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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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„Man sagt nicht teniser sondern tenisač”<br />

Zweiten Weltkrieg verdrängt worden ist. Das war dann e<strong>in</strong>e Explosion von<br />

Gefühlen <strong>und</strong> ist dann sehr <strong>in</strong>tensiv geworden. Logisch, das wurde dann ausgenutzt.<br />

So dass es <strong>in</strong> den 90er Jahren sehr <strong>in</strong>tensiv war. […] Aber ich me<strong>in</strong>e,<br />

das alles war e<strong>in</strong>e Folge des Krieges. E<strong>in</strong>e Form emotionaler Verteidigung.<br />

E<strong>in</strong>e emotionale Unterstützung des Krieges <strong>und</strong> all das.…” (41/A 220/19–30).<br />

Im Fokus des Identitätsdiskurses steht die ‘nationale Zugehörigkeit’. Dabei<br />

wird die Eigendef<strong>in</strong>ition – das ‘wir’ – vor allem durch Abgrenzung von anderen,<br />

<strong>in</strong> der kontrastiven Selbstverortung gegenüber der Konkurrenzkultur immer wieder<br />

(neu) bestätigt: „Weißt Du, was wir Kroaten s<strong>in</strong>d. Wir unterscheiden uns von<br />

den Serben.” (50/ A 270/33)<br />

Die oben angeführten Gesprächssequenzen verdeutlichen e<strong>in</strong>en wichtigen Aspekt<br />

im Prozess der Identitätsbildung, nämlich das Pr<strong>in</strong>zip der Differenz <strong>und</strong> der<br />

Abgrenzung. Besonders letztere ist relevant, wird doch sowohl die Identität des<br />

E<strong>in</strong>zelnen als auch das ‘wir’ maßgeblich durch Abgrenzung nach Außen hergestellt.<br />

Neben solchen <strong>in</strong>haltlichen Aussagen f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den Interviews auch e<strong>in</strong>e<br />

Fülle formaler H<strong>in</strong>weise auf diesen Umstand. Ich denke dabei an die frequente<br />

Verwendung der Personalpronomen mi/oni ‘wir’/‘sie’ als sprachliche Repräsentationen<br />

e<strong>in</strong>es kontrastiv angelegten Wir-Gefühls. In anderen Worten: Die diskursive<br />

Konstruktion von Identität beruht im Wesentlichen auf der Wahrnehmung <strong>und</strong><br />

Kategorisierung von Gleichheiten <strong>und</strong> Differenzen. Solche Kategorisierungen<br />

ersche<strong>in</strong>en häufig <strong>in</strong> restriktiven, dichotomischen Konzeptionen. Dazu gehören<br />

nicht nur nationale <strong>und</strong> konfessionelle Dichotomisierungen, sondern auch sprachliche.<br />

4 H<strong>in</strong>zu kommt, dass der <strong>in</strong> jüngster Vergangenheit ausgefochtene Krieg<br />

<strong>und</strong> der <strong>in</strong> gewisser H<strong>in</strong>sicht noch immer aktuelle kroatisch-serbische Konflikt<br />

die Wahrnehmung der Befragten besonders stark prägen.<br />

Die Identitätskonzeptionen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sofern restriktiv ausgelegt, als offen formulierte<br />

partielle Identitätsprägungen bzw. synergetische Identitätskonzepte <strong>in</strong> der<br />

M<strong>in</strong>derheit bleiben <strong>und</strong> nach außen h<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Regel unterdrückt werden. Denn ob<br />

es der E<strong>in</strong>zelne vermag, sich gegenüber dem sozialen Umfeld identitätswahrend<br />

darzustellen, ist das Resultat e<strong>in</strong>es Diskurses, <strong>in</strong> dem es dem Beteiligten gel<strong>in</strong>gt<br />

oder auch nicht, relevante Beziehungspartner <strong>und</strong> Bezugsgruppen davon zu überzeugen,<br />

dass er den allgeme<strong>in</strong> akzeptierten Vorstellungen entspricht. Der Erfolg<br />

dieses Bestrebens hängt davon ab, <strong>in</strong> welchem Umfang der Diskurs von rigiden<br />

Anforderungen, e<strong>in</strong>seitiger Def<strong>in</strong>itionsmacht, Sprachverboten <strong>und</strong> Handlungszwängen<br />

5 belastet ist. Deshalb suchen die <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Zagreber Gesprächsr<strong>und</strong>en<br />

4 Vgl. WODAK 1998.<br />

5 KRAPPMANN 2004, 406.<br />

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