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den schwersten Schrank vor die Tür zu schieben. Anna half kräftig mit und die<br />

Aktion heiterte sie deutlich auf.<br />

Als es dunkel wurde und sie Kerzen anzünden wollten, ließen sie außerdem<br />

die Rollläden herunter, damit man das Licht nicht von draußen sehen konnte,<br />

nicht ohne vorher einen Blick auf die Umgebung zu werfen. Anscheinend hatte<br />

sich die Aufmerksamkeit der Plünderer inzwischen fast vollständig auf die<br />

Wohnblöcke verlagert, denn immer mehr mit Möbeln und Elektrogeräten beladene<br />

Menschen strömten aus den Häusern und in den Grünanlagen zwischen<br />

den Häusern gab es wilde Schlägereien. Ronja fragte sich, ob den Leuten klar<br />

war, dass die Elektrogeräte weitgehend unbrauchbar sein würden. An einigen<br />

Stellen sah man Fässer, in denen Feuer brannten und auch einige große Lagerfeuer<br />

waren zu sehen, um die sich Menschen scharten. Das gab der Szene ein<br />

gewisses Grillparty-Aussehen, aber irgendwie war es auch gespenstisch.<br />

Nach dem Herunterlassen der Rollläden widmeten sie sich wieder dem Mau-<br />

Mau-Spiel, denn die Geschichten zum Erzählen waren fürs Erste ausgegangen.<br />

Die beiden Erwachsenen hofften, dass Anna bald schlafen würde, denn dann<br />

konnten sie sich freier über die anstehenden Probleme unterhalten, ohne Anna<br />

noch mehr zu beunruhigen.<br />

Aber bevor Anna die geringsten Anzeichen von Müdigkeit zeigte, rumpelte<br />

es ziemlich laut im Gang ihres Stockwerks. Ronja flüsterte Anna zu, dass sie<br />

ganz ruhig sein sollte, und Nanni löschte die Kerzen, um ganz sicher zu gehen.<br />

Sie kauerten sich auf dem Sofa zusammen und hielten sich an den Händen.<br />

Anna konnte man anmerken, dass sie am liebsten ganz viel gefragt hätte, aber<br />

sie spürte wohl den Ernst der Situation und blieb ruhig. Nur wenige Minuten<br />

nach dem ersten Rumpeln hörten sie, wie es beim rechten Nachbarn immer<br />

lauter wurde, zuerst Schläge, viele kräftige Schläge und dann ein Splittern,<br />

dann war wohl die Tür eingebrochen, denn anschließend hörte man keine<br />

Schläge mehr, nur verhaltene menschliche Stimmen und verschiedenste Geräusche<br />

von der Wand, die an ihre Wohnung grenzte. Ronja stellte sich vor, wie<br />

die Plünderer die Nachbarwohnung Stück für Stück leerräumten und ihr wurde<br />

übel.<br />

Dann waren die Schläge an ihrer Tür zu hören. Ronja befürchtete das<br />

Schlimmste und schlich zur Küchenschublade und holte Messer für sich und<br />

Nanni. Da saßen sie nun, mit Messern in den verkrampften Händen und hielten<br />

fast die Luft an. "Bitte lieber Gott, lass sie weitergehen." betete Ronja still für<br />

sich, und das, wo sie sich bisher noch nie für Gott und Beten interessiert hatte.<br />

Anscheinend half das Stoßgebet, denn nach einer Weile ließen die Schläge<br />

nach und noch etwas später konnten sie den Lärm an der Tür des anderen<br />

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