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so oft, vor allem nicht in seinem eigenen Zimmer. Also nahm er seinen ganzen<br />

Mut zusammen und bat die Freunde heimzugehen. Da alle im gleichen Wohnheim<br />

wohnten, sollte das kein Problem darstellen. Nach einer langen<br />

Viertelstunde hatten sich denn auch alle auf den Weg gemacht und Ulli sank<br />

erschöpft auf seinen Schreibtischstuhl.<br />

Es sah aus wie nach einem Bombeneinschlag. Das Bett total zerwühlt, der<br />

komische Kocher stand immer noch auf dem Tisch, die Spüle stand voll mit<br />

Gerümpel, sein Papiermüll quoll über mit verschmierten Essenspackungen und<br />

Einmaltellern, auf dem Schreibtisch war Wein ausgelaufen und auf dem Teppich<br />

prangte ein dicker roter Fleck, der immer grösser wurde, weil der Wein<br />

nach wie vor vom Schreibtisch tropfte. Ulli war entsetzt.<br />

Nach ein paar Schreckminuten raffte er sich jedoch auf und fing an, den<br />

gröbsten Schaden zu beheben. Das fing natürlich mit dem tropfenden Wein an,<br />

der ihn einige Minuten beschäftigte. Plötzlich roch er etwas merkwürdiges. Wie<br />

leicht angebrannt. Es roch schon eine Weile so. Ein Geruch wie beim Basteln.<br />

Er sah sich in Erinnerung, wie er mit einem kleinen Lötkolben Muster in Holz<br />

gebrannt hatte und immer sehr gut aufpassen musste bei dieser gefährlichen<br />

Tätigkeit.<br />

Alarmiert schaute er auf und sah den Esbit-Kocher leise vor sich hin köcheln.<br />

Da war immer noch ein letzter Rest der Brennwürfel am Brennen und als Ulli<br />

näher hinschaute, wurde ihm schlagartig klar, warum er sich bei der Kochaktion<br />

so unwohl gefühlt hatte: Die Jungs hatten keine feuerfeste Unterlage<br />

daruntergelegt. Geistesgegenwärtig griff er sich sein Kopfkissen, das auf dem<br />

Boden rumlag und erstickte damit die Flammen. Anschließend nahm er zwei<br />

doppelt gefaltete Küchenhandtücher (ja, sowas besaß er - schließlich war er ein<br />

ordentlicher Mensch), ergriff den Kocher und warf ihn in die Spüle, die immerhin<br />

aus Metall bestand.<br />

Der Tisch war ruiniert. Die Hitze hatte eine richtige Vertiefung in das Holz<br />

gefressen. Wie sollte er das dem Haus-Verwalter beichten?<br />

Nach einer weiteren Stunde der Schadensbehebung im Kerzenlicht zog Ulli<br />

eine Bilanz seiner "Party". Sämtliche Nahrungsmittel waren aufgegessen und<br />

zu trinken gab es auch nichts mehr. Sein Klo war verstopft und in die segensreiche<br />

Notfall-Kiste war Bier gelaufen, wenn auch nicht sehr viel. Der Boden<br />

war außer dem Weinfleck auch noch biergetränkt und stank. Den Rucksack<br />

hatte jemand anscheinend dazu benutzt, um seine Schuhe abzuwischen, auf<br />

jeden Fall war er inzwischen ziemlich schmutzig. Das Kopfkissen war völlig<br />

ruiniert. Seine Füße wurden durch fünf Blasen geziert und ihm tat jeder Knochen<br />

weh.<br />

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