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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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Inwieweit s<strong>in</strong>d Identitätskonzepte zeichenbasiert?<br />

Die <strong>in</strong>dividuelle Komponente der ethnischen Identität enthält e<strong>in</strong>erseits die<br />

soziale Identität als über<strong>in</strong>dividuelle Prägung durch die Gesellschaft (z. B. durch<br />

Rollen- <strong>und</strong> Statuszuweisung) <strong>und</strong> andererseits die personale Identität, die die<br />

E<strong>in</strong>zigartigkeit des Menschen ausmacht. 12 Der Zusammenhang beider ergibt die<br />

kognitive Komponente der ethnischen Identifikation, also e<strong>in</strong> Segment des sog.<br />

Selbstkonzeptes. Die Frage Wer b<strong>in</strong> ich? kann z. B. dah<strong>in</strong>gehend beantwortet<br />

werden, dass man <strong>in</strong> Bewusstheit se<strong>in</strong>er Abstammung e<strong>in</strong>fach konstatiert,<br />

e<strong>in</strong> Ungarndeutscher zu se<strong>in</strong>. In Anbetracht dieser Feststellung kann man<br />

Selbstwertgefühle empf<strong>in</strong>den, die die emotionale oder affektive Komponente<br />

der Selbst<strong>in</strong>terpretation ergeben: Man kann je nach den verarbeiteten situativen<br />

Erfahrungen, bzw. der aktuellen Bewertung der konkreten ethnischen Zugehörigkeit<br />

von Innen <strong>und</strong> von Außen z. B. stolz auf diese Abstammung se<strong>in</strong>.<br />

Die Gefühle der B<strong>in</strong>dung, Anhänglichkeit <strong>und</strong> Neigung zur eigenen ethnischen<br />

Gruppe unterliegen e<strong>in</strong>er sog. Kontroll<strong>in</strong>stanz, die die Haltung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Individuen ihrer Ethnizität gegenüber motiviert.<br />

Die Interpretation des soziokulturellen Phänomens ‚Ethnizität’ hat also aus<br />

der Perspektive der Handelnden drei Dimensionen: e<strong>in</strong>e kognitive (vgl. das<br />

Selbstkonzept), e<strong>in</strong>e affektive (vgl. das Selbstwertgefühl) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e moralische<br />

(vgl. die Kontroll<strong>in</strong>stanz) Dimension. Die genannten Aspekte der ethnischen<br />

Identifikation (vgl. die kognitive, emotionale <strong>und</strong> motivationale Komponente)<br />

machen sich im kulturellen <strong>und</strong> sozialen Verhalten des Individuums bemerkbar,<br />

<strong>in</strong>dem man z. B. die Sprache des Ethnikums spricht, die Traditionen pflegt,<br />

<strong>in</strong> ethnisch homogene personale Netzwerke e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en ist, Mitglied von<br />

<strong>in</strong>stitutionalisierten ethnischen Organisationen <strong>und</strong> von zivilen Organisationen des<br />

Ethnikums ist oder an sonstigen Aktivitäten der ethnischen Gruppe teilnimmt. 13<br />

Aus dem Zusammenwirken der Komponenten der ethnischen Identifikation<br />

ergibt sich diachron gesehen sowohl auf der <strong>in</strong>dividuellen als auch auf der kollektiven<br />

Ebene e<strong>in</strong>e Identitätsdynamik, die man synchron durch den Vergleich<br />

verschiedener Generationen erfassen kann.<br />

Ergebnisse der Empirie<br />

Im Folgenden wird über die Ergebnisse e<strong>in</strong>er empirischen Forschung berichtet,<br />

anhand derer die oben zitierten Theorien von der Rolle der Sprache bzw. des<br />

Sprechens bei der Identitätsbildung überprüft werden sollen. 14 Im Rahmen der<br />

12 Vgl. THELEN 1997, 5.<br />

13 Vgl. ISAJIW 1990, 36.<br />

14 Ergebnisse anderer Forschungen zum Thema s<strong>in</strong>d u. a. <strong>in</strong> GERNER 2001, 2003a, 2003b, 2006,<br />

2008 veröffentlicht.<br />

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