />

nicht mit e<strong>in</strong>er bösen Absicht.”<br />

30: „Die [geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d die Söhne – B. N.] verbessern Dich nicht so.”<br />

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