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tnisse kamen aber nicht zustande. Gegen Nachmittag war er endlich dran und<br />

durfte in das Registrierungszelt treten. Dort ging alles recht zügig, weil er seine<br />

Ausweise dabei hatte und er erhielt ein grünes Bändchen fürs Handgelenk,<br />

einen schlecht gedruckten Merkzettel und einen Bezugsschein für drei Tagesrationen.<br />

Er erfuhr, dass es heute und morgen noch Gemeinschaftsessen geben<br />

würde und wo die Schlange dafür sei und dass er sich übermorgen die Tagesrationen<br />

abholen können würde, um unabhängiger zu sein. Außerdem wurde eine<br />

Zeltnummer auf sein Bändchen geschrieben. Am Schluss wurde er auf den<br />

großen Lageplan hingewiesen, der sich vor dem Anmeldezelt und an mehreren<br />

wichtigen Stellen befinden würde und der ihm bei der Orientierung helfen<br />

würde. Dann durfte er gehen.<br />

Da er inzwischen schon sehr hungrig war, entschloss er sich, zuerst zur Essensschlange<br />

zu gehen. Diese Schlange war noch erheblich länger, als die<br />

Anmelde-Schlange, aber da die Prozedur des Essenfassens schneller ging, bewegte<br />

sich die Schlange auch schneller voran. Die Arme taten ihm schon<br />

allmählich weh vom ewigen Rucksack mitschleppen. Und die Füße sowieso.<br />

Als er endlich dran kam, stellte Ulli fest, dass es diesmal Linsensuppe gab, und<br />

da er sehr gern Linsensuppe aß, besserte sich seine Stimmung ein wenig.<br />

Nun noch die Kloschlange und er war soweit, sich den Weg zu seinem Zelt<br />

zu suchen. Dort angekommen, musste er mit Bedauern feststellen, dass schon<br />

fast alle Schlafplätze belegt waren. Schließlich fand er noch einen zugigen<br />

Platz am Rand des Zeltes. Jetzt war er sehr froh über seinen Schlafsack und das<br />

versöhnte ihn ein wenig mit der langen Schlepperei.<br />

In der Nacht konnte er nur sehr unruhig schlafen, denn er war es nicht gewohnt,<br />

mit hunderten von anderen Menschen in einem Zelt zu schlafen, die<br />

husteten, schnarchten, weinten und allerlei andere Geräusche von sich gaben.<br />

Der nächste Tag bestand fast ausschließlich aus Warteschlangen. Von der<br />

Kloschlange ging es zur Essensschlage und dann wieder zur Kloschlange. Zwischendrin<br />

die Schlange vor dem Informations-Center, um Neuigkeiten zu<br />

erfahren, was aber leider nicht sehr ergiebig war.<br />

Ulli kam sich unendlich nutzlos vor. Was sollte dieser Unfug hier? Gab es<br />

nicht genug zu tun in solchen Katastrophen-Zeiten? Das Lager diente anscheinend<br />

dem Schutz der Flüchtlinge vor Plünderern, denn weite Teile der Stadt<br />

waren Opfer wilder Plünderungen geworden. Dabei hatte es anscheinend auch<br />

viele Tote gegeben. Und dieses Lager konnte eben gut bewacht werden und es<br />

gab sowieso schon Zelte und mobile Toilettenanlagen. Aber leider nicht genug<br />

Toilettenanlagen. Und auch mit der Essensverteilung lief es sehr schleppend.<br />

Wie lief das denn sonst hier auf dem Oktoberfest? Da kamen doch auch viele<br />

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