06.12.2012 Aufrufe

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Boris Neusius<br />

Und so f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> nahezu allen Interviews me<strong>in</strong>er Zagreber Gesprächsr<strong>und</strong>en<br />

durchgängig die Aussage, Kroatisch sei e<strong>in</strong>e gesonderte E<strong>in</strong>zelsprache,<br />

die <strong>in</strong> der Vergangenheit wie auch heute von e<strong>in</strong>er bestimmten Bevölkerung gesprochen,<br />

geschrieben <strong>und</strong> traditionsgemäß mit e<strong>in</strong>em eigenen Namen bezeichnet<br />

wird – eben Kroatisch. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> verw<strong>und</strong>ert es auch nicht, dass<br />

bestimmte Parameter wie etwa der ‘Verständlichkeit’ für die Befragten nicht im<br />

Widerspruch zum Pr<strong>in</strong>zip der sprachlichen Eigenständigkeit stehen.<br />

Verb<strong>und</strong>en mit den – oben dargelegten – Wertvorstellungen ist das Gefühl<br />

der Sprachloyalität 9 bzw. der Überzeugung von der Wichtigkeit der Sprache<br />

für die eigene Identität sowie die Bereitschaft, <strong>in</strong> dafür geeigneten Kommunikationssituationen<br />

auch angemessenen Gebrauch von der eigenen Sprache zu<br />

machen. Das Gefühl der Sprachloyalität unterscheidet aber nicht nur zwischen<br />

‘Sprachen’ sondern auch zwischen regionalen <strong>und</strong> sozialen Sprachvarietäten. So<br />

wird Sprache von den Sprechern nicht nur dafür e<strong>in</strong>gesetzt, um auf ihre nationale<br />

bzw. ethnische Identität, sondern auch, um auf ihre regionale <strong>und</strong> soziale Zugehörigkeit<br />

zu verweisen, um sich von andern Sprechergruppen abzugrenzen <strong>und</strong><br />

die E<strong>in</strong>ordnung (bzw. Aufstieg) <strong>in</strong> bestimmte Gruppen erst zu ermöglichen. In<br />

diesem S<strong>in</strong>ne dient e<strong>in</strong> Sprachbewusstse<strong>in</strong> auch der sozialen Orientierung <strong>und</strong><br />

sozialen Kontrolle des Sprechers <strong>in</strong>nerhalb der Sprachgeme<strong>in</strong>schaft.<br />

Wenden wir uns nun den sprachlichen Verhaltensweisen zu. Betrachtet man<br />

die E<strong>in</strong>schätzungen der Befragten zum angenommen Sprachverhalten, wird <strong>in</strong><br />

allen Interviews e<strong>in</strong> wesentliches Element implizit oder explizit stets hervorgehoben.<br />

Nämlich e<strong>in</strong> ausgeprägtes Bemühen um ‘richtiges’ Sprechen, um Korrektheit<br />

als Ausdruck von Normorientierung:<br />

„6: […] Später habe ich schon oft erlebt, dass ich <strong>in</strong> der Mittelschule darüber<br />

nachdenken musste, was ich denn sagen soll. Damit mir da nicht e<strong>in</strong> serbisches<br />

Wort herausrutscht. Nicht, dass man mich deshalb geschlagen oder<br />

malträtiert hätte. [...] Sondern e<strong>in</strong>fach wegen me<strong>in</strong>er [...] was weiß ich, Kultur.<br />

Und so achte ich auch heute bei der Arbeit, dass mir ja nicht zufällig so e<strong>in</strong><br />

[...] herausfliegt.”<br />

7: „So e<strong>in</strong> unerwünschtes Wort.”<br />

6: „So e<strong>in</strong> unerwünschtes Wort. Na gut.”<br />

I: „Was ist denn e<strong>in</strong> unerwünschtes Wort?”<br />

7: „E<strong>in</strong> Serbismus oder...” (6, 7/A 78/39–50)<br />

Man achtet vor allem <strong>in</strong> formellen Gesprächssituationen darauf, ke<strong>in</strong>e‚ falschen‚<br />

‘nicht-kroatischen’ oder gar serbischen Wörter zu verwenden. In diesem<br />

9 NICULESCU 1996.<br />

�<br />

282<br />

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!