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enen zwanzig Gefangenen und bot ihnen an, die Nacht in einem Nachbardorf<br />

zu verbringen. Dort wäre eine kleine Polizeistation, die ihnen einen provisorischen<br />

Unterschlupf bieten konnte. Mit verschiedenen Fahrzeugen gelangten sie<br />

zu dem Dorf. Die Polizeistation war wirklich sehr klein, aber sie hatte einen<br />

Speiseraum, der genug Platz für alle bot. Einer nach dem anderen durfte die<br />

kalte Dusche benutzen und bald hingen lauter notdürftig gewaschene Kleider<br />

über allem, was man als Wäscheständer benutzen konnte.<br />

Eine der Polizisten-Ehefrauen brachte einen großen Topf mit dampfendem<br />

Eintopf, den sich die Flüchtlinge gerne schmecken ließen. Mit den Polizisten,<br />

die mitaßen, kamen sie ins Gespräch und Ronja fragte, was sie schon eine<br />

ganze Weile verwundert hatte: "Waren das jetzt eigentlich Soldaten oder Polizisten,<br />

die uns befreit haben? Ich kann das irgendwie gar nicht richtig<br />

auseinanderhalten, außer, wenn Sie Ihre weißen Mützen aufhaben."<br />

"Zur Zeit ist das auch gar nicht so leicht, denn wir sind froh über jeden der<br />

mithilft, darum arbeiten wir momentan sehr viel zusammen. So war das auch<br />

bei ihrer Befreiung. Die Soldaten übernehmen normalerweise eher die Feindkontakte<br />

und wir kümmern uns um die Zivilisten, aber auch das gerät<br />

manchmal durcheinander. Ich bin auf jeden Fall ein Polizist, wie man auch an<br />

meiner Mütze erkennen kann", dabei deutete er auf seine typische Polizisten-<br />

Mütze, die über der Stuhllehne baumelte. Die Mütze hatte auch schon bessere<br />

Tage gesehen, war aber noch ganz eindeutig als Polizisten-Mütze zu erkennen.<br />

Ronja bedankte sich mit einem Lächeln und wurde dann von einem anderen<br />

Gesprächsthema eingefangen, bei dem es sich um ihre Weiterreise drehte. Ein<br />

Gerücht besagte, dass einer der Dorfbewohner mit seinem leistungsstarken<br />

Traktor und einem großen Anhänger am nächsten Tag nach Karlsruhe Durlach<br />

fahren wollte, um dort Verwandte abzuholen. Das wäre eine optimale Mitreisegelegenheit<br />

für die Flüchtlinge, deren nächstes Ziel sowieso Karlsruhe war.<br />

Tatsächlich entsprach das Gerücht der Realität und so wurde ihre Weiterreise<br />

für den nächsten Tag vereinbart.<br />

Die Fahrt auf dem Anhänger hatte durchaus ihre reizvollen Seiten, denn sie<br />

hatten eine gute Rundum-Sicht. Auch der Fahrtwind war deutlich zu spüren,<br />

was der Fahrt etwas wildromatisches gab, wenn man die Haare der Mitreisenden<br />

im Wind flattern sah. Erträglich war die Fahrt aber nur, wenn man sich<br />

dicht in den Schlafsack einwickelte und eng zusammenrückte. Gegen das starke<br />

Rütteln der schlechten Federung gab es gar keinen Schutz. Aber keiner beschwerte<br />

sich, als nach einer guten Stunde Fahrt alle Knochen wehtaten, denn<br />

zu Fuß hätten sie für die Strecke bis nach Karlsruhe bestimmt drei Tage gebraucht.<br />

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