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Eindruck gemacht. Es gab also doch noch Menschlichkeit untereinander und<br />
nicht nur stumpfes Schlange stehen. Ermutigt setzte er seine Füße Schrittchen<br />
für Schrittchen zentimeterweise voreinander. Immerhin musste er jetzt nicht<br />
mehr den schweren Rucksack mitschleppen. So ein kleines Stück Papier war<br />
doch erheblich leichter.<br />
Etwa eine Stunde später kam er endlich an die Reihe und erkannte dann auch,<br />
warum es solange gedauert hatte. Obwohl es eigentlich nur darum ging, die<br />
Bezugsscheine entgegenzunehmen, zu entwerten und die EPAs auszuhändigen,<br />
waren fünf Militärs mit diesem Prozess beschäftigt. Eine genaue Überprüfung<br />
auf Echtheit war ja durchaus sinnvoll, aber die Soldaten schienen sich eher im<br />
Weg zu stehen. Und weil schon soviele Leute für die eine Ausgabestelle benötigt<br />
wurden, gab es wohl nur diese eine.<br />
Schließlich stand er da, bepackt mit seinen sechs EPAs, nachdem er glaubhaft<br />
versichert hatte, dass die zweite Ladung für einen Freund sei. Sofort ging<br />
er Richtung Treffpunkt, den er mit dem Studienkollegen vereinbart hatte. Die<br />
EPA-Pakete waren nämlich sperrig, wenn man unter jedem Arm drei davon<br />
tragen musste und schnitten mit den Kanten schmerzhaft in die Arme.<br />
Bald hatte er den Treffpunkt erreicht, aber vom Anderen war keine Spur.<br />
Naja, er konnte ja auch ein Weilchen warten und dabei erstmal etwas essen.<br />
Interessiert entfernte er die Verpackung des ersten EPA-Paketes. Als er den<br />
Inhalt sah, war sein erster Gedanke: Und das soll ich alles an einem Tag essen.<br />
Das schaff ich ja nie in so kurzer Zeit. Er breitete den Inhalt vor sich auf dem<br />
Boden aus, der an dieser Stelle erfreulicherweise ziemlich sauber und eben war.<br />
Zwei Päckchen waren recht groß und abgerundet rechteckig. Aluschalen mit<br />
Deckel. "Cevapcici" stand auf dem einen und "Gulasch mit Kartoffeln" auf dem<br />
anderen. Das waren offensichtlich Hauptgerichte, aber warum zwei für einen<br />
Tag? Und wie sollte man die warm kriegen? Seinen verhängnisvollen kleinen<br />
Kocher hatte er im Wohnheim gelassen. Bei der Essens-Ausgabe hatten die<br />
irgendwas mit Wasserbad gesagt, und dass es da Plätze für gebe, wo heißes<br />
Wasser zur Verfügung stand. Wieder Schlange stehen, diesmal für heißes Wasser?<br />
Dann gab es Obstsalat. Das war mal ne gute Idee, den konnte man auch einfach<br />
so essen. Weil Ulli inzwischen ziemlich hungrig war, öffnete er den<br />
Obstsalat sofort und schnüffelte vorsichtig daran. Begeistert war er vom ersten<br />
Eindruck nicht, aber er dachte sich, dass man bei solchen Rations-Nahrungen<br />
auch nur fad schmeckende Dosenkost erwarten konnte. Immerhin war der<br />
Obstsalat süß und saftig und das hob die Stimmung.<br />
Als nächstes stieß er auf Vollkorn-Brot und Hartkekse und diverse Brotauf-<br />
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