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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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Ferenc Fischer<br />

Im Juni 1926 legte der erste Sekretär der <strong>chilenischen</strong> Gesandtschaft Berl<strong>in</strong>,<br />

Oscar Blanco Viel, den Antrag der <strong>chilenischen</strong> Regierung auf e<strong>in</strong>e deutsche<br />

E<strong>in</strong>wanderung dem Auswärtigen Amt auch offiziell vor. 68 Bei e<strong>in</strong>em Gespräch<br />

des <strong>chilenischen</strong> Diplomaten mit M<strong>in</strong>isterialrat Graf Franz von Tattenbach <strong>und</strong><br />

Referent Rudolf Bobrik stellte sich heraus, dass die chilenische Regierung mit<br />

zweitausend deutsche Auswandererfamilien rechnete. 69 Graf von Spee, deutscher<br />

Gesandter <strong>in</strong> Santiago, der im Sommer 1926 se<strong>in</strong>en Urlaub <strong>in</strong> Deutschland<br />

verbrachte, führte <strong>in</strong> dieser Angelegenheit – von deren Bedeutung heraus – e<strong>in</strong><br />

Sondergespräch mit Graf von Tattenbach im Auswärtigen Amt. Von Spee wusste<br />

von den Kolonisationsplänen der <strong>chilenischen</strong> Regierung, mahnte aber auf jeden<br />

Fall zur Vorsicht. Nach Aussagen des Protokolls warf er z. B. offen die, bis dah<strong>in</strong><br />

noch ungeklärte Frage auf, welche Motive die chilenische Regierung bei der Anregung<br />

der deutschen Kolonisation habe <strong>und</strong> warum es <strong>in</strong> der Tat für sie so wichtig<br />

sei, diese 2000 Deutschen „so schnell wie möglich” nach Chile zu holen. In<br />

Kenntnis der f<strong>in</strong>anziellen Lage Chiles me<strong>in</strong>te von Spee, es sei unwahrsche<strong>in</strong>lich,<br />

dass die chilenische Regierung für die Kolonisation der deutschen Ackerbauern<br />

aufkommen könne, dazu brauche man nämlich grosse Kapitalkraft. Von Spees<br />

„vertrauliche Informationen” bezogen sich ohneh<strong>in</strong> nicht auf 2000 Familien, sondern<br />

ausschließlich nur auf „zweitausend Männer”. Von Spee me<strong>in</strong>te, e<strong>in</strong>e Erklärung<br />

für den vertraulichen Plan der <strong>chilenischen</strong> Regierung zur Kolonisation der<br />

2000 Männer könne ihre angespannte außenpolitische Lage mit Peru wegen der<br />

Tacna-Arica-Frage se<strong>in</strong>, die auch die Möglichkeit e<strong>in</strong>es Krieges nicht ausschließe<br />

<strong>und</strong> deshalb vielleicht die chilenische Regierung auch mit vielen deutschen Munitionsfabrikarbeitern<br />

kalkuliere. 70<br />

E<strong>in</strong> paar Tage später suchte von Spee das Auswärtige Amt erneut auf, da er<br />

<strong>in</strong>zwischen von e<strong>in</strong>em Deutsch-Chilenen aus Valdívia, den er noch früher um e<strong>in</strong>e<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>studie zu den Aussichten weiterer deutscher Kolonisationen gebeten<br />

hatte, ausführliches Material bekam. Das zwanzigseitige, von Justus Rohrbach<br />

fertiggestellte Material trug zu Recht den Unterscheidungsvermerk „vertraulich”.<br />

Das Memorandum legte vor allem dar, wie e<strong>in</strong> Vertreter der Deutsch-Chilenen<br />

– wie auch Rohrbach selbst – über die privilegierte Lage der Deutsch-Chilenen<br />

<strong>in</strong> Südchile sowie über die Notwendigkeit „deutscher geschlossener Kolonien”<br />

dachte. 71 Rohrbach stellte schon am Anfang se<strong>in</strong>es Berichts fest, an e<strong>in</strong>er erne-<br />

68 Von Tattenbachs Aufzeichnung. Berl<strong>in</strong>. 28. Juni 1926. PAAA, R/79112.<br />

69 Ebd.<br />

70 Von Tattenbachs Aufzeichnung. Berl<strong>in</strong>. 15. Juli 1926. PAAA, R/79122.<br />

71 Justus Rohrbach. Vertraulich! Beitrag zur Beurteilung der Verhältnisse <strong>in</strong> den deutschen Frontera-Kolonien<br />

<strong>und</strong> der Möglichkeit zukünftiger Kolonisation. PAAA, R/79122.<br />

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