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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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„Man sagt nicht teniser sondern tenisač”<br />

division as is the cont<strong>in</strong>ental divide. It is the shibboleth that differentiates friend<br />

from foe.” 6 Sprachhandlungen 7 s<strong>in</strong>d also immer auch Identitätshandlungen. Die<br />

wichtigste Triebkraft für die Gestaltung des <strong>in</strong>dividuellen Sprachgebrauchs ist<br />

der Wunsch, sich mit e<strong>in</strong>er (oder mehreren) Gruppe(n) zu identifizieren <strong>und</strong>/oder<br />

sich zu distanzieren. Bed<strong>in</strong>gung hierfür ist der Zugang zu e<strong>in</strong>er Modellgruppe<br />

<strong>und</strong> ihrer Sprache sowie die Fähigkeit, den eigenen Sprachgebrauch zu<br />

verändern. Obgleich sprachliche Identitätshandlungen <strong>in</strong>dividuell vollzogen<br />

werden, s<strong>in</strong>d sie stets auf Gruppen gerichtet <strong>und</strong> nur im H<strong>in</strong>blick auf diese von<br />

Bedeutung. Man spricht <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Sprachnormen der Gruppe,<br />

der man angehört, wobei diese Normen ihrerseits auch ferne, medial vermittelte<br />

Bezugspunkte haben können.<br />

Diese bewusste, <strong>in</strong>tentionale H<strong>in</strong>wendung zur eigenen (National)sprache<br />

spielt im Prozess der nationalen Selbstidentifikation e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle. Die<br />

primäre Funktion dieser Verweise ist es, das Selbstbewusstse<strong>in</strong> der Sprecher<br />

zu stärken <strong>und</strong> das Prestige des jeweiligen Idioms zu heben. Sprache ersche<strong>in</strong>t<br />

so als e<strong>in</strong> ‘objektives’ Klassifikationsmerkmal, um auf das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

zusammengehörigen Geme<strong>in</strong>schaft, e<strong>in</strong>er Nation zu schließen. Dieses für zahlreiche<br />

Befragte vertraute Argument folgt dem verbreiteten sprachideologischen<br />

Nationskonzept, welches auf sprachliche Abgrenzung als wichtigstes Kriterium<br />

neben anderen sog. ‘objektiven Kriterien’ der Nationsbestimmung wie geme<strong>in</strong>same<br />

Herkunft, geme<strong>in</strong>sames Schicksal etc. setzt.<br />

Durch die Gleichsetzung von Sprache <strong>und</strong> Nation verschiebt sich die Frage der<br />

Differenzierung zwischen Sprachen, Varianten bzw. Idiomen auf die Ebene der<br />

nationalen Identität. Und das Gefühl der Sprecher, e<strong>in</strong>er nationalen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

anzugehören, wirkt bei der Def<strong>in</strong>ition des Kroatischen als E<strong>in</strong>zelsprache stärker<br />

konstitutiv als alle l<strong>in</strong>guistischen Def<strong>in</strong>itionen. Und weil sich Sprache <strong>und</strong><br />

Sprachgeme<strong>in</strong>schaft gegenseitig bed<strong>in</strong>gen, erfolgt <strong>in</strong> unserem Fall die Def<strong>in</strong>ition<br />

von Sprache zuvörderst über das Eigenverständnis der jeweiligen Sprechergruppe.<br />

Es sei <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auf die von William Labov vorgenommene<br />

Bestimmung von Sprachgeme<strong>in</strong>schaft als E<strong>in</strong>stellungsgeme<strong>in</strong>schaft verwiesen. 8<br />

Labov hebt hervor, dass die Sprecher e<strong>in</strong>er (zeitgenössischen) Sprachgeme<strong>in</strong>schaft<br />

eher durch konsistente E<strong>in</strong>stellungen gee<strong>in</strong>t werden, als durch geme<strong>in</strong>samen<br />

Sprachgebrauch, der sich als stark <strong>in</strong>konsistent präsentiert.<br />

6 FISHMAN 1972, 27.<br />

7 LE PAGE / TABOURET-KELLER 1985, 207–234.<br />

8 Vgl. RAITH 2004, 149.<br />

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