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Festmahl zu einem bestimmten Tag freuen kann, dann hilft schon die Vorfreude,<br />
die Laune zu verbessern. Ein Festtag kann ein bisschen Hoffnung und<br />
Freude geben. Dafür wurden sie schließlich ursprünglich erfunden. Und man<br />
kann wohl davon ausgehen, dass die Erfinder des Prinzips der Fest-Tage jeden<br />
Winter Angst ums Sattwerden hatten, denn das war früher der Normalzustand.<br />
Diese Leute (wahrscheinlich Steinzeitmenschen) waren also Spezialisten in<br />
puncto "harte Zeiten". Und ich hatte bisher nie Hunger wegen Nahrungsmangel<br />
erlebt. Das kannte ich nur aus Geschichten. Aber ich konnte mir vorstellen,<br />
dass es vielleicht helfen könnte, ein Fest in harten Zeiten zu bereichern, wenn<br />
man schon für jedes Fest ein Paket mit ein paar Zutaten auf Lager hat.<br />
Auch die Kräuter-Vorräte sahen gut aus. Jetzt würden meine Unmengen von<br />
Wasserdost-Tinktur, Salbei-Tee und Ringelblumen-Salbe bestimmt bald gebraucht<br />
werden. Anstatt dem echten Bauerntum hatte ich mich nämlich eher<br />
den Heilkräutern verschrieben, denn das lag mir mehr und damit kannte ich<br />
mich schon seit Jahrzehnten recht gut aus. Heilkräuter und gesundheitlicher Rat<br />
konnten in Notzeiten durchaus ein gutes Zahlungsmittel für Getreide, Fleisch<br />
und Milch sein. Und ich durfte sowas sogar ohne schlechtes Gewissen machen,<br />
denn ich hatte noch von früher einen Heilpraktiker-Schein in der Schublade. Ob<br />
da noch jemand fragen würde in solchen Zeiten? Bestimmt erstmal nicht, aber<br />
sicher ist sicher.<br />
Außer Kräutern und Tinkturen hatte ich natürlich auch noch chemische Medikamente<br />
vorrätig. Unzählige Packungen mit Aspirin und Ibuprofen,<br />
freiverkäuflichem Fußpilz-Mittel, Mobilat, Kohle-Tabletten, Fiebermittel, Desinfektionsmittel<br />
und Beruhigungsmittel standen neben etlichen Flaschen<br />
Schnaps; nicht etwa zum Saufen, sondern zur Desinfektion und für Tinkturen.<br />
Zum Trinken nur aus medizinischen Gründen, wenn beispielsweise mal jemand<br />
eine sehr schmerzhafte Behandlung brauchen würde. Sogar ein echtes Chirurgen-Besteck<br />
hatte ich in meinem Medizin-Schrank. Das war aber eher dafür<br />
vorgesehen, es einem echten Chirurgen zur Verfügung zu stellen, der sein<br />
Werkzeug in den Tumulten verloren hatte. An einem toten Schwein hatte ich<br />
beim Bauern im kleinen Dorf zwar mal "Amputieren" geübt, aber das war<br />
wirklich nicht meine Sache. Und wenn ich mir vorstellte, das an einem lebenden<br />
Menschen zu machen, der nicht mal richtig schlief, grauste es mich. Aber<br />
für eine mittelgroße Splitter-Entfernung fühlte ich mich durchaus gut vorbereitet.<br />
Meine Antibiotika-Vorräte hatte ich einem verständnisvollen Arzt zu verdanken,<br />
der von meinen Notfall-Vorbereitungen fasziniert war und auch erkannte,<br />
dass ich die verschreibungspflichtigen Medikamente nicht für Unfug einsetzen<br />
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