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38 Ronja<br />

Den ganzen nächsten Tag über blieben Ronja, Anna und ihre Mitgefangenen<br />

in ihrem kalten Gefängnis. Nach und nach wurden es immer mehr Gefangene,<br />

sodass sie am Abend schon dichtgedrängt eingepfercht waren. Anna weinte viel<br />

an diesem Tag. Immer wieder fiel ihr der Teddy ein und wie grausam er niedergemetzelt<br />

worden war. Ronja konnte Annas Entsetzen gut nachempfinden,<br />

denn sie erinnerte sich noch genau, wie lebendig ihre Spieltiere früher für sie<br />

gewesen waren. Wenn ihre Brüder nur an einem Arm gezerrt hatten, hatte es<br />

Ronja schon so wehgetan, als wäre es ihr eigener Arm gewesen. Und Annas<br />

Teddy war wirklich grauenvoll zerfetzt worden.<br />

Die üblichen Ablenkungsmethoden wie Unterricht oder Geschichtenerzählen<br />

halfen nur vorübergehend, aber immerhin beteiligten sich auch einige der Mitgefangenen<br />

an der Fortsetzungsgeschichte, sodass es insgesamt ein wenig<br />

Erleichterung brachte.<br />

Gegen Mittag wurde ihnen ein offenes Fass mit Wasser hingestellt, das aber<br />

kaum ausreichte, um den Durst aller Gefangenen zu stillen. An Essen war gar<br />

nicht zu denken.<br />

Die Nacht war ein unbequemes Gewühl aus kaltem Matsch und halbwarmen<br />

Leibern, die sich so eng wie möglich aneinander drängten. Ronja war inzwischen<br />

so verzweifelt, dass sie kaum noch klar denken konnte. Von einer Idee<br />

zur Flucht aus diesem Albtraum war sie meilenweit entfernt. Als einer der Mitgefangenen<br />

jedoch ein Gebet anstimmte, schloss sie sich gerne an, obwohl sie<br />

sonst nie viel Interesse an Gebeten gehabt hatte. Das Gebet beruhigte die Gefühle<br />

und gab ein irrationales Gefühl von Geborgenheit. Es handelte von einem<br />

Hirten und Schafen und Ronja fühlte sich wie ein Schaf, das sich an seine Mitschafe<br />

drängt, um dem Regen zu entgehen. Mit diesem Bild vor Augen schlief<br />

sie endlich ein.<br />

Der Morgen dämmerte grau in grau und es war eher noch kälter als vorher,<br />

statt wie erhofft wieder ein bisschen sonniger zu werden. Die Zuversicht der<br />

Gefangenen war auf dem Nullpunkt. Sie machten sich nicht mal mehr Gedanken<br />

darüber, was wohl auf sie zukam, denn das wollten sie sich lieber nicht<br />

vorstellen.<br />

Gegen Mittag wurde es plötzlich unruhig in der Umgebung. Ob wohl ein<br />

neuer Schwung Gefangener eintraf? Das war wohl eher nicht der Fall, denn<br />

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