und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)
und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927) und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)
Mathias Beer Deren Schicksal war das Ergebnis der die neuere europäische Geschichte prägenden Vorstellung von ethnisch reinen Nationalstaaten, der Eroberungs-, Besatzungs- und Vernichtungspolitik des nationalsozialistischen Deutschen Reiches sowie der neuen internationalen Machkonstellation am Ende des Zweiten Weltkriegs. 4 Über das Verbindende und Typische hinaus, das sich an der Lebensgeschichte von Frau P. über ‚Flucht und Vertreibung’ und ihre lang anhaltenden schmerzhaften Folgen ablesen lässt, lenkt ihre Biographie den Blick auf einen weiteren, bisher in der Forschung vernachlässigten Aspekt. Er betrifft die verstärkte Aufmerksamkeit, die ‚Flucht und Vertreibung’ seit zehn Jahren wieder in der deutschen und europäischen Öffentlichkeit finden. 5 Erinnert sei nur an die Novelle von Günter Grass „Im Krebsgang”, 6 die Initiative und die Auseinandersetzungen um ein „Zentrum gegen Vertreibungen”, 7 die großen zum Thema organisierten Ausstellungen 8 oder die nicht geringe Zahl von Fernsehdokumentationen. Erwähnt seien zum Beispiel jene des Mitteldeutschen und Norddeutschen Rundfunks oder die des Zweiten Deutschen Fernsehens. Zu beiden Fernsehdokumentationen sind auch Begleitbücher 9 erschienen. Hinzu kommt eine große Zahl wissenschaftlicher Publikationen, auf deren Aufzählung hier bewusst verzichtet wird. Den Großteil der Publikationen, der Fernsehdokumentationen und Radiosendungen zeichnet aus, dass sie sich auf die Ostgebiete des Deutschen Reiches und auf die Tschechoslowakei konzentrieren, während Südosteuropa insgesamt und auch die einzelnen Staaten dieser Region (Jugoslawien, Rumänien, Ungarn) kaum Beachtung bzw. Erwähnung finden, und wenn, dann lediglich in undifferenzierten Pauschalaussagen wie – „Flüchtlinge und Vertriebene aus Südosteuropa”. Von den aus mehreren Staaten Südosteuropas am Ende des Zweiten Weltkrieges ausgewiesenen deutschen Minderheiten als den – zugespitzt formuliert –„vergessenen Vertriebenen” zu sprechen, hat daher durchaus seine Berechtigung. Als Argument für die Marginalisierung Südosteuropas und der aus diesen Gebieten geflüchteten, ausgewiesenen und umgesiedelten deutschen Minderheiten bei der Erforschung von ‚Flucht und Vertreibung’ kann der verhältnismäßig geringe Anteil der Flüchtlinge und Vertriebenen aus dieser Region angeführt werden. Dennoch ist es nicht zu rechtfertigten, dass damit fast eine halbe Million Menschen aus der Geschichte dieses Zwangsmigrationsprozesses ausgeblendet werden, 4 Vgl. BEER 2004a. 5 HASLINGER / FRANZEN / SCHULZE WESSEL 2008. 6 GRASS 2002. 7 ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN. Unter http://www.z-g-v.de/index1.html. (24.09.2009). 8 VÖLKERING 2008. 9 KNOPP 2001; FRANZEN / LEMBERG 2001; AUST / BURGDORFF 2002. � 196 �
Plädoyer für eine vergleichende Geschichte von ‚Flucht und Vertreibung’ zumal sie besondere regionale Aspekte von ‚Flucht und Vertreibung’ repräsentieren und damit das Gesamtbild von ‚Flucht und Vertreibung’ als Prozess deutlich differenzieren. Die vorgestellte Biographie lässt das unschwer erkennen. Frau P. gehört zwar zu den Millionen von Deutschen, die im Zuge ethnischer Säuberungen 10 am Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Heimat verlassen mussten. Sie war aber nicht – wie etwa zwei Drittel der in den vier Besatzungszonen und den beiden deutschen Staaten aufgenommenen Flüchtlinge und Vertriebenen – Reichsdeutsche. Ihrem Selbstverständnis und ihrer Herkunft nach Deutsche, war Frau P. 1944, als für sie ‚Flucht und Vertreibung’ mit der Evakuierung aus dem Heimatort begann, nicht Bürgerin des Deutschen Reichs, sondern lebte außerhalb von dessen Grenzen. 11 Frau P., Jahrgang 1916, wurde in der k. und k. Monarchie geboren. Ihr Heimatort Srpski Miletić (ung. Ráczmilletics, deutsch Milititsch/Miletitsch oder Berauersheim), 12 25 Kilometer südlich von Sombor (ung. Zombor) in der Batschka gelegen, gehört heute zum Staatsterritorium der Republik Serbien (Autonome Provinz Vojvodina). Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Habsburger Monarchie wurden 86% des Gebiets der Batschka, darunter die Ortschaft Srpski Miletić, dem Territorium des neugegründeten Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen angeschlossen. Die überwiegende Mehrheit der etwa 3.600 Einwohner zählenden Gemeinde sprach einen schwäbischen Dialekt. Sie waren Nachfahren der vorwiegend im 18. Jahrhundert von den Habsburgern am mittleren Lauf der Donau angesiedelten, großen Teils deutschsprachigen Kolonisten. Im Laufe der Zeit entwickelten diese ein jeweils regional bestimmtes Gruppenbewusstsein, das sie von den anderen Ethnien – Magyaren, Serben, Kroaten, Juden, Zigeuner – in der Region unterschied. Ausdruck der sich allmählich herausbildenden überregionalen Gruppenidentität ist der seit Beginn des 20. Jahrhunderts für die unterschiedlichen Gruppen deutscher Bevölkerung verwendete Sammelname „Donauschwaben”. 13 Als Folge der neuen Grenzziehungen nach dem Ersten Weltkrieg wurden einige der Siedlungsgebiete der Donauschwaben zwischen Jugoslawien, Rumänien und Ungarn aufgeteilt. Wie die anderen deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa wurden die donauschwäbischen Volksdeutschen – „nichtreichsdeutsche Deutsche im Ausland” – vom Mutterland, der Weimarer Republik, in ihren kulturellen Belangen unterstützt. Später gerieten sie zusehends, auch 10 NAIMARK 2001 [2004]. 11 KITTEL / MÖLLER 2007. 12 Vgl. u. a. 200 JAHRE MILETITSCH 1986. 13 INNENMINISTERIUM BADEN-WÜRTTEMBERG 1987; SEEWANN 1992. � 197 �
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Plädoyer für e<strong>in</strong>e vergleichende Geschichte von ‚Flucht <strong>und</strong> Vertreibung’<br />
zumal sie besondere regionale Aspekte von ‚Flucht <strong>und</strong> Vertreibung’ repräsentieren<br />
<strong>und</strong> damit das Gesamtbild von ‚Flucht <strong>und</strong> Vertreibung’ als Prozess deutlich<br />
differenzieren. Die vorgestellte Biographie lässt das unschwer erkennen.<br />
Frau P. gehört zwar zu den Millionen von Deutschen, die im Zuge ethnischer<br />
Säuberungen 10 am Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Heimat verlassen mussten.<br />
Sie war aber nicht – wie etwa zwei Drittel der <strong>in</strong> den vier Besatzungszonen <strong>und</strong><br />
den beiden deutschen Staaten aufgenommenen Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Vertriebenen –<br />
Reichsdeutsche. Ihrem Selbstverständnis <strong>und</strong> ihrer Herkunft nach Deutsche, war<br />
Frau P. 1944, als für sie ‚Flucht <strong>und</strong> Vertreibung’ mit der Evakuierung aus dem<br />
Heimatort begann, nicht Bürger<strong>in</strong> des Deutschen Reichs, sondern lebte außerhalb<br />
von dessen Grenzen. 11<br />
Frau P., Jahrgang 1916, wurde <strong>in</strong> der k. <strong>und</strong> k. Monarchie geboren. Ihr Heimatort<br />
Srpski Miletić (ung. Ráczmilletics, deutsch Milititsch/Miletitsch oder Berauersheim),<br />
12 25 Kilometer südlich von Sombor (ung. Zombor) <strong>in</strong> der Batschka gelegen,<br />
gehört heute zum Staatsterritorium der Republik Serbien (Autonome Prov<strong>in</strong>z<br />
Vojvod<strong>in</strong>a). Nach dem Ersten Weltkrieg <strong>und</strong> dem Zerfall der Habsburger Monarchie<br />
wurden 86% des Gebiets der Batschka, darunter die Ortschaft Srpski Miletić,<br />
dem Territorium des neugegründeten Königreichs der Serben, Kroaten <strong>und</strong><br />
Slowenen angeschlossen. Die überwiegende Mehrheit der etwa 3.600 E<strong>in</strong>wohner<br />
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der vorwiegend im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert von den Habsburgern am mittleren Lauf der<br />
Donau angesiedelten, großen Teils deutschsprachigen Kolonisten. Im Laufe der<br />
Zeit entwickelten diese e<strong>in</strong> jeweils regional bestimmtes Gruppenbewusstse<strong>in</strong>,<br />
das sie von den anderen Ethnien – Magyaren, Serben, Kroaten, Juden, Zigeuner<br />
– <strong>in</strong> der Region unterschied. Ausdruck der sich allmählich herausbildenden<br />
überregionalen Gruppenidentität ist der seit Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts für die<br />
unterschiedlichen Gruppen deutscher Bevölkerung verwendete Sammelname<br />
„Donauschwaben”. 13<br />
Als Folge der neuen Grenzziehungen nach dem Ersten Weltkrieg wurden<br />
e<strong>in</strong>ige der Siedlungsgebiete der Donauschwaben zwischen Jugoslawien, Rumänien<br />
<strong>und</strong> Ungarn aufgeteilt. Wie die anderen deutschen M<strong>in</strong>derheiten <strong>in</strong> Ostmittel-<br />
<strong>und</strong> Südosteuropa wurden die donauschwäbischen Volksdeutschen – „nichtreichsdeutsche<br />
Deutsche im Ausland” – vom Mutterland, der Weimarer Republik,<br />
<strong>in</strong> ihren kulturellen Belangen unterstützt. Später gerieten sie zusehends, auch<br />
10 NAIMARK 2001 [2004].<br />
11 KITTEL / MÖLLER 2007.<br />
12 Vgl. u. a. 200 JAHRE MILETITSCH 1986.<br />
13 INNENMINISTERIUM BADEN-WÜRTTEMBERG 1987; SEEWANN 1992.<br />
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