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eine Jagd kennenzulernen. Fritz hatte in der Nacht davor vor lauter Aufregung<br />
kaum schlafen können, und dann war es ihm sehr schwer gefallen, lange Zeit<br />
ganz still im Hochsitz zu sitzen und zu warten. Doch er wollte den Jäger nicht<br />
enttäuschen und darum hatte er sich größte Mühe gegeben, so still wie irgend<br />
möglich zu sein. Das war ihm damals auch mehr oder weniger gut gelungen,<br />
zumindest war der Jäger zufrieden gewesen und hatte ihn vor seinem Großvater<br />
gelobt.<br />
Als er daran denken musste, fiel ihm das Stillsitzen plötzlich viel leichter und<br />
er verspürte den gleichen Willen wie damals, durchzuhalten und nicht in überflüssige<br />
Aktivität zu verfallen. Das entlockte ihm ein Schmunzeln, denn<br />
eigentlich hatte er sich inzwischen dem kleinen Jungen von damals weit überlegen<br />
gefühlt. Aber manche Dinge des Lebens begleiten einen eben über die<br />
Kindheit hinaus, dachte Fritz sich.<br />
Allmählich kam er in eine ruhigere Stimmung und ließ den sonnigen Herbsttag<br />
auf sich wirken. Kaum vorstellbar, dass an einem so schönen friedlichen<br />
Tag nicht weit von hier viele persönliche Katastrophen passieren und noch viel<br />
mehr in Vorbereitung sind. Angesichts des milden Wetters fand Fritz es eigentlich<br />
recht gnädig vom Schicksal oder irgendwelchen Terroristen, dass der<br />
<strong>EMP</strong>-Schlag zu so einer freundlichen Zeit passiert war. Die meisten Ernten<br />
waren eingebracht und es war noch warm genug, um ein bisschen Zeit für die<br />
Wintervorbereitung zu haben. Das würde aber bestimmt nicht ausreichen; da<br />
war Fritz sich sicher.<br />
Kurz bevor die Sonne unterging war die Stadt immer noch wie zuvor und<br />
Fritz machte sich auf den Weg zu seinem Haus, denn zumindest diese Nacht<br />
wollte er noch mal in seinem Haus verbringen. Als er vor dem Eingang den<br />
Sperrmüll sah, kam ihm das Haus schon ein bisschen fremd vor. Aber genau<br />
eine solche Wirkung wollte er ja schließlich erzielen.<br />
Drinnen fühlte er sich aber recht schnell behaglich, denn an das Kerzenlicht<br />
hatte er sich inzwischen gewöhnt. Später würde er sich um dauerhaftere Lichtquellen<br />
kümmern müssen, denn selbst der größte Kerzenvorrat ist irgendwann<br />
verbraucht, aber das hatte Zeit bis nach der Haupt-Plünderer-Gefahr.<br />
Er machte es sich in seinem Lieblingssessel bequem und las weiter in dem<br />
Buch, das er schon wieder fast vergessen hatte. Eine Weile las er recht interessiert<br />
und die Geschichte lenkte seine Gedanken etwas ab. Nebenbei warf er<br />
immer wieder einen Blick auf sein Empfangsgerät, was aber eigentlich gar<br />
nicht unbedingt nötig gewesen wäre, denn er hatte den Bewegungsmelder-<br />
Alarm aktiviert.<br />
Irgendwann war er jedoch müde und legte sich ins Bett. Er träumte von<br />
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