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es Prachtexemplar von Held geworden und zwar in einer Form, die auch von<br />

den Frauen geachtet wurde. Leider waren solch kraftzehrende Sportarten wie<br />

Bauarbeit nicht gerade Ullis Stärken und daher vermied er sie auch nach Möglichkeit.<br />

Nun ja, wenn er erst eine gutbezahlte Stelle hätte, würde sein Sexappeal<br />

schon steigen. Dessen war er sich sicher. Wenn nur diese Schuhe nicht so<br />

drücken würden.<br />

Schließlich erblickte der Trupp der U-Bahn-Wanderer eine Öffnung in der<br />

Röhre, aber Licht gab es dort auch nicht. Auf dem Bahnsteig waren mehrere<br />

Raufereien im Gange, zumindest hörte es sich so an.<br />

Als sie den Bahnsteig erreichten und sich gegenseitig dabei halfen hinaufzuklettern,<br />

kamen mehrere Leute auf sie zu, anscheinend in angriffslustiger<br />

Stimmung. Der Mann mit der durchsetzungsfähigen Stimme rief kurz und zackig<br />

"Zur Seite, wir evakuieren Frauen und Kinder." Das klang wohl sehr<br />

offiziell, denn die potentiellen Angreifer zogen sich leise murrend wieder zurück.<br />

Auf diese Weise erreichten sie nach längeren verwinkelten Wegen durch die<br />

dunkle U-Bahnstation ungeschoren das Tageslicht. Es blendete richtig, das<br />

Sonnenlicht wiederzusehen. Endlich waren sie gerettet.<br />

Doch was sie erblickten, sah gar nicht nach Rettung aus. Auf der Straße<br />

waren alle Autos ineinander gefahren und sahen großteils sehr verbeult aus.<br />

Mitten im stehengebliebenen Verkehrsstrom stand ein lädierter Krankenwagen<br />

und auf dem Gehsteig war eine Art Open-Air-Lazarett aufgebaut worden. Dort<br />

standen und saßen etliche Menschen, die an der einen oder anderen Stelle bluteten.<br />

Aber auch die unverletzten Fußgänger verhielten sich nicht wie sonst. Mal<br />

abgesehen von den Schaulustigen beim Lazarett, eilten die Meisten noch hektischer<br />

als sonst den Weg entlang, einige liefen jedoch auch ziellos hin- und<br />

her.<br />

Ulli war erleichtert, dass seine Aufgabe als Held sich dem Ende näherte und<br />

begleitete seine verletzte Dame zu dem Krankenwagen-Lazarett. Dort durfte sie<br />

sich auf einen Hocker setzen und warten. Sie bedankte sich überschwänglich<br />

bei ihrem Retter, was Ulli für einen besonders erfreulichen Teil des Heldentums<br />

hielt. Zugleich wand er sich verlegen und versuchte außerdem noch<br />

möglichst cool auszusehen, so als würde er täglich verletzte Frauen aus der<br />

dunklen U-Bahn retten.<br />

Nun konnte er sich wieder seinem Studium zuwenden. Hoffentlich war er<br />

nicht allzu spät dran. Noch zwei Stationen zu Fuß von hier aus. Das gefiel ihm<br />

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