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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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Zsuzsanna Gerner<br />

K<strong>in</strong>derärzt<strong>in</strong> kann sie dank der Deutschkenntnisse auch deutsche Fachliteratur<br />

recherchieren. Der Enkelsohn von Herrn Weiß, Herr Kovács aus der jüngeren<br />

Generation, ist nicht motiviert, die deutsche M<strong>und</strong>art se<strong>in</strong>er Großeltern zu erlernen,<br />

weil er diese Varietät für überflüssig hält. Er kann zwar Hochdeutsch, hält<br />

jedoch Englisch für e<strong>in</strong>facher <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationaler <strong>und</strong> edukationaler H<strong>in</strong>sicht<br />

auch für wichtiger.<br />

Fazit<br />

„Identität ist als e<strong>in</strong> wechselseitiges Ergebnis von Selbst- <strong>und</strong> Fremd<strong>in</strong>terpretation<br />

zum Zweck der Lebensorientierung zu betrachten.” 18 Entscheidend für die Identität<br />

ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ethnisch <strong>und</strong> sprachlich homogenen Geme<strong>in</strong>schaft, wofür man sich<br />

selbst hält <strong>und</strong> wofür man gehalten wird. Die analysierten Autobiographien lieferten<br />

e<strong>in</strong>en Beweis dafür, dass E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> Wertesysteme <strong>in</strong>terethnischer <strong>und</strong><br />

noch mehr <strong>in</strong>traethnischer Art über Leben <strong>und</strong> Tod entscheiden, zum<strong>in</strong>dest was die<br />

Identität <strong>und</strong> Sprache der M<strong>in</strong>orität anbelangt. Als Stimulus für die Bek<strong>und</strong>ung vs.<br />

Verleugnung der Identität traten positive bzw. negative Momente aus den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Biographien bzw. aus dem kollektiven Gedächtnis der Ethnie auf.<br />

Die Auswertung der narrativen Interviews bestätigte die Annahme, dass die<br />

früher <strong>in</strong> homogenen deutschen Dörfern entstandene Identität der e<strong>in</strong>st größtenteils<br />

monol<strong>in</strong>gualen Dialektsprecher e<strong>in</strong>e wesentliche Veränderung erfuhr. Es<br />

liegt nahe, dass sich e<strong>in</strong> Bedeutungswandel ethnischer Identitäten bei den Ungarndeutschen<br />

sowohl auf <strong>in</strong>dividueller als auch auf kollektiver Ebene vollzogen<br />

hat. Der deutsche Dialekt kann heute nicht mehr als e<strong>in</strong>ziger identitätsbildender<br />

Faktor akzeptiert werden. Die dialektorientierte Identität der älteren <strong>und</strong> z. T.<br />

mittleren Generation hat v. a. bei der jüngeren Generation e<strong>in</strong>e andere Basis<br />

gef<strong>und</strong>en: Als identitätsbildende Instanzen werden die geme<strong>in</strong>same deutsche<br />

Abstammung, die geme<strong>in</strong>same deutsche Kultur <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e andere geme<strong>in</strong>same<br />

deutsche Varietät angesehen. „ Ich kenne nur e<strong>in</strong>ige Wörter <strong>und</strong> Ausdrücke aus der<br />

M<strong>und</strong>art. Me<strong>in</strong>e Mutter me<strong>in</strong>te, wenn ich als K<strong>in</strong>d M<strong>und</strong>art lerne, werde ich <strong>in</strong><br />

der Schule, <strong>in</strong> dem Deutschunterricht Probleme, Schwierigkeiten haben. Obwohl<br />

me<strong>in</strong>e Großeltern <strong>und</strong> die deutschen Verwandten vor mir M<strong>und</strong>art gesprochen<br />

haben, habe ich sie mir nicht angeeignet. Ich habe mir die deutsche Sprache im<br />

Laufe me<strong>in</strong>er Studien auf hohem Niveau angeeignet. Ich verwende sie jeden Tag<br />

<strong>in</strong> dem deutschen K<strong>in</strong>dergarten, wo ich arbeite.“ 19<br />

18 SEEWANN 2000, 95.<br />

19 Zitat aus dem Interview mit Frau Schmidt aus der jüngeren Generation.<br />

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