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striche. Weil er gerade Appetit auf süß hatte, öffnete er die Konfitüre und<br />

bestrich einen der Hartkekse damit. Wie gut, dass er gute Zähne hatte. Die<br />

Kekse waren schon ziemlich knackig. "Hartkekse" traf es ganz gut.<br />

Etwas traurig betrachtete er das Kaffee- und das Tee-Pulver. Obwohl er zu<br />

den unkomplizierten Menschen gehörte, die beides mögen, hatte er dennoch<br />

kein heißes Wasser, um sich eins davon zuzubereiten. "Dafür gibt es bestimmt<br />

auch eine Schlange." dachte er sich. Immerhin war der Obstsalat flüssig gewesen,<br />

wenn auch ziemlich süß. Wo war noch gleich die nächste Wasserausgabe-<br />

Stelle? Zur Zeit konnte er sich sowieso nicht vom Platz bewegen, weil er ja auf<br />

seinen Studienkollegen wartete.<br />

Also setzte er seine Begutachtung des EPAs fort. Außer den Brotzutaten und<br />

den Hauptmahlzeiten gab es noch Schokolade und Kaugummi. Die Schokolade<br />

wollte er sich für später aufheben; sie sah auch nicht sehr verlockend aus. Und<br />

den Unsinn mit dem Kaugummi haben sie bestimmt den Amis nachgemacht.<br />

Normalerweise kaute Ulli fast nie Kaugummi, aber vielleicht konnte man sich<br />

damit ja die Wartezeit vertreiben. Er steckte sich also einen der Kaugummis in<br />

den Mund und packte den Rest des Tages-Vorrats wieder so gut wie möglich<br />

ein. Dabei verweilte sein Blick noch eine Weile bei den verschiedenen Tüchern,<br />

den Streichhölzern und den Wasser-Desinfektions-Tabletten. Er wäre<br />

froh gewesen, wenn er einen Einsatz-Zweck für Streichhölzer und Wasser-<br />

Desinfektion gehabt hätte. Aber auf das Wasser würde er wohl noch etwas<br />

warten müssen.<br />

Inzwischen hatten es sich mehrere Leute neben ihm bequem gemacht und<br />

auch ihre Ess-Pakete geöffnet. Ulli kam sogar ein bisschen ins Gespräch. Einer<br />

bot ihm etwas Wasser an, was er dankend entgegennahm. Jetzt war das Durst-<br />

Problem erstmal abgewendet. Seine Mit-Lagerinsassen fanden das Leben im<br />

Lager auch sehr merkwürdig. Alle ärgerten sich über die langen Schlangen.<br />

Dann tauschten sie Tipps über kurze Kloschlangen und angebliche Heißwasser-<br />

Stellen aus, die sie auf dem Weg zur Essensausgabe gesehen hätten.<br />

In der Nähe wurde es plötzlich laut. Eine Gruppe Männer hatte offensichtlich<br />

eine Auseinandersetzung. Nach kurzer Zeit schlugen zwei Männer aufeinander<br />

ein und es sah ziemlich brutal aus, bis die umstehenden Männer die beiden<br />

Streithähne trennten, nicht ohne ihrerseits laut zu schimpfen. Einer der prügelnden<br />

Männer blutete aus der Nase und der andere stand gekrümmt da, als<br />

würde ihm der Bauch weh tun.<br />

Ullis Sitznachbar schüttelte den Kopf. Ihm gefiel so etwas wohl genauso wenig<br />

wie Ulli. Sie unterhielten sich ein Weilchen über die Schlechtigkeit des<br />

Tieres Mensch und kamen ins philosophieren. Irgendwann hörte man Gitarren-<br />

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