06.12.2012 Aufrufe

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Inwieweit s<strong>in</strong>d Identitätskonzepte zeichenbasiert?<br />

Frau Schmidt er<strong>in</strong>nerte sich an jene Nacht, als zwei Szekler <strong>in</strong> der Begleitung<br />

von zwei Polizisten <strong>in</strong> ihr Haus kamen. Sie <strong>und</strong> ihre Mutter mussten das Haus<br />

barfuss verlassen, ohne etwas mitnehmen zu können. Sie flohen <strong>in</strong> das Nachbardorf<br />

(Almamellék), wo sie auch zur Zeit der Vertreibung lebten. Im Zuge der<br />

Vertreibung wurde 1947 ihr Vater, der gerade alle<strong>in</strong> zu Hause war, als e<strong>in</strong>ziges<br />

Familienmitglied e<strong>in</strong>wagoniert. Er wurde später freigelassen, weil man komplette<br />

Familien aussiedeln wollte.<br />

Als für die Konstituierung der ethnischen Identität relevante Motive zeichnen<br />

sich <strong>in</strong> diesen Interviews Verängstigung bzw. Angst, E<strong>in</strong>schüchterung bzw.<br />

Verheimlichung sowie Anschuldigung bzw. Schuldgefühl ab, die durch die<br />

erlebte Verschleppung, Vertreibung, Enteignung <strong>und</strong> andere Demütigungen,<br />

sowie durch die nach 1945 <strong>in</strong> der ungarischen Öffentlichkeit vorherrschende<br />

<strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong> verbreitete Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> Stigmatisierung der Deutschen<br />

hervorgerufen wurden: „Niemand sprach über die damalige Situation, wir<br />

waren die Schuldige[n], pedig wir haben nur gearbeitet. […] Wenn Deutschland<br />

den Krieg verlor, das war nicht unser Krieg. Ich war 8–9 Jahre alt, als die<br />

Aussiedlung war. Das war sehr traurig. […] Azt mondták, aki magyar kenyeret<br />

eszik, ne beszéljen németül.” 16<br />

E<strong>in</strong> weiteres Motiv ist jedoch die Treue bzw. e<strong>in</strong>e patriotische Haltung Ungarn<br />

gegenüber: „Unser Name war [Schwarz]. Magyarosíttattuk [Feketére]. Wir<br />

wollten hier <strong>in</strong> Ungarn bleiben. Magyarnak kellett magunkat vallani. Meg kellett<br />

tagadnunk a származásunkat. […] Uns ist alles weggenommen worden: Haus,<br />

Besitz <strong>und</strong> das Dorf, wo wir lebten. Wir verkauften unseren Namen. Wieso? Wir<br />

leben <strong>in</strong> Ungarn. Unsere Heimat konnten sie nicht wegnehmen.” 17<br />

16 Zitat aus dem Interview mit Frau Schmidt.<br />

17 Zitat (<strong>in</strong>s Deutsche übersetzt) aus dem Interview mit Frau Fekete.<br />

�<br />

255<br />

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!