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ald konnten die Gefangenen sehen, wie die Wegelagerer mit erhobenen Händen<br />

ihre Baracke verließen, bedroht von mehreren uniformierten Männern.<br />

Ein Polizist mit zerknitterter Uniform öffnete die Tür ihres Gefängnisses und<br />

lud sie freundlich ein, das grässliche Gehege zu verlassen. Völlig zerzaust und<br />

verdreckt schlurften die Gefangenen nach und nach aus dem Gehege. Erst als<br />

die ersten zehn Gefangenen schon in Freiheit waren, dämmerte es den Gefangenen<br />

allmählich, dass sie befreit wurden und sie brachen zuerst zaghaft, dann<br />

immer fröhlicher in Jubel aus. Eine rundliche Frau mittleren Alters ergriff den<br />

völlig verdutzten Polizisten und gab ihm einen dicken Kuss auf den Mund.<br />

Vor der Baracke der Räuber wurde ihre gesamte Beute ausgebreitet, damit<br />

jeder sich seine Besitztümer wieder zurückholen konnte. Die Verteilung der<br />

Gegenstände nahm ziemlich viel Zeit in Anspruch, denn die Gegenstände<br />

waren nach ihrer Beschaffenheit sortiert und nicht nach Besitzern. Stück für<br />

Stück fand Ronja ihre Rucksäcke wieder, dann auch die Kleider, Brieftasche,<br />

Taschenmesser, Schlafsack und dergleichen. Zur Stillung des ersten Hungers<br />

gab es keksartige Riegel, die den Bauch auf freundliche Weise anfüllten.<br />

Ein bisher unbekannter Soldat kam auf Ronja und Anna zu, als sie gerade dabei<br />

waren, ihre Rucksäcke wieder voll zu packen.<br />

"Bist du Anna aus Berlin?", fragte er.<br />

"Ja", antwortete Anna und sah den jungen Mann etwas verängstigt an.<br />

"Hier, das soll ich dir geben", sagte er und übergab Anna einen großen Teddybär.<br />

Anna war sprachlos, denn dieser Teddy glich ihrem zweitliebsten Teddy aufs<br />

Haar. Sie hatte bittere Tränen geweint, als klar geworden war, dass sie ihn in<br />

Berlin lassen musste. Der Teddy roch sogar wie ihr eigener Teddy.<br />

Ronja erholte sich schneller von ihrem Staunen und fragte den Soldaten:<br />

"Danke vielmals. Wo haben sie den Teddy denn her?"<br />

"Keine Ahnung wo der herkommt. Er wurde mir mitgegeben, als wir zu diesem<br />

Einsatz aufbrachen. Das ist alles", antwortete der junge Mann.<br />

Anna war es ziemlich egal, wo der Teddy herkam, Hauptsache er war da und<br />

sie konnte ihn knuddeln. Der graue Schatten, der sie seit der Vernichtung ihres<br />

anderen Teddys umgeben hatte, wich langsam von ihr. Sie konnte sogar schon<br />

wieder etwas lächeln.<br />

Diejenigen Gefangenen, die in der Nähe wohnten, verließen den Ort des<br />

Schreckens einer nach dem anderen. Die anderen, die auf der Flucht waren,<br />

wussten nicht so recht wohin sie gehen sollten, so verdreckt und durchgefroren<br />

wie sie waren.<br />

Der freundliche Polizist, der sie befreit hatte, kümmerte sich um die verblie-<br />

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