und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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Ferenc Fischer Foerster fügte seiner Berichterstattung auch die Berichte der Kommandeure der zu Besuch an Land geschickten Marineeinheiten bei. Kapitänleutnant zur See Ruhfus verbrachte die Besuchstage mit einer 37 Mann starken Marineabteilung in dem von Puerto Montt 19 km weit entfernten Puerto Varas. Ruhfus wurde während seines dortigen Aufenthaltes von Chefarzt Dr. Bader, dem Direktor des lokalen deutschen Krankenhauses, untergebracht. 96 Kapitänleutnant zur See Schimpf berichtete in den Spalten der Täglichen Rundschau seinen deutschen Lesern ausführlich über die Erlebnisse der deutschen Seeleute in der Umgebung des Llanquihue-Sees, wo man sich – angesichts der Landschaft, des Klimas, der Gebäude sowie der deutschsprachigen Dörfer, und dank der Gastfreundlichkeit der ehemals aus Hessen und Schlesien Ausgewanderten – häufig wie zu Hause fühlte. 97 „Puerto Montt und die nördlich davon liegenden Dörfer am Llanquihue- See sind eine reine deutsche Siedlung [...] am 1852 [...] kamen die ersten deutschen Kolonisten [...] Hessen, Sachsen, Schlesien und Schwaben [...] sie haben ihre heimatlichen Sitten, ihre deutsche Sprache und Lebensweise bis auf den heutigen Tag volkommen rein erhalten. Ja, es gibt sogar eine Reihe von Bauern, die kein Wort spanisch reden. [...] Die Schlesier, die Sachsen, Hessen wollen einen Seemann haben, der ihre Heimat kennt, ihre Sprache spricht und ihnen erzählen kann, wie es jetzt zu Hause aussieht. Denn die meisten kennen Deutschland nicht mehr aus eigener Anschauung, nur aus den Schilderungen der Eltern und Großeltern. So [sollen – F. F.] sie nur gehört haben, daß es inzwischen unendlich viel Großes, Schweres und Bitteres erlebt hat.[…] unsere Seeleute leben zwei Tage bei ihren Gastgebern auf den Höfen, reiten mit ihnen durch die Wälder, sitzen abends mit ihnen auf der Bank vor dem Hause [...] um in vertrautem Gespräch viel über Land und Leute zu erfahren, aus der Heimat von der Entwicklung der letzten Jahre zu berichten. Mit großem Behagen sitzt man an einem deutschen Tische, sieht man an den Wänden Bilder aus Thüringen [...] aus den Hansestädten, aus der bayerischen Alpenwelt hängen [...] und fühlt sich, wie zu Hause.” In der fast nur von Deutschen bewohnten, 1000 Seelen zählenden Ortschaft Frutillar wurde die 24 köpfige Besatzung von Oberleutnant zur See Engel untergebracht. Im Laufe des Treffens erzählten ihm die Einheimischen über den Offizier der nahe gelegenen Fernschreibestation der chilenischen Marine, der ein echter „Deutschfresser” sei und der aus seiner englisch-französischen Sympathie 96 Ruhfus: Geheim! Berichterstattung über den Verlauf der Besuche in Puerto Varas. 29. Oktober 1927. PAAA, Deutsche Botschaft Santiago. Emden; Foerster: Geheim! Bericht-Puerto Montt. PAAA, Deutsche Botschaft Santiago. Emden. 97 Schimpf: Weltreisebriefe-Puerto Montt. PAAA, Deutsche Botschaft Santiago. Emden. � 136 �

Die Deutsch-Chilenen, „die geschlossenen Kolonien” in Südchile heraus seinen Soldaten verbat, sich mit Deutschen zu treffen. 98 Eine 23-köpfige Einheit unter der Führung von Kapitänleutnant zur See Rieve war in der – „95% deutschstämmigen” – Ortschaft Llanquihue (3000 Einwohner) zu Gast. Die Dorfbewohner, genauso wie überall in der Umgebung des Llanquihue-Sees, lebten überwiegend vom Ackerbau. Durch die Eisenbahnverbindung konnten sie ihre bedeutenden Fleisch-, Butter- und Kartoffelerträge auch trotz der großen Entfernungen in dem etwa 1000 km weit gelegenen Santiago, aber auch im noch weiter entfernten Nordchile hervorragend verkaufen. In der früher völlig unbewohnten, unbestellten Gegend waren die deutschen Ackerbauern zu dieser Zeit dank der fleißigen Arbeit dreier Generationen schon teilweise reich geworden. 99 Kapitän Foerster kannte natürlich den Bericht der von Kapitän Junkermann im Jahre 1925 von Valdívia aus per Zug in südlicher Richtung, nach Puerto Montt und in deren Umgebung ausgeschickten Marinemissionen über die Lage des dortigen Deutschtums sehr gut. Foersters Zusammenfassung mit dem Titel „Eindrücke über das Deutschtum in Südchile” 100 hielt deshalb nicht nur seine „Eindrücke” fest, sondern stellte zugleich auch eine Anknüpfung an die Momentaufnahme von 1925 dar, die er mit seinen Erfahrungen ergänzte und verglich. Foerster meinte, die starke Zahlengröße und die guten Lebensverhältnisse des Deutschtums in Südchile böten insgesamt viel günstigere Voraussetzungen für die „Erhaltung des Deutschtums”, als die nördlicheren Regionen des Landes. 101 Für dieses südchilenische Gebiet traf der Bericht von Justus Rohrbach an Gesandten von Spee über eine mögliche – von der chilenischen Regierung mehrmals angeregte – erneute deutsche Ansiedlungswelle vollkommen zu, die er aus deutscher Sicht nur dann für realisierbar hielt, wenn sie ausschließlich in Form von „geschlossenen Kolonien” 102 erfolgen würde. Sowohl Puerto Varas als auch Frutillar und alle anderen Siedlungen in der Umgebung des Llanquihue-Sees entsprachen im Wesentlichen dem Kriterium der „Geschlossenheit”. „ Durch eine zielbewußte Schulpolitik und gelegentliche Blutauffrischung aus der alten Heimat wird man diesen Stamm im Interesse des Deutschtums lebenskräftig erhalten können.” 103 Seitens der zentralen und örtlichen Behörden des chilenischen Staates sah Foerster keinerlei Gefahr einer Assimilation oder gar gewaltsamen „Chilenisierung”. Ganz im Gegenteil! Aus den Erklärungen und Äußerungen des von der 98 Ebd. 99 SCHÜSSLER 1927. 100 Foerster: Geheim! Bericht-Puerto Montt. PAAA, Deutsche Botschaft Santiago. Emden. 101 Ebd. 102 Justus Rohrbach. Vertraulich! Beitrag zur Beurteilung der Verhältnisse in den deutschen Frontera-Kolonien und der Möglichkeit zukünftiger Kolonisation. PAAA, R/79122. 103 Ebd. � 137 �

Die Deutsch-Chilenen, „die geschlossenen Kolonien” <strong>in</strong> Südchile<br />

heraus se<strong>in</strong>en Soldaten verbat, sich mit Deutschen zu treffen. 98 E<strong>in</strong>e 23-köpfige<br />

E<strong>in</strong>heit unter der Führung von Kapitänleutnant zur See Rieve war <strong>in</strong> der – „95%<br />

deutschstämmigen” – Ortschaft Llanquihue (3000 E<strong>in</strong>wohner) zu Gast. Die Dorfbewohner,<br />

genauso wie überall <strong>in</strong> der Umgebung des Llanquihue-Sees, lebten<br />

überwiegend vom Ackerbau. Durch die Eisenbahnverb<strong>in</strong>dung konnten sie ihre<br />

bedeutenden Fleisch-, Butter- <strong>und</strong> Kartoffelerträge auch trotz der großen Entfernungen<br />

<strong>in</strong> dem etwa 1000 km weit gelegenen Santiago, aber auch im noch weiter<br />

entfernten Nordchile hervorragend verkaufen. In der früher völlig unbewohnten,<br />

unbestellten Gegend waren die deutschen Ackerbauern zu dieser Zeit dank der<br />

fleißigen Arbeit dreier Generationen schon teilweise reich geworden. 99<br />

Kapitän Foerster kannte natürlich den Bericht der von Kapitän Junkermann im<br />

Jahre 1925 von Valdívia aus per Zug <strong>in</strong> südlicher Richtung, nach Puerto Montt <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> deren Umgebung ausgeschickten Mar<strong>in</strong>emissionen über die Lage des dortigen<br />

Deutschtums sehr gut. Foersters Zusammenfassung mit dem Titel „E<strong>in</strong>drücke<br />

über das Deutschtum <strong>in</strong> Südchile” 100 hielt deshalb nicht nur se<strong>in</strong>e „E<strong>in</strong>drücke”<br />

fest, sondern stellte zugleich auch e<strong>in</strong>e Anknüpfung an die Momentaufnahme von<br />

1925 dar, die er mit se<strong>in</strong>en Erfahrungen ergänzte <strong>und</strong> verglich. Foerster me<strong>in</strong>te,<br />

die starke Zahlengröße <strong>und</strong> die guten Lebensverhältnisse des Deutschtums <strong>in</strong><br />

Südchile böten <strong>in</strong>sgesamt viel günstigere Voraussetzungen für die „Erhaltung<br />

des Deutschtums”, als die nördlicheren Regionen des Landes. 101 Für dieses südchilenische<br />

Gebiet traf der Bericht von Justus Rohrbach an Gesandten von Spee über<br />

e<strong>in</strong>e mögliche – von der <strong>chilenischen</strong> Regierung mehrmals angeregte – erneute<br />

deutsche Ansiedlungswelle vollkommen zu, die er aus deutscher Sicht nur dann<br />

für realisierbar hielt, wenn sie ausschließlich <strong>in</strong> Form von „geschlossenen Kolonien”<br />

102 erfolgen würde. Sowohl Puerto Varas als auch Frutillar <strong>und</strong> alle anderen<br />

Siedlungen <strong>in</strong> der Umgebung des Llanquihue-Sees entsprachen im Wesentlichen<br />

dem Kriterium der „Geschlossenheit”. „ Durch e<strong>in</strong>e zielbewußte Schulpolitik <strong>und</strong><br />

gelegentliche Blutauffrischung aus der alten Heimat wird man diesen Stamm im<br />

Interesse des Deutschtums lebenskräftig erhalten können.” 103<br />

Seitens der zentralen <strong>und</strong> örtlichen Behörden des <strong>chilenischen</strong> Staates sah<br />

Foerster ke<strong>in</strong>erlei Gefahr e<strong>in</strong>er Assimilation oder gar gewaltsamen „Chilenisierung”.<br />

Ganz im Gegenteil! Aus den Erklärungen <strong>und</strong> Äußerungen des von der<br />

98 Ebd.<br />

99 SCHÜSSLER 1927.<br />

100 Foerster: Geheim! Bericht-Puerto Montt. PAAA, Deutsche Botschaft Santiago. Emden.<br />

101 Ebd.<br />

102 Justus Rohrbach. Vertraulich! Beitrag zur Beurteilung der Verhältnisse <strong>in</strong> den deutschen Frontera-Kolonien<br />

<strong>und</strong> der Möglichkeit zukünftiger Kolonisation. PAAA, R/79122.<br />

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