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Auftauen in die Küche. Jedesmal, wenn mir unser üppiger aktueller Speisezettel<br />
bewusst wurde, fand ich das irgendwie ganz absonderlich. Dass Notzeiten<br />
mit überüppigen Kuchen-Orgien und anderen Schlemmereien beginnen konnten,<br />
stellt man sich im Normalfall einfach nicht so vor. Woanders würde es<br />
auch bestimmt nicht so üppig ausfallen, aber bei fast allen Kühltruhen-Besitzern<br />
müsste es erstmal viel zu essen geben.<br />
Zwischendrin noch ein kleiner Sprung ins Büro, um zu checken, ob unser<br />
Server ordentlich lief. Er lief wunderbar und da war sogar jemand im Chat, mit<br />
dem ich eine Viertelstunde schwätzte. Der Chatter war in einer ähnlichen Situation<br />
wie wir und seine Frau wollte auch Garten-Gemüse einkochen. Ich<br />
empfahl, fertige scharfe Spaghetti-Soßen aus den Zucchinis zu machen oder sie<br />
einzulegen wie Gurken. Beide Varianten waren dem Chatter neu und er freute<br />
sich über die Anregungen. Im Gegenzug empfahl er mir die Äpfel zu trocknen,<br />
wenn ich zu viele für die Gläser hätte.<br />
Nach dem kurzen Chat ging ich beschwingt in den Garten, bepackt mit einer<br />
großen Schüssel, um das anstehende Gemüse zu ernten. Als ich an den Gewächshäusern<br />
vorbeiging, die wir bisher nur teilweise in Betrieb genommen<br />
hatten, kam ich spontan auf die Idee, darin noch einen späten Versuch mit<br />
Schnittsalat und Herbstrüben zu machen. Im Gewächshaus konnten sie vielleicht<br />
den ersten Wintereinbrüchen trotzen und uns dann im Spätherbst noch<br />
mit Salat und leckerem Suppengemüse versorgen. Draußen im Freiland sprossen<br />
schon die ersten Herbstgemüse, aber bisher hatte ich mich nicht auf den<br />
erhöhten Bedarf durch ausgefallene Supermärkte eingerichtet und daher war ich<br />
sparsam mit dem Ansäen gewesen, um nicht zu viel Salat und Rüben zu haben.<br />
Nun stellte sich die Frage "zuerst säen oder zuerst ernten?".<br />
Ich entschied mich für zuerst säen, denn dann wären die geernteten Gemüse<br />
besonders frisch bei der Verarbeitung. Also stellte ich die Schüssel auf einen<br />
Tisch und holte mir Werkzeug und Samen. Erfreulicherweise hatte ich schon<br />
eine Ecke im Gewächshaus vorbereitet, nachdem die Gurken abgeerntet waren<br />
und so hatte ich die recht ausgiebige Säaktion nach einer Viertelstunde beendet.<br />
Wenn es einen milden langen Herbst geben würde, hätten wir im Gewächshaus<br />
wohl reelle Chancen, noch einige knackige Salate und Rüben für warme Suppen<br />
zu ernten.<br />
So nach und nach kam mir der Ernst der Situation immer mehr ins Bewusstsein.<br />
Das Gärtnern hatte ich zwar schon einige Jahre recht ausgiebig<br />
betrieben, aber jetzt würde vielleicht unser Leben davon abhängen, dass ich<br />
alles richtig mache. Vorher konnte ich mich bei kleinen Unglücken immer<br />
damit trösten, dass es ja nur ein Hobby sei und dass es im Supermarkt Ersatz<br />
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