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und „mden” in chilenischen ewässern (1925–1927)

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Ferenc Fischer<br />

Puerto Montt unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>s Programm des Kreuzerbesuchs aufzunehmen,<br />

sonst könnten im Kreise der Bewohner der dortigen deutschen Kolonien große<br />

Aversionen aufkommen. Junkermanns Vorschlag basierte auf dem Bericht von<br />

Kapitänleutnant Hormel, dem Leiter der Mar<strong>in</strong>emission <strong>in</strong> Puerto Montt, den<br />

Junkermann se<strong>in</strong>er Meldung ebenfalls beifügte. 41<br />

Die Sonderzüge der deutschen Mar<strong>in</strong>esoldaten durchfuhren von überwiegend<br />

deutschen Kolonien bewohnte Gebiete. An den Haltestellen flatterten nur die<br />

alten, schwarz-weiß-roten Flaggen der Kaiserzeit, die die abweisende Haltung<br />

der deutschstämmigen Bevölkerung gegenüber der Weimarer Republik signalisieren<br />

sollten. Beim E<strong>in</strong>treffen <strong>in</strong> Puertto Montt empf<strong>in</strong>g die Militärkapelle der<br />

<strong>chilenischen</strong> Garnison die Matrosen der Berl<strong>in</strong> mit der deutschen Nationalhymne.<br />

Zum festlichen Abendessen wurde sogar der französische Konsul e<strong>in</strong>geladen, der<br />

jedoch die Teilnahme absagte. Kapitänleutnant Hormel sprach <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Toastreden<br />

– Junkermanns Anweisungen entsprechend – se<strong>in</strong>en Dank dafür aus, dass<br />

Chile die E<strong>in</strong>wanderung von Deutschen <strong>in</strong>s Land ermöglicht habe, außerdem galt<br />

e<strong>in</strong> besonderes Dankeschön der Neutralität des Landes während des Weltkrieges.<br />

Hormel hielt es für wichtig, hervorzuheben, das Deutschtum könne stolz darauf<br />

se<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e Kultur bewahrt zu haben, <strong>und</strong> betonte ausdrücklich, die engen emotionalen<br />

Verb<strong>in</strong>dungen mit der Heimat sollten auch <strong>in</strong> der Zukunft aufrechterhalten<br />

bleiben. Die Deutsch-Chilenen, die z. T. auf Spanisch das Wort ergriffen,<br />

hoben wiedreum hervor, auch trotz ihrer deutschen Abstammung gute Chilenen<br />

gewesen zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> auch weiterh<strong>in</strong> solche bleiben zu wollen.<br />

Die deutschen Matrosen bekamen neben der Begeisterung auch die große<br />

Enttäuschung der deutschstämmigen Bevölkerung von Puerto Montt zu spüren.<br />

Die E<strong>in</strong>wohner der Hafenstadt hatten sogar e<strong>in</strong>en Brief an Reichspräsidenten<br />

H<strong>in</strong>denburg geschrieben, um zu erreichen, dass die Berl<strong>in</strong> auch <strong>in</strong> Puerto Montt<br />

anlegte. Doch ihre monatelangen Bemühungen blieben ergebnislos. Kapitänleutnant<br />

Hormel schien es daher angebracht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bericht zu erwähnen,<br />

dass immer, wenn er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rede Chile lobte, begeisteter Applaus ausbrach,<br />

der jedoch, wenn es um Deutschland g<strong>in</strong>g, ziemlich nachließ. Den Gr<strong>und</strong> dafür<br />

sah Hormel dar<strong>in</strong>, dass unter den E<strong>in</strong>wanderern der zweiten Generation,<br />

die schon 50–60 Jahre alt waren, fast niemand <strong>in</strong> Deutschland gewesen war,<br />

während sich die Zuneigung zur Heimat bei vielen deutschstämmigen Jugendlichen<br />

der dritten Generation durch Deutschlands verlorenen Krieg <strong>und</strong> die<br />

darauffolgenden Revolutionen abgekühlt habe. Alles <strong>in</strong> allem schätzte Hormel<br />

41 Anlage 2. Bericht des Kapitänleutnants Hormel über den Aufenthalt <strong>in</strong> Puerto Montt <strong>und</strong><br />

Osorno vom 10. bis 14. Dezember 1925. PAAA, Deutsche Botschaft Santiago. Berl<strong>in</strong>.<br />

�<br />

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