EMP-Roman-12.pdf

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06.12.2012 Aufrufe

Jahre vorher hatte ich erkannt, dass ich nicht für das Leben als Fulltime-Bäuerin oder Gärtnerin geschaffen war. Eine vollständige Selbstversorgung mit Getreide und Milchprodukten würde ich nicht so bald hinbekommen. Aber je mehr wir selber schaffen konnten, desto besser. Wahrscheinlich würden wir im Frühling sogar mit Kaninchen- und Hühner- Haltung anfangen. Bisher hatten wir darauf verzichtet, weil wir durch die Firma schon genug zu tun hatten. Aber dieser Teil unseres Lebens war jetzt ja sehr eingeschränkt und es gab völlig neue Prioritäten. Über den Bau von Ställen hatte ich schon öfters nachgedacht; das dürfte kein größeres Problem werden. Und von einem Bauern im richtigen (größeren) Dorf konnte ich junge Hühner und Kaninchen bekommen, wann immer ich wollte. Das hatte ich schon länger geklärt und sie auch schon quasi vorab bezahlt, damit er sich im Ernstfall gebunden fühlen würde. Der Bauer hatte sich zwar über mein Ansinnen etwas gewundert, aber er sah ein, dass man sich die Pflege von Tieren nur aufladen sollte, wenn man auch die Zeit dafür hat. Ob wir uns die Tiere vielleicht schon vorher holen sollten, bevor die hungrigen Bauern sie im Winter essen würden? So ein Mist; Felix war schon unterwegs ins Dorf. Naja, das hatte wohl Zeit bis zum nächsten Mal. Wir mussten uns sowieso schon um genug kümmern. Ganz hinten in der Reihe der Essensvorräte stand noch ein etwas kleinerer Schrank mit den Feiertags-Vorräten. Das mag man für einen schlechten Witz halten, aber wir hatten tatsächlich spezielle Vorräte für Feiertage in Notzeiten. Denn wenn man jeden Tag eher langweilige Konserven-Nahrung essen muss, vor allem noch später, wenn die Vorräte richtig knapp werden, dann braucht man besonders dringend ab und zu mal ein paar Leckereien und einen Tag lang Essen, das einen richtig satt macht. Da gab es also zum Beispiel fünf spezielle Pakete mit Weihnachts-Füllung. Da hatte ich sowas wie Spekulatius, Baumkuchen, Schokolade zum Schlecken, besonders hübsche Kerzen für die Romantik und Schoko-Müsli, Trockenmilch, Semmelknödel, Apfelrotkraut und eine größere Fleischdose fürs Essen reingepackt. In die Ostermischungen hatte ich natürlich Schoko-Eier usw. gepackt und ein extra Päckchen mit Kresse-Samen. Für die jeweiligen Geburtstage gab es spezielle Wunsch-Pakete mit Lieblings-Essen und Kuchen in der Dose, für Silvester eine Flasche Sekt und noch weitere zwei Flaschen Sekt pro Jahr für unvorhergesehene Gründe zum Feiern. Um das Ganze abzurunden gab es noch für jedes Jahr ein neutrales Fest-Paket, denn manchmal braucht man einfach ein Fest, um sich aufzumuntern. Die Idee mit den Fest-Paketen war mir erstmalig gekommen, als ich anfing, ernsthaft über einen ganzen Jahresvorrat nachzudenken. Nachdem ich uns da mit sehr vielen Spaghettis und viel Öl gedanklich 66

spottbillig und eintönig durchs Jahr gebracht hatte, hatte ich sofort anschließend die Auswahl der Vorräte erweitert, um alles, was mir an bezahlbaren haltbaren Nahrungsmitteln so einfiel. Und irgendwann war ich dann beim Schoko-Müsli angekommen, das ich bisher auch immer als preiswertes Produkt empfunden hatte (zumindest meine Lieblings-Sorte). Aber im Vergleich zu den nackten Haferflocken war es plötzlich superteuer. Also schrieb ich als Anzahl eine "2" hin und dachte mir: Eine für Weihnachten und eine für Ostern. Und damit fing es an. Plötzlich fielen mir ganz viele Sachen ein, die man für bestimmte Gelegenheiten als Extra einpacken könnte. Von dort bis zum Feiertags-Paket war es gedanklich nur ein kleiner Schritt. Die Durchführung erwies sich als langwieriger, denn so richtige Weihnachts- Süßigkeiten gibt es eben nur vor Weihnachten usw.. Aber es sollte ja sowieso ein langjähriges Projekt werden. In der nächsten Vorweihnachtszeit hab ich also erstmal die Leckereien fürs aktuelle Jahr und einen Satz halbwegs haltbarer Sachen für den Vorrat fürs nächste Jahr und noch ein paar Einzelstücke für Haltbarkeits-Tests darüberhinaus gekauft und die Vorrats-Sachen ordentlich dicht verpackt und in den kühlen Keller gelegt. Das Problem bei den Süßigkeiten ist nämlich, dass die meisten Sachen normalerweise nur drei bis sechs Monate halten. Und weil ich unbedingt einen Fünf-Jahresvorrat mit Feiertags-Paketen aufbauen wollte, musste ich viel experimentieren mit kühler Lagerung, Schutzatmosphäre und dergleichen mehr. Im nächsten Jahr war es dann lustig, das erste Weihnachts-Paket testweise auszupacken und zu probieren. Natürlich hatte ich auch frische Sachen und neue Vorräte gekauft, aber zumindest was die frischen Sachen anging, wäre das gar nicht unbedingt nötig gewesen, denn ein Großteil der Sachen vom letzten Jahr hat noch gut geschmeckt. Wahrscheinlich hatte der kühle, dunkle Keller geholfen, die Sachen frisch zu halten. Und so testeten wir uns durch die Feiertage der Jahre und hatten immer viel Spaß dabei. Manche Sachen und einige Verfahren mussten wir auch aus dem Projekt streichen, aber insgesamt lief es ganz zufriedenstellend. Und außerdem hatte ich am Beispiel leichter verderblicher Sachen viel über die fortgeschrittene Haltbarmachung gelernt. Man könnte natürlich denken, solche Sperenzien, wie Weihnachts-Pakete seien unvernünftiger Luxus und man sollte das Geld und die Zeit lieber in noch ein Jahr Spaghetti oder ein besseres Zelt stecken. Das hatte ich mir auch überlegt. Und sowas wie Spaghetti und Zelte gehen natürlich vor. Aber ich dachte mir auch, dass Festtage gerade in schweren Zeiten besonders wichtig sind. Normalerweise schmeckt das Weihnachtsessen gut, wenn es lecker gekocht ist, aber wenn man sich nach vielen Tagen mit Spaghetti pur auf ein besonderes 67

spottbillig und eintönig durchs Jahr gebracht hatte, hatte ich sofort anschließend<br />

die Auswahl der Vorräte erweitert, um alles, was mir an bezahlbaren haltbaren<br />

Nahrungsmitteln so einfiel. Und irgendwann war ich dann beim Schoko-Müsli<br />

angekommen, das ich bisher auch immer als preiswertes Produkt empfunden<br />

hatte (zumindest meine Lieblings-Sorte). Aber im Vergleich zu den nackten<br />

Haferflocken war es plötzlich superteuer. Also schrieb ich als Anzahl eine "2"<br />

hin und dachte mir: Eine für Weihnachten und eine für Ostern. Und damit fing<br />

es an. Plötzlich fielen mir ganz viele Sachen ein, die man für bestimmte Gelegenheiten<br />

als Extra einpacken könnte. Von dort bis zum Feiertags-Paket war es<br />

gedanklich nur ein kleiner Schritt.<br />

Die Durchführung erwies sich als langwieriger, denn so richtige Weihnachts-<br />

Süßigkeiten gibt es eben nur vor Weihnachten usw.. Aber es sollte ja sowieso<br />

ein langjähriges Projekt werden. In der nächsten Vorweihnachtszeit hab ich<br />

also erstmal die Leckereien fürs aktuelle Jahr und einen Satz halbwegs haltbarer<br />

Sachen für den Vorrat fürs nächste Jahr und noch ein paar Einzelstücke für<br />

Haltbarkeits-Tests darüberhinaus gekauft und die Vorrats-Sachen ordentlich<br />

dicht verpackt und in den kühlen Keller gelegt.<br />

Das Problem bei den Süßigkeiten ist nämlich, dass die meisten Sachen normalerweise<br />

nur drei bis sechs Monate halten. Und weil ich unbedingt einen<br />

Fünf-Jahresvorrat mit Feiertags-Paketen aufbauen wollte, musste ich viel experimentieren<br />

mit kühler Lagerung, Schutzatmosphäre und dergleichen mehr. Im<br />

nächsten Jahr war es dann lustig, das erste Weihnachts-Paket testweise auszupacken<br />

und zu probieren. Natürlich hatte ich auch frische Sachen und neue<br />

Vorräte gekauft, aber zumindest was die frischen Sachen anging, wäre das gar<br />

nicht unbedingt nötig gewesen, denn ein Großteil der Sachen vom letzten Jahr<br />

hat noch gut geschmeckt. Wahrscheinlich hatte der kühle, dunkle Keller geholfen,<br />

die Sachen frisch zu halten. Und so testeten wir uns durch die Feiertage der<br />

Jahre und hatten immer viel Spaß dabei. Manche Sachen und einige Verfahren<br />

mussten wir auch aus dem Projekt streichen, aber insgesamt lief es ganz zufriedenstellend.<br />

Und außerdem hatte ich am Beispiel leichter verderblicher Sachen<br />

viel über die fortgeschrittene Haltbarmachung gelernt.<br />

Man könnte natürlich denken, solche Sperenzien, wie Weihnachts-Pakete<br />

seien unvernünftiger Luxus und man sollte das Geld und die Zeit lieber in noch<br />

ein Jahr Spaghetti oder ein besseres Zelt stecken. Das hatte ich mir auch überlegt.<br />

Und sowas wie Spaghetti und Zelte gehen natürlich vor. Aber ich dachte<br />

mir auch, dass Festtage gerade in schweren Zeiten besonders wichtig sind.<br />

Normalerweise schmeckt das Weihnachtsessen gut, wenn es lecker gekocht ist,<br />

aber wenn man sich nach vielen Tagen mit Spaghetti pur auf ein besonderes<br />

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