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Keller gefunden wird, und diesem Risiko wollten wir uns nicht aussetzen. Lieber<br />
mittellos als tot. Darum war diese Kurzzeit-Flucht die beste Möglichkeit.<br />
Doch um rechtzeitig gewarnt zu sein, wenn Banden sich unserem Haus näherten,<br />
wollten wir auf einer Anhöhe noch eine Webcam installieren, die per<br />
Funk ein Bild von der Zufahrtstrasse liefern würde. Ich ging also zu Felix ins<br />
Büro, denn diese Webcam hing eng mit seinen Fortschritten zusammen.<br />
Felix war inzwischen schon weit gekommen. Er hatte drei Leute im deutschsprachigen<br />
Raum erreicht, mit denen er vorher schon vereinbart hatte, dass sie<br />
bei dem Notfall-Netz mitmachen würden. Sie wollten, genau wie wir, heute<br />
mal alles ausprobieren und ab morgen möglichst dauerhaft mit ihren Servern<br />
zur Verfügung stehen. Das waren sehr gute Nachrichten. Wir hatten zwar mit<br />
mehr Leuten gerechnet, aber vielleicht kam das noch.<br />
Jetzt stand eine Menge Arbeit an, um die Ideen zu realisieren. Der Server war<br />
kein Problem, denn der wartete schon fertig installiert auf seinen Einsatz. Der<br />
Server war übrigens ein stromsparendes Netbook. Zur Not hätte man ihn in die<br />
Jackentasche stecken können. Die Funk-Antenne war schon schwieriger, denn<br />
um eine gute Reichweite zu haben, musste sie möglichst weit oben sein. Da ein<br />
Mast wegen der Auffälligkeit nicht infrage kam, wollten wir sie in den höchsten<br />
Baum in Hausnähe hängen. Felix hatte sich extra für diesen Zweck<br />
Steigeisen angeschafft und das Baumklettern geübt, damit es im Ernstfall<br />
problemlos klappen würde.<br />
Wir gingen also zu dem erwählten Baum und Felix machte sich an den Aufstieg.<br />
Meine Aufgabe war es, das dünne Kabel nachzuführen und außerdem das<br />
Seil zu sichern, an dem Felix zusätzlich festgemacht war. Und so sah ich ihn<br />
von unten aus hochklettern, während ich verkrampft das Seil hielt. Eigentlich<br />
war ich ja früher mal die Baumkletterin von uns gewesen, aber das war in meiner<br />
Jugend gewesen, als ich im Verhältnis zu den Muskeln noch leichter war.<br />
Inzwischen hatte Felix naturgemäß deutlich kräftigere Muskeln, vor allem in<br />
den Armen und Händen, daher war er der Kletterer der Wahl, obwohl er gar<br />
nicht gern solche Risiken einging. Immerhin ging er das Ganze sehr vorsichtig<br />
an, was auch mich beruhigte. Mulmig war mir trotzdem zumute.<br />
Irgendwann war er so weit oben, dass sich der Stamm unter seinem Gewicht<br />
schon leicht zur Seite neigte und dort band er die Antenne gründlich fest. Die<br />
Antenne selbst war recht klein; von unten konnte man sie unmöglich sehen.<br />
Und das Kabel hatten wir auch in braun gewählt, damit es nicht so auffiel. Das<br />
Anschlusskabel zum Haus hatten wir schon letztes Jahr im Boden vergraben.<br />
Nachdem er den Sitz der Antenne durch kräftiges Rütteln mehrmals überprüft<br />
hatte, begann Felix den Abstieg. Er war noch sehr weit oben und winzig klein,<br />
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